Drei Tage in den Alpen
Mittwoch, 14.9.2022
Meran
St.-Josef-Parkhaus
Aus den geplanten zwei sind fast drei Stunden geworden. Wir stellen unseren Panda direkt am Marconi-Park im St.-Josef-Parkhaus ab, mitten in Meran. Ein helleres und freundlicheres Parkhaus habe ich noch nie gesehen. Ist man mal drin, sieht man von Weitem schon anhand der grünen bzw. roten Lampen über den extrabreiten Parkbuchten, wo noch was frei ist. Dass das Parkhaus komplett videoüberwacht ist, finde ich persönlich gut, für mich bedeutet das mehr Sicherheit.
- Im St.-Josef-Parkhaus
- In guter Gesellschaft
Rundweg durch die östliche Altstadt
Durch den Marconi- und am Sissi-Park vorbei kommen wir auf die Postbrücke, die über die Passer direkt zur Kurpromenade der Stadt Meran führt. Doch dort wollen wir noch nicht hin.
Weil wir unseren Kaffee erst zum Abschluss trinken wollen (ich hab mir wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses das Stadtcafé am Rennweg ausgesucht), habe ich geplant, erst mal zum Domplatz hoch zu gehen, dann irgendwie an der Passer entlang bis raus zum steinernen Steg, zurück zur Nikolauskirche und zum Kurhaus, auf der Kurpromenade an der Passer entlang bis zur Theaterbrücke und dann auf einen Cappuccino ins Stadtcafé. Nach dem Cappuccino dann wieder zurück zum Parkhaus (Das ist die Karte dazu).
Wir gehen zunächst mal über die Postbrücke Richtung Bozner Tor. Eine uralte Tafel, die wohl aus derselben Zeit stammt wie das Tor selbst, besagt, dass es aus dem 14. Jahrhundert stammen und ein Tor der damaligen Stadtmauer gewesen sein soll. An der Südseite des Turms kann man die Wappen von Österreich, Tirol und Meran erkennen, denn Meran war nicht immer italienisch.
In der schmalen, etwa 100 m langen Gasse hinter dem Tor, die bis hoch zum Domplatz verläuft, sieht man schon, dass man hier auf Touristen eingerichtet ist. Überteuerte Waren, die zwar schön aussehen, die man aber in Supermärkten zu einem Bruchteil des Preise bekommt.
- Melone
- Obst
Den Vogel ab schießt ein Marktstand am Domplatz, wo es u.a. bunte Teigwaren gibt. „Beim Kauf von drei Tüten sparen Sie einen Euro“, steht da, aber dass eine Tüte Nudeln neun Euro kostet, steht nirgends. Bei diesen – ich nenn´s mal Horrorpreisen – machen 4% Ersparnis dann auch nichts mehr aus. So gut, dass diese Preise gerechtfertigt sind kann eine Nudel, so meine Ansicht, gar nicht schmecken.
- Das Bozner Tor
- Löwenskulptur am Haus Steinachplatz 8, Meran
Über Hallergasse und Via Steinach, sicher nicht die Vorzeige-Ecken Merans, gehen wir hinunter Richtung Winterpromenade. In den Gässchen wirkt alles recht heruntergekommen. Lediglich eine Löwenstatue auf der Terrasse eines villa-ähnlichen Gebäudes am Steinachplatz 8 hat für mich einen gewissen Charme, sodass ich sie fotografieren muss.
Nachdem wir durch die eher weniger attraktiven Gässchen durch sind, sind wir unten an der Passer wieder im Meraner Vorzeige-Bereich, auf der Winterpromenade. Diese Promenade hat ihren Namen daher, weil es hier angeblich auch im Winter wärmende Sonnenstrahlen geben soll, die der Kurgast einfangen kann.
Am Franz-Tappeiner-Steg vorbei gehen wir hoch bis zur Ponte Romano (dem steinernen Steg), der aber nicht, wie es der Name vermuten lässt, römischen Ursprungs ist, sondern aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt. Den Namen „romano“ haben Faschisten 1935 frei erfunden, weil sie Meran unbedingt einen italienischen Touch geben wollten.
- Franz-Tappeiner-Steg
- Ponte Romano, der Steinerne Steg
Über die Zenobergstraße und das Passeirer Tor geht es wieder zurück in die Altstadt. Das Passeirer Tor, das erstmals 1349 erwähnt wird, war der Zugang zur Stadt vom Passeiertal her. Warum der Fluss Passer, das Tal aber Passeirer Tal heißt, ist mir nicht ganz klar. Nichtsdestotrotz sollen hier die Händler aufgebrochen sein, wenn sie ihre Waren über den Jaufen-Pass und den Brenner weit in den Norden bis nach Bayern brachten.
- Passeirer Tor
- Balkon an der Ecke Ortenstein-/Hallergasse
Als wir von der Ortenstein- in die Hallergasse einbiegen, ist Susanne von dem grün-weißen Arrangement so fasziniert, dass sie mir eine Aufnahme abnötigt und dann auch noch will, dass sie in diesem Bericht erscheint. Aber was tut man nicht alles?
Viel interessanter als die grünen Pflanzen auf dem weißen Balkon finde ich die Plakate, die ich in den Fenstern eines „etwas alternativen Hauses“ gesehen habe.
- Appell an die Touristen
- Über die Gedankenlosigkeit der Touristen
Irgendwie versteh ich die „Anti-Touristen-Campagne“ nicht, da in Meran – so mein Eindruck – jedes Haus, sofern es nur ein Zimmer frei hat, auf Touristen-Fang aus ist. So empfinde ich das auch beim SweetMayLeen oder bei den Villa Bergmann Suites in der Hallergasse. Beide liegen zwar sehr zentral, aber wer will hier wohnen? Man kann weder mit dem Auto hierherkommen, noch kann man irgendwo parken. Ich schlepp mein Zeug doch nicht kilometerweit durch die Gegend! So eine Bleibe wäre nichts für mich.
- Pension SweetMayLeen
- Villa Bergmann Suites
Wir gehen weiter zur Kirche St. Nikolaus, deren 78 m hoher Turm schon von Weitem sichtbar ist und der die ganze Altstadt überragt. Die Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1465 eingeweiht, 27 Jahre bevor Kolumbus nach Amerika aufbrach.
- Turm der St.-Nikolaus-Kirche
- Wandgemälde an der St.-Nikolaus-Südfassade
Auf der rechten Hälfte der Südfassade sieht man ein bestimmt zehn Meter hohes Wandgemälde, das den heiligen Christophorus zeigt. Das Gemälde ist aber nicht original, sondern wurde 1896 von Alfons Siber überpinselt.
Über die Leonardo Da Vinci Straße gehen wir durchs Bozener Tor wieder runter zur Postbrücke.
- Gasthaus zum Löwen
- Pferdedenkmal am Beginn der Winterpromenade
Kurpromenade
Und schon sind wir wieder an der Kurpromenade. Die Kurpromenade zwischen Post- und Theaterbrücke führt entlang des Nordufers der Passer. Sie eignet sich bestens zum Flanieren. Die gesamte Promenade ist gesäumt von einem Meer von Blumen, was diesem Bereich einen feinen südlichen Touch verleiht.
Gleich zu Beginn der Passage, unweit der Postbrücke, gibt es ein Blumenbeet, in dem die Stadtgärtnerei mit immer neuen Motiven für echte Hingucker sorgt. Als ob sie´s geahnt hätten, dass heute die Meeresakrobaten und Finn hier vorbeikommen, haben sie gleich am Anfang der Kurpromenade, keine fünf Meter von der Postbrücke weg, ein Delfin-Arrangement kreiert.
- Delfin-Arrangement an der Kurpromenade Meran
- Da freut sich auch der kleine Delfin Finn
Das Arrangement gefällt uns total, auch wenn die Gärtner (okay, Floristen und keine Experten für Meeressäugetiere) bei der Delfin-Fluke einen Fehler gemacht haben. (Bei Delfinen ist die Schwanzflosse im Gegensatz zu Fischen waagrecht!). Da wollen wir heute, im Urlaub, aber großzügig drüber hinwegsehen. Was zählt, ist allein der gute Wille.
Wo ich aber gar nicht drüber hinwegsehen kann, ist, wenn Radfahrer sich nicht an die Vorschriften halten. Obwohl die Kurpromenade deutlich sichtbar als Fußgängerzone ausgewiesen ist, radeln sie weg-klingelnd durch diese hindurch. Fehlt nur noch, dass sie sagen, die Fußgänger würden nicht auf das Klingeln hören und die Wege blockieren.
Es gibt eine Menge von Hinguckern, wie diesen kleinen Springbrunnen bei einem Eiscafé, in dem Spatzen baden und ihren Durst stillen, aber auch Nachdenkliches, wie diese Tafel, die den 18. März 2020 zum Gedenktag der Corona-Opfer erklärt.
- Spatzen-Brunnen
- Gedenktafel für die Opfer der Corona-Pandemie
Das 1874 eröffnete Kurhaus ist das Wahrzeichen Merans und zählt damit zu den hiesigen Top-Sehenswürdigkeiten. Hier war ich bereits am 26. April 1974 bei meiner allerersten Auslandsreise, die mein Freund, ich und unsere damaligen Freundinnen anlässlich einer Sternfahrt des ADAC unternommen hatten. Für uns Heranwachsende war der Große Kursaal seinerzeit nicht Jugendstil, sondern „gehobenster Lebensstil“ und der Sekt war für uns Champagner.
Wir waren von der „High Society“ so angetan, dass wir uns beim „Verlag 2001“ damals sogar Morgenstern und Kafka kauften, nur weil diese auch mal im Kurhaus weilten. Wir gehörten jetzt einfach dazu – glaubten wir.
Heute bin ich mit meiner Frau da, mit der ich seit über 30 Jahren verheiratet bin. Interessiert studiert sie die Speise- und Getränke-Karte des Kurhauses (siehe folgende Seite) und diese stimmen – obwohl die schwarz umrandet sind gar nicht mal so traurig, denn die dort aufgeführten Preise sind im Vergleich zu denen in den Lauben sogar recht human.
- Susanne studiert die Speise- und Getränkekarte des Kurhauses
- Natürlich hat die Stadt auch einen Meran-Schriftzug
Wenn ich es richtig gelesen habe, soll Meran seit Ende des 1. Weltkriegs italienisch sein. Dennoch spricht aber mindestens jeder zweite Einwohner deutsch. Das kommt auch den Besuchern zugute, von denen – gefühlt – mindestens 89% schwäbisch (das ist ein deutscher Dialekt) schwätzen. Offenbar haben viele Schwaben dieser Tage die gleiche Idee gehabt wie wir und haben die Zeit nach den Schulferien noch für ein kleines Ausflügle genutzt. Meran ist vom „Ländle“ ja nicht so weit weg.
Weiter flanieren wir durch Flora und Fauna und erfreuen uns an roten und rosafarbenen Malven …
- Rote Malven
- Rosafarbene Malven
… und lokalen Piepmätzen.
- Spatz
- Manche glauben einfach, sie seien was Besseres
„Wie wär´s mit einem Cappuccino in der Sonne zwischendurch“, steht auf einer Meran-Homepage, die ich bei der Planung zu Hause durchgelesen habe und das auf die Cafés in den Lauben hinweist, Das hört sich gut an.
„Sehr unfreundliche Bedienung“ und „sehr schlechtes Café mit horrenden Preisen“ oder „Torten haben die Konsistenz von Ziegelsteinen“ kann man in den Google-Bewertungen lesen. Das hört sich schlecht an.
Aus diesem Grund habe ich mich schon zu Hause für ein Café entschieden, das etwas weg von den Lauben liegt und das laut Google-Bewertungen vom Preis-Leistungs-Verhältnis her das beste sein soll in ganz Meran: Das Stadtcafé Meran im Rennweg 93, auch nur 300 Meter weg von den Lauben.
Zum Draußen-Sitzen ist es uns ein bisschen zu kühl, weshalb wir reingehen. Ich geh an die Theke und bestelle: „Einen Cappuccino und einen Latte Macchiato.“ „Auch einen Kuchen dazu?“ „Nein, ich mag nichts Süßes.“ „Halt, ich bin schließlich auch noch da!“, ergänzt Susanne meine Bestellung und wählt sich eine Schoko-Torte. Die Verkäuferin kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
- Susanne und Rüdiger im Café
- Cappuccino
Wir trinken unseren Kaffee, plaudern etwas und machen uns dann gegen vier auf den Rennweg runter bis zum Theaterplatz und dann an der Passer entlang Richtung Parkhaus.
Die Passer ist in Meran immer ein beliebter Platz zum Entspannen, nicht nur für Menschen.
- Blick entlang der Passer Richtung Osten
- Das macht Spaß!
Wenn wir schon da sind, muss ich natürlich auch die (oder den?) „Belvedere Passeggiata Passirio“, eine Art freischwingender Terrasse über der Passer ausprobieren. Von hier habe der Fotograf eine ganz andere Sichtweise auf Meran, sagt man. Ich bin also raus und hab mein Foto gemacht, aber ob das jetzt berauschender ist als die anderen (okay, der Bach unter dir rauscht, wenn Du auf der Terrasse stehst), wage ich nicht zu beurteilen.
- Die Passer östlich der Postbrücke
- Susanne fotografiert die Postbrücke
Schließlich erreichen wir die Postbrücke und die Heilig-Geist-Kirche, hinter der im St.-Josef-Parkhaus unser Panda steht.
- Blick von der Postbrücke zum Kurhaus von Meran
- Mit geübtem Blick und Strich…
Beim Blick zurück muss ich dann aber doch noch mal anhalten. Im Gegensatz zu mir, der seine Eindrücke auf Chip bannt, steht direkt an der Postbrücke auf der Südseite der Passer ein weißhaariger Mann im karierten Hemd mit seinem Skizzenblock. Ich bin überwältigt, wie er das Kurhaus mit gekonntem Strich auf die Doppelseite seines Buches überträgt. Das könnte ich nie und zolle dem Herrn, den ich vor der Aufnahme natürlich frage, ob ich ein Foto machen darf, großen Respekt.
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