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Drei Tage in den Alpen

Donnerstag, 15.9.2022


Nutztierhaltung


Steinböcke


Dass Alpensteinböcke, die im Sommer weit über Zugspitz-Niveau hinauf auf bis zu 3500 m klettern (selbst im Winter bleiben sie oberhalb der Waldgrenze), von Haus aus Ziegen sind, hätte ich im Leben nie vermutet.

Damit sie trittsicher sind und auch nach großen Sprüngen nicht abrutschen, haben die Hufe zwei unabhängig voneinander bewegliche Zehen mit verhorntem Rand und weichem Innenballen. So ein Huf passt sich jeder Unebenheit an.

Die Böcke können über zwei Zentner wiegen und eine Schulterhöhe von bis zu einem Meter erreichen. Die Geißen sind deutlich kleiner: Ihre Schulterhöhe beträgt maximal 80 Zentimeter bei 45 Kilogramm. Auch ihre Hörner unterscheiden sich deutlich: Während die Männchen bis zu ein Meter lange und 2,5 Kilogramm schwere Hörner bekommen können (jedes einzeln wohlgemerkt), sind die Hörner der Weibchen maximal 35 cm lang und viel weniger gebogen.

Eine Steinbockherde setzt sich in der Regel aus bis zu 20 Weibchen und Jungtieren zusammen. Junggesellen halten sich in separaten Gruppen auf. Alte Böcke sind meist Einzelgänger oder halten sich nur zeitweise in Gruppen auf. Lediglich im Winter sind die Männchen bei der Herde.

Steinböcke haben die Menschen offensichtlich schon in der Steinzeit fasziniert, was Höhlenzeichnungen in Frankreich belegen. Diese Faszination führte aber auch dazu, dass die Tiere im 18. Jahrhundert fast ausgestorben waren. Dennoch scheuen sie die Menschen nicht. Nur wenn diese mit Gleitschirmen oder Drohnen kommen, haben sie Angst und flüchten. Haben die Menschen einen Hund dabei, dann können die Alpensteinböcke ganz schön fies werden, sie klettern höher und treten Geröll los.

Aber eine gute Nachricht gibt es: Derzeit ist der Alpensteinbock nicht gefährdet.

Elche


Die ersten Elche im Alpenzoo Innsbruck waren ein Geschenk des Schwedischen Königshauses und letztes Jahr bekam der Zoo wieder ein Geschenk, zwei Elch-Jungs.

Ähnlich wie bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ in SAT 1 hat ein „Expertenteam“ für die Innsbrucker Elchkuh den schwedischen Elchbullen „Luke“ ausgesucht und das hat auf Anhieb „gematcht“, wie man neudeutsch sagt. Das Ende vom Lied: Vor 1½ Jahren kamen in Innsbruck die Elch-Zwillinge zur Welt.

Heute sind sie zwar noch nicht 2,30 m hoch – so groß können ausgewachsene Elchbullen nämlich werden –, aber immerhin sind sie mit 18 Monaten schon so alt, dass sie nicht mehr von der Mutter beschützt werden müssen, sondern selbst für sich sorgen könnten.

Sie wären also in der Lage, sich aufzumachen und – wie bei Elchen üblich – als Einzelgänger die Welt zu erkunden. Ihre Beine sind schon lang genug und die mit Schwimmhäuten versehenen, gespreizten Hufe würden ihnen helfen, dass sie im Tiefschnee, Morast oder gar in Sümpfen nicht einsinken.

Das typische Elch-Gesicht mit der breiten überhängenden Muffel, so nennt man die Oberlippe bei Elchen, haben sie auch schon. Somit wäre Laub-und-Nadelzweige-Fressen auch kein Problem.

Was ihnen noch fehlt, sind die mächtigen Elchschaufeln, die bis zu 20 kg schwer werden können, und dazu als Widerpart (irgendwo müssen die Sehnen und Muskeln, die das Geweih halten, ja befestigt sein) an der Brustwirbelsäule Dornfortsätze. Dadurch ergibt sich der bei älteren Bullen typische „Elchbuckel“.

Gegen Feinde wie Wolf und Braunbär können sie sich mit kräftigen, blitzschnellen Huftritten der Vorder- und Hinterbeine schon massiv zur Wehr setzen. Eben wegen dieser Tritte können Elche auch für Menschen gefährlich werden, sodass die Pfleger in Innsbruck das Gehege nur betreten dürfen, wenn die Elche eingesperrt sind. Obwohl Elche eher mit unseren Rehen als mit unseren Rothirschen verwandt sind, ist es also nichts mit „großes, liebes Rehlein“.

Wenn man von den Elchen aus immer den „Bärentatzen“ entlang weitergeht, sieht man in 3,5 km Entfernung auf der gegenüberliegenden Talseite die 1964 für die Olympischen Winterspiele gebaute Bergisel-Schanze.

Gämsen


Gämsen, die eigentlich nur in Europa vorkommen und hier den ganzen Alpenraum und Teile des Balkans besiedeln, sind – wie der Alpensteinbock – auch Ziegen. Markant sind ihre hakenförmig gebogenen Hörner, die „Krucken“ oder auch „Krickel“ genannt werden und die sowohl Männchen als auch Weibchen tragen, sowie die dunklen „Zügelstreifen“, die um das jeweilige Auge herum seitlich bis zum Nasenloch verlaufen.

„Und wo ist jetzt der Gamsbart? Abrasiert?“ Nein, mitnichten. Der Bart der Gämsen – der Gamsbart halt – wächst nicht wie bei Ziegen oder Bartgeiern am Kinn, sondern auf dem Rücken der Tiere und weil meine Bilder nur den Kopf der Tiere zeigen, könnt ihr den Gamsbart natürlich nicht sehen.

Geißen, Kitze und jüngere Männchen leben als Rudel miteinander, ältere Böcke sind in der Regel Einzelgänger. Ihr Lebensraum ist steiles, überwiegend felsiges Gelände, wo sie mit ihren speziellen „Bergschuhen“ (harte Schale außen, weiche Sohlen innen) bestens zurechtkommen.

Luchse


Der Luchs ist die größte Raubkatze in Europa. Jeder kennt die gefleckte Katze mit dem kurzen Stummelschwanz, dem auffälligen Backenbart und dem berühmten Pinselohr. Wozu die langen Haare an den Ohren gut sind, darüber streiten sich die Geister. Manche meinen, dass es Tasthaare seien, mit deren Hilfe sich die Katze bei Nacht gut bewegen kann, andere glauben, dass Luchse damit die Windrichtung bestimmen können. Luchse hetzen ihre Beute nämlich nicht, sondern schleichen sich nahezu lautlos bis auf wenige Meter an und fangen dann die Beute im letzten Moment mit einem einzigen Satz. Ich kann mich daher eher mich dem Argument „Windrichtung“ anfreunden, denn wozu brauchte ein Luchs Tasthaare, wenn er doch sprichwörtlich Augen hat „wie ein Luchs“?

Obwohl jeder das Bild eines Luchses vor Augen hat, haben ihn aber sicher die meisten von uns noch nie im Wald gesehen. Dazu gibt es in Deutschland einfach viel zu wenige der zwischenzeitlich sogar schon fast ausgestorbenen Tiere. 2019 ging der BUND von 85 Tieren in Deutschland aus. Stell dir vor, du streifst durch den Wald und siehst dann erst mal eine Million Mitmenschen – wer will das schon? –, bevor du auch nur auf einen einzigen Luchs triffst.

Hast du gewusst, dass sich der Name „Luchs“ – weil dessen Augen das Licht so stark reflektieren – von dem alt- und mittelhochdeutschen Wort „Luhs“ bzw. dem lateinischen Wort „lux“ ableitet? Beide Begriffe haben ja auch irgendwie etwas mit „Licht“ zu tun.

Jetzt hat man schon so wenige Luchse, dann gibt es auch noch Typen, die diese Tiere – warum auch immer – schießen müssen. Andere Luchse kommen auf ihren weiten Streifzügen durch Autos und Bahnen zu Tode. Umso schöner ist es, dass man im Alpenzoo Innsbruck gleich vier Exemplare bewundern kann: das Elternpaar und zwei im Juli 2021 geborene Jungtiere.

Schneehühner


In der Regel kommen Vögel zwei Mal jährlich in die Mauser, d.h. das auffällige Prachtkleid, das zum Anlocken eines Partners gewachsen ist, fällt aus und die Vögel bekommen, wenn der Partner erst mal an der Leine ist – das ist doch bei uns nicht anders – ein unauffälliges Alltags-Gefieder, das der Fachmann „Schlichtkleid“ nennt.

Bei Schneehühnern ist das nicht so. Ihre „Kleidung“ ist der Jahreszeit angepasst: Im Winter sind die Federn weiß, im Sommer braun-schwarz und im Herbst und Frühjahr weiß-braun–schwarz meliert. Auf diese Weise sind Schneehühner das ganze Jahr über perfekt getarnt. Aber es kommt noch was dazu: Die weißen Federn – und nur die – haben Lufteinschlüsse und dienen so quasi als „Thermowäsche“. Dazu kommen im Winter auch noch – quasi als „ornithologische Moonboots“ – verlängerte Federn, welche den Zehenballen umhüllen.

Wenn die Schneehühner ihre Kleidung jetzt aber nicht wegen „Lust auf Sex“, sondern aufgrund der Jahreszeit auswählen, woher soll dann eine vermeintliche Partnerin wissen, dass der Hahn „wuschig ist“?

Nun, das sieht sie an den Augenbrauen des Hahns. Aber nicht, weil die Augenbrauen des wuschigen Hahns jetzt buschig wären – eher das Gegenteil ist der Fall. Die Augenbrauen eines „willigen“ Hahns sind nämlich nackt, geschwollen und knallrot. Dieser Augenbrauenstreifen hat sogar einen extra Namen, es sind die sogenannten „Balzrosen“. Und welche Frau fährt nicht auf Rosen ab?

Eichelhäher


Auch wenn man sich in der Vogelwelt nicht so gut auskennt und der Eichelhäher brillant andere Vögel und Geräusche nachmacht, ist er – sobald man ihn irgendwo sitzen sieht – aufgrund seines schon von Weitem erkennbaren himmelblau-schwarz gebänderten Flügelfeldes unverwechselbar. Ich kenne das bei keinem einzigen anderen Vogel. Unverwechselbar wird der Vogel auch aufgrund seiner für Singvögel stattlichen Größe und wegen des rötlich-braun bis rosafarbenen Gefieders.

Auerhahn


Der Auerhahn ist unter den Raufußhühnern – das sind die mit den befiederten Füßen, die das Einsinken im Schnee verhindern sollen – der Größte. Trotzdem sieht man diese extrem gefährdeten Vögel praktisch nie.

Das ist kein Wunder, schließlich gehören Auerhähne, deren Population extrem geschrumpft ist und die sogar vom Aussterben bedroht sind, zu den scheuesten Wildtieren überhaupt. Vielleicht ist es ja besser, wenn man ihnen überhaupt nicht begegnet, denn sie können, wenn sie beispielsweise von „Outdoor-Sportlern“ gestört werden, recht ungehalten reagieren.

Wildkatzen


Die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Wildkatze sind ihr breiter, buschiger Schwanz mit den zwei bis drei schwarzen Ringen und dem schwarzen stumpfen Ende, das gegenüber Hauskatzen meist grau-gelb verwaschene Fell sowie die stets dünn schwarz umrandete rosa Nase.

Entgegen landläufiger Meinung ist die europäische Wildkatze nicht die Stammform der Hauskatze, die aus der ägyptischen Falbkatze gezüchtet wurde.

Manche denken ja, die Wildkatze sei eine verwilderte Hauskatze. Dem ist aber nicht so. Wildkatzen gab es in Europa schon lange bevor überhaupt irgendjemand auf die Idee kam, Katzen als Haustiere zu halten.

Wie alle Katzenartigen benötigt auch die Wildkatze täglich frisch erbeutetes Fleisch. Dabei stehen vor allem Mäuse auf ihrem Speiseplan. Zu einem bedeutend geringeren Anteil werden auch große Insekten, Vögel und Eidechsen gefressen. Nach der nächtlichen Jagd suchen Wildkatzen morgens ihre Schlafplätze auf.

Wildkatzen sind Einzelgänger mit eigenen, bis zu 30 km² großen Streifgebieten. In diesen halten sie sich regelmäßig auf, dort jagen sie und dort sind auch ihre Schlafplätze.

Nur in der „Ranz“, das ist so Anfang des Jahres, kommen sich Kater und Katzen näher. War die Paarung erfolgreich, erblicken meist im Frühjahr zwei bis vier Jungen das Licht der Welt (im Alpenzoo waren es heuer fünf!), um die sich das Weibchen alleine kümmert. Im Spätsommer lernen die Jungen, selbstständig zu jagen und im Herbst verliert sch schließlich der Familien-Kontakt.

Zu Katzen und Wildkatzen hat Susanne übrigens ein interessantes Unterrichtsmaterial für Grundschüler erstellt. Es heißt Mut auf sanften Pfoten und ist im Hase und Igel Verlag erschienen.

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