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Drei Tage in den Alpen


Donnerstag, 15.9.2022


Nutztierhaltung


Was wären die Alpen ohne Almen und was die Almen ohne die dort weidenden Nutztiere? Rinder, Schafe, Ziegen und andere Vierbeiner schaffen ganz nebenbei auch den Lebensraum für Murmeltiere, Gämsen, Steinböcke und all die anderen Tiere, die wir im Alpenzoo schon gesehen haben und auch noch sehen werden. Ohne die Beweidung würden die Bergwiesen sehr schnell mit Büschen zuwachsen und verwildern. Zucht, Evolution und Selektion machten die Alm-Bewohner im Laufe der Zeit immer robuster und widerstandsfähiger.

Die Nutztiere pflegen aber nicht nur die Landschaft, sondern versorgen die Menschen seit Jahrhunderten mit Fleisch, Milch, Käse und Wolle.

Der Alpenzoo Innsbruck würdigt diese Nutztiere, indem er sie in einem Schau-Bauernhof vorstellt.

Rinder


Aufgrund ihrer Größe, ihres Gewichts und der guten Futterverwertung sind Pinzgauer Rinder (das sind die kastanienbraun-weißen) und das Tiroler Grauvieh (mit stahlgrau-silbernem Fell) der rauen Bergwelt bestmöglich angepasst. Auch wenn es dort mal unerwartet schneien sollte, macht das den Tieren nichts aus. Kein Wunder also, dass fast alle Betriebe, die diese alten, weidetauglichen Rassen halten, auf über 1000 m Meereshöhe liegen.

Ochsen und Jungkühe, die nicht für die Milchwirtschaft im Einsatz sind, durchstreifen auch schon mal höheres Gelände. Viel Bewegung, Höhenluft und Alm-Kräuter sollen aber dafür verantwortlich sein, dass sie viel widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind und dass ihr Fleisch von der Beschaffenheit und vom Geschmack her deutlich besser sein soll. Auch sei die Milch von Alm-Kühen – wegen des höheren Anteils an Omega-3-Fettsäuren – vor allem für Blutdruck-Patienten deutlich gesünder als die von Stallkühen.

Schafe


Die zweithäufigste Nutztierart in den Höhenlagen sind Schafe. Während früher deren Wolle im Vordergrund stand, werden die Schafe heute in erster Linie wegen ihres Fleisches auf Almen getrieben. Der Lammbraten soll durch die Almhaltung besonders nährstoffreich und schmackhaft werden.

Wäre ich Bergbauer, dann wäre ein genügsames und standorttreues Schaf, das gut klettern kann, viel Wolle liefert und auch noch mit steilen und steilsten Hängen zurechtkommt, für mich geradezu ideal, wie beispielsweise das Walliser Schwarznasenschaf.

Nun bin ich kein Bergbauer sondern ein Tourist, der gerne Tierfotos macht, und da interessieren mich Fleisch, Milch und Käse relativ wenig. Da möchte ich ein schönes Foto machen. Und was gehört zu einem schönen Tierfoto? – Licht, das sich in den Augen der Tiere wiederfindet und dort – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Glanzpunkt setzt. Nur so sieht man auch Leben.

Ich weiß nicht, wer uns Fotografen foppen wollte, als er das Walliser Schwarznasenschaf kreiert und „grad zom Bossa“ (schwäbischer Ausdruck für „gerade zum Trotz“) komplett in Wolle gepackt hat, wo doch die Wolle gar nicht mehr so sehr im Vordergrund steht. Wolle am ganzen Körper, an den Beinen und sogar im Gesicht. Ich versteh ja, dass Wolle von Vorteil sein kann, wenn es in den unwegsamen, höheren Regionen – dort weiden die Schafe bevorzugt – auch mal kalt werden kann. Aber muss diese Wolle bei einem ansonsten weißen Schaf ausgerechnet im Gesicht schwarz sein, sodass dort jeder Lichtstrahl wie in einem „schwarzen Loch“ komplett verschluckt wird? Da geht nichts mit „Glanzpunkt“ und so, da ist der Fotograf mit seinem „Latein“ am Ende.

Ich hab die Schafe dann aber doch fotografiert, schließlich sind sie unheimlich lieb und zutraulich. Die Augen müsst ihr euch eben irgendwo zwischen Nasenspitze und den schraubenförmig seitlich abstehenden Hörnern vorstellen.

Ziegen


Die dritthäufigste Nutztierart auf Almen sind Ziegen.

Weil sie auch junge Triebe und Rinden von Bäumen und Büschen fressen, tragen sie dazu bei, Weiden auszudehnen und zu erhalten. In puncto „Geländegängigkeit“ übertrumpfen sie die Schafe sogar und so ist es nur natürlich, dass sie sich noch mehr „herumtreiben“ als jene. Eine Umzäunung ihres Weidegebiets ist daher unabdingbar. Was Ziegen übrigens gar nicht mögen, ist Regen, weswegen auf Ziegenweiden immer wieder auch Unterstände zu sehen sind.

Im Alpenzoo gibt es Pfauenziegen. Dazu möchte ich eine Anekdote erzählen. Die Pfauenziege ist weder ein Vogel, noch ist sie mit einem Vogel gekreuzt. Der Begriff „Pfau“ kommt einfach daher, dass die Führer der Herdenbücher ganz offensichtlich nicht richtig lesen konnten. (Der Geißenpeter konnte übrigens auch nicht lesen.)

Ihnen wurde zwar kein „X“ für ein „U“ vorgemacht, aber sie hielten das „V“ im Wort „Pfave“ einfach für ein „U“. Mit „Pfaven“ werden in der rätoromanischen Sprache die charakteristischen dunklen Streifen bezeichnet, die sich von den Hörnern der Ziege über die Augen bis zur Nase hin ziehen. Andere Quellen sagen aber auch, dass eine „Pfave“ der weiße Fleck auf dem ansonsten schwarzen Hinterteil der Tiere sein soll.

Mir soll´s egal sein und ich glaube, der Ziege, die da seitlich in einer Art Regal liegt, ist das auch egal.

Greifvogel-Voliere


Ein Highlight im Alpenzoo Innsbruck sind die begehbaren Greifvogel-Volieren. Außer dem Gänsegeier, dem Bartgeier und dem Mönchsgeier kann man hier auch noch den Schmutzgeier beobachten.

Gänsegeier


Da laufen dir u. a. Gänsegeier über den Weg oder hocken etwas erhöht und posen (in Wirklichkeit hocken sie natürlich nicht zum Posen höher, sondern weil sie von weiter oben einfach den besten Überblick haben). Da sitzen sie dann nur eine Armlänge weit weg, sodass man sie fast anfassen kann (was man aber nicht sollte!). Aber ein fröhliches Selfie darf natürlich nicht fehlen, wann schließlich kommt man einem derart interessanten Vogel so nahe?

Eine Besonderheit der Gänsegeier ist es, dass sie äußerst friedlich sind, sodass man sie auch gut mit anderen Vogelarten, aber auch mit Säugern wie Marder, Wiesel oder Fuchs vergesellschaften kann.

Trotzdem, auch wenn sie total friedlich sind, und ich weiß, dass Gänsegeier nicht jagen und keine Tiere (oder Menschen?) töten, sondern ausschließlich Aas fressen, habe ich vor ihren mächtigen Schnäbeln und Klauen dann doch etwas Schiss, sodass ich eher die Portrait-Fotografie mittels Teleobjektiv vorziehe.

In Büchern und Lexika kann man viel lesen, aber jetzt weiß ich auch, warum mir mein Instinkt sagte: „Geh nicht so nah ran“. Schaut euch mal die Flügel an! 2,80 m Spannweite, dabei dachte ich immer, die Schwäne am Mandichosee bei Mering seien, wenn sie in nur acht bis zehn Metern Höhe über uns hinwegflogen, schon riesig. Aber über deren 2,40 Meter kann der Gänsegeier nur lachen bzw. krächzen oder „kak-kak-kak“ rufen.

Mit bis zu 2,80 m Spannweite zählen Gänsegeier zu den größten Greifvögeln der Welt. Größere Spannweiten haben nur noch der Lämmergeier (2,90 m) und der in Südamerika lebende Andenkondor (3,20 m). Steinadler, die es auch in Deutschland gibt, sind viel, viel kleiner (2,30 m).

Bart- oder Lämmergeier


Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern ist der Bartgeier oder auch Lämmergeier, wie er in manchen Gegenden genannt wird, noch einen Tacken größer als der Gänsegeier und somit der größte Greifvogel in Europa.

Beide Geierarten haben meiner Meinung nach irgendwie irreführende Namen. Der Gänsegeier frisst keine Gänse und der Lämmergeier keine Lämmer. Zumindest tötet er keine. Der Lämmer- oder Bartgeier frisst neben Aas aber Fallwild (das sind in Berghängen abgestürzte Tiere und da kann dann schon mal ein Lamm dabei sein).

Weil die Menschen das „Fallwild“ wegen Seuchengefahr aber alsbald entsorgen, hat der Bartgeier oft nichts zu nagen und muss – wenn man die Art erhalten will – von Menschen zugefüttert werden. Irgendwie Irrsinn! Bartgeier fressen die verendeten Tiere komplett, mitsamt den Knochen, weshalb sie manchmal auch „Knochenbrecher“ genannt werden.

Vom Weißkopfseeadler, dem amerikanischen Wappenvogel, der ebenfalls einen weißen Kopf und einen dunklen Körper hat, kann man den Bartgeier leicht unterscheiden, weil er – und da stimmt der Name mal wieder – am Schnabelansatz borstige schwarze Bartfedern hat, die über den Schnabel nach unten hängen und ihn aussehen lassen wie einen Ziegenbock.

Die Augen, die in einem schwarzen Streifen liegen, der vom Kopf bis in den „Ziegenbart“ übergeht, sind stechend hell und mit einem roten Ring umrandet. Je erregter der Vogel ist, desto röter wird der Ring.

Aber was ist das? Das Auge des Vogels ist ja plötzlich ganz trüb. Susanne erklärt mir, dass ich wohl rein zufällig genau den Moment erwischt habe, in dem der Vogel die sogenannte Nickhaut über das Auge gezogen hat.

Diese Nickhaut klappt hin und wieder übers Auge. Im Flug, damit die Augen vom „Fahrtwind“ nicht austrocknen, ansonsten damit die Tränenflüssigkeit gleichmäßig verteilt oder das Auge – wie die Frontscheibe meines Pandas mit dem Scheibenwischer – von Staub und anderen Fremdkörpern gereinigt wird, damit der Vogel wieder Durchblick hat.

Im Alpenzoo Innsbruck leben Murmeltiere und Bartgeier in einem Gehege. Nochmal: Bartgeier töten keine Tiere, um sie zu fressen, also jagen sie auch keine Murmeltiere. Das „Zusammenleben“ hat einen ganz anderen Sinn. Die Murmeltiere sind quasi die Wächter der Alpen.

Nähert sich ein Marder oder Fuchs, schlägt das Murmeltier Alarm, und alle Murmeltiere schicken sich an, sich sofort in Sicherheit zu bringen. Dem Bartgeier geht der „Marder- bzw. Fuchs-Alarm“ aber „am Bart vorbei“. Nähern sich aber Steinadler oder Rotmilan, dann ist der Murmeltier-Alarm auch für den Bartgeier interessant. Dann steigt der Geier zur Luftaufklärung auf. Mit seinen scharfen Augen kontrolliert er Luftraum und Gelände. Bartgeier weisen übrigens eine Besonderheit unter den Fliegern aus: Wenn die Thermik günstig ist, können sie – ohne auch nur einen einzigen Flügelschlag – notfalls einen ganzen Tag durch die Luft segeln.

Mönchsgeier


Da sie praktisch gleich groß sind, nehmen sich Mönchs-, Bart- und Gänsegeier, was die Flügelspannweite betrifft, praktisch nichts.

Von den andern beiden unterscheidet sich der Mönchsgeier aber deutlich, weil bei ihm der Kopf am kleinsten wirkt. Es sieht fast so aus, als wolle er seinen kahlen, weißen Kopf und den kurzen, nackten, bläulich-rosafarbenen Hals hinter dem hochgeschlagenen braunen „Mantelkragen“ verstecken.

Beim Bartgeier dagegen sieht man viel mehr weißen Hals, der im unteren Bereich manchmal auch noch leicht orangefarbene Anteile hat. Beim Gänsegeier wirkt der Hals am längsten, weil bei ihm die Halskrause, die Grenze zwischen weißen und braunen Federn, fast schon auf den Schultern liegt.

Alpenkrähe


Eine Alpenkrähe habe ich bisher noch nie gesehen. Kein Wunder, nistet sie freilebend doch in Höhen von bis zu 3000 Metern und da bin ich als „Nicht-Messner“ eher selten bis gar nicht. Durch den Gitterzaun zu fotografieren ist aber auch nicht so einfach.

Die Alpenkrähe gehört zur Familie der Rabenvögel und ist etwa 15% kleiner als die uns bekannte Saatkrähe und hat gegenüber ihr einen viel, viel schlankeren, Schnabel und rote Füße.

Von daher ranken sich einige Legenden um dieses Tier. Die makaberste ist eine aus dem Mittelalter, wonach der Vogel als Wiedergänger von König Artur angesehen wird, also als einer, der nach dem Tod wieder kommt und Unruhe stiftet. Als „Beweis“ werden der immer noch blutrote Schnabel und die „von Blut triefenden Füße“ angebracht.

Mich erinnern die langen roten Beinen und der rotgeschminkte Schnabel eher an Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany’s“, wie sie in ihrem „Kleinen Schwarzen“, das bei günstigem Licht mitunter noch bläulich bis grünlich schimmert, dahin stolziert. So können Ansichten eben verschieden sein.

Was das „Frühstück“ betrifft, erfreut die Alpenkrähe sich vorrangig an Gliederfüßern und Regenwürmern, die sie mit ihrem langen, dünnen Schnabel aus der obersten Bodenschicht stochert. Ameisen werden aufgepickt. Ergänzt wird die Nahrung durch Samen, Beeren und andere Früchte.

Noch ist die Alpenkrähe global gesehen nicht bedroht, in Europa jedoch ist ihr Bestand – wie so vieles – rückläufig, weswegen auch hier schon Schutzprogramme anlaufen mussten.

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