Löwenzahn und Zebrastreifen
Ein paar Meter entfernt beobachte ich, wie ein anderer Einheimischer nur mit einer Schnur um die Beine gewickelt auf eine Palme klettert und für eine Touristin eine Kokosnuss pflückt. Respekt. Das muss ich neidlos anerkennen.
Da ich die aufdringlichen Schwarzen aber auch hier nicht los werde und sie mich immer noch permanent drangsalieren, bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder zu meinem Bungalow zurückzugehen. So machen Strandspaziergänge überhaupt keinen Spaß. Ich bin richtig sauer, und das gleich am ersten Tag!
Zum Glück für mich markiert – 30 Meter vom Strand entfernt – ein Seil den Rand des Hotelgeländes. Da dürfen die „Beachboys“ auf keinen Fall drüber, wenn sie nicht Bekanntschaft mit den Dobermann-Hunden der Askaris machen wollen. So ist das also. Drinnen die vermeintlich reichen Europäer und am Strand die „wie Schmeißfliegen“ auftretenden Ramsch-Verkäufer. In Asien ist man solche Typen mit einen bestimmten „No!“ losgeworden, in Afrika klappt das nicht, zumindest hier am Shanzu Beach nicht. Ich glaube, die kennen das Wort „No“ überhaupt nicht.
Nachdem ich Geld gewechselt hab’, gehe ich erst mal zum Pool. Total fehl am Platz. Wie pervers ist das denn! Ich bade im Pool, wo 50 Meter weiter der Indische Ozean liegt. Einen Vorteil allerdings hat der Pool. Hier wird man wenigstens nicht bedrängt und an der Bar gleich neben dem Pool gibt’s ein schönes, kühles Bier. Dafür bin ich um die halbe Welt geflogen, um in Ruhe ein Glas Bier trinken zu können. Übrigens: Geldwechseln hätte ich gar nicht gemusst. Hier im Hotel zahlt man bargeldlos. Man muss nur irgendeinen Zettel unterschreiben. Ziemlich gefrustet ob dem, was mich da noch erwarten wird, geh zurück in mein Zimmer, das ich nun auch genauer und mit völlig anderen Auge sehe.
Das Zimmer ist nicht gerade das Zimmer eines 5-Sterne-Hotels. Dass es keinen Kleiderschrank gibt, stört ja nicht weiter. Dafür gibt es eine Stange hinter einem Vorhang und Kleiderbügel dran, das ist schon okay. Daneben ist ein Regal mit drei Fächern und einem darin befindlichen, klapprigen Mini-Safe, den man mit einem beherzten Ruck samt Einlegeböden herausreißen könnte, so man es drauf anlegen würde. 2,50 € pro Tag ist mir dieser Safe nicht wert. Die Fachböden des Regals sind klebrig, was wohl an der hohen Luftfeuchtigkeit liegt oder daran, dass hier wohl noch nie jemand mit Seifenwasser drüber gegangen ist.
Auch das Tischchen, das vor dem Spiegel an der Fußseite des breiten Bettes steht, hat wohl auch noch nie einen nassen Lappen gesehen. Die Ansichtskarten, die ich meinen Lieben zuhause schicken möchte, kleben allesamt an der Tischplatte und man muss befürchten, dass man während des Schreibens die Fotoschicht abreißt.
Das zum Zimmer gehörige Bad ist fast halb so groß wie das Zimmer. Links gibt es zwei Waschbecken, rechts an der Decke einen Duschkopf, aus dem in einem dünnem Strahl Meerwasser herausläuft. Der Boden ist so, dass ich ohne Badeschuhe hier wohl nicht duschen werde. Zähneputzen werde ich in diesem Bad auch nur mit Mineralwasser.
Ich habe ja nicht allzu viel erwartet in Afrika, ich bin von den Philippinen einiges gewohnt, doch – und das ist zu bedenken – auf den Philippinen habe ich niemals in einem „5-Sterne-Hotel“ gewohnt. 5 Sterne gibt’s hier vielleicht draußen, wenn man nachts nach oben blickt.
Trotz allen Frustes muss ich – nach dem Duschen mit Badelatschen – noch zum Abendessen. Das Abendessen ist als Buffet angerichtet und schmeckt gar nicht mal so schlecht. Es ist aber schnell leer und die Küche kommt kaum nach, es aufzufüllen. Nach dem Abendessen gehe ich dann doch noch runter an die Poolbar, die direkt unterhalb des Speisesaals liegt und genehmige mir in der lauen tropischen Nacht meinen ersten Schlummertrunk.
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