Homepage / Suche / Gästebuch / Impressum

Löwenzahn und Zebrastreifen


Rastplatz Ngoitokitok Springs


Der Rastplatz Ngoitokitok Springs, wo wir für eine Brotzeit aussteigen und auch ein WC aufsuchen können, liegt mitten im Ngorongoro Krater. Erinnerungsfotos werden geschossen. Für das obligatorische Gruppenfoto muss der Fahrer des anderen Defenders herhalten, schließlich muss Abbas unbedingt mit aufs Bild. In den letzten sechs Tagen sind wir sieben eine richtig dufte Truppe geworden. Ich denke, wenn es anstünde mitten in der Wildnis auszusteigen und den festgefahrenen Defender aus dem Dreck zu schieben, alle wären dazu bereit, Michael und Christina aus Berlin, Abbas aus Arusha, Inge aus Dresden, die Safari Girls Margret und Mechthild aus dem Ruhrgebiet und ich sowieso (Bild unten rechts von rechts).

Nach dem Lunch geht’s weiter. Wir erreichen den Munge-River, der auf meiner Karte aussieht, als wäre er der Rhein oder doch zumindest die Donau. In Wirklichkeit ist er etwa zwei bis drei Meter breit. Das spielt aber keine Rolle. Viel wichtiger ist, was wir jetzt beobachten können. Zebras stellen sich an, den Fluss zu überqueren und da sieht man, dass unter den Tausenden Zebras im Ngorngoro doch jedes eine eigene Persönlichkeit hat.

Manche kümmern sich überhaupt nicht um den Bach und latschen einfach durch, andere sind ängstlich und trauen sich nur mit Widerwillen und ein Einzelner macht uns gar die Freu-de und springt direkt aus dem Stand von einer Seite auf die andere. Während wir ob dieser Leistung applaudieren, ist plötzlich irgend etwas im Funk. Wir haben natürlich kein Wort verstanden aber Abbas wendet den Defender und prescht los! In letzter Sekunde kann ich noch zwei Aufnahmen vom Sattelstorch im Munge-River machen, dann ist er auch schon aus dem Blickfeld ver-schwunden.

Nun sehen wir, warum es Abbas so eilig hatte: Wir haben Gelegenheit, eines der letzten Spitzmaul-Nashörner im Ngoro Ngoro zu sehen. Diese Tiere wurden mittlerweile dermaßen dezimiert, dass es 1998 nur noch 8 Exemplare im Ngoro Ngoro Krater gegeben haben soll (neuere Daten liegen mir leider nicht vor). Heute gehören Spitzmaulnashörner zu den am meisten gefährdeten Tieren weltweit. Obwohl Ranger die Tiere permanent bewachen, schaffen es gut organisierte Wilderer doch immer wieder, Tiere abzuschießen – Wegen des Horn, eines Horns, das für niemanden einen Nutzen hat (außer natürlich für das Tier selbst). Im Mittleren Osten (vor allem im Yemen) werden Dolchgriffe daraus gemacht und in Asi-en zahlt man astronomische Preise für ein Aphrodisiakum. das aus dem Horn des Tieres hergestellt wird.

Black Rhinos, wie Spitzmaulnashörner auch genannt werden, sind kleiner als ihre „weißen Brüder“, aber auch deutlich angriffslustiger. Kennzeichnend für sie ist ihre dreieckförmige Oberlippe mit der sie Zweige greifen und Blätter abrupfen können, während die Breitmaulnashörner eher Gras bevorzugen.

Das Abenteuer „Rhino“ und der damit verbunden Adrenalinschub hat uns wieder wach gemacht. Plötzlich interessieren uns auch wieder Elefanten. Und der hier scheint sich auch mächtig für uns zu interessieren. Drohend stellt er seine Ohren auf. Das macht schon Eindruck. Kameras klicken. Da wir nicht weichen und wohl auch hier der „Klügere“ nachgibt, trottet er ohne weitere Drohgebärde zurück in die Pampa. damit geht auch unser letzter Gamedrive zu Ende. Auf dem Weg nach oben treffen wir auch in den bewaldeten Hängen noch ein paar Elefanten. So von Büschen eingerahmt, hatte ich Elefanten noch nie gesehen.

Moment mal, das ist doch kein Elefant!. „Stop“, brülle ich und Abbas tritt, ob-wohl er eigentlich nach Hause will, nochmal auf die Bremse. Die riesigen Hörner eines mächtigen Wasserbüffels blitzen durchs Gebüsch. „Less than a second and these horns have slashed your bodies”, meint Abbas, grinst und verbreitet damit ein weiteres Mal die von Großwildjägern in die Welt gesetzte Geschichte. Für uns jedenfalls ging von diesem Kaffernbüffel keine Gefahr aus. Er stand nur da und kaffte, äh gaffte, und wir taten’s ihm gleich.

Eine Woche lang waren wir unterwegs und wir haben mehr fotografiert als jemals erhofft. 27 Diafilme habe ich verschossen, fast 1000 Bilder, so viel wie noch nie in einem Urlaub. Bin gespannt, ob das eine oder andere brauchbare Bild dabei sein wird. Von dem aber mal abgesehen, Dias sind nicht alles, es sind die Bilder, die im Kopf bleiben, die Gerüche, die Geräusche, einfach alles. Sollte ich mir jemals wieder einen „größeren” Urlaub leisten können, ich denke, Ngorongoro und Serengeti werden auch dann wieder ganz oben anstehen.


Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64