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Löwenzahn und Zebrastreifen


Mombasa


Wenn man schon mal in Kenia ist und das Hotel nur wenige Kilometer von Mombasa entfernt liegt, dann darf ein Besuch in der „Schönen“ nicht fehlen. Ich frage Moses, ob er noch Lust habe, mich nach Mombasa zu fahren, mir die Stadt zu zeigen. „Klar“, sagt Moses, „das kostet aber weitere 10 US-$.“ Jetzt ist er mit seinen Forderungen schon bei einem drittel Monatslohn, da hätt’ er seine Cola im Whistling Pine auch locker selbst bezahlen können.

Wir fahren also nach Mombasa. Den Makupa Causeway runter geht’s ja noch ganz zügig, aber ab der Brücke über den Port Tudor hat die Fahrt nahezu ein Ende. Schritttempo ist angesagt. Zum Glück muss ich in diesem Tohuwabohu nicht selbst fahren. Jetzt zuckeln wir die Jomo Kenyatta Avenue runter, durch die ganze Stadt. Zu Fuß wäre ich „tausendmal“ schneller gewesen. Andererseits ist man im Taxi wenigstens einigermaßen sicher.

Nach einer Zeit, die mir endlos vorkommt, stoppen wir beim Arabic Coffee Pott vorm Fort Jesus. Moses meint, er würde mich in zwei Stunden wieder abholen. Wie, was? Ich dachte, er wollte mir die Stadt zeigen. „Nein, nein, nein, das darf ich nicht! Dafür gibt’s in Mombasa extra Guides.” Das erzählt er mir jetzt, wo wir in Mombasa angekommen sind. Ich werde das Gefühl nicht los, hier so richtig ausgenommen zu werden. Oder stimmt das mit den 40 bis 50 € Monatslohn eventuell nicht. Als Afrika-Neuling bin ich völlig überfordert. Ich komm überhaupt nicht mehr zu Wort. Mir hängt nur noch die Kinnlade runter.

Während ich um Fassung ringe, verhandelt Moses mit einem Typen, der mir die Stadt zeigen soll. Francis heißt der Guide. Der will für die Stadtführung weitere 25 €. Das sind 50 Mark! Ich rechne immer noch in Mark, schließlich hat man uns erst vor ein paar Tagen den Euro aufs Auge gedrückt. 50 Mark für eine Stadtführung? Das hätte ich in München niemals gezahlt. Ich fühl mich vollends verarscht. Kann Moses nicht oder will er hier einen Spezl mitziehen und ihn am Goldesel beteiligen? Die haben schon spezielle Bräuche, die Kenianer. Halt, nicht pauschalisieren, aber Moses scheint mir schon ein ganz Besonderer zu sein. Schließlich hatten wir das vorhin im Haller Park ganz anders ausgemacht.

Aber was soll ich machen? Ich habe keine Ahnung, wie ich von Mombasa aus zum Hotel zurückkommen soll. Dorthin, wo es keinerlei öffentliche Verkehrsmittel gibt. Notgedrungen trenne ich mich ein weiteres Mal von meinen „grünen Freunden“ Hamilton, Lincoln und Washington. Sie werden mir echt fehlen.

Als ob ich dem Guide nicht selbst sagen könnte, was ich sehen möchte, übernimmt Moses äußerst geschäftig diesen Part für mich. Er schnappt sich mein Reisetagebuch und erklärt Francis anhand meiner zuhause erstellten Urlaubsplanungen, an was ich so alles gedacht habe. Vielleicht erklärt Moses ja auch ganz was anderes. Jedenfalls zeigt er Francis meine Liste und die beiden reden und reden und reden. In einer Sprache, die ich nicht verstehen kann. Mich beschleicht ein komisches Gefühl…

Francis startet die Tour durch die „Schöne“, wie Mombasa auch genannt wird, in der Mbarak Hinawy Road. Sie war bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine der wichtigsten Geschäftsstraßen. Hier gab es Regierungsgebäude, Konsulate und private Büros europäischer und indischer Geschäfte. „Gab“, ist das Stichwort. Das war mal. Und was heute hier schön sein soll, weiß ich nicht. Sicher waren die Häuser früher mal makellos, aber heute sind sie heruntergekommen und die Straßen sind Schlaglochpisten. Aber wir sind ja zu Fuß.

Auch die 1570 erbaute Mandhri Moschee findet man hier in der Mbarak Hinawy Road. Sie sei die älteste, heute noch genutzte Moschee. Man erkennt die Moschee an ihrem auf-fälligen konischen Turm mit den riesigen Lautsprechern dran. Rein darf ich als „Ungläubiger“ in die Moschee der Sunniten aber nicht. Neben dieser Moschee, die mich wahrlich nicht „vom Hocker haut“, soll es in Mombasa noch über zwanzig andere Moscheen geben, dazu noch eine ganze Reihe Tempel und Kirchen jeglicher Glaubensrichtungen, die würden sich für eine Besichtigung aber nicht lohnen und fotografieren dürfte ich dort eh nicht.


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