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Löwenzahn und Zebrastreifen


Nach der Safari wieder zurück im Hotel


Nach dem Höhenflug einer Safariwoche und Übernachtungen in Luxushäusern, wie ich sie noch nicht kannte, bin ich jetzt wieder in den Niederungen des vom ASC als Fünf-Sterne-Hotel ausgewiesenen „Dolphins“, ein paar Kilometer nördlich von Mombasa. Die afrikanische Tierwelt und ein (Vorzeige?)-Massai-Dorf wurden mir gezeigt, doch wie die Menschen hier in Kenia wirklich leben, das habe ich leider nicht erfahren. Wie auch? Man kommt nicht raus, man hat keine öffentlichen Verkehrsmittel, und zu Fuß sind die Dörfer, so man denn wüsste, wo sie sind, nicht zu erreichen. Der ASC tut alles, damit man in seinen Hotels zuhause, sprich abgekapselt ist.

Oberflächliche Eindrücke, wie die Einheimischen hier leben bzw. leben müssen, hatte ich eigentlich nur zweimal, bei meinem Stadtbummel mit Francis in Mombasa und bei meinem zweitägigen Ausflug an die Südküste. Aber so richtig konnte man die Leute dort auch nicht kennenlernen. Es war eben das, was man als Tourist zu sehen bekommt.

1988 auf den Philippinen hatte ich mehrfach Gelegenheit bei Privatleuten zuhause zu sein. Wie gerne hätte ich das auch hier erlebt. Gerne würde ich mehr wissen über die Menschen hier, schließlich bestehen Kenia und Tansania nicht nur aus Hotels und Wildtieren. Doch daraus wird wohl nichts werden. Die Infrastruktur nördlich von Mombasa und hier insbesondere die Hotels sind zum großen Teil in Schweizer Hand. Es gibt wohl keinen, der sich dem Einfluss des ASC entziehen kann. Ohne ASC geht hier oben nämlich gar nichts und dementsprechend diktiert der ASC die Preise. So ist zumindest ist mein Eindruck, der durch etliche Internetberichte untermauert wird. Warum habe ich das nicht vorher gelesen?

Ich bin mächtig am Grübeln, wie ich die letzte Woche in Kenia noch sinnvoll gestalten kann. So richtig ´nen Plan habe ich nämlich nicht mehr. Michael und Christina allerdings sorgten für einen kleinen Lichtblick. Von ihnen habe ich erfahren, dass der ASC für seine Mitglieder, und man wird ein solches, sobald man bei denen eine Reise bucht, kostenlose Tagesausflüge an-bieten würde. Bevor ich im Hotel versauer´, kann ich das ja machen. Im Angebot dieser Woche ist noch eine Bushtour, eine Fahrt nach Mombasa (war zwar schon dort, ist aber immer noch besser als hier rumhocken) und eine Schlangenshow. Das sind die Dinge, an denen ich mich durch die Woche hangeln könnte.

Außerdem will ich ja irgendwie auch noch ins WEMA-Center. Ja genau! WEMA-Center, das hat jetzt oberste Priorität. Ich versuch, dort anzurufen und dieses Mal habe ich Glück! Frau Yinda selbst ist am Telefon und ich kann für Donnerstag einen Termin vereinbaren. Nach dieser positiven Nachricht, werde ich erst mal relaxen und am Nachmittag dann vielleicht Inge in deren Hotel besuchen. Dort soll es einen Pool geben, wo man direkt im Wasser an einer Bar sitzen kann. Etwas dekadent zwar, aber ich lass mich dazu hinreisen.

Übrigens, man kann zum Tee-, Bier- oder sonst was trinken in jedes ASC-Hotel hier an der Küste gehen. Man muss nur seine Zimmernummer angeben und einen Zettel unter-schreiben, dann kann „das Vergnügen“ losgehen. Abgerechnet wird dann zum Schluss, vor der Abreise. Was für uns angenehm ist, beraubt allerdings die Angestellten um ihren Tip, der sonst bei jedem einzelnen Getränk fällig wäre. Also sollte man nicht vergessen, am Abend, wenn man in sein Hotel zurückgeht, ein oder zwei Dollars dazulassen. Im Vergleich zu den Angestellten, die ich während der Safari in den Luxushotels getroffen habe, sind die Angestellten hier echt „arme Schweine“.

ASC-Hotels sind über die ganze Nordküste verteilt und nahe beieinanderliegen-de kann man leicht zu Fuß abklappern. Will man aber in eines, das ein paar Kilometer entfernt ist, nimmt man den „Zebi-Express“. Der „Zebi-Express“ ist ein zebrafarben angemalter Bus, der als ASC-Bus natürlich nur die ASC-Hotels anfährt. Dem Wunsch, irgendwo „auf halber Strecke“ aussteigen zu wollen, kann natürlich nicht nachgegangen werden. Es geht doch nicht, dass da noch einer auf die Idee käme, der „Betreuung“ der allmächtigen Schweizer zu entfleuchen. Inges Hotel ist recht nah, da kann man zu Fuß hingehen.

Christina, Margret, Mechthild und Michael gehen auch mit. Wir wollen doch mal „Inges Poolbar“ austesten und mit ihr auf die überaus erfolgreiche Safari anstoßen. Und so vergnügen wir sechs uns an diesem Nachmittag „ballermannmäßig“ im Pool und trinken bis zum Bauchnabel im Wasser sitzend Smirnoff-Ice. Das schmeckt unter Palmen wirklich lecker und erzeugt so ein bisschen das Bacardi-Gefühl. So lang eben, bis man ´nen Affen hat. (Man möge mir das kleine Wortspiel verzeihen.)

Hier hat man nämlich nicht nur einen Affen, sondern gleich ein ganzes Rudel. Nachmittags zur Tea-Time, und danach kann man laut Inge die Uhr stellen, fallen grüne Meerkatzen über das Hotel herein. Liest man Wikipedia, ist dort zu lesen „Grüne Meerkatzen sind tagaktiv, vor allem am frühen Morgen und am späteren Nachmittag. In Bezug auf ihren Lebensraum sind sie nicht wählerisch.“ Das trifft voll zu! Es ist später Nachmittag, wir befinden uns in einem Hotel und rings um uns rum bewegen sich Affen.

Die grünen Meerkatzen waren übrigens schon da, lange bevor die Hotels gebaut wurden. Man ist sie niemals richtig los geworden und so musste man ihnen zwangsläufig ihr Revier überlassen. Die Affen gewöhnten sich schnell an ihre nackten Verwandten und diese hatten im Gegenzug ein Urlaubs-Highlight, von dem sie zuhause erzählen konnten. Schließlich gibt’s ja nichts Süßeres als den Anblick von Baby-Affen, die sich nuckelnd am Bauch der Mutter festklammern. Aber auch erwachsene Meerkatzen sind (um es mit Grzimek zu sagen) possierlich. Die beißen halt, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Meerkatzen sind Äffchen mit hellem Fell und einem schwarzem Kindchenschema-Gesicht. Ihre Hände sind schwarz, genauso wie die Füße. Und dass sie „grüne“ Meerkatzen heißen liegt möglicherweise daran, dass der Hodensack der Männchen auffallend türkisgrün leuchtet. Das könnte aber auch ne Interpretation von mir sein, die ihre Ursache wohl im Genuss des Smirnoff hat.

Meerkatzen fressen Pflanzen, Insekten und manchmal auch kleine Wirbeltiere – so steht’s zumindest im Lexikon. Hier im Hotel kann ich aber nur beobachten, wie sie sich zunächst die Hamsterbacken und dann den Bauch voll stopfen. Mit Bananen, Kuchen, Bonbons und all dem anderen Mist, den ihnen die Gäste unsinnigerweise anbieten. Manchmal bedienen sich die Fellträger aber auch selbst und man sieht die Kellner Geschirr hinterher rennen, das plötzlich Beine bekommen hat.

Über das Meerkatzen-Fotografieren ist es dunkel geworden. Das geht am Äquator erstaunlich schnell. Während sich die Dämmerung bei uns über eine halbe oder gar eine ganze Stunde hinzieht, plumpst die Sonne am Äquator einfach ins Meer und dann ist’s duster. So geh´n wir zurück ins „Dolphin“. Ist eh nicht mehr möglich, zu fotografieren.


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