Löwenzahn und Zebrastreifen
Ngorongoro Ngorongoro Krater
Um 6:00 Uhr gibt’s Frühstück und um halb sieben geht’s auch schon los. Über eine Privatstraße fahren wir zwischen Buschwerk und Akazien hindurch runter in den Krater. Ist man erst mal unten, kann man sich, ganz anders als draußen in der Serengeti, eigentlich nicht mehr ve-laufen. Egal, in welche Richtung man geht, nach spätestens 20 Kilometern kommt man an eine 600 Meter hohe Kraterwand, an der es dann heißt: umkehren. Denn raus kommt man (außer an den wenigen Serpentinenstraßen, die hinaufführen) nicht.
„Eingesperrt“ sind auch die etwa 8000 Gnus, die hier unten leben. Sie nehmen nicht an der großen Wanderung ihrer Artgenossen draußen in der Serengeti teil. Das brauchen sie auch nicht, denn Gras und Wasser sind im Krater das ganze Jahr über ausreichend vorhanden. Das freut nicht nur die Gnus, sondern auch die Zebras. Sie sind auf ihren täglichen Schluck Wasser an-gewiesen. Insofern ist der Krater für Gnus und Zebras ideal. Fresstechnisch kommen sie sich auch nicht ins Gehege, da Zebras und Gnus unterschiedliche Gräser bevorzugen. Probleme bereiten nur Löwen und Hyänen, denen fast ein Viertel aller Kälber hier unten zum Opfer fällt.
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Und obwohl im Ngorongorokrater auch die Löwen mehr als genug zu fressen bekommen, besteht für die Gnu- oder Zebraherden als solche keinerlei Problem. Durch die unwahrscheinliche Anzahl von Geburten ist deren Bestand gesichert. Natürlich ist man geschockt, wenn man sieht, wie ein Löwe an einem Gnu nagt, dessen Größe darauf schließen lässt, dass es besonders alt noch nicht gewesen sein kann. Zum Glück haben wir den Riss selbst nicht gesehen. Doch wenn wir ehrlich sind, ist es doch genau das, was die meisten Safari-Teilnehmer als Foto mit nach hause bringen wollen. Wir Menschen sind Voyeure. Doch so mit dem Tod konfrontiert, wird’s mir klar, wie gespalten wir Menschen (und ich kann mich da nicht ausnehmen) eigentlich sind.
Geparde, die oben in der Serengeti den Grasfressern nachstellen, gibt’s hier unten nicht. (Die würden bei ihrem schnellen Sprint vor der Kraterwand auch nicht mehr rechtzeitig bremsen können.) Spaß beiseite: Der Krater hat 20 km Durchmesser, Geparde rennen bei einem Sprint gerade mal 300 Meter. Da bestünde (von wegen Anstoßen) also keine Gefahr. Weswegen es aber im Ngorongoro tatsächlich keine Geparde gibt, konnte mir niemand sagen. Es gibt hier unten übrigens auch keine Giraffen.
Dafür gibt es sehr viele Strauße. Zusammen mit Gnus und Zebras bilden sie eine Art Wachgemeinschaft. Während die Säugetiere über einen ausgeprägten Geruchsinn verfügen, überblicken die Strauße mit ihren in 2,50 Meter Höhe angebrachten, scharfen Augen das Gelände wie von einem Wachturm aus. Und so harmlos wie man glaubt, sind die Vögel anscheinend gar nicht. Abbas meint, dass ein zorniger Strauß mit einem einzigen Fußtritt sogar einen Löwen töten könnte. Unseren Straußen ist aber nicht nach töten, sondern nach was ganz anderem zumute. Es ist schon was Besonderes, wenn man dem Balzspiel der Straußenhähne zusehen kann, wenn er seine weißen Flügel abspreizt und sich wie ein Tänzer verbiegt, um seiner Auserwählten zu gefallen.
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Die Fahrt durch den Krater verlangt Fahrzeug und Fahrer einiges ab. Nach einem kurzen Regen wird der als „black cotton“ gefürchtete Lehm nämlich so schmierig und glatt, dass es viele auch mit Allrad nicht mehr schaffen.
In diesem Gebiet treffen wir auf Junglöwen, von denen sich einer auffällig die rechte Vorderpfote leckt. Als wir näher hinfahren, sehen wir, dass die Tatze offensichtlich von ei-ner Drahtschlinge eingeschnitten wurde. Abbas gibt seine Beobachtung über Funk bekannt.
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Nicht lange und plötzlich werden hält ein Jeep der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt unmittelbar neben uns. Die Leute wirken sehr eifrig, um nicht zu sagen übereifrig. Ich weiß nicht, was sie und Abbas sich zu erzählen haben, jedenfalls wirken die Jagdaufseher recht ungehalten. Ich hätte ja jetzt gerne gesehen, was sie mit dem Löwen machen, aber wir werden weggeschickt und Abbas bleibt nichts anderes übrig als zu fahren.
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Das Nashorn am Ngorongoro Visitor Center, wo Abbas „etwas zu erledigen hat“ wirkt so echt, dass man fast schon Angst bekommt, wenn man an ihm vorbeigeht. Während Abbas beschäftigt ist, erhalten wir anderen einen Überblick über das, was im Krater so alles zu sehen ist. Ob wir auch ein echtes Nashorn sehen werden? In unserer Gier sind wir richtig unersättlich geworden.
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Abbas ist fertig und es geht weiter. Nachdem wir unendlich im Krater umhergekurvt sind, erreichen wir einen flachen See. Hier sehen wir zum ersten Mal Flusspferde auch außerhalb des Wassers. Bisher haben wir ja nur Augen, Ohren, Nasenlöcher und Rücken gesehen. Dass Flusspferde tagsüber an Land sind, ist selten. Da sie kein Fell haben, bekommen sie nämlich leicht einen Sonnenbrand. Während ein Flusspferd bäuchlings im Matsch liegt, steht das andere unmittelbar am Wasser. Vor ihm im Wasser ein Klumpen, der mich an einen größeren Brotleib erinnert. Plötzlich bewegt sich dieser Klumpen und steht auf. Ich bin ja kein Experte, aber wenn ich mir die Bilder von neugeborenen Nilpferden in Zoos ansehe, dann dürfte „unser Klumpen“ auch erst dieser Tage geboren sein, so winzig, wie er ist.
Am Lake Magadi treffen wir auf eine riesige Kolonie Flamingos. Es sind sicher mehrere Tausende. Dort ernähren sie sich hauptsächlich von wirbellosen Wasser- und Krustentieren, die er aus dem im Schlamm des Seebodens ausfiltern.
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Die Elenantilope ist mit über 900 kg Gewicht Afrikas größte Antilope (sie wiegt sogar noch mehr als die massig aussehenden Kaffernbüffel). Die Elenantilope hat spiralig gewundenen Hörner, eine kurze Nackenmähne und rötliches Fell mit deutlichen Markierungen.
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