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Russland 2017 – Alёna zeigt uns ihre Welt


Noch bevor man zu den Gleisen darf, wird am Bahnhof alles gescannt, was man bei sich hat, Kamera, Tasche, Geldbeutel, Gürtel – wie am Flughafen. Alles muss durchs Röntgengerät. Und das bei einem Vorort-Zug. Ein paar Minuten bevor der Zug abfährt, werden dann die Absperr-Anlagen freigeschaltet. Die Fahrkarten haben einen Strichcode. Wenn man den auf den Scanner legt, geht die Absperrschranke auf und man kann zu den Bahngleisen.

Der Fahrplan nach Tomilino
9:41 Москва Казанская (Kasaner Bahnhof Moskau)
9:46 Электрозаводская (Elektrozavodskaya)
9:49 Сортировочная (Sortirovochnaya)
9:52 Новая (Novaya)
9:56 Фрезер (Frezer)
9:58 Перово (Perovo )
10:00 Плющево (Plyushchevo)
10:06 Выхино (Vykhino)
10:09 Косино (Kosino)
10:12 Ухтомская (Ukhtomskaya)
10:15 Люберцы-1 (Lyubertsy-1)
10:18 Панки (Panki)
10:21 Томилино (Tomilino)

Unser Zug steht am платформа 47 (Bahnsteig 47). Schon beim Einsteigen fällt der Unterschied auf. Die Wagen der russischen Bahn wirken etwas heruntergekommener als bei uns, aber man hat enorm viel Platz. Mit 3,52 Metern sind sie 17,5% breiter als unsere nur drei Meter breiten Waggons. „Den Platz braucht man auch“, meint Alёna, denn morgens auf dem Weg nach Moskau seien die Wagen brechend voll. Wir haben Gottseidank das Glück, jetzt in Gegenrichtung zu fahren.

Unterwegs begegnen uns auch andere interessante Loks, wie hier diese tschechoslowakische Manöverierlokomotive des Typs ЧМЭ3, fotografiert in der Nähe von Электрозаводская (Elektrozavodskaya). Перово (Perovo), nein, wir sind noch nicht da. Wir haben etwa Halbzeit.

20 Minuten später macht mich Alёna drauf aufmerksam, dass jetzt links gleich ein Hubschrauber kommt. Ich mach mich sofort fotografierbereit. Kurz vor Tomilino, vor dem Gelände der Московский вертолетный завод им. М. Л. Миля (Moskauer Hubschrauberfabrik M. L. Mil) sehen wir einen gelben Mil Mi-8 Mehrzweckhubschrauber und zwei Minuten später fahren wir auch schon im Bahnhof in Tomilino ein. Auf die Minute genau, was Alёna nur mit den Worten „Ihr habt vielleicht schönere Züge, aber unsere sind pünktlich.“ kommentieren kann.

Der Bahnsteig ist verlassen, nur eine einzige Person steht da. Es ist Nastja, Alёnas Freundin. Heute genau vor vier Wochen war sie zu Besuch bei Alёna (und uns) in Mering (wir haben sie damals gleich ins Herz geschlossen) und heute steht sie da, mit zwei Riesenpappschildern mit unseren Namen drauf. Auf diese Weise empfangen zu werden, erzeugt ein Gefühl, wie wenn man nach Hause kommt. Dazu fällt mir ein Satz aus Wlada Kolosowas Buch „Russland to go“ ein: „Wenn ein Russe dich anlächelt, dann hast du´s über die Schwelle seiner Seele geschafft.“

Kühle, zurückhaltende Russen? Diese Einschätzung können wir nicht teilen. Selten sind wir so herzlich willkommen geheißen worden wie hier in Russland. Das gilt übrigens auch für Olga, die uns am Sonntag am Flughafen geradezu überschwänglich begrüßt hatte.


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