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Ein Nachmittag der Kontraste – Zwischen griechischen Genüssen und vereisten Straßen



Wieder mal im Remstal


Inzwischen ist der Panda im Wilhelma-Parkhaus nicht mehr ganz so alleine wie vorhin. Dennoch sind – jetzt am Freitagmorgen und kalt ist’s ja auch! – noch etliche Parkplätze frei. Wir zahlen für die zwei Stunden Parken 5 €, fahren rechts auf die B 10 und  dann über B 14 und B 29 weiter Richtung Schorndorf.

Die ersten drei Kilometer (dafür brauchen wir 18 Minuten!) sind chaotisch. Überall Baustellen und Straßenführungen mit teils nur noch verwirrender Beschilderung. Ich bin froh, als wir endlich am Leutze vorbei auf der B 10/B 14 sind. Aber auch hier bleibt es chaotisch: Als B 14 fungiert hier nur noch die äußerst rechte der drei Spuren Richtung Esslingen. Die mittlere und linke Spur gehören während der Bauarbeiten den Autos Richtung Stuttgart – gewollte Geisterfahrer, sozusagen. Zum Glück sind Betonschutzwände zwischen den Fahrbahnen. „Müssen wir da jetzt raus?“ Zu spät, die Frage stellt sich nicht mehr, wir sind schon an der Ausfahrt vorbei.

Nach weiteren drei-, vierhundert Metern endlich das Schild „Schorndorf, Waiblingen, Fellbach“. Wir fahren raus und sind inzwischen auf der Neckarbrücke beim Daimler (so nennen wir Schwaben das Mercedes-Werk immer noch). Jetzt heißt es aufpassen, denn von rechts fädelt nun ungebremst der Verkehr von Esslingen ein. „Reißverschluss“ scheint man hier nicht zu kennen. Doch dann haben wir’s endlich geschafft!

Ab hier geht es dann so flott, dass wir sogar noch kurz in Geradstetten vorbeischauen können.

Geradstetten


In Geradstetten habe ich von 1986 bis 1992 gewohnt. Wer „Geradstetten“ googelt, wird möglicherweise auf Helmut Palmer, den Vater des Tübinger Oberbürgermeisters, stoßen. Im Ort – und auch darüber hinaus – kannte ihn jeder. Der „Remstal-Rebell“ war ein leidenschaftlicher Streiter für Gerechtigkeit, Natur- und Denkmalschutz. Für seine direkte Art und seinen unermüdlichen Einsatz bekannt, prägte er nicht nur die Region, sondern auch die politische Kultur Baden-Württembergs. sodass sein Engagement ihn auch lange über seinen Tod hinaus zu einer Symbolfigur für bürgerliches Engagement und Widerstand gegen Behördenwillkür macht. Das ist aber nicht der Grund, weswegen wir hierherkommen.

Da ich gestern auf der Messe weder Säge noch Woodland Streumaterial bekam, will ich versuchen, ob es das bei E&E-Spielwaren gibt. E&E war und ist in der Region als größter Fachmarkt für Spielwaren und Modelleisenbahnen bekannt​. Vielleicht werde ich dort fündig?

Wir fahren zur Wilhelm-Enßle-Straße runter, parken und gehen rein. Jetzt merke ich erst, was ich angestellt habe. Während ich glaube, einfach nur mal in einen Laden zu gehen, ist Susanne ganz aus dem Häuschen.

Der Laden bietet genau das an, was Susanne als Kind so geliebt hat und auch heute noch liebt. Sie nennt die seinerzeit preisgünstigen Spielzeuge, die man zu Ostern, zum Nikolaus oder zum Geburtstag bekam, liebevoll „Scheißerlâ“. Von Holzpuzzeln, Bauklötzen, Kreiseln, Jo-Jos, Miniatur-Holztieren und Schiebespielzeug wie Holz-Eisenbahnen oder -Autos kann Susanne gar nicht genug bekommen. Besonders faszinierend findet sie sogenannte „Wackelfiguren“ oder „Zappeltiere“.

Diese Tiere, deren Gliedmaßen durch Gummibänder und Fäden zusammengehalten werden stehen auf einem hohlen hölzernen Sockel. Drückt man auf den Boden des Sockels, löst sich die Spannung in den Gummibändern, sodass die Figur oben wackelt, einknickt oder umkippt. Und das alles ohne Elektronik und Batterien!

Derweil Susanne im Erdgeschoss in Nostalgie schwelgt, suche ich oben im ersten Stock nach meinem Sägeblatt und dem Streumaterial. Meine Wünsche scheinen aber so speziell zu sein, dass auch der größte Fachmarkt der Region passen muss. Gut, muss ich eben in den sauren Apfel beißen, im Internet bestellen und die horrenden Versandkosten zahlen.

Wieder unten kann ich Susanne kaum losreißen. Jetzt bleibt sie auch noch an einem Ständer mit Trost-, Schutzengel- und Mutmacher-Postkarten stehen. Ich halte so was ja für Kitsch, aber manchmal darf es auch ein bisschen Kitsch sein – solange er nur Freude bereitet.

Um kurz vor dreiviertel zwölf fahren wir weiter nach Schorndorf.

Freunde treffen im Nostos


Wie auch schon im April treffen wir unsere Freunde erneut im griechischen Lokal Nostos. Hier sind die Gerichte einfach griechischer, traditioneller, ursprünglicher und nicht touristengeschmacksmäßig verändert.

Margit nimmt Kolokithakia und Rebithokeftedes (Zucchini- und Kichererbsenküchle), Susanne Piperies Florinis (mit Feta-Käse gefüllte Paprika) und ich fetagefülltes Bifteki Gemisto (mit Feta und Gewürzen gefülltes griechisches Hackfleischküchle). Was Uwe genommen hat, habe ich vergessen.

Während wir im Nostos sitzen und essen fallen draußen Flocken. Das gefällt mir ja gar nicht. Aber es ist November!

Zum Abschluss gibt’s einen Ouzo auf Haus. Ich hatte mir schon so was gedacht. Da ich aber gleich Auto fahren muss, halte ich mich beim „Στην υγειά μας!“ (Auf unsere Gesundheit!) raus und kippe meinen Ouzo in eine kleine zuvor leer gemachte Flasche. 0,5 l Wasserflaschen haben wir bei unseren „Fährtle“ nämlich immer dabei.

Fahrt nach Hause

Bis Aalen


Weil die Sonne im November schon gegen halb fünf untergeht und wir erfahrungsgemäß bis Mering fast drei Stunden fahren, wird das Treffen heute etwas kürzer ausfallen als im April. Vorher, als wir beim Essen waren, hat’s ja mächtig geschneit. Zum Glück saß ich mit dem Rücken zum Fenster und habe davon kaum was mitbekommen.

Uwe guckt besorgt in sein Smartphone und sagt: „A8 würde ich euch nicht empfehlen, der Tunnel Hohenstadt ist dicht.“

Macht ja nichts, fahren wir eben über Aalen, Nördlingen und Donauwörth. Da brauchen wir – wenn alles gut geht – auch nur eine Viertelstunde länger.

Wir verabschieden uns und fahren los. Bis Aalen geht alles ganz gut, dann aber fängt’s mächtig an zu schneien und so habe ich in Aalen leider die dort abbiegende B 29 verpasst und bin geradeaus weitergefahren, also dorthin, wo die B29 nicht mehr B 29 sondern B 19 heißt.

Nach Aalen


Ein weiteres Chaos bahnt sich an. Warum geht es in Unterkochen denn geradeaus und nicht rechts die Ebnater Straße hoch? Ist das Navi eingefroren? Anstatt mich auf Bundesstraßen (B 29a und B 466) Richtung Nördlingen zu leiten, fahren wir jetzt über Kreis- und Landstraßen durch Dörfer, von deren Existenz ich noch nicht mal wusste.

Dazu die Meldungen im Radio: „Über 380 witterungsbedingte Unfälle in 18 Stunden“, „Mindestens 30 Verletzte – Schaden in Millionenhöhe“. Das macht richtig Laune.

Trotzdem ackert sich der Panda tapfer durch. Dann ist es mir aber zu blöd. Ich bin es leid, weiter über Klein- und Kleinst-Straßen zu fahren und gebe im Navi, das sich bisher an der Eingabe „zum Heimatort fahren“ orientierte, jetzt direkt „Nördlingen“ ein. Die Strecke Nördlingen – Mering kenne ich auch ohne Navi. Bis Nördlingen sind es aber auch noch 22 km.

Nachdem wir hinter Nördlingen nicht mehr über Landstraßen gurken müssen, sondern Bundesstraßen haben, verläuft die Fahrt deutlich entspannter und angenehmer. Es gibt weniger unübersichtliche Stellen und es sieht auch so aus, als ob der Winterdienst hier schon zugange war. So kommen wir kurz nach Sonnenuntergang – es ist aber noch hell – nach einem grandiosen Fährtle wieder zu Hause an. Toll war’s, einfach nur toll! Ich – und ich nehme an, wir beide – hoffen noch auf viele gemeinsame Fährtle.


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