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Freitag, 4.9.2015

Ist man dann erst mal oben, ist’s wirklich einfach. Direkt unter dir liegt dann die Quelle. Die türkisblaue Farbe und die wahnsinnigen Klarheit des Wassers, das hat schon was! Ich bin wirklich fasziniert. Von der Quelle fasziniert war sicher auch Dejan Šarman, ein international gefeierter Unterwasserfotograf, dessen Beiträge man bis 2009 vor allem bei Underwater.photography.com sehen konnte, wo er 2008-2009 die Goldmedaille im Bereich „Süßwasser“ erhielt.

Veliko vri-lo

Wasserpflanzen

Warum konnte? Gibt‘s nichts Neues mehr? Nein! Denn gerade mal 39-jährig kehrte Šarman am 2. Juli-Samstag 2009, es war der 11.7., von einem Tauchgang in das über 100 m tiefe Unterwasserlabyrinth nicht mehr zurück.

Dejan Šarmans Grab

Schnitt durch den Veliko vrilo

Auf dem Schnitt-Bild des Quell-Topfes sieht die Quelle ja relativ harmlos aus. Dabei muss man sich aber darüber klar werden, dass die Zeichnung nur einen Schnitt darstellt, eine einzige Schicht eines verzweigten unterirdischen Gebildes, dass man sich wie unzählig vielen Wurzeln eines Baumes vorstellen muss. Hast du dich da mal verschwommen, hast du keine Chance mehr.

Die Cetina-Quellen sind so genannte Karstquellen. Karstquellen entstehen immer in Gebieten, wo wasserdurchlässiger Mergel auf wasserundurchlässigen Kalkstein liegt. Im Bereich der Cetina-Quellen ist dieses Gebiet riesig, es soll der Größe von knapp 30 ha entsprechen (1 ha entspricht etwa der Größe eines Fußballfeldes). Aufgrund dieses großen Einzugsgebiets kommt es in den Quellen zu zwar stark schwankenden, in der Regel aber sehr hohen Ausschüttungen.

Die drei Hauptquellen, Veliko vrilo, Vikovića vrilo und Batića vrilo liegen allesamt in den Ausläufern des Dinara-Gebirges. Seit 1972 steht das Gebiet um die Cetina-Quellen unter Naturschutz.

Nicht nur die türkisblaue Farbe ist für mich faszinierend, ich hab auch noch nie gesehen, dass sich eine große Zahl Bienen oder Schmetterlinge auf einem See niederlässt, um dort ganz offensichtlich zu trinken. Das ist für mich fast schon etwas Unheimliches. Als ob ich in einer anderen Welt sei.

Trinkende Bienen

Trinkende Schmetterlinge

Obwohl ich lange, lange suchen musste (die Routenführung mit dem Navi endete vor rund 1 Stunde 1,8 km südlich von hier), hat sich die Fahrt zu den Cetina-Quellen wirklich gelohnt.

Dass die Quellen nicht nur ein Naturphänomen sind, sondern auch ein Ort hoher politischer Brisanz, erfahre ich, als ich wieder zu Hause bin. In den Kriegsjahren 1991-1995 kam es genau hier – wir sind 8 km von der serbischen Grenze entfernt – zu blutigen Auseinandersetzungen. Den rund 40 Kroaten standen damals 20-mal mehr Serben gegenüber, die alles daran setzten, das Gebiet nördlich von Cetina zu Serbien zu holen.

Nach der Befreiung aus serbischer Hand leben heute in Cetina und 200 Menschen, vorwiegend kroatischer Abstammung. Sie haben hier, an der Grenze zu Serbien, in einer Gegend, wo man annehmen könnte, dass sich Fuchs und Hase hier wirklich „gute Nacht“ sagen, eine neue Heimat gefunden.


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