Katzenstein und Neresheim
Rückblick auf die Burg-Führung im April
Unser April-Ausflug zur Burg Katzenstein war ein besonderes Erlebnis – nicht zuletzt, weil – wie wir erst jetzt herausgefunden hatten – die Führung vom Burgherren höchstpersönlich durchgeführt wurde. Herr Walter erzählte mit großer Leidenschaft und ansteckender Begeisterung von Rittern, Belagerungen und geheimnisvollen Ereignissen. Historisch gesicherte Fakten mischten sich munter mit Legenden und Überlieferungen, doch gerade diese Mischung machte die Tour so lebendig und anschaulich.
Brunnenstube
Begonnen hat der Rundgang damals für uns – wie auch für die Gruppe heute – in der kühlen Brunnenstube unter dem Hauptgebäude. Zwei mächtige romanische Tonnengewölbe spannen sich nebeneinander über uns, getragen von drei steinernen Bögen. Hier unten ist es konstant 14 bis 18 °C – ideal für ein Rittermahl in historischem Ambiente.
- In der Brunnenstube
- Hier kann ich mir ein Rittermahl gut vorstellen.
Im rechten hinteren Teil liegt der 23 Meter tiefe, in den Fels gehauene Burgbrunnen, der früher die ganze Wasserversorgung sicherstellte. Hinter ihm ist der gewachsene Fels sichtbar, auf dem die gesamte Burg errichtet wurde.
- Damals die einzige Wasserversorgung
- Nur nicht runterfallen
Wenn man dort stand, konnte man sich gut vorstellen, wie Burgbewohner in Belagerungszeiten um jeden Tropfen kämpften – und wie vielleicht durch einen geheimen Fluchttunnel in den nahen Wald Wasser, Nachrichten oder gar Schätze geschmuggelt wurden. Manche sagten, in solchen Gängen lägen noch heute Truhen mit Gold, bewacht vom Burggeist „Baldrian“.
Wir gingen damals wieder raus auf den Burg-Innenhof, direkt auf den östlichen Wehrgang zu.
Wehrgang
Der Wehrgang östlich des Innenhofs stammt – vermutlich – auch aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Dort, wo früher Pferdestall und Schmiede waren, ist heute die Burggaststätte darüber, im ersten Stock, war früher das Gesinde untergebracht, heute sind dort Gästezimmer.
Freya
Vom Innenhof ging es an der Statue der Göttin Freya vorbei rechts hoch ins Haupthaus. Ob Freya wirklich „Katzengöttin“ war, ist zweifelhaft. In den originalen altnordischen Texten steht nämlich nichts davon. In Gylfaginning, Kap. 24 steht lediglich „… á ekr hon tvera kettir ok sitr í vagninum.“, was etwa so viel heißt, dass, wenn sie reist, ihr Wagen von zwei Katzen gezogen wird.
- Freya
- Lautlose Katzenmusik
Na ja, ist halt – wie wohl bei allen Mittelalter-Geschichten – viel Legende dabei, auch bei dieser Burg. Dennoch passt Freya gut zu einem Ort, der von Katzensagen nur so wimmelt.
Staufersaal
Vermutlich entstand der Staufersaal Anfang des 13. Jahrhunderts, als der Eingang zur Burg verlegt und der alte Zugang zugemauert wurde. Die alte Pforte sieht man auch heute noch an der Nordwestecke des Palas außen an der Mauer. Durch dieses Tor kam man damals in die Burg hinein. Der Raum dahinter diente früher für Empfänge und Feste.
- Kopie aus der Maciejowski-Bibel
- Kopie aus dem Codex Manesse
Uns fielen damals vor allem die riesigen Wandbilder auf. Sie zeigten Szenen aus dem Codex Manesse, einem sehr berühmten, alten Buch aus dem Mittelalter. In diesem etwa DIN A3 großen Buch sind Gedichte und Geschichten von mittelalterlichen Dichtern und Minnesängern gesammelt, also von Leuten, die damals über Liebe, Rittertum und Abenteuer sangen und schrieben. Die Bilder darin zeigen die Menschen von damals sehr bunt und lebendig.
Der Maler Willi Wolf nahm die historischen Motive als Vorlage und hat sie in den Siebziger-Jahren des letzten Jahrhunderts – damit man sich besser vorstellen kann, wie es früher mal aussah – „neu interpretiert“.
Der echte Codex Manesse gehört heute der Universitätsbibliothek Heidelberg und ist – weil das Werk allein schon durch Licht Schaden nehmen könnte – meist unter Verschluss.
Das Original des linken Bildes stammte – wenn meine Recherchen stimmen – aus der Maciejowski-Bibel, auch Kreuzfahrerbibel, Buch der Könige oder Morgan-Bibel genannt und ist dort als Bild „Morgan M.638“ vermerkt.
Es zeigte eine mittelalterliche Darstellung mit Rittern, einem Wagen und einem Esel. Stilistisch entspricht das Bild stark der Art von Miniaturen aus mittelalterlichen Handschriften, wie der Maciejowski-Bibel, aber mit der etwas glatteren und moderneren Ausführung, die man in Kopien oder Interpretationen aus späteren Jahrhunderten sehen kann. Wer für das Werk in Burg Katzenstein tatsächlich verantwortlich ist und wann es gemalt wurde, weiß ich bis heute nicht.
Grafensaal
Weiter ging es seinerzeit hoch in den prunkvollen Grafensaal im zweiten Stock des Neuen Schlosses, dorthin also, wo wir vorhin die Burgherrin trafen und wo heute auch die Katzen-Ausstellung war,
Der Saal wurde 1669 als Wohnraum der Grafenfamilie von Oettingen-Katzenstein-Baldern errichtet. Nach einem Brand im November 1995 verfiel er total. Erst 24 Jahre später hat man die Brandrückstände beseitigt und den Saal renoviert. Im Dezember fand der erste Weihnachtsmarkt statt. Im Corona-Jahr 2020 wurde ein Standesamt eingerichtet. Nach endgültiger Herstellung soll der Grafensaal für Empfänge und Konzerte genutzt werden.
Katzenturm
Besonders eindrucksvoll ist der Bergfried, der auch „Katzenturm“ genannt wird. Einer Legende nach musste hier der Wendenprinz Chakaz im Auftrag des bayerischen Herzogs Tassilo einen Turm errichten. Der Katzenturm ist 30 Meter hoch und erhebt sich über einer Grundfläche von 8 x 8 Metern. Sieben Meter über dem heutigen Eingang befindet sich der mittelalterliche Hocheingang. Für den Zutritt zum Turm wurde eine Leiter benötigt, welche der Sicherheit diente. Im Erdgeschoss befand sich das Verlies, welches nur durch das Angstloch in der Decke zugänglich war. Im zweiten Obergeschoss ist der Wohnraum mit dem Abritt und dem offenen Kamin. Darüber befindet sich ein Schlafzimmer. Eingeritzt in das Gesims des offenen Kamins findet sich hier die älteste Darstellung von Katze und Lilie, die heute noch Bestandteil des Burgwappens sind. Von der Wehrplatte aus hatte (und hat) man einen herrlichen Blick über das Härtsfeld bis zum Kloster Neresheim.
- Katzenturm
- Blick im April übers Härtsfeld
Burgkapelle St. Laurentius
Zum Abschluss besuchten wir die Burgkapelle St. Laurentius.
Das zentrale Fresko verbindet zwei typische mittelalterliche Bildprogramme:
- Das „Majestas Domini“ – Christus als kosmischer Herrscher in der Mandorla und
- Das „Jüngste Gericht“ – mit klarer Trennung von Seligen und Verdammten.
- Altar in der Burgkapelle
- Fresko in der Burgkapelle
Im Detail zeigt das Fresko Christus als Weltenrichter beim Jüngsten Gericht. In der Mitte thront er in einer Mandorla – das ist ein mandelförmiger, oft farbig umrahmter Lichtschein, der seine himmlische Herrlichkeit symbolisiert. Links werden die Verdammten von einem Kriegerengel fortgeführt und in die Hölle gebracht, rechts geleiten Engel die Geretteten ins Paradies. Oben segnet Christus als Pantokrator (Weltenherrscher) und hält ein Buch mit den Buchstaben ΑΩ (Alpha und Omega – Anfang und Ende). Trompetenengel verkünden das Weltgericht.
Das Fresko soll wirklich original aus der Romanik stammen, also aus dem 13. Jahrhundert. Es handelt sich also nicht – wie bei den Gemälden im Staufersaal (wo die Codex-Manesse-Motive aus den 1970er-Jahren stammen) – um eine Replik, sondern um ein tatsächlich erhaltenes mittelalterliches Wandgemälde.
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