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Hamburg – Faschingsferien 2020

Landungsbrücken


Es war echt toll im Miniatur Wunderland. Aber auch draußen ist es toll. Bei strahlendem, allerdings kaltem Wetter schlendern wir die Elbpromenade entlang, beim Pressehaus von Gruner & Jahr vorbei, an der Überseebrücke, am Museumsschiff Cap San Diego und an der Rick Rickmers bis vor zur Brücke 1.

Ein Fischbrötchen im Hamburg, das muss für Susanne dann einfach sein. Ich entscheide mich lieber für eine Currywurst. Frisch gestärkt geht’s dann weiter zum Alten Elbtunnel. Hab zwar schon mal was davon gehört, aber nicht gewusst, dass das ein dermaßen technisches Highlight ist.

Alter Elbtunnel


Schon von Weitem sieht man an den Landungsbrücken das Gebäude mit der grünen Kuppel. Genau dort beginnt der 426 Meter lange Tunnel, der unter der Norderelbe hindurch die St. Pauli-Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder verbindet. Gegen drei Uhr sind wir dort. Die im Jahre 1911 als technische Innovation gefeierten Röhren sind heute Touristenattraktion. 

Bereits um die 1899/1900-Jahrhundertwende waren im Hamburger Hafen um die 20.000 Werft- und 25.000 Hafenarbeiter beschäftigt, die irgendwie zur Arbeit kommen mussten. Viele konnten sich das Geld für die teure Fähre nicht leisten und oft war der Betrieb auch witterungsbedingt eingeschränkt, z. B. im Winter bei Schnee, Nebel und Eis. Es musste eine Lösung her. Zunächst dachte man an eine bewegliche Brücke oder eine Schwebefähre. Beides hätte aber den Schiffsverkehr behindert. Eine Hochbrücke hätte der Schiffe wegen über 55 m hoch sein müssen. Das war alles nicht realistisch.

Aus diesem Grund entschied man sich 1911 für einen Tunnel, einen ganz besonderen. Er hat nämlich keine Zufahrtsrampen. Stattdessen gibt es an jedem Ende Aufzüge, mit denen Personen – aber auch Autos (!) – in die Tiefe bis zum Tunnel befördert werden. Das ist weltweit einmalig! Den Tunnel nutzten 2019 pro Jahr rund 800.000 Fußgänger, 200.000 Radfahrer und 100.000 Autos. Momentan ist der Tunnel wegen Renovierungsarbeiten für den Autoverkehr gesperrt.

Die heutige Touristenattraktion lassen wir uns aber nicht nehmen. Mit dem Aufzug fahren wir rund 21 m hinunter und gehen dann zu Fuß durch den Tunnel. An dessen gefliesten Wänden sind in regelmäßigen Abstand kleine SteinzeugReliefs eingefügt.

Sehr beliebt ist auch die Aussichtsplattform vor der Südseite des Tunnels, von wo aus Touristen und Einheimische gleichermaßen einen wunderschönen Panoramablick auf die Landungsbrücken  und die Hamburger Skyline haben. 

Hafenstraße und Fischauktionshalle


Nachdem wir den Elbtunnel besucht haben, wollen wir noch mal Erinnerungen auffrischen und die Fischauktionshalle aufsuchen, wo wir am 28. August 2011, morgens um 5:00 Uhr beim Jazz waren. Bei eisigem Wind schlendern wir die Hafenstraße entlang, in der Hoffnung, in der Fischauktionshalle einen heißen Kaffee zu bekommen.

In der Hafenstraße kommen wir an den – zumindest in Deutschland – sehr bekannten Häusern der SAGA, vorbei, einer Wohnungsgesellschaft der Stadt Hamburg. In den 80ern stellte ein Gutachten  fest, dass die Häuser unbewohnbar seien und abgerissen werden sollen. Das war der Beginn der sogenannten Hausbesetzungen. Die Situation eskalierte. Im Januar ’85 wurden hier brennende Barrikaden errichtet, um inhaftierte, hungerstreikende RAF-Mitglieder zu unterstützen. Daraufhin äußerten die Medien den Verdacht, dass in den Häusern in der Hafenstraße selbst RAF-Terroristen wohnten. Regelmäßig kam es zu Demonstrationen und Straßenschlachten. Bei einer Demonstration am 20.12.86 wurden mehr als 100 Polizeibeamte verletzt.

Die Fischauktionshalle hat natürlich zu. Wir frieren uns einen ab. Zum Glück gibt es vor der Fischauktionshalle eine Bushaltestelle und der 111er-Bus kommt in ein paar Minuten. Der fährt u. a. zur Reeperbahn. Warum nicht?

Auf der Reeperbahn – ein Ort zum Flüchten


Wir fahren den Ring 2 hoch und steigen 3 oder 4 Minuten später am Ostende der Reeperbahn wieder aus.

Bereits nach 20 m wissen wir – nee! Hier bleiben wir nicht! Bloß nichts anfassen, wir haben kein Desinfektionsmittel dabei. Aber wir müssen nochmal 80 m weiter. Erst hier gibt es einen versifften S-Bahn-Eingang, von wo aus wir hoffen, dass uns eine Bahn möglichst bald hier weg bringt – egal wohin.

Die nächste Bahn ist die S2 nach Bergedorf. Egal. Wir fahren bis zu den Landungsbrücken und gehen dann hoch zur Hochbahn U3. Mit der fahren wir bis zur U-Bahn-Haltestelle Rathaus.

Dort nehmen wir den in Fahrtrichtung vorderen Ausgang und kommen direkt vor der St. Petri Kirche wieder an die Oberfläche. Von Rathaus weit und breit nichts zu sehen. Aber auch das ist egal. Wir wollen nur irgendwo was Heißes trinken, um unsere durchgefrorenen Körper wieder etwas aufzuwärmen.

Balzac-Café – Kakao-Trinken in der Nähe des Rathauses


Als ob sie schon mal hier war, läuft Susanne zielstrebig die Rathausstraße runter und nach nur 100 m ist rechts ein Café, das mich irgendwie an Starbucks erinnert, es ist aber ein Café der Balzac Coffee-Kette. Diese Kette wurde 1998 von den Schwestern Vanessa Kullmann und Natalia Preston hier in Hamburg gegründet. Inspiriert wurden sie dazu bei einem USA-Aufenthalt. Den Namen Balzac haben sie gewählt, weil dem Vernehmen nach Honoré de Balzac  angeblich süchtig war nach Kaffee. Das Logo mit dem dicken Engel auf der Vespa soll italienisches Lebensgefühl symbolisieren.

Uns ist aber nicht nach Kaffee – der putscht so auf – sondern nach einem Riesenpott Kakao. Und den gibt’s hier. Ich glaube, das sind Halblitertassen! So riesige Kakaopötte habe ich zuvor noch nirgendwo gesehen – mit ordentlich Sahne drauf! Dazu Apfelkuchen vom Feinsten. Nicht billig, aber superlecker!

Heimfahrt und Hotel


Inzwischen ist es auch schon bald sechs durch und es wird langsam dunkel. Wir haben heute so viel erlebt, dass es irgendwann auch mal gut sein muss. Mit der U3 fahren wir zurück bis zum Berliner Tor und dann mit der S2 nach Billstedt. Der Fußweg zum Hotel ist uns inzwischen so vertraut, als ob wir schon ewig hier wohnten.

Im Hotel machen wir’s uns mit einem Bierchen vor „Let’s dance“ gemütlich. Leider mussten die Fußballerin Steffi Jones und Robert Beitsch ausscheiden, obwohl meiner Ansicht nach Ilka Bessin (Cindy aus Marzahn) ja absolut nicht tanzen kann. Aber das ist RTL, was sollen wir uns aufregen? Wir haben heute einen tollen Tag gehabt in Hamburg und morgen soll’s in den Tierpark Hagenbeck gehen – wenn das Wetter mitspielt. Die Vorhersagen verheißen ja nichts Gutes: Regen und kalt, den ganzen Tag!


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HAMBURG 2020
REISEBERICHTE AUS DEUTSCHLAND

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