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Teneriffa – Dienstag, 26. August 2014

Aufgeweckt


Das ist mir noch nie passiert hier. Heute bin ich zum ersten Mal vom Wecker geweckt worden, und das um 7:15. Ich habe geschlafen wie ein Toter, war aber auch mächtig viel an Eindrücken die letzten 3 bzw. 4 Tage, wenn man die Anreise und den Flug mitzählt. Und heute soll’s mit den Highlights ja gleich weiter gehen. Als ich gestern per SMS die bereits im April vereinbarten Termine auf der Ocean Explorer in Los Gigantes bestätigte, schrieb mir Betty, dass Sie heute auch um 10:00 Uhr schon ne Tour haben. Die muss ich natürlich auch mitnehmen!

Etwa 75 Minuten fährt man (mit Fotohalten) nach Los Gigantes, genug Zeit also, heute mal im Hotel zu frühstücken, wenn‘s auch nicht die Welt ist, so füllt es doch wenigstens den Magen und so ganz ohne was im Bauch ist Whalewatching meiner Erfahrung nach nicht zu empfehlen. Das Video, das am Samstag bei unserer Tour auf der Travellin´Lady aufgenommen wurde, ist übrigens inzwischen auch angekommen. Bin sehr gespannt, ob es was taugt.

Jetzt aber geht´s erst mal los Richtung Los Gigantes. Es ist kurz vor Acht und angenehm kühl als ich auf der TF-1 an der Westseite der Insel zunächst am Hotel und am Siam Park entlang und dann Richtung Norden fahre.

Ich krieg´s nicht mehr aus dem Kopf. „Have you ever seen the rain“! Das war das letzte Lied, das ich gestern Abend im Central Park noch gehört habe. Das scheint wohl auch mein Teneriffa-Lied zu werden. Obwohl’s nie im Radio lief, sondern nur im Central Park und jetzt in meinem Kopf, gröhl ich’s lautstark mit. Just in diesem Moment kommt von Susanne eine SMS, die ich im Auto aber nicht ansehen kann.

8:17 Uhr. Chio! Da war ich doch am Sonntag schon. Hätte nicht gedacht, dass ich da nochmal herkomme, aber die Insel ist klein, da passiert das leicht. Es ist wunderbar zu fahren, keinerlei Verkehr und ein leicht bedeckter Himmel. Um 8:25 Uhr komm ich am Ortsschild Paraino vorbei. Pa-ra-i-no, allein, wenn man die Ortsnamen ausspricht, ist das schon Urlaub!

Plátanos


10 Minuten noch, dann dürfte ich in Los Gigantes sein. Auch hier wieder tolle Serpentinen. Nicht so spektakulär wie in Chio, aber immerhin anspruchsvoll. Kurz vor Los Christianos dann riesige Bananenplantagen, größer noch als alle, dich ich vor 5 Jahren in Sansibar gesehen habe. Da muss ich unbedingt anhalten!

In einer Bananenplantage

In einer Bananenplantage

In einer Bananenplantage

In einer Bananenplantage

Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind Plátanos, wie die Bananen hier heißen, eines der wichtigsten Exportgüter der Kanarischen Inseln. Leider entsprechen sie wegen ihrer geringen Größe und mancher brauner Flecken auf der Schale nicht unbedingt der EU-Norm. Dabei verfügen die zuckersüßen Plátanos über weit mehr Kalium, Eisen und Magnesium als alle Konkurrenz aus Übersee.

Die Plantagen, und das hat mich zunächst verwundert, erscheint aber logisch, sind in der Regel mit hohen Steinmauern. Das soll die Pflanzen vor den Passatwinden zu schützen. Zusätzlich müssen die Plantagen künstlich bewässert werden, alles Kosten, die dazu führen, dass die kanarischen Bananen im Preiskampf am europäischen Markt kaum mithalten können.

Etwa 10% der rund 136.000 Tonnen werden in Teneriffa selbst verkauft oder zu Licor de Platano verarbeitet. Ein weiteres Highlight für Kenner ist der in vielen Cafés in der Region angebotene Bananen-Kuchen.

Los Gigantes


Man kommt auf der Fahrt fast nicht dazu, den Gurt richtig anzulegen, denn 1½ km später muss ich schon wieder anhalten, bei einem Café in einer Serpentinen-Kurve kurz oberhalb von Los Gigantes. Dort hat man einen irren Blick auf die Klippen. Hinweisschilder informieren dich über Grindwale und Delfine, die beide hier vor den Klippen von Los Gigantes vorkommen sollen.

Die Klippen von Los Gigantes

Karte des Meeresschutzgebiets vor Teneriffa

„Während Grindwale ihr Jungen schon auch mal alleine lassen und bei der Gruppe ‚parken‘ müssen (!), wenn sie in tieferen Gewässern auf Nahrungs-Suche sind“, steht da, „weichen Delfin-Kälber ihren Müttern (meist bis zur Geburt eines neuen Jungen) nicht von der Seite. Kommt die Grindwalmutter vom Tauchgang zurück, erkennt sie das Junge an ihrem unverwechselbaren Ruf.“

So, noch ein paar Meter und ich bin unten am Hafen. Das Navi führt mich bis zu einer Schranke. Mit Parken, kostenlosem Parken, ist’s hier aber nichts. Also fahre ich wieder ein paar hundert Meter hoch in den Ort, bis ich bei den Tipsy Terraces in der Calle Petuia genau die richtige Lücke finde für meinen Leih-Fiesta.

Die 600 m bis zum Hafen runter sind ein Klacks. Doch dann durchfährt’s mich wie ein Blitz. Mensch, du hast doch heute Nacht doch noch die Akkus geladen und heute früh nach Wecker-Klingeln und Bad bist Du gleich zum Frühstück und dann weg. Mist, wie soll ich bei den Whalewatching-Touren ohne Akkus fotografieren? Panisch durchwühl ich meinen Fotorucksack. Gottseidank Entwarnung! Wahrscheinlich habe ich ganz unbewusst, weil ohne Kamera bei mir ja überhaupt nichts geht, die Akkus (nachdem ich noch mal die Las-Cañadas-Bilder angeschaut und die Speicherkarte gewechselt hatte) heute früh noch schlaftrunken in die Vordertasche des Fotorucksacks gesteckt.

Ne halbe Stunde noch. Aber wo ist das Boot? Es ist reiner Zufall, dass ich in einem Café am Hafen auf einen Typen treffe, der ein Ocean-Explorer-T-Shirt trägt. Es ist Nico, der heute wohl die Tour machen wird. In 10 Minuten etwa soll Betty kommen, sagt er, von der ich dann meine Tickets bekomme. Ich solle schon mal zu Ponton 4 gehen.

Ocean Explorer


Die offene, ursprünglich fürs Parasailing gebaute Ocean Explorer ist für mich, neben der Travelin‘ Lady am Samstag, ein hochinteressantes Whale-Watching-Boot.

Die Ocean Explorer

Sie ist für maximal 11 Whalewatcher ausgelegt und hat von den spanischen Behörden, genau wie die Travelin‘ Lady, die „Blue-Boat-Auszeichnung“ erhalten, welche eine sichere und artgerechte Beobachtung von Walen und Delfinen garantiert. Das war und ist mir äußerst wichtig. Die in Teneriffa ebenfalls angebotenen „Fun-, Whalewatch- und Bade-Ausfahrten“ beispielsweise auf „Piraten-Booten“ sind nicht so mein Ding. Bereits im April habe ich mich darum gekümmert, heute sämtliche angebotenen Ausfahrten der Ocean Explorer mitmachen zu können. Schließlich will ich über deren Ausfahrten auf meiner HP berichten.

Die erste Ausfahrt


Die Ocean Explorer liegt so flach im Wasser, dass man die Wale und Delfine fast berühren könnte. Aus diesem Grund weist Betty, die Besitzerin der Whale-Watching-Boots uns, bevor wir an Bord gehen, auch eindringlich darauf hin, ja kein Tier anzufassen, auch wenn das durchaus möglich wäre. Was dann  kommt, erinnert mich ein bisschen an das Ritual vor einem thailändischen Tempel. Bevor wir an Bord gehen, müssen wir nämlich alle die Schuhe ausziehen. Die stehen dann während unserer Ausfahrt schön aufgereiht, mit den darin verstauten Socken am Bootssteg.

Dann geht’s los. Aufgeregt schaut Finn über die Rehling, schließlich will er doch seinen Freunden auf www.derkleinedelfin.de von seinen Erlebnissen berichten. Aber nichts! Statt dessen werden wir bei einem Ausweichmanöver fast von den Beinen gerissen. Als überraschend ein Plastik-Kanister vor uns auftaucht, reißt Nico instinktiv das Boot herum, grad so, wie wir das tun, wenn uns ein Reh vors Auto rennt. Puuhh!! Das ist nochmal gut gegangen.

Aber eine halbe Stunde später, wir haben die Meerenge zwischen Teneriffa und La Gomera etwa zu einem Drittel überquert, und wir sind das einzige Boot hier draußen, plötzlich: „Da unten ist was!“ Finn ist außer sich vor Freude! Längst hat Nico den Motor gedrosselt, aufdass die Wale nicht übermäßig gestört werden. Die Grindwale sind jetzt überall! „Da, da unten ist sogar ein Baby dabei!“

Finn sieht seine allerersten Grindwale

Finn sieht seine allerersten Grindwale

Das Wasser hier ist so klar, dass man die Tiere auch noch in einigen Metern Tiefe gut erkennen kann. Etwa 10 bis 15 Minuten sind wir alle nur noch am Staunen.

Grindwal mit Jungtier

Grindwal mit Jungtier

Länger als 15 Minuten sollte man die Grindwale generell nicht stören, sagt eine spanische Whalewatching-Empfehlung. Das leuchtet mir ein. Wir sind jetzt auch lange genug im Reich der Grindwale gewesen und  kehren um, zurück nach Los Gigantes.

Grindwal

Rückfahrt nach Los Gigantes

Das war eine grandiose Fahrt. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viel zu sehen gibt. Ich hab ja, weil ich gar nicht wusste, was auf mich zukommt, von zuhause aus 4 Fahrten gebucht! Wenn die 3 folgenden auch nur halb so gut werden wie die erste, dann wäre das für mich ein Riesending! Ich freu mich schon tierisch darauf!


Hinweis: Eine Kommentar-Möglichkeit besteht ganz am Ende des Berichts.


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