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Dienstag, 16.8.2016

Gibraltar-Tour im Mini-Bus


11:15 Uhr. Ich geh noch mal nachsehen beim Bus. Noch immer ist niemand da. Die junge Frau vielleicht, die da kommt? Aber keine Chance. Obwohl ich mit Engelszungen rede, zieht auch sie die Cable-Car vor – oder doch nicht? Nach zehn Minuten kommt sie zurück und weitere 5 Minuten später kommt noch ein junges Pärchen aus Schweden und dann noch welche. Plötzlich sind wir sogar mehr als 8. Die ersten 8 setzen sich in den Bus und dann geht´s los, dass man sich handeschüttelderweise vorstellt. Im gleichen Moment, wo ich die Namen höre, habe ich sie auch schon wieder vergessen. Nur den von Ellie nicht, das ist die Frau, die ich zu allererst angesprochen hab. Deren Namen hab ich mir gemerkt. Keine Ahnung, warum.

Dann geht´s los. Serpentinenartig windet sich die schmale Windmill Hill Road den Felsen hoch. Ich glaube, wenn der Bus seitlich Aufkleber drauf hätte, die würden abgeschrubbt, so schmal ist die Straße. Aber der Fahrer ist ein absoluter Profi und meistert auch die schwierigsten Stellen – nicht so wie ich gestern in Zahara de los Atunes, wo ich an den engen Straßen fast verzweifelt bin. Hier ist´s mir egal, hier bin ich ja nicht verantwortlich für den Wagen. Je höher man kommt, umso beeindruckender ist der Blick aufs Meer.

Zunächst geht es zum Monument „Säulen des Herakles“. So Herakles- oder auch Herkules-Säulen scheint es nicht nur in Sevilla am Südende der Alameda de Hércules zu geben, sondern auch hier am Südende der Engineer Road. Das Monument besteht aus zwei Säulen mit einer dazwischen befestigten münzenartigen Scheibe bzw. Medaille. Auf der einen Seite der Medaille, auf der dem Mittelmeer zugewandten Seite, steht „The ancient world“. Diese Seite zeigt ein Relief von Europa, Vorderasien und Nordafrika. Die andere, die dem Atlantik zugewandte Seite mit der Aufschrift „The modern world“,zeigt die ganze Welt, so wie wir sie heute kennen.

Ich hab die andere Seite noch gar nicht fotografiert (das Licht ist auch viel zu gleißend), schon geht’s weiter – zur Saint Michael´s Cave. Klar, dass der Zeitplan knapp ist, schließlich dauert die Tour alles in allem ja nur 1 ½  Stunden. Die Höhle ist riesig. Man sagt, dass sie schon in der Steinzeit bewohnt gewesen sein soll. Heute ist sie ein „Saal“ für verschiedene Konzerte, Ballett- und Theateraufführungen. Die Höhle, auch als Konzertsaal, würde mir schon gefallen, wäre sie nicht in ständig wechselnden Farben extrem kitschig ausgeleuchtet. Diese Beleuchtung wird der Schönheit der Höhle in keinster Weise gerecht. Das ist Kitsch pur! Das ist „too much“!

Rinn in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Wir haben kaum das Licht – ne, nicht der Welt, sondern das Licht Gibraltars – wieder erblickt, geht´s auch schon weiter. Nächstes Ziel, der „Apes Den“, der Affenfelsen. Spätestens jetzt muss ich meine Bananen, die ich als Wegzehrung dabei habe in den Fotorucksack tun und die Reißverschlüsse sichern.

Auf dem Affenfelsen von Gibraltar, dem sogenannten „Apes’ Rock“ oder „Apes’ Den“ soll es etwa 200 Berberaffen geben, die einzigen Affen, die in Europa in freier Wildbahn leben und das schon seit Hunderten von Jahren. Manche nennen die Berberaffen auch Magots (Macaca sylvana).

Um die Affen von Gibraltar gibt es unzählige Legenden. Aber woher sie kamen, weiß keiner so richtig. Manche munkeln, dass es unter der Straße unterirdische Höhlen gäbe, die beispielsweise in der St. Michaels Cave enden, andere glauben, dass die Affen über die Meerenge schwammen und wieder andere vermuten, dass die Affen so um das Jahr 1100 ± 300 Jahren von den Mauren per Schiff hierher gebracht wurden. Schließlich gibt es auch noch die Theorie, dass die Affen im 18. Jahrhundert von Briten als Haustiere eingeschleppt worden seien. Nun, nichts Genaues weiß man nicht. Sicher ist nur, dass die Affen keine Europäer sind.

Ich weiß nicht, ob Affen das Gefühl von Höhenangst überhaupt kennen. Mir jedenfalls verlangt die Aufnahme der – von oben betrachtet – beinah senkrecht abfallende Bergflanke in Richtung Osten – alles ab.

Die Affen haben absolut keine Scheu vor den Menschen. Dass Affen aber in Jacken- und Hosentaschen wühlten oder gar Brillen klauten – wie im Internet zu lesen ist – das habe ich, hier und heute, nicht beobachtet. Vielmehr lagen die meisten Affen in dieser Hitze heute einfach nur platt da und ließen statt dessen die Touris aktiv sein.

Einer Legende nach soll, wenn die Affen Geschichte sind, auch die britische Herrschaft in Gibraltar Geschichte sein. Wären die Briten während einer Belagerung Gibraltars durch Spanier und Franzosen seinerzeit (so um 1780 herum) nicht von den Affen gewarnt worden, wär die britische Herrschaft in Gibraltar nämlich schon damals Geschichte gewesen. 1942 dann soll die Anzahl der Gibraltar-Affen nur noch wenige Dutzend betragen haben, dermaßen dramatisch wenig, dass Winston Churchill die Nordafrikatruppen sogar auf „Affenjagd“ geschickt haben soll. Anscheinend war die „Aktion“ erfolgreich, denn Gibraltar ist auch heute noch britisch.

Bereits heute früh, als ich nach Gibraltar gekommen bin, habe ich die Einzigartigkeit des Gibraltaer Flughafens angesprochen, mit der Start- und Landebahn, die eine vierspurige Straße kreuzt. Von hier oben wird der Irrsinn noch offensichtlicher.

Unser nächstes und letztes Ziel ist das Moorish Castle, eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Gibraltar, selbst auf der Rückseite der 1955 herausgegebenen Gibraltar Fünf-Pfund-Banknote ist es abgebildet.

Moorish Castle (maurische Burg) heißt eine mittelalterliche Festung in Gibraltar. Mit dem Bau von Moorish Castle wurde im 8. Jahrhundert (möglicherweise 711) begonnen. Über den Zeitpunkt der Fertigstellung ist nichts bekannt. Moorish Castle ist übrigens die einzige Festung auf der ganzen iberischen Halbinsel, die von Meriniden gebaut wurde. Das Castle ist somit etwas Einzigartiges. Bereits damals reichte die Festung vom oberen Teil des Felsens von Gibraltar bis hinunter zum Meer. Am auffallendsten sind der Tower of Hommage und das massive Gate House mit seinem Kuppeldach. Der „Tower of Hommage“ ist schon von weitem sichtbar, nicht nur wegen seiner markanten Bauweise, sondern auch wegen seiner exponierten Lage an einer strategisch günstigen Position auffallend.

In der Zeit der islamischen Herrschaft in Gibraltar war der Tower of Hommage der höchste Turm aus auf der ganzen Iberischen Halbinsel. Was wir heute noch sehen können, wurde in der Zeit der zweiten maurischen Besatzungszeit im frühen 14. Jahrhundert wieder aufgebaut.

Langsam endet unsere kurze Minibus-Tour über die Insel. Es hat sich wirklich gelohnt und ie Fahrt ist ein Abenteuer. Bei der Fahrt herunter sind die Serpentinenkehren teilweise sogar so eng, dass der Fahrer ein-, zweimal zurücksetzen muss. Eine Wahnsinns-Strecke Ich würde diese Tour mit dem Mini-Bus jederzeit wieder machen.


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