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… und hinterher nach Sansibar



Kizimbani Spice Farm – Teil 2

Ylang Ylang


Wir haben so viel gesehen, dass ich zwischendurch einfach nicht mehr mitdiktieren und fotografieren wollte: Maniok-Äcker und Linsen-Felder und was weiß ich, was noch alles. Den einen hat das mehr interessiert, den anderen jenes. Nach einer Stunde kommen dann endlich auch Gaby und Ingrid auf ihre Kosten. Klaus erklärt nämlich, dass man aus den intensiv duftenden, gelblich-weißen Blüten des Ylang-Ylang-Baums (Cananga odorata) Duftwässerchen und Kosmetika herstellt. Ylang-Ylang sei malayisch und bedeute so viel wie „Blume der Blumen“.

Ylang-Ylang sei der femininste, der süßeste Duft schlechthin. Prominentestes Beispiel für dessen Anwendung sei „Chanel No. 5“. Kein Wunder, dass ich das nicht kenn’. Erstens mag ich Parfüms grundsätzlich überhaupt nicht und zweitens sei das bevorzugte Anwendungsgebiet für Ylang-Ylang-Produkte strapazierte und alternde Haut. Ob das der Grund ist, weswegen die beiden Damen so Feuer und Flamme sind? Mir liegt der Spruch ja auf der Zunge, aber wir sind ja hier im Urlaub und ich weiß nicht, ob die „feinen Damen“ meine Bemerkung lustig gefunden hätten?

In der Aromatherapie soll Ylang-Ylang ebenfalls von Bedeutung sein, weil es eine ausgleichende Wirkung bei Gemütszuständen wie Hass, Eifersucht, Angst, Unsicherheit und Lustlosigkeit habe. In Indien wird Ylang Ylang ob seiner aphrodisierenden Wirkung gar als Liebesöl benutzt. Upps, jetzt wird’s spannend! Weswegen haben sich die alleinreisenden Damen bloß mit Ylang-Ylang eingedeckt?

Pfeffer


Unsere Spice-Tour geht weiter, von Pflanze zu Pflanze und wir lernen immer Neues dazu, z.B. über Pfeffer. Wir kennen Pfeffer eigentlich nur als grüne oder schwarze Kügelchen bzw. als beige- bis graubraunes Pulver. Dass Pfeffer aus der Beere einer grünen Schmarotzerpflanze gewonnen wird, die sich wie Efeu außen an Bäumen hochrankt, wusste ich nicht. Diese Pflanze braucht etwa 2 bis 2½ Jahre, bis sie Beeren ausbildet.

Zweimal im Jahr kann man dann (nach jeweils 4 Monaten Reifezeit) grüne Beeren abzupfen. Das ist der sogenannte grüne Pfeffer. Werden die grünen Beeren getrocknet, werden sie schwarz und man erhält schwarzen Pfeffer. Will man roten Pfeffer, lässt man die Beeren einfach ein, zwei Monate länger an der Traube. Sie werden von alleine rot. Die rote Farbe behalten sie auch bei, wenn man sie trocknet. Und weißer Pfeffer? Da nimmt man die roten Beeren, weicht sie in Wasser ein und entfernt die Schale. Werden die Beeren nun getrocknet, werden sie weiß. Grüner, roter, weißer und schwarzer Pfeffer stammt also allesamt von der gleichen Pflanze. Wenn man Klaus glauben darf, ist grüner Pfeffer der Schärfste, gefolgt von weißem, schwarzen und rotem Pfeffer, welcher der Mildeste sein soll.

Kaffee


Dass die „roten Beeren“ Kaffee sind, hätten wir auch ohne Klaus’ Führung gewusst, nicht aber, dass es im Wesentlichen zwei Sorten Kaffee gibt: Robusta und Arabica. Die Kaffeesorte Rubusta (Coffea canephora) wird auch als Tieflandkaffee bezeichnet. Sie ist unempfindlicher (robuster) gegen Parasiten, Krankheiten, Hitze und Feuchtigkeit als der Arabica-Kaffee, den man auch als Hochland-Kaffee bezeichnet. Robusta reift wesentlich schneller als Arabica und trägt auch wesentlich mehr Früchte.

Hier aber haben wir’s mit Arabica zu tun. Der Strauch oder auch Baum kann bis zu 8 Metern hoch werden. Er besitzt viele länglich geformt geformte, dunkelgrüne Blätter. Die Kaffeekirschen sitzen in dichten Knäueln direkt an den Blattachsen. Sie entwickeln sich aus weißen, wohlriechenden Blüten, sind zunächst grün und werden dann im Lauf der Reifung (9 bis 11 Monate) zunächst orange und dann kräftig rot. Eine lange Reifezeit zwar, dafür erlangen sie aber auch ein exzellentes Aroma. Nur wenn die Kirschen völlig reif und rot sind, werden sie zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar in mühevoller Handarbeit gepflückt. In der Kaffee-Kirsche befinden sich jeweils zwei Bohnen. Man verwendet nur allerbeste Früchte. Bei anderen Kaffeesorten, wie dem Robusta, nimmt man’s da nicht so genau.

Mein Favorit ist und bleibt Arabica. Warum? Na, weil er einfach besser schmeckt und zudem auch noch wesentlich weniger Koffein beinhaltet. Arabica ist fein und edel. Sein weiches, aber dennoch würziges, volles Aroma lässt ihn zu einem ganz besonderen Genuss werden. Robusta dagegen ist saurer, bitterer und im Geschmack auch rauer. Wegen seines hohen Koffeingehalts von 4% ist er jedoch hervorragend für Espresso geeignet.

Die Stärke beider Arten kommt besonders dann zum Tragen, wenn man die Kaffeesorten mischt. So erhält man beispielsweise durch den höheren CO2-Gehalt des Robusta eine bessere Crema. Was jetzt der bessere Kaffee ist, ist aber wie so Vieles Geschmacksache.

Plantagen-Schmuck


Während uns Klaus die Pflanzen erklärt, beeindrucken die begleitenden Jungs mit außergewöhnlicher Handwerkskunst. Kein Blatt, keine Blüte, die sie nicht zu Schmuckstücken umarbeiten würden. Das macht bei unseren Frauen natürlich Eindruck. So umgarnt zu werden ist schließlich ganz was anderes, als in Deutschland, wenn’s hoch kommt mal nen 1,99-€-Strauß vom Discounter mit nach Hause gebracht zu bekommen und dann die Stängel auch noch selbst anschneiden und in eine Vase stellen zu müssen.

Vanille


Was haben Pfeffer und Vanille gemein? Nichts werden sie sagen. Das hätt’ ich früher auch gesagt, aber da war ich auch noch nicht auf einer Spice Tour in Sansibar. Vanille ist nämlich ähnlich wie Pfeffer eine Schmarotzerpflanze, die sich wie Pfeffer um eine Wirtspflanze rankt. Die Vanille-Schoten werden bis zu 30 cm lang und werden kurz vor der Reife, also wenn sie gelbgrün sind, geerntet.

Die frischen Früchte haben noch nicht das typische Aroma, das bekommen sie erst durch die sogenannte Schwarzbräunung. Dabei werden die Früchte mit Heißwasser und Dampf behandelt und anschließend 4 Wochen in luftdichten Behältern eingeschlossen, bis dort unter Einwirkung von Bakterien oder Pilzen sogenannte Glukosenadeln auskristallisieren. Dadurch entsteht an oder in den Schoten das sogenannte Vanillin, das den Schoten das charakteristische Aroma verleiht. Gleichzeitig schrumpeln die Schoten zu den schwarzen Stangen zusammen, die man hinlänglich als Vanilleschoten kennt.

Natürlich werden solche Kristalle auch künstlich erzeugt. Der Kenner sieht den Trick aber gleich: Synthetische Kristalle überziehen die Schoten gleichmäßig, während natürlich gewachsene Kristalle recht ungleichmäßig über der Schote verteilt sind. Übrigens ist Vanille, nach Safran das zweitteuerste Gewürz der Welt.

Einen großen Teil des Aromas beinhalten die im sogenannten Vanillemark liegenden Samenkörner. Das ist auch der Grund dafür, weshalb man bei bestimmten Rezepten die Vanilleschoten der Länge nach aufschneidet und Vanillemark und Samenkörner mit dem Messer herauskratzt. Am meisten Aroma haftet aber in der Hülle der Schote selbst. An diese kommt man, wenn man die komplette Schote beispielsweise in Milch oder Sahne aufkocht. Größter Abnehmer für Vanille ist übrigens Coca Cola, die Vanille irgendwie zum aromatisieren des Kultgetränks verwenden.

Vanille werden verschiedene medizinische Wirkungen zugeschrieben. So soll sie beruhigend auf die Nerven wirken, Abgeschlagenheit bekämpfen und natürlich, wie alles hier, das sexuelle Verlangen anregen. Ich glaube im nächsten Leben baue ich Vanille und Ingwer an.

Pampelmuse


Von weitem sieht die Pampelmuse-Plantage nicht viel anders aus als eine Streuobstwiese bei uns. Ähnliche halbhohe Bäumchen, wobei die hier aber mächtige Früchte dran haben. Die Früchte ähneln Orangen sind aber deutlich größer. Die Schale ist dick, von gelb-grüner Farbe und lässt sich leicht abschälen. Innen sieht man dann etwa 12 von einer festen Haut umgebene rosa bis rötliche Segmente (Quer aufgeschnitten könnte man da leicht ne Uhr draus machen). Was ich bisher auch nicht wusste, ist dei Tatsache, dass an den Blattachseln, also da, wo das Blatt am Zweig festgewachsen ist, Dorne sprießen, also aufpassen beim Pflücken!

Bananen



Wir gehen weiter und erreiche eine Bananen-Anpflanzung. Zu Banane muss man eigentlich nichts mehr sagen. Jeder kennt sie und man kann sie in Deutschland auch überall bekommen. Die Bananen hier sind allerdings deutlich kleiner als die bei Edeka oder Lidl und sie entsprechen so gar nicht der Verordnung 2257/94 (Bananenverordnung) der Europäischen Union. Ich bin sicher, dass diese hier um Klassen besser schmecken, allerdings sind sie momentan noch nicht reif.

Bei Einheimischen zu Gast


Gegen 13:00 Uhr (ja, wir sind tatsächlich schon zwei Stunden unterwegs) kommen wir endlich zu einigen Häusern und zu deren Bewohnern. Für sie sind Besucher der Gewürzfarm nichts Ungewöhnliches und so verhalten sie sich so, wie sie sich wohl immer verhalten. Frauen sorgen sich um die Kinder und die Männer gehen ihren Arbeiten nach. Zu keiner Zeit kommt „Ich-will-dir-jetzt-was-verkaufen-Stimmung“ auf. Ganz anders also als das, das aus den Massai-Vorzeige-Dörfern kenne. Das ist so was von angenehm, deshalb denke ich, dass das Leben hier in großen Teilen noch absolut authentisch und touristisch unverdorben ist.

Zu den vier Erwachsenen kommen etwa zehn Kinder. Ob die alle hier in diesem Haus wohnen? Ob es Klaus’ Familie ist oder ganz Fremde, erschließt sich mir nicht.

Jedenfalls sind die Menschen total freundlich und die Kinder sehr interessiert. Gleiches Interesse zeigt ein kleines Kätzchen, welches die Lage sondiert und schaut, ob’s da wohl was zu knabbern gibt. Natürlich sind wir total begeistert und das kleine Fellknäuel wird erst mal von allen geknuddelt. Hier kann man sich richtig wohlfühlen, denn Menschen die Katzen lieben, lieben auch Menschen. Und so empfinden wir’s auch. Obwohl wir als Touristentruppe in ihre Privatsphäre eindringen, werden wir vond en Menschen hier voll akzeptiert.

Auf dem Gelände der Kizimbani Spice Farm scheint die Bevölkerung vom Tourismus noch total unverdorben zu sein. Nichts mit betteln oder so, so wie man das aus anderen Touristengebieten kennt. Das ist sehr, sehr angenehm. Elisabeth kommt mit den Kleinen gleich in Kontakt. Es ist eine echte Freunde zu beobachten, wie Elisabeth, die sicher „kein Gramm“ Kisuaheli kann und die Kinder, die mit hundertprozentiger Sicherheit auch kein Schwäbisch verstehen, miteinander können. Eine dermaßen Harmonie zwischen Menschen verschiedener Kulturen, das begeistert mich.

Papaya-Wein


Anschließend begrüßen uns die Männer mit einem selbstgemachten Papaya-Wein. Sie nennen das Getränk tatsächlich „Wein“. Ich kenne Wein und ich liebe Wein, hab schließlich lange genug im Kaiserstuhl gewohnt, wo der Wein so 10 – 12 Vol.-% Alkohol hat. Das glasklare Getränk hier aber hat eine ganz andere Qualität! „45 Umdrehungen“ schätz ich mal. Der „Alkohol-Geschmack“ ist dermaßen intensiv, dass ich wahrscheinlich jahrelang keine Nebenhöhlenentzündungen bekommen werd’. Jedenfalls muss derartiges nicht in der Hausbar, sondern eher in der Hausapotheke aufbewahrt werden – zum Einreiben bei Schwellungen.

Mahlzeit


Nachdem sich all unsere Begleiter dezent zurückgezogen haben, bittet uns Klaus ins Haus, wo das Essen für uns schon vorbereitet ist. Wir sind in einem typisch afrikanischen Haus. Eine für unsere Verhältnisse ärmliche Wohnung. Hier gibt es keinerlei Möbel. Alles findet auf dem Fußboden statt, was für uns „stuhlgewohnten“ Europäer gar nicht so einfach ist. Ne Zeit lang kann man ja knien, man kann aber auch hinsitzen, dann haben aber Essen und Füße „Kollissionsprobleme“. Einen Vorteil allerdings hat das Ganze. Sprüche wie „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“ gibt’s hier nicht. Es muss für die Gastgeber sicher blöd aussehen, wie wir uns verrenken. Egal, irgendwie schaffen wir’s.

Es gibt Pilaw mit Kochbanane und Kurkuma-Sauce (eine Art Gewürzreis), dazu einen Tomaten-Paprika-Salat. Bei Pilaws werden während des Kochens häufig Nelken, Kardamon, Zimt, Kreuzkümmel und schwarzer Pfeffer hinzugegeben (kein Wunder, wir sind auf einer Spice Farm). Häufig gibts dazu Fleisch oder Fisch. Bei uns gibts Kochbanane. Wohl deshalb, weil man nie wissen kann, ob unter den Touristen nicht eventuell Vegetarier oder gar Veganer dabei sind. Vielleicht ist das Gericht auch deshalb fleischfrei, weil momentan Ramadan ist? Ich weiß es nicht, ich lass es mir jedenfalls schmecken, und die Andern auch.

Zum Nachtisch gibt’s Zitronengras-Tee. Nachdem, was ich auf der Tour so alles in mich reingestopft und reingeschüttet hab, entscheide ich mich für eine Version ohne Zucker. Ich fürcht’ nämlich, dass die Gewürze, die Früchte, der Papaya-Wein und jetzt auch noch Zucker sich sicher nicht ganz so gut vertragen werden.

Gegen Durst hilft der heiße Tee so gar nicht. Ein kühles Bier wär jetzt das Mittel der Wahl, doch so etwas gibt es hier gar nicht. Statt dessen gibt es Stoney Tangawizi. Das ist eine von Coca-Cola hergestellte und in vielen afrikanischen Ländern vertriebene Ingwer-Limonade. Elisabeth ist mutig und bestellt sich eine. Ich frag sie, ob ich auch kosten darf. Klar darf ich. Der erste Schluck passiert die Zunge und wird vorsichtig zwischen Zunge und Gaumen hin und her bewegt, sodass er sein volles Aroma entfalten kann. Ein Geschmack, wie wenn man Desinfektionsmitel trinken würde. Lange kann man das Zeug nicht im Mund halten und man schluckt es einfach runter. Gerhard meint nur: „Wenn’s schlimm wär, hättet se bestimmt vorher kassiert.“ Hat die Flüssigkeit den Mund erst mal verlassen, entwickelt sich ein süßer, süffiger Geschmack und ein angenehm prickelndes Gefühl. Kalt wäre das sicher nicht übel. Ich spül mit Zitronengras-Tee nach.

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MIT SCHLAFSACK UND ZELT IN DER SERENGETI … UND HINTERHER NACH SANSIBAR
REISEBERICHTE AUS AFRIKA


2 Reaktionen zu “… und hinterher nach Sansibar”

  1. Gerhard

    Hallo Rüdiger,

    Elisabeth und ich können immer kaum erwarten, neue Folgen Deiner Berichte zu lesen. Du solltest eigentlich einen Bildband veröffentlichen.

    Deine Bemerkung über die „feinen Damen“ fand ich als „vornehmer Herr“ übrigens sehr lustig. Dann werden es die „feinen Damen“ auch so sehen.

    Gerhard

  2. Susanne

    Ylang Ylang eignet sich auch hervorragend als Massageöl ;o))