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Teneriffa – Mittwoch, 27. August 2014

Auf der TF-12 über das Anaga-Gebirge


Wenn man die TF-12 hochfährt, sieht man etwa einen Kilometer nach dem Abzweig rechter Hand El Suculum. Nach den hässlichen Industrie- und Hafenanlagen drunten, ist mir das bunte, an den Berghang geklatschte Örtchen bereits wieder ein Foto wert.

Das Örtchen El Suculum

Auf der TF-12 ins Anaga-Gebirge

Die TF-12, die sich zunächst nur nur langsam und gemächlich den Berg hoch schlängelt, gibt sich ab etwa Kilometer 7 so richtig serpentinig. Jetzt bin ich wieder in meinem Element.

Serpentinen im Anaga-Gebirge

Passstraße im Anaga-Gebirge

Eine ¾ Stunde bin ich jetzt unterwegs hier im Anaga-Gebirge auf einer Traumstrecke, die durch einen der ältesten Lorbeerwälder der Welt und fast immer am höchsten Berggrat entlang führt. Die Augen können sich gar nicht satt sehen. Alle paar Meter muss ich anhalten, aussteigen und zum Fotoapparat greifen, was gar nicht so leicht ist, denn hier oben bläst ein kräftiger Wind.

Richtung Süden kann man bis Santa Cruz sehen

Blaue Prunkwinde (Ipomoea nil)

Obwohl man in den Serpentinen leicht die Orientierung verlieren kann, da man beidseits des Hauptkamms spektakuläre Blicke bis hinunter zum Meer genießen kann, bin ich mit ganz sicher, dass ich Richtung Süden blicke und das dort unten zwischen den zwei Bergen (in Bildmitte) die Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife ist.

Pico del Ingles


Knapp 10 Minuten später komme ich zum Abzweig nach Pico del Inglés. Der 967 m hohe Berg ist die höchste Erhebung im Anaga-Gebirge. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick in alle Himmelsrichtungen. Allerdings stehen hier aber auch etliche Busse herum, sodass man (zumindest vorne beim Aussichtspunkt) fast keine Parkmöglichkeit mehr findet.

Blick vom Pico del Inglés nach Norden

Blick vom Pico del Inglés nach Süden

Ich hasse solche Menschenansammlungen. Langsam glaube ich, dass ich nach der drückenden Enge vorgestern im Loro Parque inzwischen unter Enochlophobie leide, d.h. Angst habe ich ja nicht vor den Menschen, ich fühle mich in geführten Menschenmassen einfach nur nicht wohl. Ich mache kurz meine Fotos und fahre weiter.

Fährt man zunächst noch durch die Lorbeerwälder, werden diese, je weiter man nach unten kommt, immer lichter. Nach dem Mirador Jardina, von wo man einen irren Ausblick Richtung Teide haben müsste (heute leider im Dunst) geht es in ein paar Serpentinen noch weiter bergab, dann endet der Wald. In Tegueste (hieß so nicht einer der Guanchen-Könige?) ist von Wald schon gar nichts mehr zu sehen. An einem Kreisverkehr geht´s rechts ab nach Punta de Hidalgo. Wieder 10% Gefälle. Jetzt kann man auch schon wieder das Meer sehen.

Punta Del Hidalgo


Der einzige Grund, nach Punta Del Hidalgo zu fahren war aber nicht das Meer, sondern die Tatsache, dass ich gerüchteweise gehört habe, dass es dort eine urige Kneipe namens „El Abagado“ geben soll. Es ist 12 Uhr durch und ich habe noch nichts gegessen.

Allein schon wegen der fantastischen Aussicht kurz hinter Baimar, hat sich der Weg gelohnt. Leider kann man nirgends richtig anhalten, um zu fotografieren. Aber bereits 200 m nach dem Ortsschild von Punta del Hidalgo seh ich es auf der linken Seite. Wäre fast vorbei gefahren, am El Abagado, der Kneipe des Rechtsanwalts, wie sie wohl hieße, wenn man Abagado ins Deutsche übersetzt. Gegenüber ist ein großer Parkplatz, wo ich den Fiesta abstelle.

Das El Abagado in Punta del Hidalgo

Im El Abagado in Punta del Hidalgo

Als ich reinkomme in den geschätzt 4 x 6 m großen und relativ niedrig Gastraum, sitzen dort nur 3 augenscheinlich Einheimische beim Wein. Es gibt vier Vierer-Tische, einen Achter-Tisch und einen Spielautomaten. Auf den Tischen liegen durchsichtige Plastik-Tischdecken und darüber über Eck Papier-Tischdecken. Ich setz mich an die niedrige Außenwand, die offenbar der Bordwand im Unterdeck eines alten Segelschiffs nachgebildet ist.

Eine Frau bringt mir die Speisekarte, aber vorweg bestelle ich mir erst mal ein Fanta. Da habe ich gestern so gute Erfahrungen mit gemacht wegen Unterzuckerung und so, dann studiere ich die Karte. Auf jeden Fall wird es eine Pizza werden. Ob ich allerdings die Hühnchen-Pizza „Kikeriki“ nehmen soll, ist fraglich. Ich bleibe nur an dem ungewöhnlichen Namen hängen. Letztendlich entscheide ich mich für eine Pizza mit Speck, Käse und Sardellen.

So was von lecker – eine El-Abagado-Pizza

An der Tafel angeschriebene Speisekarte

Optisch sieht sie schon mal ganz anders aus, als alle Pizzen in Deutschland. Der Belag liegt hier nämlich nicht in Scheiben vor, sondern ist gewürfelt, auch die Sardellen. Der Boden ist deutlich dunkler und auch im Geschmack kräftiger, in etwa so wie gutes deutsches Vollkornbrot. Das war super lecker! Als ich zahlen will, sagt die Bedienung „4 €“. „Ich hatte nicht nur das Fanta, ich hatte auch ne Pizza!“ „Offerta!“ Solche Preise und solche Qualität – das gibt´s doch nicht! Doch, im El Abagado.

Das mit dem außergewöhnlich guten Geschmack lies mir keine Ruhe und ich hab von zu Hause aus per Mail nachgefragt. Die Antwort kam prompt: „Our pizzas are made with yeast, salt, flour, and, surely, the secret is de olive oil and a lot of love.“ A lot of love, ich wusste es!

Entlang der Nordküste


Wenn ich so gut gegessen habe, dann bin ich glücklich! Als nächstes steht Icod de Los Vinos und der dortige Drachenbaum auf dem Plan. Ne Stunde etwa soll das dauern bis dorthin. Über die TF-5 (Tacoronte, La Orotava, Los Realos) geht das wirklich auch ratz-fatz.

Auf der TF-13 kurz vor Valleguera

Nach einem super Mahl mal wieder unterwegs

Icod de los Vinos


Nach „Icod de los Vinos“ kommen die meisten Teneriffa-Besucher wegen eines angeblich 3000 Jahre alten Drachenbaums. Jetzt hat man sein Alter aber auf 400 Jahre herunter korrigieren müssen.

Warum müssen die Menschen in Teneriffa so übertreiben? Größtes Meerwasser-Delfinarium, höchste Klippen Europas, Pyramiden aus der Guanchen-Zeit. Und wie man dann erkennt, ist alles gar nicht wahr. Zählt etwas „normales“ denn nicht mehr? Das ist für schon mich irgendwie enttäuschend.

Der Drachenbaum von Icod de Los Vinos

Der Drachenbaum von Icod de Los Vinos

Unbekannte Pflanze

Der Drachenbaum von Icod de Los Vinos

Da ist er also, der wie ein größeres Brokkoli-Röschen aussehende Spargel (ja, Drachenbäume gehören tatsächlich zu den Spargelgewächsen „Asparagaceae“), um den meines Erachtens viel zu viel Trara gemacht wird . 5 € werden verlangt, wenn man den Baum ganz nah sehen und dafür den ¼ ha großen botanischen Garten betreten will (zum Vergleich: Ein normales Fußballfeld ist in etwa 3 mal so groß). Dafür hat man im Garten dann auch spärliche und zudem noch falsche Informationen. Kein Wunder, dass außer mir nur noch ein junges deutsches Pärchen im Garten ist. (Viel mehr Besucher passen ja auch kaum rein in den Garten).

Dem Nepp kann man entgehen, wenn man den „Baum“ vom Platz vor der Kirche Iglesia Mayor de San Marcos aus fotografiert, was viele dann auch vorziehen. Den Nepp hat man dann aber dennoch, im Parkhaus. 1,80 € zahlt man für die Stunde, Einheimische zahlen  nur 1,20 €. Fazit: Nur wegen des „Brokkoli nach Icod de los Vinos zu fahren lohnt sich nicht.

Skulpturen der Natur – Wal-Skelett in Los Silos


Seiwal-Skelett an der Strandpromendade von Los Silos

Sieht man Los Silos vom Meer her, könnte es gar keinen besseren Namen haben, man sieht nämlich nur Beton-Silos. Doch das will ich jetzt aber mal außen vor lassen. Ich bin nämlich wegen einer interessanten Sehenswürdigkeit da. An der Strandpromenade des Playa Charco de Las Arañas gibt es neuerdings nämlich unter freiem Himmel eine aus den Knochen eines gestrandeten Wals errichtete Skulptur, welche von der Natur- und Tierschutzstiftung „Canarias Conservación“ sowie der Stiftung „Global Natur“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Los Silos hier aufgebaut wurde. Damit will man an die in den kanarischen Gewässern heimischen Meeressäuger erinnern. Mit diesem Denkmal, das im Rahmen des Projekts „Skulpturen der Natur“ errichtet wurde, will man bei der Bevölkerung ein stärkeres Umweltbewusstsein wecken.

Manche Quellen sprechen von einem Seiwal, andere von einem Blauwal (Heft „Teneriffa, Walbeobachtung“ der Turismo de Tenerife, S. 13). Um nicht dumm zu sterben, habe ich mich an den international anerkannten Wal-Experte und Tier-Präparator Günther Behrmann gewandt. Er tendiert zu „Blauwal“ und bemerkt, dass das Skelett seiner Meinung nach schlecht verarbeitet worden und der Unterkiefer zu weit nach hinten verschoben sei. Auch seien alle Bandscheiben zu dünn ausgeführt, sodass der Wal aus seiner Sicht 2,5 bis 3 m länger sein müsste, was dann wiederum besser zu einem Blauwal passen würde. Genau, so Behrmann, könne er den Wal aber nur ansprechen, wenn er den Schädel von oben sähe. Ein derartiges Foto liegt mir aber leider nicht vor.


Hinweis: Eine Kommentar-Möglichkeit besteht ganz am Ende des Berichts.


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