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Teneriffa – Montag, 25. August 2014

Defin-Show


Obwohl die Delfin-Show erst in zwanzig Minuten beginnt, stehen die Menschen vor dem verschlossenen Delfinarium bereits Schlange. Rein ins Delfinarium kann man nämlich außerhalb der Vorstellungen nicht, was ich sehr schade finde. In Nürnberg, Harderwijk oder Antibes (und als die Tiere noch dort waren, auch im Connyland) kann bzw. konnte man die Delfine auch dann beobachten, wenn sie mit sich selbst beschäftigt waren. Das finde ich viel lehrreicher und interessanter, als ausschließlich deren Auftritt in Shows.

Es gibt 9 Delfine im Loro Parque, vier, nämlich Paco (männl. 30), Sanibel (weibl.30), Ruffles (weibl. 28) und Pacina (weibl. 28) sind Wildfänge, die  im Sommer 1987 über Florida und die Santini DRC in den Loro Parque kamen. Luna (weibl. 17), Clara (weibl.15), César(männl. 13), Joan (weibl. 9) und Ilse (weibl. 2) dagegen wurden im Loro Parque selbst geboren.

Da ich einen Premium-Tour-Button am Revers habe, werde ich, wie die Anderen, die ebenfalls mehr bezahlt haben, an der wartenden Schlange vorbeigeschleust. Da kommt man sich schon komisch vor. Nur weil man mehr bezahlt hat?

Als ich reinkomme schwimmen drei Delfine in dem geschätzt etwa 40 x 20 m groß Becken mit den abgerundeten Ecken. 7 Millionen Liter Meerwasser soll es beinhalten und damit, wie auf manchen Seiten zu lesen ist das größte Meerwasser-Delfinarium Europas sein. Dieser Superlativ trifft nach meinen Recherchen aber nicht zu. Mit 15 Millionen Litern Meerwasser ist das Delfinarium in Harderwijk mehr als doppelt so groß.

Wir wollen aber nicht über diese Superlative reden, sondern zu diesem Delfinarium hier zurückkehren. Rechts vom Becken erstreckt sich eine überdachte Tribüne, die Platz für 1800 Zuschauer bietet. Das interessiert Finn nicht. Er ist hellauf begeistert von seinen Kumpels im Becken und möchte unbedingt zusammen mit Ruffles fotografiert werden. Das gefällt einer Parque-Angestellten offenbar gar nicht, da sie mich barsch ermahnt, nicht hier unten rumzufotografieren, sondern mich auf meinen reservierten Sitzplatz in der Mitte der Tribüne zu begeben. Das irritiert mich einigermaßen. Das ist nicht unbedingt die Freundlichkeit, die ich von einem Parque-Mitarbeiter erwartet habe. Darf man denn hier nicht fotografieren? Hab ich denn etwas falsch gemacht?

Finn beobachtet Ruffles

Clara

Ne viertel Stunde später setzt sich dann die vor dem Tor aufgestaute Warteschlange in Bewegung. Die Menschenmasse strömt nur so durch das linke Tor herein. Für mich wäre das unangenehm, so im Gedränge zu den Plätzen im Seitenbereichen der Tribüne geschoben zu werden. Da möchte ich jetzt nicht dazwischen sein. Zum Glück gehöre ich ja zu dem Drittel der Zuschauer, welche auf den reservierten Plätze in der Mitte sitzen darf und schon vorher reingelassen wurde. Mir ist dabei aber nicht wohl.

Menschenmassen drängen in die Delfin-Show

Das Eingangstor zum Delfinarium ist jetzt wieder geschlossen. Zu Beginn der Show fliegen Aras (wir sind immerhin im Loro-Parque = Papageien-Park) frei über die Lagune.

Großer Soldaten-Ara

Gelbbrust-Ara bei der Freiflugvorführung

Dann beginnt die eigentliche Delfin-Show. Ein Trainer lässt sich von einem Delfin durchs Wasser ziehen und die Delfine vollführen Sprünge und Salti. Anschließend wird die Anatomie der Delfine erklärt, neben Fluke, Flipper und Blasloch u.a. auch die Genitalfalte der Männchen und die Zitzenfalte der Weibchen. Weiter wird darauf eingegangen, wie man sich bei Delfin-Strandungen verhalten soll, u. a. wird darauf hingewiesen, den Delfin stets feucht zu halten. Wie das geht, zeigt ein hinzugekommener Delfin, der den „gestrandeten“ und mit einem feuchten Tuch bedeckten Artgenossen publikumswirksam vollspritzt.

Delfin-Kontakt mit Joan und Ruffles

Clara, Paco und César folgen dem Boot

Es folgt die aus vielen Delfin-Shows bekannte von springenden Delfinen begleitete „Delfin-zieht-Boot-mit-Kind-durchs-Wasser-Einlage“, zu der das Publikum animiert wird, rhythmisch mitzuklatschen. Anschließend gibt es für das Kind eine Schmuse-Einheit mit Joan und Ruffles. Nach insgesamt etwa 20 Minuten endet die Show mit gekonnten Sprüngen und Tail-Walks von Ruffles, Luna und all den Anderen.

Keiner springt eleganter als Ruffles

Luna beim Tail-Walking 

Alles in allem war die Show für mich okay, sie war tiergerecht und kein Tier wurde zu irgend etwas gezwungen oder gar lächerlich gemacht. Schade nur, dass sich jetzt die Türen wieder schließen und man die Delfine und deren Verhalten außerhalb der Shows nicht weiter beobachten kann.

Aqua Viva


Der Schlussakkord ist noch gar nicht verstummt, da strömt die Masse schon zur nächsten Attraktion. Ich fühl mich wie bei RTL, wo bereits während des Filmabspanns des ersten Films schon auf die nächste Sendung hingewiesen wird. Kann man denn nichts zu Ende bringen? Wo muss ich denn jetzt hin? Ich orientiere mich an den anderen Premium-Tour-Button-Trägern, die sich wie in einer „Walze“ trippelnd und tastend Richtung Aqua Viva bewegt. Mir ist die Enge sehr unangenehm. Für mich sind solche Menschenmassen schlicht und ergreifend „erdrückend“.

Menschenmassen im Loro Parque

Wir kommen in das im Mai 2014 eröffnete Aqua Viva, das Reich der Quallen. Es ist stockdunkel, lediglich die Quallen werden in den unterschiedlichsten Farben illuminiert, blau, grün und rot.

Quallen

Quallen

Sieben verschiedene Arten sollen hier schwimmen. Ich sehe zwar Unterschiede, kann die Tiere aber nicht „ansprechen“, d.h. benennen. Auch wenn sich die Quallen relativ langsam bewegen, ist bei einem Lichtwert von knapp über 5, (1600 ASA, 1/15 s, Blende 6,3) an vernünftige Aufnahmen nicht zu denken, vor allem dann nicht, wenn man von allen Seiten geschoben und gedrückt wird.

Orca-Ocean


Nun müssen wir uns aber beeilen, um rechtzeitig um 11:45 Uhr im Orca Ocean bei der Orca-Show zu sein. Orca Ocean wurde im Februar 2006 zunächst mit 4 Orcas, nämlich Keto (19), Tekoa (14), Kohana (12) und Skyla (10), die aus amerikanischen Seaworld Meeresparks stammen, eingeweiht. Im Oktober 2010 brachte Kohana hier im Loro-Parque ihr erstes Junges zur Welt, das man Adán nannte. Vater ist Keto. Die Tiere sind also allesamt Nachzuchten, welche das offene Meer überhaupt nicht kennen. Lediglich die extrem hörbehinderte Morgan, die im Juni 2010 nahe der niederländischen Küste entkräftet und abgemagert angespült wurde, entstammt dem Meer. Aber ohne die Hilfe des Harderwijker Delfinariums und des Loro Parques würde Morgan heute wahrscheinlich gar nicht mehr leben. Im Loro Parque dagegen ist sie bestens in die Gruppe integriert.

Wie auch bei der Delfin-Show haben die Träger des Premium-Tour-Buttons zugewiesene Sitzplätze in der Mitte der Tribüne, oberhalb der „weißen Reihe“. Ich sitze in der Mitte oben, direkt vor dem Kameramann. Kameramann? Ja sicher! Die Arena ist nämlich hochmodern mit (mehreren?) Kameras und einem großen Bildschirm im Mittelpunkt des halbkreisförmigen, etwa 80 bis 100 m breiten Beckens ausgestattet. Es soll 22 Millionen Liter Meerwasser fassen. Dennoch macht das Becken auf mich einen relativ kleinen Eindruck. In Antibes beispielsweise fasst das Becken fast dreimal soviel (60 Millionen Liter) und dort sind ebenfalls 6 Orcas untergebracht!

Übrigens: Die Orcas bekommt man, wie die Delfine auch, nur während der Shows zu sehen, ansonsten sind diese Tiere für die Besucher unsichtbar.

Orca-Show


Zu Beginn der Show werden Zuschauer ungefragt gefilmt, auf der Videowand gezeigt und durch entsprechende Einblendungen zur Belustigung aller quasi „zum Affen gemacht“ werden.

Besucher werden vorgeführt

Sitze in der Splash-Zone

Also mir hätte das gar nicht gefallen, wenn mein Gesicht mit irgendeinem dummen Spruch dort gezeigt worden wäre. Vermutlich hat man diese Art der „Unterhaltung“ aber gleich mit über den „Großen Teich“ hierher gebracht, als die 4 Orcas, welche allesamt in Seaworld geboren wurden und aus deren Zuchterhaltungsprogramm stammen, im Februar 2006 nach Teneriffa kamen. Das ist mir etwas zu viel American Entertainment.

Skyla

Morgan

Während der Show, werden auf dem Bildschirm dann abwechselnd Live-Bilder der Show selbst, Text-Informationen und „Konserven“ gezeigt. Bei den Live-Bildern und den Blickwinkeln fragt man sich automatisch, wo denn überhaupt die Kameras stehen.

Adán

Kohana

Was ich auch nicht so gut fand ist die Tatsache, dass während der Orca-Show ein Werbefilm über den Siam-Park eingespielt wurde. Sicher, beide Parks gehören ein und demselben Besitzer, ich bin aber hier, um Fauna und Flora zu sehen, da interessiert mich ein Fun-Wasser-Park nicht.

Abtauchender Orca

„Splash-Zone“

Die Sitzreihen unten rechts und linksliegen in der sogenannten „Splash Zone“. Hier wird man während der Show mit Sicherheit nass, und zwar richtig nass. Natürlich kann man für 3 € Regencapes kaufen. Viele Stammbesucher verzichten aber darauf. Für sie scheint der Kick genau darin zu liegen, per Orca-Fluke eine kalte Dusche abzubekommen. Vielleicht fühlen sie sich den Tieren mehr verbunden, wenn statt Chanel No. 5 dann eben Duft Morgan, Keto, Tekoa oder Skyla an ihnen haftet. Für mich ist das nichts.

Keto

Adán

Die Vermenschlichung der Tiere mit dem Abschiedsküsschen zwischen Keto und Morgan zum Abschluss muss meiner Meinung nach auch nicht sein.

Keto und Morgan

Ich verlasse die Orca-Show mit einem etwas zwiespältigen Gefühl. Eins aber überwiegt: Morgan, die im Juni 2010 völlig entkräftet und abgemagert an der Nordseeküste der Niederlande angespült wurde, würde ohne sie Hilfe des Harderwijker Delfinariums und des Loro-Parques heute mit Sicherheit nicht mehr leben. Das zählt! Ursprünglich sollte sie nach der Aufpäppelung ja wieder ausgewildert werden. Aufgrund ihrer nachgewiesenen extremen Taubheit, die wohl auch Ursache für die Strandung war, erscheint mir das aber unmöglich!


Hinweis: Eine Kommentar-Möglichkeit besteht ganz am Ende des Berichts.


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