Donnerstag, 18.8.2016
Die Nasridenpaläste: „Mexuar“, „Palacio de Comares“ und „Palacio de los leones“,
Die Nasridenpaläste umfassen einen Komplex dreier voneinander unabhängiger Bereiche, die während der Herrschaft der Nasriden nach und nach entstanden. Diese 3 Bereiche sind:
- „Palacio Mexuar“Das ist der älteste Palast. Er wurde Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Sultan Ismail I (1279-1325) errichtet. Es ist ein halböffentlicher Bereich, in dem die Bereiche „Justiz“ und „Staatsangelegenheiten“ untergebracht waren.
- „Palast von Comares“
Dieser Palast wurde später von Yusuf I. (1333-1354) als eine offizielle Residenz für den Monarchen gebaut - Schlussendlich baute Muhammad V. (1354-1391) noch den „Palacio de los leones“, in dem sich vornehmlich das Privatleben der königlichen Familie abspielte.
Die einzelnen Paläste sind jeweils um separate Innenhöfe angeordnet. Nachfolgend werde ich versuchen, die einzelnen Bereiche der jeweiligen Paläste, so gut ich mich erinnern kann, in Wort und Bild vorzustellen.
Anstehen vor den Nasridenpalästen
Nachdem man aus dem Palazio Carlos V. wieder rausgekommen ist, kann man sich trotz den Vorverkaufs (Zitat: Kein Anstehen) in die Schlange derer einreihen, die alle zu den „Palacios Nazaries“ wollen. Aber was echauffier ich mich? Ich bin noch günstig dran, denn hinter mir wird die Schlange jetzt rasend schnell länger.
Derweil man hier in sengender Sonne ansteht, kann man links die Mauer und die Türme der Alcazaba (der Zisterne), des wohl ältesten Teils der Alhambra betrachten. Links und hinter den Bäumen kaum zu sehen ist der Torre Quebrada (zerbrochener Turm) und rechts der Torre del Homenaje (Ehrenturm).
Bevors dann rechts ums Eck geht zum Eingang der „Palacios Nazaries“ hat man geradeaus diesen Ausblick auf die Stadtteile El Albaicín und Sacromonte, wo man – wenn man genau hinsieht – links vom zentralen Turm in der Mitte sogar den Turm der Kirche San Nicolás sehen kann.
Mexuar
Zu den Nasriden-Palästen geht es eine leichte Rampe runter. Das Gebäude links daneben müsste der Palacio Mexuar sein, welcher zu den ältesten Palästen in der Alhambra gehört.
In einem nur 3 m breiten Schlauch zwischen hohen Mauern kommt man zur Tür, die in das Mexuar führt. Die Lichtverhältnisse heute sind so ungünstig, dass man die Verzierungen in der Mauer eigentlich nur rechts der Tür sehen kann, auf den die Lichtstrahlen fallen. Alles andere ist ziemlich im Schatten.
Nachdem sich die Augen nach dem grellen Licht draußen – an das Dunkel gewöhnt haben, ist mein Erster Eindruck:: „Badezimmer mit Empore“. Ringsum ist der Raum bis etwa in Brusthöhe mit bunten Fließen in den Farben Ocker, Schwarz, Grün und Blau gekachelt. Weiter oben sind die Wände mit Stuckarbeiten verziert. Ähnliche Stuckarbeiten findet man auch an einigen der Säulen. Im hinteren Bereich des Raumes gibt es eine Empore. Aber beim Hochsehen nicht ablenken lassen, denn genau drunter ist eine Stufe im Boden. Die geschnitzte Kassettendecke stammt übrigens aus der Zeit nach der Reconquista. Um 1632, so ist zu lesen, wurde der Mexuar in eine christliche Kapelle umgewandelt. Da der Raum ohnehin mehrfach verändert und teilweise auch zerstört wurde, hat man heute keine Ahnung mehr, wie er wohl ursprünglich aussah.
Oratore de Mexuar
Direkt hinter dem Mexuar befindet sich das Oratorium, von dem aus man einen tollen Ausblick auf El Albaicín, das alte maurische Viertel von Granada hat. Da Muslims 5-mal pro Tag beten, hat man Gebetsräume wie diesen, immer gerne nahe an größere Säle gebaut.
Um sich auf das Gebet konzentrieren zu können, gibt es in der rechten Wand einen sogenannten „Mihrab“, eine Gebets-Nische, deren Inschriften angeblich Bezug nehmen sollen zu Koran und Mohammed V. Diese Gebetsnische kann man sogar in Google-Maps finden.
Cuarto Dorado
Eine kleine Tür in der Ecke führt zum Mexuar-Hof, an dessen Nordseite der der „Cuarte Dorado“ liegt. Der Raum selbst wurde im 14. Jahrhundert in der Zeit Sultan Muhammad V al-Ganis errichtet. Seinen Namen hat er von einer Vergoldung der Holzdecke, die Carlos V im 16. Jahrhundert vornehmen ließ.
Palacio de Comares
Geht man weiter, kommt man irgendwann in den Patio de los Arrayanes (Myrtenhof), den Innenhof des „Palastes von Comares“. Der Myrtenhof heißt übrigens so wegen der Myrten-Hecken rund um den Teich.
Im Zentrum des Patio de los Arrayanes befindet sich ein Wasserbecken in Form eines langgezogenen Rechtecks. Die Wasserbecken in der maurischen Kunst sind übrigens immer rechteckig, ganz, ganz selten rund oder gar quadratisch. Und das Besondere an diesem Wasserbecken, Es ist genau so dimensioniert, dass sich die Palastfassaden darin spiegeln und man den Eindruck hat, als ob der Palast über dem „Spiegel“ schwebt.
In den Gebäuden rund um den Patio de los Arrayanes, dizusammen den Comares-Palast bilden, residierte der Sultan. Was nun jetzt ganz genau welches Gebäude oder welcher Saal ist, lässt sich für den Besucher (trotz audiovisueller Führung mittels Smart-Phone) nur sehr, sehr schwierig sagen, da ein Palast oder Saal innerhalb von nur wenigen Schritten in den/die andere übergeht. Aus diesem Grund zeige ich anschließend „nur“ eine kleine Bild-Auswahl, alle allerdings aus dem Bereich des Comares-Palastes.
Palacio de los leones
Als Mohammed V. 1354 Nachfolger seines Vaters Jusuf I wurde, beendete er nicht nur die begonnenen Renovierungsarbeiten sondern schuf natürlich auch etwas neues, nämlich den „Palacio de los Leones“ (den Löwenpalast). Dies sollte der Privatbereich der königlichen Familie werden. Inmitten des Palastes liegt ein zentraler Hof, in dessen Mitte ein Brunnen steht, der von 12 Löwenfiguren getragen wird.
Vom umlaufenden Arkaden-Gang, der von 124 Säulen gestützt wird, kommt man dann in die verschiedenen Säle: dem „Stalaktitensaal“ im Westen, dem „Abencerrajes-Saal“ im Süden, dem „Sala de los Reyes“ im Osten und zum „Sala de las Dos Hermanas“, zu, „Sala de los Ajimeces“ und zum „Mirador de Daraxa“ im Norden.
Sala de los Mocárabes (Stalaktiten-Saal)
Der Sala de los Mocárabes befindet sich am alten Palasteingang. Er ist der bescheidendste Saal im Löwenpalast. So schlicht, dass ich selbst ihn schlichtweg übersehen habe. Aus diesem Grund gibt es auch keine Fotos von ihm. Seinen Namen hat der Saal übrigens von einem ursprünglich mal vorhandenen Stalaktitgewölbe, das aber 1590 bei einer Explosion derart in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass man es abreißen musste.
Abencerrajes-Saal
Auf der Südseite des Löwenhofes befindet sich der „Sala de los Abencerrajes“ mit einem kleinen Brunnen in der Mitte. Viel interessanter als der Brunnen ist aber die grandiose sternförmige Stalaktiden-Kuppel.
Der Name dieser Räumlichkeit geht auf das Fürstengeschlecht der Abencerrajes zurück. Die Legende sagt, dass Mitglieder der Familie Zegries mit den Abencerrajes ständig im Clinch lagen. Um ihnen eins auszuwischen haben die Zegries die Abencerrajes beim Sultan angeschwärzt mit der Behauptung, einer der Abencerrajes-Ritter habe mit der Lieblingsfrau des Sultans geschlafen. Da dieser nicht herausbekam, welcher, hat er eben alle 36 Abencerrajes-Ritter, einen nach dem andern niedergemetzelt. Das Wasser des Brunnes soll die Blutlachen dann weggespült haben.
Sala de los Reyes und Sala de las Dos Hermanas
Durch einen Seitenausgang kommt man wieder zurück auf den Patio de los Leones. Geht man von dort ostwärts durch einen der drei Bogengänge, kommt man in den Sala de los Reyes, den Saal der Könige. Eigentlich besteht der Saal aus 7 Sektionen, die man als Laie aber nicht so ohne weiteres trennen kann. In der Kuppel der mittleren Sektion gibt es ein Gemälde, das die ersten 10 Könige der Nasriden-Dynastie darstellt (mit Ausnahme der Könige Ismail I. und Mohammed VI). Dieses Gemälde, das auf Lammleder gemalt und dann mittels Bambusnägeln (Eisennägel könnten ja rosten) auf Zedernholz befestigt wurde, gab diesem Raum seinen Namen.
Der „Sala de las Dos Hermanas“ ist der älteste Saal am Löwenhof. Die Kuppel im Saal gilt als die prächtigste innerhalb der ganzen Alhambra. An deren Basis finden sich 12 Fenster. Man weiß nicht genau, ob der Name „Sala de las dos Hermanas „ auf die beiden Marmorplatten zurückzuführen ist, die sich links und rechts des Brunnens befinden, oder ob es irgendeine andere Herleitung gibt. Jedenfalls sollen hier die Lieblingsfrauen des Herrschers gewohnt haben.
Sala de los Ajimeces
Der Sala de los Ajimeces hat seinen Namen von der Art der Fenster, die an der Nordfassade zum Garten zeigen. Der rechteckige Raum verbindet den Sala de las Dos Hermanas mit dem nachfolgend beschriebenen Mirador de Daraxa. Die mit Stuck verzierten Wände zeigen viele religiöse Inschriften.
Mirador de Daraxa oder „Mirador de Lindaraja“
Der Mirador de Daraxa ist bzw. war, wie der Name schon sagt, ein Aussichtspunkt. Von hier aus konnte man ganz Granada überblicken. Allerdings nur, solange die Christen nicht da waren. Diese haben während der Reconquista Granada zurückerobert (und mit ihr auch den letzen maurischen Vorposten in Spanien) und – wie zum Trotz (!) – den Ausblick verbaut. Heute kann man nur noch auf den Daraxa-Hof blicken, dort aber auf einen wunderschönen Marmorbrunnen.
Sala Christiana
Im Bereich der Säle Sala de las Dos Hermanas, Sala de los Ajimeces und Mirador de Daraxa kommt man an einer ganzen Reihe anderer Räume vorbei, die Carlos V. in Auftrag gegeben hat, um darin königliche Gemächer zu errichten. Hier hat er dann mit seiner Familie gewohnt während etwas weiter südlich der Palacio Carlos V. hochgezogen wurde. Der Weg führt weiter an den königlichen Gemächern vorbei bis zu einem zweistöckigen Balkon, von wo aus man eine fantastische Aussicht hat auf das Albaicín-Viertel hat.
Wenn man genau hinsieht, sieht man ganz links die Kirche San Nicolás und links der Mitte die Iglesia del Salvador.
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