Mittwoch, 17.8.2016
Fahrt nach Cádiz
13:00 Uhr. Die Orca-Ausfahrt war super. Mit einer extrem guten Laune (ich habe zum ersten mal im Leben wilde Orcas gesehen!) geht’s weiter Richtung Cádiz. Ach ja, der Parkplatz in Tarifa war auch nicht so teuer: 5,15 € für rund 5½ h. So habe ich gute Laune einfach mal vorausgetankt. Das ist auch gut so, denn seit der Auffahrt auf die N-340 stehe ich im Stau. Und als wir 20 Minuten den Río de la Jara überqueren, sind wir gerade mal 1 km weit gekommen. Zu Fuß wäre ich deutlich schneller gewesen.
Oh Mann, das zieht sich. Minute um Minute erhöht sich die errechnete Ankunftszeit für Cádiz. Ich denke aber, dass alles Aufregen nichts nützt, deshalb entscheide ich, dass ich bei nächster Gelegenheit raus fahre und irgendwo nen Kaffee trinke, bis sich der Stau aufgelöst hat. Aber Fehlanzeige. Die Tanke an der ich rausfahr, hat zwar tolle Fahnen, aber Kaffee? – nö! So reihe ich mich eben wieder in den Stau ein.
Parkhaus San Antonio
Um kurz nach 13:00 Uhr komme ich dann endlich in Cádiz an. Zum Parken habe ich mir bereits zu Hause das Parkhaus an der Plaza San Antonio ausgesucht. Aber sich nach dorthin vorzukämpfen, ist der reinste Horror! Beim Rechts-Abbiegen in den extrem engen Gassen beispielsweise hast Du nur 3 Optionen:
- entweder mit dem linken, vorderen Kotflügel an die Hauswand
- mit dem rechten Hinterrad über den Bordstein oder
- 30-cm-weise zweimal vor- und zurücksetzen und so vielleicht unbeschadet ums Eck zu kommen
Was dann aber in der Tiefgarage unterm Plaza San Antonio geboten wird, das haut dem Fass dann vollends den Boden aus. Bei einem Stundensatz von 1.95 €, was auch in Spanien recht teuer ist, sind der Zufahrtsweg zu den Stellplätzen so extrem schmal und die Kurvenradien so eng, dass man mit einem Auto mit normalem Wendekreis ohne mehrfach vor- und zurücksetzen zu müssen nicht mehr um die Ecken kommt. Auch die Stellplätze sind unverschämt schmal. Als ob das nicht reichte! Die Stützsäulen nehmen zusätzlich links und rechts auch noch Platz weg. 42 Jahre fahre ich nunmehr unfallfrei, aber was dir hier aufs Auge gedrückt wird, ist die reinste Zumutung! Ich fahre also – ohne es auch nur zu versuchen, irgendwo einzuparken gleich wieder raus. Das Abenteuer kostet mich dann auch noch 0,35 € aber wenigstens keine Schramme. So eine Tiefgarage dürfte es eigentlich gar nicht geben. Ich kann das Parkhaus San Antonio jedenfalls nicht empfehlen.
Mann, bin ich froh, dass ich diesen „Tempel der Klaustrophobie“ ohne Beulen und Kratzer wieder verlassen konnte. Da kommt mir die Calle Veedor fast schon wie eine Autobahn vor und die Av. Dr. Gómez Ulla, die Querstraße am Ende, erst recht. Dort gibt es dann gleich wieder eine Tiefgarage, die in meinem Google Maps zu Hause allerdings noch nicht vermerkt ist, das Aparcamiento Santa Barbara.
Parkhaus Santa Barbara
Direkt am Meer gelegen sieht es so aus, als ob man bei der Einfahrt auch gleich auf Tauchfahrt geht. Witzig an dieser Tiefgarage, die etwas geräumiger ist als die von San Antonio, finde ich die Markierungen, die helfen sollen, später das Auto wiederzufinden. Die Parkplätze sind nicht nur nach Farben gekennzeichnet– das kennt man ja von anderen Tiefgaragen auch – sondern nach Tierlauten. „glu… glu“, „muuu..“, „cooq“, „chiiis“ oder „miau“ ist da zu lesen. Als Delfin-Fan parke ich natürlich bei „splash“.
Botanischer Garten Cádiz
Direkt über der Tiefgarage ist der Parque Genovés, der Botanische Garten von Cádiz. Im Sommer soll es hier auch Theater- und Konzert-Aufführungen geben. Dort gibt es auch es einen schönen Kinderspielplatz und – was ich interessant fand – Figuren einiger Dinosaurier. Für Kinder sicher ein Spaß.
Stadtrundfahrt
Auch für Cádiz habe ich im Vorfeld eine Stadtrundfahrt mit dem City Sightseeing-Bus gebucht, doch nach dem Reinfall am Sonntag in Sevilla erwarte ich hier nichts Besseres. Trotzdem frage ich, nachdem ich im Parkhaus Aparcarmiente Santa Barbara unterm Park Genovés endlich einen Stellplatz gefunden habe, den Nächstbesten, wo denn die Haltestellen der City Sightseeing-Busse seien. Das weiß natürlich keiner. So gehe ich eben mal die Av. Dr. Gómez Ulla Richtung Nordosten in der Hoffnung, irgendwann und irgendwo eine Haltestelle zu finden. Im Paseo Alameda Marqués de Comillas zwischen der Escuela de Nosteöeria de Cádiz und der Kirche Parroquia de Nuestra Señora del Carmen y Santa Teresa (das kann doch keiner aussprechen!) finde ich dann endlich eine rote Säule mit der Aufschrift 10, Alameda Apodacha und darunter gelb umrandet „City Sightseeing Cádiz“. Ich bin noch nicht fertig mit dem Notieren der Namen, dann kommt auch schon ein Bus – niemand drin. Obwohl der Fahrer mit meinem selbst ausgedruckten Voucher nichts anfangen kann, nimmt es mich mit bis zum Hafen. Dort erhalte ich dann eine „richtige“ Fahrkarte, mit der ich dann auch in den „richtigen“ Bus einsteigen darf.
Da sitz ich nun im Oberdeck, in der prallen Sonne und warte und warte und warte. Im Hafen liegt die nagelneue Sirena der Oceania Cruises und dahinter das TUI-Schiff Discovery. Sieht ja alles schön aus nach Urlaub, aber hier oben verbrutzelt man. Der Bus könnte langsam mal losfahren.
Endlich! Als erstes fahren wir an der Puerta de Tierra (Tor der Erde) vorbei. Das Tor ist quasi der Eingang zu Cádiz, zu Andalusien und zu Spanien überhaupt. Der Turm sieht ja nicht schlecht aus, aber vom Bus aus kann man ihn einfach nicht richtig fotografieren. Da sind die Scheibenreflexionen (links oben im Bild) noch das Wenigste. Den Bogen rechts (und noch einen weiteren) hat man übrigens im letzten Jahrhundert in die Stadtmauer gemacht, damit man dort auch mit dem Auto reinfahren kann.
Im Anschluss an die Puerta de Tierra fahren wir an der Playa Santa María vorbei, einem ganz gewöhnlichen Statdstand am Atlantik und danach an der Playa Victoria. Südlich der Strände drehen wir um und dann geht das Ganze geht auf derselben Straße wieder zurück. In der Ferne sieht man die Kathedrale von Cádiz.
Und das soll´s gewesen sein? Nach der Kathedrale von Cádiz kommen nämlich nur noch die Stationen „Playa de Calata“ und die Station „Parque Genovés“. Dort war ich aber schon. Also diese Stadtrundfahrt, das war ja gar nichts.
Fazit: Wenn du fotografieren willst, kannst Du Busrundfahrten total vergessen. Die Blickwinkel stimmen einfach nicht und du hast keine Chance, ein Bild auch nur ansatzweise zu gestalten. Wenn ich mir´s so überlege, habe ich eigentlich noch nie ne Stadtrundfahrt gemacht, die sich gelohnt hat: In London nicht, nicht in Paris, in Hamburg nicht, vor 3 Tagen in Sevilla nicht und jetzt hier auch nicht. Ich steig also an der Kathedrale aus und versuch’s – wie schon in Sevilla am Sonntag – zu Fuß.
Cádiz zu Fuß
Als ich links neben der Kathedrale die Calle Arquitecto Acero runter gehe, sticht mir – palmenumsäumt – als erstes die 1647 fertiggestellte Jesuiten-Kirche Iglesia de Santiago ins Auge. Geht man rechts ums Eck steht man vor dem Portal der Kathedrale von Cádiz.
Da das Parkhaus mit dem Auto ist irgendwo nördlich stehen muss, gehe ich die Callo Colobos hoch, weiter in die Calle Manzanares und die Calle Rosario und steh plötzlich vor der Iglesia de San Augustin. Dieses Gotteshaus wurde in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts erbaut und war Teil des alten Klosters San Augustin.
Und es geht gerade so weiter mit Kirchen. 7 oder 8 Minuten später bin ich am Convento de San Francisco, Teil eines Klosters, das 1566 gegründet wurde.
100 m weiter komm ich zum Plaza de Mina, der auf den ehemaligen Klostergarten des Klosters San Francisco zurückgeht. Um den Platz herum gibt es etliche Herrenhäuser in unterschiedlichen architektonischen Stilen: barock, klassizistisch, die meisten aber im elisabethanischen Stil. Nach dem Park Genové gibt es am Plaza Mina innerhalb Cádiz die meisten Baumarten…
… und auf diesen Mönchssittiche. Mönchssittiche, eigentlich südamerikanische Papageien, sind nicht nur die ersten freilebenden Papageien, die ich sehen, sondern auch die einzigen Papageien, die große Nester aus Zweigen bauen, während alle anderen Papageien in Nisthöhlen brüten.
Da bin ich wieder, am Plaza San Antonio, unterhalb dem man (noch nicht mal kostengünstig!) Autos zu Schrott fahren kann. Aber lassen wir das. Der Plaza San Antonio ist einer der ältesten Plätze in Cádiz. Ursprünglich hieß er mal Campo de la Jara, nach der Einweihung der Kirche San Antonio im Jahr 1669 aber erhielt er seinen heutigen Namen. Im Jahr 1812 war er sogar einer der Orte, an dem die spanische Verfassung proklamiert wurde.
Die Kirche selbst geht auf eine Kapelle zurück, die früher hier stand. Wie gesagt, die jetzige Kirche wurde 1669 eingeweiht, wurde aber im Lauf der Jahre unzählige Male renoviert und umgebaut. Über dem Eingangsportal, das von korinthischen und salomonischen Säulen begrenzt ist, ist eine Marmorfigur des Heiligen Antonio zu sehen.
„Parque genoves“ nach rechts, das trifft sich gut. Ich denke, ich habe jetzt genug gesehen von Cádiz. Es ist ja auch schon 17:20 Uhr und bis zum Hotel in Jerez de la Frontera sind´s immerhin auch noch ne knappe ¾ Stunde.
Uferpromenade „Paseo de Santa Barbara“
Am Parkhaus Santa Barabara bin ich jetzt angekommen, doch ich finde nirgendwo einen Fußgänger-Eingang. Aber vielleicht muss das so sein, denn die Uferpromenade „Paseo de Santa Barbara“ dahinter- mit den gusseisernen Laternen, zu denen ich jetzt zwangsweise gehen muss – ist traumhaft schön. Da muss man einfach flanieren, das kann man nicht auslassen.
Verbotswidrig gehe ich jetzt einfach dort runter, wo auch die Autos reinfahren. Das Parken hat 6 € gekostet, also auch nicht billiger als im Parkhaus San Antonio. Generell ist hier alles extrem teuer – so mein Eindruck – deshalb fahre ich auf der Heimfahrt noch kurz zum Lidl und sehe nach, ob ich da irgendetwas Preisgünstiges zu essen kaufen kann.
Abendessen
Ich hab so Gelüste hat nach nach etwas Herzhaftem und frischem Obst. Die Ausbeute: 2 Boccodillos, 150 g Schinken, Chips und eine Dose Ananas (Bananen kann ich nicht mehr sehen frisches Obst unterwegs waschen, geht nicht). Radler habe ich noch im Kofferraum. Allerdings solches mit den Meeressäuger-Killer-Plastikringen. Dass die in Spanien da noch keine andere Lösung gefunden haben!
Das mit dem Schinken und der Semmel ist perfekt. Auch die Ananas ist super lecker, nur sind meine Finger jetzt richtig pappig – eine Gabel wäre nicht schlecht gewesen. Dummerweise kann man mit der Zitronenlimonade, die ich mit Mineralwasser verwechselt habe, die Hände auch nicht waschen.
Zurück im Hotel bin ich wieder eine Erfahrung reicher. Wenn man nämlich tagsüber nicht im Hotelzimmer ist, d. h., wenn die Türöffner-Karte nicht im Schlitz steckt, dann haben die Steckdosen auch keinen Strom, d. h. man kann tagsüber auch keine Akkus aufladen.
Zum Caminito del Rey morgen früh brauche ich 2 Stunden vom Hotel – sagt mein Navi. Ich muss also spätestens um sechs los, unbedingt spätestens um 6:00.
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