Homepage / Suche / Gästebuch / Impressum

Winnetou-Drehorte – Teil 3



Von Skradin nach Maslenica

Auf der A1


Um kurz nach 13:00 Uhr fahren wir los und brettern über die Autobahn, die wir um 13:49 Uhr bei Zadar Zentrum bereits wieder verlassen. Ich habe extra die Ausfahrt Zadar Zentrum gewählt, weil ich Susanne bei Maslenica unbedingt die Maslenički most (Maslenica-Brücke) zeigen will, die dort den Masleničko ždrilo überspannt, der seinerseits den Paški Kanal mit dem Novigradsko more verbindet, wohin sich immer mal wieder Delfine verirren.

Um 14:03 Uhr sind wir auf der Jadranska Mgistrala fahrend kurz vorm Abzweig nach Islam Latinski. Jetzt sind es bis zur Brücke „Maslenički most“ nur noch 10 km.

An einem gepflasterten Parkplatz vorm (geschlossenen) Café Most halten wir an.

Maslenica

Maslenički most (die Maslenica-Brücke)


Während des Kroatienkrieges wurde die 1961 errichtete Brücke am 21. November 1991 komplett zerstört. 1993 – also mitten im Krieg – wurde mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen, der 1½ km weiter nördlich gelegenen heutigen Autobahnbrücke, die 1997, also zwei Jahre nach dem Krieg, fertig wurde.

Aufgrund von Protesten der lokalen Bevölkerung, die natürlich keine Autobahnmaut zahlen wollte, wurde 2004 an der alten Stelle und in nahezu derselben Form wie vor dem Krieg mit dem Bau einer zweispurigen Brücke begonnen, die dann am 17. Juni 2005 eröffnet wurde.

Außer uns – wir sind das einzige Auto – stehen nur noch zwei Biker da, die vom Parkplatz vor der Brücke ebenfalls auf den Masleničko ždrilo hinunterblicken.

Es ist aber nicht nur der Blick runter zum Masleničko ždrilo und zum Novigradsko more interessant, sondern auch der hoch zum Velebit-Massiv, dessen Gipfel ich noch niemals zuvor so klar gesehen habe.

Unten, am Anlegesteg des Ausflugsboots „Helena“, haben mich am 5. September 2015 – als es wie aus Kübeln schüttete und ich triefnass durchs Hochwasser der knöcheltief überfluteten Ulica Gojka Šuška watete – zwei Männer ins Vrisak-Café gezerrt, wo sie mir was zum Abtrocknen und einen Kaffee spendierten. Eigentlich wollte ich damals ja nur eine Tour machen mit der „Helena“, die fiel aber – im wahrsten Sinn des Wortes –  buchstäblich ins Wasser.

In dieses Vrisak-Café also will ich mit Susanne hin, einen Cappuccino trinken. Vielleicht trinken wir aber auch schon weiter oben einen, z. B. im Café Point Maslenica, den ich vor zwei, drei Wochen im Internet gefunden habe.

Maslenica


Aber jetzt erst mal nach Maslenica. Dummerweise hat das erste Café, der Café Point Maslenica, geschlossen.

Aber das Vrisak-Café direkt am Wasser hat auf. Noch besser erscheint uns aber das Restoran-Bistro Biser gleich nebenan, wo ein Kellner den beiden Gästen, die auf der Freiterrasse direkt am Meer sitzen, gerade etwas zu essen bringt. Das ist doch auch ein Signal für uns. Außer vom mehr schlechten als rechten Essen im Delfin Plava Laguna haben wir uns in Kroatien bisher nämlich nur von Frühstück, Chips und dem Sandwich am Kozjak ernährt.

Beim Bistro Biser aber passt alles, das Wetter, die Lage, der Blick aufs Meer und der überaus freundliche Kellner.

Wir bestellen uns – was auch sonst? – Ćevapčići und jeweils einen kleinen Salat. Allein der „kleine“ Salat ist nicht nur riesig, sondern schmeckt auch so und die Ćevapčići sind ein Traum.

Vielleicht liegt`s auch einfach nur an der Situation, aber besser gegessen haben wir schon lange nicht mehr. Noch nie habe ich lieber und mehr Trinkgeld gegeben. Da hat einfach alles gepasst! Weil der Kellner gar so freundlich ist und auch sehr gut deutsch spricht, erlaube ich mir, ihn nach Laški Riesling zu fragen, den wir – als ich noch in Berlin studiert habe – beim Jugoslawen immer gerne getrunken haben. Aber da ist mir ein Lapsus unterlaufen. Laški Riesling kommt nämlich aus der Region Kutjevo (Kutjevačko vinogorje). Die Region liegt zwar auch noch in Kroatien, zum Glück nicht in Serbien, was ja noch peinlicher gewesen wäre – aber so weit im Osten – 150 km östlich von Zagreb und rund 400 km von Maslenica weg –, dass ich genauso gut im sachsen-anhaltinischen Magdeburg, wo man gerne mal ein Becks trinkt, nach einem württemberger Trollinger hätte fragen können. Nach zwei Cappuccini zum Abschluss machen wir uns auf den Weg, wir wollen noch zum Pueblo Plateau am Zrmanja Canyon fahren, dorthin, wo in „Winnetou I“ und in „Winnetou III“ das Pueblo stand, dorthin wo in „Winnetou und Shatterhand im Tal des Todes“ Lt. Cummings gefoltert wurde, dorthin, wo in „Winnetou I“ Old Shatterhand auf dem Rico Pecos gegen Intschu tschuna um sein Leben und das seiner Kameraden kämpfte.

Pueblo Plateau am Zrmanja Canyon

Auf dem Weg zum Pueblo Plateau am Zrmanja Canyon


Inzwischen hat es – nach dem Nebel heute früh – 31°C, also 21° C mehr als heute Morgen. Ich weiß nicht, woran es liegt, jedenfalls haben die Nasenpads meiner Brille, die eigentlich dazu dienen sollen, den Komfort und die Passform einer Brille zu verbessern, in meiner Nase tiefe Eindrücke hinterlassen, die richtig weh tun. Mit der Ersatzbrille geht‘s dann deutlich besser.

Vom Bistro Biser hoch auf die Jadranska Magistrale, weiter auf die D54 und dann zum Parkplatz nahe dem Pueblo Plateau sind es gerade mal ´ne Viertelstunde. Doch den Parkplatz zu finden, ist gar nicht so einfach. Früher gab es da mal ein kleines Hinweisschildchen „Pariževačka glavica“, doch das ist inzwischen mit allerlei Bildchen so zugeklebt, dass man nichts mehr lesen kann.

Besser ist es da vielleicht, die Telegrafenmasten entlang der Straße zu zählen. Hinter Maslenica läuft die Telegrafenleitung von Süden her kommend irgendwann rechtwinklig auf die D54 zu. Etwa 6,8 km nachdem wir auf die D54 aufgefahren sind, knickt der Verlauf der Telegrafenleitung dann nach Osten ab und verläuft fortan parallel zur Straße. Genau am Knick steht ein A-förmiger Mast, der hat die Nummer 98. Dann muss man anfangen, runter zu zählen: 97, 96, 95 usw. Bei Mast 90 sollte man dann auch den rückwärtigen Verkehr im Augen haben und ab und an stotternd die Bremslichter aufleuchten lassen. Unmittelbar nach Mast 87, das ist ein ganz normaler Mast, geht‘s dann – ohne Rücksicht auf Verluste – rechts rein. Bis zum Parkplatz sind es auf einem Schotterweg dann vielleicht noch 700 m. Als ich 2015 hier war, stand die ganze Zufahrt unter Wasser.

Vom Parkplatz aus muss man dann zu Fuß gehen, das sind aber höchsten noch zwei- oder dreihundert Meter.

Auf dem Weg dorthin kommt uns ein Paar entgegen, ganz offensichtlich genauso winnetou-verrückt wie ich. Wir plaudern ein bisschen miteinander und sie erzählen uns, dass sie von Montenegro her kommen und morgen bei Rijeka noch einen Bärenpark besuchen wollen. Wir empfehlen zum Abendessen das Bistro Biser.

Direkt auf dem Pueblo Plateau


Der Blick vom Pueblo-Plateau hinauf zum Velebit-Massiv ist irre und erst der Blick runter zum Zrmanja, der in etlichen Winnetou-Filmen, in denen er Kulisse war, Rio Pecos hieß. Das hätte ich wahrscheinlich auch ohne Susannes „Road-Tour-Schild“ gewusst.

Genau hier, wo wir jetzt stehen, standen seinerzeit Sam Hawkens (Ralf Wolter), Dick Stone (Demeter Bitenc) und Will Parker am Marterpfahl, während unten im Rio Pecos Old Shatterhand (Lex Barker) und Winnetous Vater Intschu tschuna (Mavid Popović) bei einem Kanu-Wettkampf nicht nur um ihr eigenes Leben kämpften, sondern auch um das der Gefährten oben am Marterpfahl. Und warum das Ganze? Weil Winnetou einfach nicht glauben wollte, dass Old Shatterhand ihn zuvor aus den Klauen der Kiowas befreit hat.

Zur Sicherheit – und damit es auch alle wissen, wo wir hier sind – hat Susanne dann aber auch noch ein Schild mit der Aufschrift „Nugget-Tsil“ mitgebracht.

Und dann – ich hatte geglaubt, nur ich sei Winnetou-verrückt – dreht Susanne „voll am Rad“. „Damit alles echt und wie damals in den Filmen wirkt“, hat sie bei Amazon einen 90 cm hohen, aufblasbaren Deko-Kaktus aus PVC gekauft. Den blasen wir auf. Für die drei Kaktusarme reicht meine Luft gerade noch, aber für den braunen Blumentopf – den gab‘s bei Winnetou schließlich auch nicht –  leider nicht mehr.

Aber schon beim Aufblasen merken wir, dass auch hier – wie gestern oben beim Tulove Grede – der Wind dermaßen stark ist, dass wir den Kaktus nirgendwo aufstellen können. Und PVC in der Landschaft oder gar im Zrmanja und später dann in der Adria, das wollen wir als Delfin-Freunde auf keinen Fall. Aber der Gag war’s allemal wert.


< zurückblättern umblättern >
Zum Beginn des Reiseberichts
So.11.6.23 On the road again 1 Millstätt Landskron/Affenberg Villach/B&B-Hotel
Mo.12.6.23 On the road again 2 Rovinj/Altstadt Vrsar/Delfinausfahrt Hotel Delfin in Poreč
Di.13.6.23 Poreč/Alstadt Rovinj/Park Vrsar/Delfinausfahrt Hotel Delfin in Poreč
Mi.14.6.23 On the road again 3 Rastoke Geheimer Ausguck Hotel Gacka
Do.15.6.23 Plitvicer Seen 1 Plitvicer Seen 2 Winnetou-Drehorte 1 Winnetou-Drehorte 2
Fr.16.6.23 Krka-Nationalpark Winnetou-Drehorte 3 Winnetou-Museum On the road again 4
Sa.17.6.23 On the road  again 5 On the road again 6 On the road again 7 Resümee
Reiseberichte aus Kroatien
Reiseberichte aus Europa

Einen Kommentar schreiben