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Donnerstag, 31.5.2012 – Aquarium Genua und Rückflug

Das zweitgrößte Aquarium Europas


Nach dem Aquarium in Valencia ist das Aquarium in Genua das zweitgrößte Aquarium Europas. Es umfasst 70 Becken mit insgesamt 6 Millionen Litern Wasser. Das hört sich zunächst mal alles riesengroß an, doch wenn man es mit der von vielen Delfinariums-Gegnern immer wieder als viel zu klein kritisierten Delfin-Lagune in Nürnberg vergleicht, das alleine schon 5,4 Millionen Liter Meerwasser fasst, erscheint das zweitgrößte Aquarium Europas doch wieder recht mini. In Genua leben nämlich nicht nur Große Tümmler (Tursiops truncatus), sondern auch Hundsrobben (Phocidae), Sandtigerhaie (Carcharias taurus), Sägerochen (Pristidae), Graue Riffhaie (Carcharhinus amblyrhynchos), Große Barrakudas (Sphyraena barracuda) und unzählige andere Fischen und maritime Lebensformen mehr. Da wird´s im zweitgrößten Aquarium Europas dann doch etwas eng. Das Becken der Delfine beispielsweise hat (genau wie das Necken der Haie) in seiner größten Ausdehnung gerade mal 23 m. Das ist nicht viel! Aber wenn man so an die Sache herangeht, kann man jede Zootierhaltung infrage stellen.

Ich jedenfalls steh´ jetzt am Kassenhäuschen und warte. Es ist kaum was los heute, nur 9 oder 10 Leute vor mir, das geht ruck-zuck. Als ich vor 5 Jahren das letzte Mal hier war und in Italien gerade Sommerferien waren, da sah´s deutlich anders aus. Da musste ich mich über eine Stunde lang anstellen, was sich die bereits erwähnten Händler damals sehr zunutze machten. Heute aber geht´s wie geschmiert. Ich zahle 19 € und um halb 12 bin ich schon im Aquarium.

Rundgang durchs Aquarium – Teil 1


Zunächst mal geht´s die Treppe hoch in den ersten Stock, wo man in einem dunklen Raum stehend in mehreren Großaquarien allerlei im Ligurischen Meer beheimatete Fische sehen kann (links). Die gepunktete Wurzelmundqualle (rechts) sieht man dann erst im 2. Stock, kurz vor dem Ausgang, aber beim Bericht schreiben dachte ich, dass sie allein schon wegen der Farbe hier einfach besser hin passt.

Im ersten Stock im ersten Becken nach den „Einheimischen“ trifft man auf die bis zu 500 kg schweren Westindischen oder Karibik-Manatis (Trichechus manatus) (rechts), die extrem ruhig vor sich hindümpeln. Man könnte meinen, sie spielen das Spiel „Wer sich zuerst bewegt, hat verloren“. Stress und Hektik, so wirkt es zumindest, scheint für Manatis ein Fremdwort zu sein. Im nächsten Becken, gleich nach den Manatis wird es schon etwas furchteinflößender: Haie! Diese Sandbankhaie (Carcharhinus plumbeus) (links) sollen dem Menschen zwar nicht gefährlich werden, dennoch hätte ich jetzt keine Lust, mich zu ihnen in das Becken zu trauen.

Dann schon lieber zu den Großen Tümmlern (tursiops truncatus). Nur, ob dafür der Platz reichte? Das 23 m lange Becken (es ist gleich groß wie das Haibecken und fasst ebenfalls 1,2 Millionen Liter Wasser) ist nämlich für einen schon recht klein. Ich seh´ auch nur einen einzigen Delfin im Bassin, der sich „stundenlang“ mit einem Hula-Hoop-Reifen beschäftigt, den er sich abwechselnd mal links und mal rechts über die Flipper hängt. Ein einzelner Delfin, ob das so artgerecht ist? Na ja, im Aquarium ist zu hören, dass die Delfine mehrere Tanks hätten, sodass sie sich aussuchen könnten,wo sie sein wollen und somit nicht immer alle Delfine im Sichtbereich der Zuschauer seien. Klingt ja toll! Doch wo sollen diese weiteren Tanks sein? Rechts neben dem Delfin sind die Haie, hinter der Wand ist nichts (da ist der Hafen), und links sind bereits die quirrligen Seehunde (Phoca vitulina). Ich glaub einfach nicht alles, was man so hört.

Imbiss


Langsam bekomme ich Hunger. Das Croissant vom Frühstück heute Morgen hat nicht lang vorgehalten. In einem Bistro im Aquarium kaufe ich mir eine Art Brötchen mit Schinken drauf und dazu ein Bier. Doch was kommt jetzt? Tun die das Brötchen mitsamt den Wurst- und Käsescheiben und allem was sonst drauf ist tatsächlich in eine Art Grill und machen es heiß. Nee, das darf doch nicht sein! Was ich jetzt in Händen halte, ist ein warmes, lappriges „Was-weiß-ich-was“. Ich hab ja schon vieles in der Welt gegessen, Balut auf den Philippinen und Strauß in Afrika, aber so miserabel wie das „Papp-Dingens“ hier mir hat noch nirgendwo auf der Welt irgendetwas geschmeckt. Warmes Salatblatt, warmer Käse, warme Majonäse. Mich schaudert´s.

Rundgang durchs Aquarium – Teil 2


Nachdem ich mich fast „vergiftet“ hab, geht´s mit dem Rundgang weiter: Erst den Arktis-Bereich und hernach die Magellan-Pinguine (Spheniscus magellanicus). Die kann man auch unter Wasser sehen, aber unmöglich fotografieren, deshalb geht´s schnurstracks weiter in wärmere Regionen. Die Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) aus dem Urwald von Madagaskar beispielsweise lassen sich sehr gut fotografieren und natürlich geben die auch farblich etwas her.

Am Mittelmeerriff habe ich dann versucht, Adlerrochen zu fotografieren, was bei der Beleuchtung im Aquarium aber allein schon vom Licht her fast unmöglich ist. Im Übrigen ist Fotografieren im ganzen Aquarium aufgrund der Lichtverhältnisse sehr, sehr schwierig, sodass immer wieder irgendwo ein Blitzlicht aufflammt und das obwohl alle paar Minuten eine Durchsage kommt. Auch wenn die Google-Deutsch Version „Achtung für das Fotofieren benutzen kein Blitz. Danke!“ recht witzig klingt, verstehen kann man sie allemal und man kann sich auch dran halten.

Sonderausstellung Kolibris


Wenn man vom „Blauen Schiff“, der Erweiterung, in der „Madagaskar“, „Tropische Lagune“, „Mittelmeerriff“ und das „Rochenbecken“ sind, zurückkommt, gibt es rechter Hand eine Sonderausstellung „Kolibris“. Diese ist im Eintrittspreis von 19 € allerdings nicht enthalten und kostet 2 € extra. Nicht die Welt, könnte man sagen. Das stimmt, sowohl was den Eintrittspreis betrifft als auch das, was geboten wird. Kolibris habe ich keine gesehen. Das einzige, was geflattert ist, waren 2 oder 3 halblebige Schmetterlinge. Selbst wenn es mehr gewesen wären, die Fotografiermöglichkeiten hier sind noch schlechter als schlecht, es sei den, man steht drauf, auf seinen Zoobildern überall Rohre von Heizung oder Klima-Anlage auf dem Bild zu haben. Für mich waren die 2 € also „zum Fenster rausgeschmissen“.

Ich guck mir noch die Banggai-Kardinalbarsche (Pterapogon kauderni) im Bereich „Korallen der Molukken“ an und Grüne Leguane (Iguana Iguana) im „Regenwald“, dann bin ich durch´s Aquarium durch. Eigentlich wollte ich ja nochmal zurück zu dem Delfin, aber da wird im Aquarium von Aufpassern peinlich genau darauf geachtet, dass niemand im „Gegenverkehr“ läuft. Den Abschluss bildet dann, wie fast überall,  auch im zweitgrößten Aquarium Europas der obligatorische Souvenir-Shop, wo kreischende Kinder unbedingt einen Plüsch-Hai oder -Delfin wollen.

Ein dringendes Bedürfnis


Um 13:30 Uhr, also nach genau 2 Stunden bin ich wieder raus aus dem Aquarium, um 14:00 Uhr bin ich bereits wieder am Bahnhof, wo ich eigentlich dringendst eine Toilette aufsuchen müsste. Die matschige Majo-Käse-Wurst-Semmel von vorhin mit dem ebenfalls heißgegrillten Salatblatt fordert ihren Tribut. Große Ernüchterung: Toiletten-Hinweisschilder gibt´s zwar im Bahnhof, aber sämtliche, ich wiederhole: sämtliche Toiletten (auch Damentoiletten) sind wegen Bauarbeiten gesperrt, lediglich Pissoirs sind geöffnet. Auch alternative Dixie-Klos, die´s im Fall von Bauarbeiten vielleicht bei uns gäbe, sind hier Fehlanzeige. Auch im Bistro, in dem ich „aus taktischen Gründen“ einen Cappuccino trinke, gibt´s keine Toilette. Derartiges habe ich noch nirgendwo erlebt! Da wundert´s mich dann auch nicht mehr, dass der Fußgängertunnel zwischen dem Genueser Bahnhof Principe und der Salita San Giovanni, zwar schöne Wandmalereien aufweist, aber zum Himmel stinkt.

Flughafen Genua


In der Hoffnung, dass es wenigstens am Flughafen Toiletten gibt, bleibt mir gar keine andere Wahl, als jetzt schon dorthin zu fahren. Vier Stunden zu früh! Zuvor muss ich aber im Bahnhof noch mein Gepäck abholen. 5 € hat mich das 2½-stündige Koffer-Aufbewahren gekostet. Teurer als Parken!

Um 15:15 Uhr komme ich am Flughafen an und wie´s der Teufel will, wird die Toilette im Erdgeschoss gerade gereinigt und ist demzufolge auch geschlossen. Ihr glaubt nicht, wie eine derartige Situation einen Menschen belasten kann. Also hoch in den ersten Stock.

 Jetzt ist mir wohler! In drei Stunden erst geht der Flieger nach München und am Flughafen Genua gibt´s außer den 2 oder 3 Läden für unnötiges Zeug nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Dafür ist der Flughafen einfach viel zu klein! Wenigstens ´ne Toilette gab´s! (Ist schon ´ne Schande, dass es im ganzen Bahnhofsbereich keine gab!)

Die Abflughalle des Genueser Flughafens ist vielleicht 40 m lang und bietet gerade mal Sitzplätze für 30 Leute. Eigentlich wollte ich mich ja irgendwo hinsetzen, weil mir vom ständigen Marschieren die letzten 3 Tage die Beine weh tun, aber Fehlanzeige. Einzige Chance, sich hinzusetzen, bietet das kleine Bistro. Dort bestell ich ´nen Cappuccino sowie ein Glas Mineralwasser und schau mir auf dem Kamera-Display die Bild-Ausbeute von heute an.

Übrigens, die Preise im Flughafen Genua sind (verglichen zum Marineland Antibes gestern) äußerst moderat. Capuccino kostet 1,50 €, Wasser ebenfalls. Obwohl ich schon wieder Hunger hab´ verzichte ich auf ein Sandwich. Nicht dass der Verkäufer hier das auch mitsamt Salatblatt und Majonäse in den Toaster steckt.

Inzwischen ist es 18:05 Uhr. Ich warte immer drauf, dass endlich unsere Maschine aufgerufen wird. Aber nichts dergleichen. Eigentlich sollte die Maschine um 18:25 Uhr fliegen. Also geh ich mal zum Schalter und frage. Die Frau am Schalter ist hell entsetzt! „Die Maschine ist startbereit. Alles wartet auf sie! Herr Hengl, sie sind der letzte. Die Maschine steht startbereit auf dem Vorfeld!“ Wie ein Depp renne ich die Strecke, die ich am Montag noch mit dem Bus gefahren wurde. Ich steig ein in die ATR 72 und schon wird die Klappe geschlossen. Noch nicht am Platz, läuft auch schon der linke Propeller, jetzt der rechte auch. Wir rollen. Gerade mal angeschnallt, startet die Maschine. Mann, so knapp bin ich noch nie zum Flieger gekommen, dabei bin ich vorhin 4 Stunden gelangweilt rumgesessen.

Was richtig toll ist, neben mir sitzt keiner und ich kann mich so richtig hinlümmeln. Auf Flughöhe gibt’s (kalte!) Boccadillos und (ich gönn mir jetzt auch was) Weißwein.

4 hochinteressante Tage nähern sich dem Ende. Was war da alles drin? Montagabend der nicht mehr weiterfahrende Zug, dann die Superfreundin Silvia, am Dienstag die Delfin-Ausfahrt mit den vielen, vielen Streifendelfinen, der Abzock-Schock und das Tierleid am Mittwoch im Marineland und heute das ernüchternde, in vielen Bereichen viel zu kleine zweitgrößte Aquarium Europas. Was mich darüber hinaus noch wundert. Seit ich vor 3 Jahren in Afrika war, ist meine Flugangst komplett weg. Afrika war dermaßen wichtig in meinem Leben, dass mich heute fast überhaupt nichts mehr aus dem Gleichgewicht bringt, Fliegen schon gar nicht, höchstens Flugbegleiterinnen! Mann, hat die mich eben angemacht, und das nur, weil ich mit meiner neuen Canon 600D die Landung in München filmen wollte.


< 31.5.2012 – Bahnfahrt nach Genua
4 TAGE IN LIGURIEN
LIGURIEN

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