Süddeutsche Karl-May-Festspiele 2008
Gibt es irgendeinen Jungen in Deutschland, der Karl May nicht gelesen hat? Ja ich. Während mein Bruder die Bände geradezu verschlang, hatte ich’s nicht so mit dem Lesen. Mehr als zwei Personen in einem Buch und ich kam durcheinander. Ich war immer mehr der visuelle Typ, ich musste die Handelnden sehen, deshalb habe ich statt Romanen auch immer nur Bildbände oder zumindest bebilderte Bücher erhalten („Die Wüste lebt“, „Serengeti darf nicht sterben“ usw.).
1963 aber hat der Karl-May-Virus auch mich infiziert. Da konnte man die Karl May Geschichten endlich auch sehen. Im Kino unseres Heimatortes lief „Winnetou 1“ und mein Vater hat mich mitgenommen. Da war er also, der edle Indianer. So wollte ich auch werden: Edel, tapfer und gut. Nicht so einer wie Mario Adorf, den ich auch Jahre später noch dafür gehasst habe, dass er Winnetous Schwester umgebracht hat.
Kino war schon was, aber irgendwann einmal wollte ich Winnetou auch live erleben. Doch das sollte ein Traum bleiben. Erstens konnte ich kein Französisch und zweitens war der „deutsche Winnetou“ in Bad Segeberg auch nicht gerade „um die Ecke“ .
Winnetou I (2005)
2005, inzwischen 50 Jahre alt, verheiratet, Lehrer aus Leidenschaft, war es dann endlich soweit. Just in diesem Jahr las ich auf Plakaten bei uns im Ort, dass in der Western-City in Dasing in einer Freilichtveranstaltung „Winnetou I“ gespielt werden soll. Das hat mich überrascht.
Ich kannte die Western-City Dasing bis dahin nur flüchtig: Als wir 1992 nach Bayern zogen, mussten wir unserem 8-jährigen Sohn schon etwas bieten und so haben wir u. a. auch einmal die Western-City in Dasing besucht: Hat uns nicht vom Hocker gerissen, weil wir in dieser Zeit auch „No Name City“ in Poing bei München besuchten, was wesentlich mehr zu bieten hatte. Zurück zu Dasing: Ein paar Western-Häuser um einen zentralen Platz, ein Gefängnis, ein Souvenir-Shop und ein Saloon, in dem ein Cowboy auf einem Pferd sitzend Westernlieder sang. Das war’s. Die Gebäude und das Ambiente wirkten ziemlich heruntergekommenen, aber vielleicht war’s auch nur authentisch. Uns jedenfalls hat’s nicht gefallen und so geriet die „Attraktion“ für uns schnell in Vergessenheit. Wie in Western-City Freilichtaufführungen stattfinden sollen, wir konnten’s uns nicht vorstellen.
Am 4. April 2010 um 16:02 Uhr
das ist ein wirklich guuuuuuter beitrag, gefällt mir. :D