Homepage / Suche / Gästebuch / Impressum

Hamburg – Faschingsferien 2020

Der Park


Wenn man aus dem Tunnelsystem des Eismeers herauskommt, geht es rechter Hand Richtung „Flamingo Lodge“. Wir haben vor, zum historischen Jugendstil-Tor zu gehen, das irgendwo hier im südlichen Bereich des Tierparks sein müsste. Vom Tor sehen wir nichts, aber überall sieht man nun schon die ersten Frühblüher, Narzissen, Rhododendren und Krokusse und viele andere Pflanzen, die Farbe ins Leben bringen.

Habt ihr gewusst, dass Narzissen zur Ordnung der „Spargelartigen“ gehören und Rhododendren zur gleichen Ordnung wie das Heidekraut Erika? Beim Besuch eines „Tier“-Gartens lernt man ganz offensichtlich auch botanisch nicht aus. Die bekannteste Narzisse, die Narcissus pseudonarcissus ist, gemeinhin auch bekannt als Osterglocke. Nun, bis Ostern ist es noch 6 Wochen hin, aber hier blühen die Frühlingsboten schon. Dass der Rhododendron blüht, wundert mich dagegen nicht. Die fangen schon im Januar damit an.

In der Regel zeigt die Blüte der Krokusse das Ende des Winters an. Na ja, kalt war’s heute nacht schon noch, Vorgestern in Mering hatten wir sogar noch Schnee. Aber jetzt in der Sonne ist es herrlich angenehm und der Regen, der uns heute Morgen die Laune vermieste, ist schon lange vergessen.

Zebras


Das Jugendstil-Tor haben wir noch nicht gefunden, noch nicht mal aus der Ferne gesehen, dabei müsste es eigentlich hier irgendwo sein. Bei der Afrikanischen Steppe, die nun links von uns liegt, stoßen wir auf Zebras. Für mich Steppenzebras, doch die Beschilderung spricht von Chapman-Zebras. Von dieser Art habe ich bisher noch nie etwas gehört. Also zu Hause googeln! Und Googeln macht schlau! Es sind alles Steppenzebras: Grant-Zebras, Mähnenlose Zebras, Burchel-Zebras Crawshay-Zebras, Quaggas und eben diese Chapman-Zebras, die vorwiegend in Sambia, Simbabwe, Botswana und Südafrika vorkommen.

Freilebende Tiere in Zoos


„Ausgestellte“ Zootiere sind das eine, ich bin aber immer wieder fasziniert von den Wildtieren, die sich Zoos als Lebensraum ausgesucht haben, seien es der Storch im Zoo Augsburg, die Reiher im Wildtierpark Bad Mergentheim oder die vielen, vielen anderen.

In solchen Situationen bin ich immer total ergriffen ob der wunderbaren Natur, die wir gerade dabei sind zu zerstören.

Mandrills


Nachdem wir am „Eichhörnchenweg“ nach links gehen, kommen wir zu den – nach den Menschenaffen – größten Primaten, den Mandrills. Für mich sind Mandrills, die zu den Pavianen gehören, besonders faszinierend. Kein anderer Primat hat derart in den Farbtopf gegriffen wie ein Mandrill-Männchen. Leuchtend roter Nasenrücken, links und rechts davon je sechs blaue Furchen. Und weil das nicht reicht, finden wir unter dem Gesicht noch einen weißlich-gelben Bart. Das sonstige Fell ist olivgrün und am Bauch gelblich grau.

Auch wenn der „Rafiki“ (ebenfalls ein Mandrill) im König der Löwen nahe des Pride Rocks in Kenia agiert, kommt er dort nicht vor. Mandrills leben eher in einem kleinen Gebiet im südlichen Kamerun, was ganz auf der anderen Seite Afrikas liegt.

Wir gehen weiter Richtung Norden und kommen zum Gehege der Stachelschweine.

Indisches Weißschwanz-Stachelschwein


Das von der Osttürkei bis nach Indien hin vorkommende Indische Weißschwanz-Stachelschwein ist ein bis zu 80 cm großes Nagetier. Es ist nachtaktiv und ernährt sich vor allem von Wurzeln, Pflanzen und Früchten. Seinen Phosphatbedarf deckt es, indem es mitunter auch verendete Tiere frisst. Wird es angegriffen, rasselt es zunächst mal mit dem Schwanz. Lässt sich der Angreifer dadurch nicht beeindrucken, rammt es rückwärts laufend seine Stacheln in den Provokateur.

Mähnenspringer und Löwen


Gleich hinter dem Stachelschwein-Gehege ist die Löwenschlucht, wo Afrikanische Löwen leben und gleich links daneben ist der Mähnenspringer-Felsen.

Graureiher 


Wie schon bei den Eichhörnchen und dem Wildkaninchen gesagt, bin ich immer total fasziniert, wenn in Tierparks auch wilde Tiere leben, die sich den Tierpark selbst ausgesucht haben. Bei Graureihers sieht es so aus, als ob da zum Frühlingsbeginn noch Nachwuchs ins Haus steht. Jedenfalls sind sie diesbezüglich mächtig aktiv.

Nachdem wir durch den ganzen Tiergarten hindurch bis zur äußersten nordöstlichen Ecke gegangen sind, kommen wir bei den Sibirischen Tigern an.

Sibirische Tiger


Sibirische Tiger leben in der Kälte des Nordens und sind die größten Katzen, die es überhaupt auf der Welt gibt. Mit bis zu 250 kg Gewicht sind sie um rund ein Drittel schwerer als der König der Tiere, der Löwe (Okay, in manchen Zoos oder Zirkussen gibt es wegen des guten Futters auch Löwen, die mal 300 kg wiegen, aber gibt es bei Menschen nicht auch immer wieder Ausreißer?). Es gab Zeiten, da reichte ihr Verbreitungsgebiet vom Baikalsee bis nach Korea oder Sachalin (das sind jeweils weit über 2000 km). Doch Sibirische Tiger sind stark bedroht. 1930 soll es in freier Wildbahn nur noch 50 Tiere gegeben haben. Erst massive Schutzmaßnahmen ließen den Bestand wieder anwachsen. Heute soll es etwa 500 Tiere in Ost-Russland geben.

Umso wichtiger ist es daher, dass sich der Tierpark Hagenbeck am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Sibirische Tiger beteiligt. 2017 wurden hier vier gesunde Tigerjunge geboren.

Riesenschildkröten 


Wenn man von Schwämmen, Korallen und Muscheln absieht, sind Riesenschildkröten die ältesten Tiere überhaupt. Ich mein jetzt so „richtige“ Tiere mit Kopf, Körper, Füßen usw. Esmeralda (ein Männchen!) soll 1808 als ausgewachsenes Tier mit dem Schiff Hirondelle auf Bird Island angekommen sein, als es dort strandete. Er ist also sicher deutlich über 210 Jahre alt. Von Jonathan, der auf der Atlantikinsel St. Helena lebt, wird behauptet, dass er noch älter sei. Dabei ist es eigentlich egal, ob nun der „Esmeralda“ der Älteste ist oder Jonathan. Jedenfalls haben beide schon gelebt, als Napoleon 1815 nach St. Helena verbannt wurde, Ob Jonathan und Napoleon sich jemals gesehen haben? Wäre durchaus möglich auf einer Insel, die nur 11 mal 15 km groß ist. Mann, wenn Jonathan erzählen könnte.

Ich finde die reinen Pflanzenfresser im wahrsten Sinne des Wortes riesig und das nicht erst seit 2002, wo ich im Haller Park in Banburi Freundschaft mit dem damals auch schon rund 120 Jahre alten Mzee schließen durfte. Heute ist Mzee mit einem kleinen Flusspferd befreundet.

Noch viel älter als die Riesenschildkröten, aber eben nicht mehr am Leben, sind Saurier. 1909, Hagenbeck war überzeugt – oder hielt es zumindest für möglich – dass Saurier überlebt haben könnten. Deshalb konnte er der Versuchung nicht widerstehen und finanzierte sogar eine Afrika-Expedition. Gefunden hat man allerdings nichts. Um die gleiche Zeit beauftragte er Josef Pallenberg, die lebensgroßen Figuren für den Hagenbeckschen Saurierpark zu schaffen. Vor 111 Jahren war ein solcher Saurierpark einzigartig in einem europäischen Zoo.

Saurier-Park


In den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts war das auch noch was Besonderes. Susanne erinnert sich noch gut daran, wie ihr Vater – ebenfalls ein begnadeter Fotograf – sie damals vor den Sauriern platziert und fotografiert hat. Die Zeit ist längst vergangen, aber die Saurier stehen hier noch immer.

Apatosaurus (trügerische Echse)

Zu den wohl bekanntesten Sauriern überhaupt gehört der riesige, pflanzenfressende Apatosaurus. Lange Zeit hielt man ihn und den ähnlich aussehenden Brontosaurus sogar für die gleiche Art. Als Kind – man kannte ja nur Zeichnungen – hielt ich dieses bis zu 26 m lange und 35 Tonnen schwere Tier für das mächtigste Tier überhaupt. Dabei ist der Saurier im Vergleich mit heute lebenden Tieren ein „Winzling“. Ein Blauwal ist mit bis zu 190 Tonnen und 33 m Länge fünf bis sechs Mal schwerer. Selbst ein (in der Länge vergleichbarer) Finnwal wiegt noch mehr als doppelt so viel. Weil man bis 1975 noch keinen Schädel eines Apatosaurus kannte, musste Pallenberg improvisieren. Vermutlich hat er den eines Camarasaurus nachgebildet.

Ichthyosaurus (Fischechse)

Der Ichtyosaurier hat (zumindest äußerlich) Ähnlichkeit mit Delfinen. In seinen Flossen kann man (wie bei Delfinen) Ober- und Unterarmknochen, Handwurzelknochen und Fingerknochen unterscheiden. Da der Ichtyosaurier keine Beine hatte und die ganze Zeit im Wasser lebte, konnte er zur Ei-Ablage auch nicht mehr an Land kriechen. Folglich hat die Evolution es so eingerichtet, dass er (wie die Delfine heute) lebende Junge zur Welt brachte. Was beim Ichthyosaurier noch auffällt, sind die tellergroßen Augen.

Orang Utans


Wir sind jetzt schon fast durch durch den Tierpark und gehen zum Abschluss im Restaurant unter der Kuppel des kreisrunden Orang-Utan-Hauses erst mal was zu trinken holen. Die Kuppel des Hauses ist so gestaltet, dass man einen Teil öffnen kann, sodass die Tiere in Sommer quasi ein Freigehege haben und dass man im Winter das Haus auf Temperatur halten kann. Schließlich sind die Bewohner, Sumatra-Orang-Utans und Zwergotter an Wärme gewöhnt.

Die Orang Utans sind die einzigen Menschenaffen, die auf dem asiatischen Kontinent vorkommen. Es gibt zwei Arten: Sumatra-Orang-Utans und Borneo-Orang-Utans. Bei Hagenbeck leben Sumatra-Orang-Utans, die man an ihrer helleren Fellfärbung und dem ovalen Gesicht erkennt. Und obwohl erwachsene Tiere fast so viel wiegen wie ich, leben sie die meiste Zeit in den Baumwipfeln. Am Boden sieht man sie selten.

Damit sich Menschen und Orang Utans nicht in die Quere kommen, sind Gehege und Zuschauerraum durch Wassergräben, Felsen und Glasscheiben getrennt. Seit vielen Jahren nimmt Hagenbeck am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm teil.

Zwergotter


Zwergotter sind die weltweit kleinsten Otter. Sie sind geselliger als die anderen Otterarten und leben in Familiengruppen von bis zu einem Dutzend Tieren. Bei Hagenbeck leben sie vergesellschaftet mit den Orang Utans im Orang-Utan-Haus. Da gibt es immer was zu sehen für die Zuschauer, z. B. wenn die quirligen Asiatischen Zwergotter (Aonyx cinerea) den Orang Utans das Futter stehlen oder sie sonst in irgendeiner Weise necken.

Was bei dieser Otterart ganz besonders ist, ist die Tatsache, dass sie ihr Fressen (Weichtiere oder Krebse) mit den Pfoten aufnehmen und dann daran rumknabbern, wie wir es von Eichhörnchen her kennen, wenn diese Nüsse knacken.

Obwohl ihr Fell weniger wertvoll ist als das der Fischotter und sie deshalb nicht bejagt werden, führt die Zerstörung ihres Lebensraums dazu, dass sie auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN trotzdem als gefährdet (vulnerable) eingestuft sind. Allerdings: Gefahr von den Orang Utans droht ihnen  nicht.

Kängurus


Unser Rundgang durch den Hagenbecks Tierpark endet im Känguru-Haus. Trotz des morgendlichen Regens und der Wettervorhersagen, die für den ganzen Tag Regen und Schauer angekündigt haben, hatten wir im Tierpark bestes Wetter und einen wunderschönen Tag. Bei Kängurus und Wellensittichen verabschieden wir uns von Hagenbeck, der uns ausnahmslos gut gefallen hat.

Obwohl die Tiere „Riesen“-Kängurus heißen, bin ich etwas enttäuscht. Wenn sie so rumliegen , erscheinen sie mir kaum größer als ein Reh. Es könnten aber auch Benett-Kangurus sein, die ebenfalls hier im Haus leben sollen. Trotzdem, ich bin mir sicher, dass die Tiere auf meinen Fotos Riesenkängurus sind, kleine eben.

Wellensittiche


Wellensittiche habe ich in einem Zoo noch nie gesehen. Eine Kolonie Wellensittiche und praktisch frei fliegend. Da können dir die „Hansis“ und „Kikis“, die von Privatleuten häufig einzeln in viel zu kleinen Käfigen gehalten werden, richtig leidtun.

Jugendstil-Eingang und Hagenbeck Denkmal 


Leider sieht man vom ehemaligen Jugendstil-Eingang, für den (so mein Kenntnisstand) – zwei Jahre vor den Sauriern – der damals bei der Eröffnung 1907 erst 25-jährige Josef Pallenberg die naturgetreuen Plastiken von Elefanten, Löwen, Bären und fremdländisch anmutenden Menschen schuf, derzeit nichts. Das Tor wird renoviert. Dabei hätte ich das Tor so gerne fotografiert, ist es doch eines der Wahrzeichen des Tierparks Hagenbeck.

Wenn man durch das Tor geht, steht keine 30 m weiter, auf der linken Seite eine 1926 von Rudolf Marcuse geschaffene Bronzeskulptur, die den Tierpark-Gründer mit dem Löwen Triest zeigt. Triest soll Hagenbeck sogar das Leben gerettet haben, als dieser bei einem seiner Spaziergänge durch die Gehege stürzte und sogleich von einem Tiger angegriffen wurde. Die Verbindung Hagenbecks mit Triest soll so tief gewesen sein, dass eine Skulptur von Triest sogar Hagenbecks Grab in Hamburg-Ohlsdorf ziert.


< zurück weiter >
HAMBURG 2020
REISEBERICHTE AUS DEUTSCHLAND