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Mit Schlafsack und Zelt in die Serengeti

Zion Campsite – Die erste Nacht im Zelt – Der Morgen danach (20.8.2009)


Obwohl es schon mehr als 23 Jahre her ist, dass ich in einem Zelt schlief (das letzte Mal war 1986 in Norwegen), habe ich geschlafen wie ein Toter. Um 5:45 Uhr bin ich dann aber doch wach geworden, weil ich a) ein „dringendes Bedürfnis“ verspürte und b) nach fast neun Stunden Schlaf eigentlich ausgeschlafen bin. Die erste Nacht unter dem weiten Himmel Afrikas war besser (viel, viel besser!) als erwartet. Draußen ist es noch Kuhnacht, doch die Klohäuschen sind nicht weit, ich habe eine Stirnlampe und in der Wildnis sind wir hier in der Zion Campsite so richtig auch noch nicht. Alles was man so an Geräuschen hört, komm von weidendem Vieh (Rinder und Ziegen), das jetzt kurz vor Sonnenaufgang damit beginnt, auf der kümmerlichen Grasnarbe nach Fressbarem zu suchen und damit die Glockenklöppel in Bewegung zu setzen. Das dürfte also kein Problem darstellen. Das Problem gestaltet sich auf ganz andere Art. Dass man in ostafrikanischen Camps nicht pingelig sein darf und dass man die Gabe haben sollte, sich in der Hocke ohne irgendeinen Kontakt zu irgendwas, zu erleichtern, und dass die wichtigsten Papiere in Ostafrika Klopapiere sind, das war mir schon vor der Reise klar. Dass es aber um diese frühe Zeit kein Wasser auf den Klos gibt, das ist echt „kacke“. Da müssen wahrscheinlich erst noch Pumpen aktiviert werden. Zum Glück ist noch niemand in der Nähe, so dass ich mich heimlich zu meinem Zelt schleichen und als „Spülkastenersatz“ meine 1½ Liter Trinkwasserflasche holen kann.

Nach dieser Aktion geh’ ich zwar wieder zurück ins Zelt, aber schlafen kann ich jetzt nicht mehr. 6:00 Uhr ist eigentlich meine normale Zeit um aufzustehen. Im Urlaub erst recht, ich will ja schließlich den ganzen Tag erleben. Um zu sehen, was der so macht, lasse ich also den Regenschutz vor der „Fliegengitter-Tür“ gleich hochgerollt. Außer mir scheint aber noch niemand wach zu sein. Es wird noch 1½ bis 2 Stunden dauern, bis die andern schließlich auch zum Leben erwachen.

Die Zeit bis dahin überbrücke ich, indem ich mir auf dem 3,8-Zoll-Bildschirm meines Epson P 2000 eine Art „Frühstücksfernsehen“ genehmige und meine bereits gemachten Bilder ansehe. Ich freue mich tierisch, wie viele gelungene Bilder das jetzt schon sind. Weiter sehe ich mir noch den Film an, den ich vor Kurzem von Werner W. erhalten habe. Werner hat vor genau einem halben Jahr die identisch gleiche Tour gemacht, darüber einen Film erstellt und ihn mir geschenkt. Bisher verlief alles genau so wie im Film. Insofern kann ich mich schon jetzt sehr auf den heutigen Tag freuen. Die Fahrt durch das Rift-Valley zum Lake Natron wird nämlich sicher abenteuerlich werden.

Gegen 6:25 wird es langsam hell draußen. Vor meinem Zelt hat gestern Abend anscheinend noch ein rotes Zelt „geparkt“, was ich aber todmüde gar nicht mitbekommen hatte. Rechts drüben, unter den Bäumen kann man noch das „wasserlose“ Sanitärhäuschen erkennen. Wenn da jetzt Wasser wäre, könnte ich ohne Stress und in aller Ruhe duschen gehen. Nichts. Dreimal bin ich schon rüber gegangen, aber jedes Mal nichts. Das nervt schon ein bisschen. Du hockst da in deinem Zelt und kannst absolut nichts machen. Gegen sieben dann erwacht endlich das Leben, und – Wunder, über Wunder, jetzt gibt’s auch Wasser in den Duschen. Recht kalt zwar, aber okay. Leider gibt es in den Duschen nirgendwo Ablagemöglichkeiten für Klamotten. So geh‘ ich noch mal rüber zum Zelt, zieh‘ Hemd, Hose und Socken aus und Badehose an. Die kann drüben (auf dem Boden liegend) auch nass werden. Die trocknet recht schnell.

Gegen dreiviertel acht ist Alouis dann voll in seinem Element. Im Essenshaus tischt er mächtig auf: Rührei mit Schinken und Paprika, Toastbrot, Tee, Bananen, Mango … Das ganze Programm. Wie er das hier draußen gezaubert hat, ohne Herd, ohne vernünftiges Equipment, bleibt mir ein Rätsel. Jedenfalls, Respekt Alouis, das Frühstück war superlecker.

Bis zur Abfahrt vertreibe ich mir die Zeit, indem ich versuche, einen Schildraben (Corvus albus), der die Umgebung des Küchenhauses nach Verwertbarem absucht, auf den Chip zu bannen. Die Köche behaupten zwar steif und fest, es sei ein „White naped Raven“ (Corvus albicollis), doch ich denke, „Tiere kochen“ können sie wohl deutlich besser als „Tiere bestimmen“. Der Schildrabe ist der am weitesten verbreitete Rabenvogel Afrikas. Seinen Namen verdankt der im Wesentlichen schwarze Vogel einer schildförmigen weißen Brust- und Halspartie.

Transferfahrt nach Mto wa Mbu


Um 9:00 Uhr geht’s dann endlich los. Da die Pirschfahrt gestern durch den Tarangire Nationalpark meinen Akkus ganz schön zugesetzt hat und ich in der Zion Campsite keine Möglichkeit hatte, sie nachzuladen, muss ich Lazaro bitten, ob ich das heute im Land-Cruiser am Zigarettenanzünder machen kann. Ich weiß, welches Zinnober ich bereits vor der Reise mit meinen Akkus gemacht habe, aber ich weiß auch, was meine Kameras brauchen. 3 Akkus sind allein gestern schon verbraucht worden. Gut, dass ich insgesamt 8 Stück und auch alle Arten von Ladegeräten dabei habe.

Wir fahren zunächst ein paar Kilometer nordwärts bis nach Kwa Kuchina, dann auf der A 104 nordöstlich nach Makuyuni und anschließend auf der sehr gut ausgebauten und asphaltierten B 144 am Lake Manyara vorbei bis nach Mtu wa Mbu (gesprochen Emtowambu), das wir kurz vor 10:00 Uhr erreichen. „Mtu wa Mbu“ ist Kisuaheli und bedeutet übersetzt in etwa „Bach, wo die Moskitos sind“. Moskitos zu sehen oder gar zu spüren bekommen wir aber nicht. Lediglich drei junge Massai, die ihre kleine Ziegenherde aus der Stadt heraus treiben, stechen mir ins Auge.

Mto wa Mbu


Mto wa Mbo besteht im Wesentlichen aus einer asphaltierten Straße, entlang der links und rechts Buden stehen. Dort versucht ein bestimmter Menschenschlag (vorwiegend Männer) überfallartig, mit Touristen, die hier üblicherweise tanken und ihre Vorräte auffrischen, mit Kunsthandwerk, Massai-Bildern und Blechspielzeug „die schnelle Mark“ zu machen. Während Lazaro tankt (Super und Diesel kosten in Tansania übrigens gleich viel, der Liter 1.899 TSh, etwa 1,04 €), werden wir, noch nicht mal ausgestiegen, bereits in Verkaufsgespräche verwickelt.

Helmut und Werner lassen sich drauf ein und gehen mit zum Massai-Bilder-Verkaufs-Stand. Ich gehe lieber rüber zu zwei kleinen Kindern, die direkt vor der Tanke sitzen und „picha“, „picha“ (Kisuaheli: Bilder, Bilder) rufen. Ob sie Geld dafür haben wollten oder nur Spaß, habe ich nicht herausbekommen. Jedenfalls haben sie sich für mich richtig in Pose gestellt, ernst und erwachsen dreinblickend. Ich vermisse total das ungezwungene Lachen, das unsere Kindergartenkinder an der Tag legen. Das macht mich irgendwie nachdenklich. Haben die hier nichts zu lachen?


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MIT SCHLAFSACK UND ZELT IN DER SERENGETI … UND HINTERHER NACH SANSIBAR
REISEBERICHTE AUS AFRIKA