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Dienstag, 16.8.2016

Umständlicher geht´s nicht mehr. Auf dem Weg zum Mirador Estrecho


Die vergangene Nacht, also von Montag auf Dienstag, habe ich mal so richtig gut geschlafen. Obwohl spät ins Bett bin, bin ich heute sehr früh wach geworden. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und bin auch schon sehr früh weggefahren. Ich hoffe, auf diese Weise rechtzeitig in Gibraltar anzukommen, um irgendeine „Tour“ machen zu können, „Felsentour“, „Affentour“ oder irgendwas anderes. Von zu Hause aus war keine dieser Land-Touren buchbar (wir buchen nur, wenn Sie 8 Personen anmelden), außer eben der Dolphin Safari heute Abend aufs Meer. Da freue ich mich schon riesig.

O.k., ohne Frühstück im Hotel losfahren ist natürlich etwas blöd, aber jetzt (es ist 5:40 Uhr) bietet sich die Gelegenheit, an einer Tankstelle an der Autobahn zu frühstücken: Kaffee und ein trockenes Brötchen, Belag wollte ich heute aus gutem Grund nicht. 1,79 € hat das gekostet, ein Witz. Dabei war das so richtig lecker nun bin ich auch wieder voller Tatendrang. Nach Gibraltar soll´s gehen heute und zuvor zum Mirador Estrecho, einem Platz, von dem aus man bei gutem Wetter Afrika sehen soll.

Eigentlich bin ich jetzt am Mirador Estrecho, er liegt links, aber es ist strengstens verboten, links abzubiegen. Du musst – und das ist Irrsinn! – weiterfahren, bis Du irgendwo wenden kannst. Das ist der Fall im Kreisverkehr vor Lidl, in Tarifa, 7½ km vom Mirador Estrecho entfernt. Dass sich die Spanier da noch nichts haben einfallen lassen, ist schon krass. Schließlich bin ich dann aber doch da.

Mirador Estrecho


Am Mirador Estrecho, ist gerade die Sonne aufgegangen. Ich versuche, eine Panoramaaufnahme von der Straße von Gibraltar und der gegenüberliegenden Küste zu machen. Auch wenn die Sicht nicht die beste ist, kann man drüben über den Wolken den Gipfel des Jebel Sidi Musa sehen, der anderen Säule des Herkules. Die diesseitige ist ja der Felsen von Gibraltar. Nach wenigen Aufnahmen fahr‘ weiter.

Der Wind weht heute nicht mehr ganz so stark und der Himmel sieht dramatisch faszinierend aus, fast so wie man es aus alten Bibelfilmen kennt.

15 Minuten nach dem Mirador Estrecho kommt man nach Algeciras. Dort liegt die Wahrscheinlichkeit, dass man sich verfährt, bei 99,9%. Obwohl es so aussieht, als könne man geradeaus weiterfahren, erkennt erst sehr, sehr spät, dass man die linke Spur Richtung Malaga nehmen muss, wenn man nach Gibraltar will. Nun denn, ich hab’s gerade noch gepackt und kaum eine halbe Stunde später ist Gibraltar auch tatsächlich in Sicht.

Die Grenze zwischen Spanien und Gibraltar


Klar, dass die meisten Andalusien-Urlauber, so wie ich auch, einen Abstecher ins britische Übersee-Gebiet Gibraltar unternehmen wollen. Aber denkt dran: Viele Autovermieter erlauben das nur zu Sonderkonditionen. Die zwei Länder sind sich da einfach nicht grün. Umso erfreulicher ist es für Touristen, dass man jetzt einigermaßen ungestört hin und her kann und nicht stundenlang warten muss, wie dies beispielsweise vor 3 Jahren, vor allem bei der Rückreise, noch der Fall war. Deshalb empfehle ich, gar nicht mit dem Auto nach Gibraltar einzureisen, sondern noch in Spanien zu parken. Dazu soll es „unmittelbar vor der Grenze zu Gibraltar” auf der rechten Seite einen Parkplatz geben.

Als ich aber „unmittelbar vor der Grenze” rechts abbiege, habe ich verspielt. Da ist kein Parkplatz, sondern Grenze. Zum Parkplatz hätte ich 300 m früher abbiegen müssen, unmittelbar am Ende der „Marina Alcaidesa“, in der all die Segelboote liegen. Notgedrungen reise ich nach Gibraltar ein, obwohl mein Mietwagen dafür gar nicht zugelassen ist.

Offenbar kennen die Grenzer aber Menschen wie mich. Nachdem ich hilflos aus der Wäsche schaue, gehen bei etlichen Grenzbeamten die Arme hoch, der Verkehr steht kurzfristig und dann kann ich „unmittelbar nach der Grenze”, dort, wo im Bild die grünen und roten Schilder sind, quer über alle Fahrspuren fahrend wenden und wieder nach Spanien zurück. Nur noch so am Rande: In Gibraltar- obwohl britisch – herrscht übrigens Rechtsverkehr. Er wurde 1929 aus praktischen Gründen eingeführt. Spanien-Pendler kämen sonst ja völlig durcheinander.

Bei  Zurückfahren in der Av. Principe de Asturias kannst Du aber nicht einfach irgendwo links zum Parkplatz, nein, Du musst an der Marina Alcaidesa vorbeifahren erst dann hast Du die Möglichkeit in einem Kreisverkehr zu wenden.

Endlich habe ich den Parkplatz erreicht. Ich stelle das Auto auf Platz 570 ab, mach noch ein Foto, damit ich den Platz heute Abend wieder finde, und geh zu Fuß Richtung Grenze. Das war schon mal ganz schön stressig so am frühen Morgen.

So viel hat man schon gehört über die Britische Kronkolonie und hat sich „Wunder was“ darunter vorgestellt. Dabei ist Gibraltar mit seinen 6 ½ km² popelig klein, kaum größer als der Wiener Prater und deutlich kleiner als mein 13.000 EW-Heimatort Mering, der allein schon 4 Mal größer ist! Geographisch gehört Gibraltar zu Spanien aber politisch ist es britisch, wobei Gibraltar selbstverwaltet ist und sogar eine eigene Regierung hat.

Auf Gibraltaer Boden


Rechts vom Straßen-Grenzübergang geht man durch ein Häuschen – ich weiß gar nicht, ob der Grenzer meinen Personalausweis überhaupt richtig angesehen hat – und dann ist man in einer anderen Welt. Wer will kann 50 m nach der Grenze an der Winston-Churchill-Avenue gleich in den Bus steigen, um in die Stadt zu fahren. Ich aber habe vor, zu Fuß zu gehen. Das werde ich im Leben nie mehr erleben, dass ich als Fußgänger – zusammen mit Auto- und Radfahrern – die Start- und Landebahn eines Flughafens überquere. Jeder, der Gibraltar besucht, muss über die Runway. Das ist einmalig in der Welt! Kommt ein Flugzeug, geht einfach die Ampel auf Rot und die Schranke runter. Wie auch jetzt. Interessanterweise ist’s für Fußgänger aber noch grün …

Ich hab gar nicht mitgekriegt, ob jetzt irgendwas startete oder landete. Wenn, dann war´s jedenfalls nichts Großes. Die Ampel geht auf grün und ich genieße dieses einmalige Erlebnis. Links und rechts von mit die Landebahn und schräg vor mir der 426 m hohe Felsen von Gibraltar. Da ich von zu Hause aus keine Touren durch Gibraltar planen konnte (Zitat: Alleine können Sie nichts buchen, Sie müssen zu acht sein!“), hatte ich mich ja dazu entschieden, Gibraltar zu erwandern. 5 km lang, etwas über 426 m hoch. Das müsste in der mir zur Verfügung stehenden Zeit doch locker zu machen sein – dachte ich. Aber jetzt, angesichts dieses Anblicks, denke ich ganz anders. Allerdings muss ich ohnehin zuallererst in die Innenstadt und mich schlau machen, ob es nicht doch noch irgendwo Bustouren gibt.

Auf der Straße nach Süden


So geh‘ ich eben die Winston-Churchill-Avenue weiter, komme am Denkmal „Cradle of History“ vorbei, das die Silhouette Gibraltars hat. Warum aber ausgerechnet Gibraltar als „Wiege der Zivilisation“, als „Wiege der Geschichte“ bezeichnet wird, erschließt sich mir nicht.

Geht man geradeaus weiter kommt man über die Smith Dorrien Avenue auf eine Brücke, von der aus man rechts unten den Busbahnhof „Market Place Terminus“ sieht. Da muss ich runter, was über den Grand Casemates Square, der links liegt, auch ganz leicht möglich ist.

Und ich hab richtig Glück, denn hier steht auch ein 2-er-Bus, ein Bus der Linie also, die zum Europa-Point fährt. Man kann für 2 € einen Einzelfahrschein kaufen oder für 3 € eine Tageskarte. Der Bus fährt immer 10 Minuten nach der vollen Stunde und dann alle 15 Minuten. Jetzt ist´s 9:33 Uhr, also fährt der nächste, wenn ich richtig rechne, in 7 Minuten. Das passt!

Europa-Point


Der Europa Point liegt etwa 4,5 km vom Busbahnhof entfernt an der Südspitze von Gibraltar. Von dort sind´s dann nur noch 22 km bis Afrika. Am Europa-Point gibt es alles, was man an einem touristischen Hot-Spot braucht, Sehenswürdigkeiten, ein Café, eine Touristen-Information, einen Kinderspielplatz und Toiletten. Die Fahrzeit dorthin beträgt etwa 20 Minuten.

Am Europa-Point angekommen, kann man  die riesige Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee gar nicht übersehen. Die Moschee ist nicht nur die südlichste Moschee Europas sondern eine der größten Moscheen in einem nicht-muslimischen Land. Gebaut wurde sie Mitte 1990er mit kräftiger finanzielle Unterstützung durch König Fahd von Saudi-Arabien.

Der Leuchtturm am Europa Point wurde im Jahre 1841 gebaut. Er ist der einzige Leuchtturm außerhalb der Vereinigten Königreich. Dennoch wird er von Trinity House, der Behörde, die alle Leuchttürme im Vereinigten Königreich unter sich hat, betreut. Bei gutem Wetter kann man hier die Berge Marokkos sehen.

Auf einem kleinen Hügel knapp 100 m westlich vom Leuchtturm steht ein Denkmal in Form eines Propellers und dem Namen Sikorski. Natürlich dachte ich sofort an Hubschrauber und die amerikanische Sikorsky Aircraft Corporation. Damit hat das Denkmal aber überhaupt nichts zu tun, vielmehr soll das Denkmal an den ehemaligen Premier-Minister von Polen und Kommandanten der polnischen Streitkräfte, Wladislaw Sikorski, erinnern, der am 4. Juli 1943 bei einem Flugzeugunglück, dessen Ursachen offenbar nicht ganz geklärt sind, hier ums Leben kam.

Gleich neben dem Sikorski-Denkmal steht eine riesige Kanone. Häufig ist im Internet von einer 100-Tonnen-Kanone die Rede. Eine 100-Tonnen-Kanone ist dies aber nicht. Die 100-Tonnen-Kanone steht nämlich hier, rund 1½ km Luftlinie nordwestlich vom Europa-Point.

An der unteren Station der Gibraltar Cable-Car


Da wir auf der Hinfahrt zum Europa-Point an der unteren Cable-Car-Station vorbeigekommen sind, hab ich vor, auf dem Rückweg eben dort auszusteigen. Bis dorthin sind´s gerademal 3 km. Vielleicht muss ich ja doch die Cable-Car nehmen, um – trotz meiner Höhenangst – irgendwie auf den Rock zu kommen. Aber als ich dann am Parkplatz direkt unter der Gondel stehe, überzeugt mich deren Anblick nicht. Dann schon eher die Taxi-Tour, für die direkt vor der Cable-Car-Station geworben wird.

Vorsichtig frage ich an, weil mir die Autos einen exklusiven und teuren Eindruck machen. 30,- € inkl. aller Eintritte“, ist die Antwort, aber ihr müsst 8 sein. Da haben wir´s wieder. Wo soll ich 7 weitere Leute herbringen, alle strömen an mir und am Bus vorbei zur Cable Car. Der Fahrer meint aber, dass die schon noch kämen und ich solle doch in der Zwischenzeit den Alameda Botanic Garden ansehen.

1816 gab der britischen Gouverneur von Gibraltar General George Don die Gärten in Auftrag. Er wollte, dass die Soldaten, die in Gibraltar stationiert waren, außerhalb des Dienstes ein angenehmes Erholungs-Terrain  haben sollten. Und auch die Einwohner sollten die schattigen Pfade in den Gärten genießen können.

Im Lauf der Zeit kamen die Gärten aber ziemlich runter. 1991 hat dann ein Unternehmen die Gärten wiederbelebt. 1994 kam auch noch ein Zoo dazu, der Alameda Wildlife Conservation Park. Da ich den Taxi-Bus immer im Auge haben muss, kann ich allerdings nur im vorderen Bereich der Gärten bleiben.


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