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Irland, 14. August 2012

Nördlich von Cahersiveen


Richtung Cahersiveen ist die Straße ein Traum. Gut asphaltiert, ebenfalls von orangeroten Montbretien umrahmt und für uns auch genügend breit. In Cahersiveen kann man dann abermals links weg auf eine Halbinsel, wo u. a. das Ballycarbery Castle und ein weiteres Fort sein soll. Insofern verlängert sich der ansich „nur“ 179 km lange Ring of Kerry erheblich!

Die schmale Zufahrt zur Halbinsel, auf einer Brücke an den Old Baracks vorbei mit Blick auf eine mächtige Eisenbahnbrücke, ist schnell gefunden. Jetzt haben wir richtig „einen Lauf“. Alles klappt! Wir sind total happy.

Ballycarberry Castle


Das fast vollständig von Moos und Gras eingewachsene Schloss ist schon von weitem sichtbar. Es steht auf einem Privat-Gelände und es ist jedem selbst überlassen, ob er unter dem zum Teil weggedrückten Stacheldrahtzaun drunter durchkrabbelt oder nicht. Da aber weit und breit niemand zu sehen ist, machen wir uns auch „flach“. Zu interessant sieht das Schloss von der „verbotenen Weide“ aus aus. Legenden besagen, dass es zwischen Ballycarberry Castle und dem nahegelegenen Stone Fort von Cahergal einen unterirdischen Gang geben soll. Wir haben den „Geheimgang“ aber nicht gefunden. Nun ja, er ist ja auch geheim. Der südliche Teil des Schlosses fehlt komplett. Bauern der Umgebung sahen in den Steinen des Castles günstiges Baumaterial.

Aus welcher Zeit das Schloss stammt und wem es tatsächlich gehörte, darüber streiten sich die „Gelehrten“.  Manche schreiben den Bau der Burg einem gewissen Carbery O’Shea zu, andere sagen, das Schloss sei dasjenige eines gewissen, im Jahr 1398 verstorbenen Taghd Mac Cartaigh. Da das Schloss so alt aber nicht ist, sprechen wieder andere auch davon, das die Ruinen möglicherweise einem „Schloss Valencyen, genannt Ballycarborrow“ zugeordnet werden müssten, welches 1569 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Also, wie häufig im sagen- und legenden-umwitterten Irland: Nicht Genaues weiß man nicht.

Inzwischen ist es auch schon wieder 18:00 Uhr. Die Zeit ging so schnell vorbei und wir haben noch eine weite Reise zurück nach Brahalish. Wir fahren zurück nach Cahersiveen und kommen dabei noch am Stone Fort von Cahergal vorbei, welches links oberhalb der Straße liegt. Weiter geht´s von dort Richtung Killorglin, aber auch hier kommen wir nur 18 km weit. Zu beeindruckend ist der Blick von der Nordseite der Halbinsel. An einem Parkplatz halten wir an und genießen den gewaltigen Blick runter in die Dingle Bay. Dass sich am Horizont ein weiteres Highlight unserer Reise verbirgt, ahnen wir noch nicht. Wir genießen einfach nur den Ausblick.

Rossbeigh Beach


Den R 564-Abzweig 4 km weiter übersieht es fast, wäre da nicht linker Hand ein gelbes Haus mit einem Café und dem Gemischt- und Eisenwaren-Laden von P.M. Riordan. R 564 allerdings steht nirgends. Die einzigen Schilder, die es hier gibt, weisen auf das Café, den Shop, ein Trucker Breakfast und auf Hardware hin. Aber genau hier muss man rein!

Auch wenn man glaubt, dass dieser teilweise extrem schmale Weg der sichere Holzweg ist, es ist die R 564! Die Büsche links und rechts kommen dem Auto mitunter bedrohlich nahe. Aber Umdrehen kann man auf dem schmalen Weg schon mal gleich ganz vergessen. Da muss man jetzt einfach durch!

Ab der Stelle, wo es linker Hand zu den Rossbeigh Beach Hodiday Homes reingeht, eröffnet sich vor uns ein noch wahnsinnigerer Blick als vorhin beim Parkplatz. Ab jetzt führt der Weg „hausdachartig“ steil nach unten. Da darf niemand mehr entgegenkommen – und von hinten kommen darf auch keiner. Doch das ist mir jetzt einfach egal! Ich bleib mitten auf dem Weg stehen, drück Susanne die Kamera in die Hand und sie macht diese Aufnahme: Vorne der Rossbeigh-Beach, rechts hinter der grünen Halbinsel Castlemaine Harbour und ganz hinten rechts bereits die Dingle Halbinsel mit den Slieve Mish Mountains und dem 851 m hohen Baurtregaum.

Zum Glück haben wir niemanden behindert und kurze Zeit später sind wir auch schon unten und stellen den Wagen auf einem größeren kostenlosen Parkplatz ab.

Susanne lässt es sich nicht nehmen, gleich die Schuhe auszuziehen und ins Meer zu gehen. Für unsere Verhältnisse ist das Meer zum Schwimmen viel zu kalt, für die Iren natürlich nicht. Der Rossbeigh-Beach ist einfach nur schön, viel schöner als der Inch Beach, den wir gestern sahen. Dabei könnten Rossbeigh- und Inch-Beach ein einziger Beach sein. Beide Landzungen, die südwärts gerichtete 5 km lange und 1 km breite Landzunge von Inch und die nordwärts ausgerichtete 4 km lange und 400 m breite Landzunge von Rossbeigh wird nur durch eine etwa 2 km breite Meerenge getrennt. Da ´ne Staumauer und ein Gezeiten-Kraftwerk rein und der östlich beider Landspitzen liegende Castlemaine Harbour wäre ein See.

Puck Fair


Die steile Straße, die wir vorhin herunter gekommen sind, müssen wir gottseidank nicht mehr fahren. Es gibt auch einen flacheren Weg Richtung Glenbeigh. Dort überqueren wir eine mit Blumenampeln geschmückte steinerne Brücke und sind alsbald in Killorglin, wo alljährlich am 10., 11. und 12. August (war leider schon letzte Woche) beim sogenannten „Puck Fair“, nicht der Bär, sondern der (Ziegen)-Bock steppt. Das „Puck Fair“, das mit Abstand größte Volksfest West-Irlands, ist eines der letzten heidnischen Fruchtbarkeitsfeste, dessen Ursprünge allerdings in den Nebeln der Zeit verloren gingen.

Am ersten Tag des Puck Fair, dem sogenannten „Gathering Day“ (dem Tag, an dem alle anmarschieren) kommen die Männer aus den Bergen des Umlandes zurück und bringen den größten Ziegenbock mit, den sie finden konnten. Warum sie dort waren, erschließt sich mir nicht.

Der Ziegenbock wird von einer „Jungfrau“ mittels einer Pappkrone zum König des Festes gekrönt und auf dem Marktplatz auf eine Plattform gehievt, wo er dann verharren muss bis zum Sonnenaufgang des 3 Tages, dem Scattering Day,  dem Tag, an dem die Besucher wieder in alle Himmelrichtungen abziehen. Am zweiten Tag, dem „Fair Day“, ist Viehmarkt und der Höhepunkt der Festivitäten, die früher (und heute sicher auch) immer ein Saufgelage waren. Der letzte Tag ist wie gesagt der Scattering Day. Dann endet die kurze Regentschaft von Irlands einzigem König und der Ziegenbock wird wieder in die „Wüste“, d. h. in die Berge geschickt.

Die Puck-Skulptur hat, wie die Chaplin- Skulptur in Waterville, ebenfalls Alan Ryan Hall geschaffen. Am 5. August 2001 wurde sie im Gedenken an die anhaltende killorgliner Tradition feierlich enthüllt. Wie sehr die Menschen ihren Puck „vergöttern“ kann man an der Tafel seitlich des Denkmals lesen, worauf steht:„Kings may come and kings may go, but King Puck goes on forever.“

Ross Castle und Lough Leane


Wir fahren weiter Richtung Süden. In Killarney dann (wir sind es von irischen Ortschaften nicht anders gewohnt) Stau, gewaltiger Stau. Die Straßen sind bis zum Anschlag verstopft. Zwischen den Stoßstange an Stoßstange fahrenden Autos und Bussen rangieren dann auch noch Pferdefuhrwerke, die mich an die Fiaker in Wien erinnern, hier aber von Kaltblütern gezogen werden. In Höhe des Cineplex endlich entwirrt sich das Chaos. Rechts ist nun ein Park mit einer hohen Mauer drum herum und kurz vor der Tankstelle geht rechts eine Straße Weg, die müsste zum Ross Castle führen, der letzten Station unserer heutigen Fahrt.

Das Ross Castle ist eigentlich ein mächtiger Turm und wurde irgendwann im 15. Jahrhundert von der Familie O`Donoghue, die damals in Killarney herrschte, gebaut. Seinerzeit gab es noch einen befestigten Burghof drum herum und da davor noch einen Erdwall und eine Palisade.

Von Ross Castle aus hat man einen wundervollen Blick auf Lough Leane. Da kann man auch nach 20 Jahren Ehe noch ins Träumen kommen und fühlt sich an manche Märchenfilme aus der Kindheit erinnert (Küss mich, halt mich, lieb mich).

Wir gehen zurück zum Auto (auch hier der Parkplatz kostenlos) und fahren zurück nach Brahalish. 75 Minuten später sind wir bereits in Glengarrif und weitere 30 Minuten später in Durrus.

Ausklang in Durrus


Bis Brahalish sind´s noch 11 Kilometer. Dort aber gibt´s keinen Pub, in Durrus sehr wohl. Eigentlich wollten wir ja noch ´ne Kleinigkeit essen, im Sheepshead gibt´s aber nur Erdnüsschen und Flüssiges. Ein 0,3-Bier denke ich, kann ich verkraften, ohne dass ich fahruntüchtig werde und so trinken wir im Sheepshead unser erstes Kilkennys, ein sogenanntes Red Ale. Das ist so was von süffig und schmeckt mir als eingefleischtem Weißbier-Trinker deutlich besser als das fast schon „dickflüssige“ Guinness. Auch Susanne ist ganz angetan.

Ein wunderbarer 20. Hochzeitstag geht zu Ende (na ja, heute früh in Kenmare die Tanke und die anschließende Suche nach Drumore Castle vergessen wir jetzt einfach!). Auch das Wetter hat heute mitgespielt und Irland hat (aus gegebenem Anlass) sogar einen ganzen Tag lang auf Regen verzichtet. Es war angenehm warm, einfach nur super. Morgen dann, am letzten Tag unsere 5 Tage in Irland, werden wir den Ring of Beara abfahren.

Bisher hat ja alles super geklappt. Wir haben keinen Moment bereut, für unsere 20th-Wedding-Anniversary-Tour ausgerechnet Südwest-Irland ausgesucht zu haben. Total glücklich geht´s gegen halb 12 in die Koje.


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WEIDEN, WALE UND DELFINE – 6 TAGE IN IRLAND
HAUPTGRUPPE BERICHTE

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