2025-AHBF-Adventskalender-13
Unsichtbar, aber monumental:
Die Dachbinder des Anhalter Bahnhofs
Wie ich früher schon schrieb: Unsichtbar heißt nicht unbedingt unwichtig. Genau deshalb lasse ich das Dach bei meinem Bahnhofsgebäude bewusst weg – nicht aus Nachlässigkeit, sondern um das grandiose Bindersystem sichtbar zu machen. Erst ohne Verkleidung entfaltet sich die ganze Eleganz und Ingenieurskunst der Stahlbinder: klare Bögen, präzise Fachwerkkonstruktionen, harmonisch aufgeteilte Felder. So wird sichtbar, wie die riesigen Spannweiten getragen werden und wie durchdacht jede Verbindung geplant war. Mit einer Spannweite von 62,5 m und einer Firsthöhe von über 40 m beeindruckt das Tragwerk allein schon durch seine Größe und Präzision.
Historisch wurden die Binder auf Schienen auf der Mauerkrone verschoben, jeweils zwei zusammen als Paket – eine effiziente und technisch raffinierte Methode, die zeigt, wie clever man damals große Konstruktionen montierte.
Zwölf Jahre später baute Gustave Eiffel in Paris seinen berühmten Turm. Für mich verbinden beide Projekte, Anhalter Bahnhof und Eiffelturm, die gleiche Faszination für Stahl und Ingenieurskunst: Die Bahnhofsbinder tragen Lasten mit präzisen Fachwerken und entfalten ihre Eleganz vor allem im Inneren. Der Eiffelturm nimmt dieselben Prinzipien auf, steigert sie jedoch zu einem monumentalen, freistehenden Symbol, das Technik sichtbar macht. Stahlfachwerk verbindet hier Funktionalität mit ästhetischer Klarheit – einmal verborgen, einmal für alle sichtbar.
