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Mittwoch, 4. Januar 1989


Ankunft in Manila


11:30 Uhr. Ich sitz in Reihe 9, Platz C, in einem Airbus, der nach Manila gehen soll. In diesem Augenblick bewegt sich die Maschine Richtung Runway, beschleunigt und hebt ab. Knapp eine Stunde später landen wir in Manila. Am Fließband stehend warte ich – wie alle anderen auch – auf das Gepäck. Das Band läuft. Am Rollband stehen jetzt nur noch 15 oder 20 Leute. Dann endlich, in einer Plastikwanne liegend, seh ich meinen blaugrauen, mit Dreck überzogenen und an seinen Metallteilen inzwischen stark angerosteten „Larca-Rucksack“. Ich freu mich, den „Weggenossen“ wiederzusehen, der mich seit Anfang Dezember auf all meinen Touren hier begleitet hat.

Bevor ich wieder ins „ Santo’s Pension House’ fahre, will ich in Makati noch einen Zwischenstopp einlegen und Jane in ihrem Büro zu besuchen. Für die acht oder neun km will der Taxifahrer aber 420 ₱ (35 DM!) Auch wenn Makati als Stadt der Reichen gilt und der Preis wohl entsprechend hoch angesetzt ist, lasse ich mir das nicht gefallen. Lautstark mache ich meinem Ärger Luft, steige aus und lasse ihn stehen. Auch wenn in Makati nur die Reichen und Schwerreichen wohnen und der Preis vielleicht daran ausgerichtet ist, das muss ich mir nicht antun. Ich pflaum ihn richtig an. steig aus und lass ihn stehen. Der nächste Taxifahrer verlangt auch einen viel zu hohe Preis: 100 ₱. Mir bleibt aber fast keine Wahl. Murrend zahl ich und wir fahren los.

Suche nach Maripola Building


Eine halbe Stunde haben wir gebraucht. Daran sieht man mal, wie verstopft Manilas Straßen sind. An der Ecke Makati Avenue / Ayala-Street steig ich aus.

Hier erschlägt mich alles. Es sieht so aus, wie ich mir vielleicht New York vorstelle. Hochhäuser, Verkehr und Chaos. Keine Ahnung, wohin ich jetzt muss. Während Du dich auf dem Land noch nach der Sonne orientieren konntest, weißt Du hier überhaupt nicht mehr, wo’s langgeht. Die Sonne kommt kaum runter bis in die Straßenschluchten. Ewig lauf ich durch die Gegend. Paseo de Roxas, Rufino-Street, Dela Rosa-Street. Ich bin jetzt schon 20 Minuten unterwegs, aber ich kann das Büro von Jane einfach nicht finden.

Janes Karte

Maripola Building, Perea-Street 109“ steht auf Janes Karte, die sie mir vor ziemlich genau einem Monat mitgegeben hat. Von der Ayala-Street aus kann es aber nicht sein. Da gibt es nur Paseo de Roxas, Rufino-Street und weiter draußen noch die Salcedo-Street. Also den ganzen Weg wieder zurück zur Makati Avenue. Hier gibt es nur eine Del Rosa-Street, eine Esperanza-Street und eine Arnaiz-Avenue. Eine Perea-Street gibt es weit und breit nicht.

Von der Arnaiz-Avenue gehe ich dann rechts in den Paseo de Roxas Richtung Ayala-Street. Und siehe da, nach etwa einem halben Kilometer gibt es rechts drei Straßen: Die Galardo-Street, die Nieva-Street und genau dazwischen die Perea-Street. Ich hab’s gefunden! Nach einer Stunde planlosem Umherlaufen hab ich’s endlich gefunden. Das Maripola Building ist ein langestrecktes Gebäude, das den ganzen Bereich zwischen Galardo- und Perea-Street einnimmt. Man erreicht es nur über den Paseo de Roxas oder die Dela Rosa-Street. Die Angabe zwischen Ayala-Street und Makati Avenue war also ziemlich irreführend.

Im Erdgeschoss finde ich finde ich dann recht schnell die „First United Travel Inc. und in der „First United Travel Inc. Jane. Sie war während meiner nun fast fünf Wochen auf den Inseln nicht untätig. Ohne Kontakt mit mir zu haben und ohne zu wissen, wo ich bin, hat sie inzwischen meinen Rückflug nach Singapur und Frankfurt „reconfirmed. Das ist auf den Philippinen außerordentlich wichtig. Es könnte sonst sein, dass dein Name gnadenlos aus der Passagierliste gestrichen wird und du trotz Ticket keinen Platz im Flugzeug bekommst und deinen Urlaub unfreiwillig verlängern kannst.

Reconfirmen, also den Flug rückbestätigen, kannst Du aber frühestens eine Woche vor Abflug. Ich wär’ ganz schön aufgeschmissen gewesen, wenn ich irgendwo auf einer der Inseln hängengeblieben wär’. Daran hab ich die ganze Zeit überhaupt nicht gedacht.

Warum nicht nach Banaue?


‘Ne knappe Woche hab ich noch Zeit. Vielleicht sollte ich versuchen, noch nach Norden zu den sagenumwobenen Reisterrassen von Banaue zu fahren. Zwei, drei Tag müssten für den Trip reichen. Jane erkundigt sich für mich, ob überhaupt ein Bus dorthin geht, in den nächsten Tagen. Und ich hab Glück. Morgen soll ein Dangwa-Buss nach Banaue fahren. Jane schreibt mir auf, wie ich zur Haltestelle hinkomme.

Jetzt habe ich Jane und ihre Kollegin aber schon viel zu lange von der Arbeit abgehalten, deshalb verabschied’ ich mich jetzt. Am Samstagabend aber soll ich, wenn ich mag, so gegen 20:00 Uhr zum „Kamayan in die Padre Faura-Street nach Ermita kommen. Es sei ihr und ihrer Familie ein großes Anliegen, für mich eine Despedida (spanisch. Abschied) zu veranstalten, ein Fest für einen Freund, der längere Zeit (oder für immer) wegfährt. So etwas kenne ich in Deutschland nicht. Dankend nehme ich an.

Natürlich will ich in Manila wieder ins „Santos Pension House“. Ich geh kurz rein, frag nach, aber die Zimmer sind alle belegt. Auch auf die Frage nach Christiane sagt man mir, dass die bereits vor eine Woche abgereist sei. Schade, wäre schön gewesen, sie nochmal wiederzusehen.

Und wieder geht ‘ne Türe auf


Rolfs Karte

Wenn’s mit dem Zimmer im „Santos Pension House“ schon nicht klappt, will ich wenigstens in „Einsteins Bookstore“ in der Adriatico-Street (keine 5 Minuten vom „Santos Pension House’) wenigstens versuchen, noch Postkarten für Bärbel zu bekommen. Aber auch hier Fehlanzeige. Da fällt mein Blick auf einen Plakatständer. „Draughted Beer“ steht da und das gönn ich mir dann erstmal auch – in „Naber’s Beer Garden & Swimming Pool“. Wie’s der Zufall will, treff’ ich hier Werner aus Boracay wieder. Ich frag ihn, wo er wohnt, und als er sagt „hier“ frag ich Rolf, so heißt Naber mit Vornamen, ob er noch ein Bett frei hat, und er hat! Das ist prima, so kann ich gleich hierbleiben und den Abend mit Werner verbringen und quatschen. Es ist schon komisch, wie irgendwie immer wieder „eine Tür aufgeht.“

Werner empfiehlt mir, wenn ich morgen in die Mountain Provinces wolle, nur das Allernotwendigste mitzunehmen, weil er die Quartiere dort für nicht sicher hält. Außerdem sei die Gegend dort zu bergig, um dort ständig einen schweren Rucksack mitzuschleifen. Rolf hätt ‘nen Keller, wo man sein Zeug für die Dauer der Reise einschließen kann. Das hört sich gut an. Bis zur „Pedro-Gil-Station“ der Manila Light Train sind es nur etwa 10 Minuten zu Fuß und von dort bin ich dann morgen früh ruckzuck in der „Tayuman Station“ und zur „Dangwa Tranco“, der Gesellschaft, deren Busse nach Banaue fahren. Allerdings, so gibt Werner zu bedenken, dau’re die Fahrt in die Berge ewig, neun oder zehn Stunden, wenn er sich recht erinnere. Deshalb rät er mir dringend, morgen früh bei „Mister Donut“ am Robinsons Place noch was zu essen. Die hätten früh auf. Dort gäb’s Kaffee – und wenn ich Glück hab auch Sandwiches usw. Von dort aus seien es zur „Pedro-Gill-Station“ oder zur „United Avenue Station“ jeweils nur 10 Minuten. Das sei dann egal, welche der Light-Train-Stationen ich nehme.


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