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Dienstag, 3. Januar 1989


Abschied von Cebu


Ich will auf keinen Fall wieder in die Bredouille kommen, so wie vergangen Mittwoch, wo zwischen Cebu und Flughafen der Loveburger-Bus nicht mehr fuhr, oder noch schlimmer, wie an Heilig Abend, wo gar nichts mehr fuhr. Deshalb habe ich vor, heute schon zum Flughafen zu fahren und mir dann eben einen Tag auf Mactan Island zu bleiben.

Zuvor will ich aber frühstücken und hernach mein Tagebuch auf den neuesten Stand bringen. Es ist schon unglaublich, wie viel ich in den letzten Tagen erlebt habe: Die Tage in Davao, dem Albtraum eines jeden Urlaubs. Das Men Seng, die zunächst vergebliche Suche nach den „Philippine Eagle Project”, der Ärger mit Minda, die Nacht; wie ich vor lauter Halsweh hilflos im Bett lag und der Tag danach, wo ich aus lauter Verzweiflung grottenschlechte Filme angesehen habe, nur um die Zeit rumzubringen.

Das Town & Country werde ich so schnell nicht vergessen. Schon damals, vor zwei Wochen, war ich vom Zimmer begeistert: Das schönste, das ich je hatte! Geräumig groß, makellos sauber. Auch das Frühstück hier: ein echtes Highlight. Frisch, abwechslungsreich und einfach klasse! Hier gab es, bereits im Haus, den perfekten Start in den Tag. Nicht zuletzt möchte ich den Boy erwähnen, der mir doch tatsächlich mein verlorenes Schweizer Taschenmesser an Silvester just in dem Moment zurückgegeben hat, als er mich nach fast einer Woche zum ersten Mal wiedersah. Genau das ist es, was dir das Gefühl gibt, an diesem Ort „zu Hause“ zu sein.

Hier im Town & Country habe ich mich rundum wohlgefühlt.

Fahrt nach Mactan Island


Kurz nach neun. Für die Fahrt zum Flughafen nehm’ ich wieder ein „PU“. Das hat vor einer Woche mit Lorenzo super gut geklappt, warum also heute nicht auch? Die Fahrt kostet, wie vor einer Woche, 25 ₱. Um dreiviertel zehn kommen wir an.

Gegen Mittag will ich dann nach Legazpi fliegen und – nachdem der Betrieb Manila – San Fernando vor einigen Jahren eingestellt wurde und es nur noch diese einzige Eisenbahnlinie auf den Philippinen gibt – morgen dann zwölf oder 14 Stunden, das weiß man nie so genau, von Legazpi nach Manila fahren. Das wird sicher nochmal ein Highlight werden.

Flug nach Legazpi gecancelt


Wie schon so oft sitz ich mal wieder in der Abfertigungshalle eines Flughafens und warte. Da wird unser Flug aufgerufen: „An important announcement for all passengers of flight PAL 362 to Legazpi, scheduled at 11:55 AM: Due to bad weather, the flight to Legazpi is expected to be delayed by one to two hours.“

Chaos am Flughafen

Jetzt habe ich alles richtig gemacht, bin rechtzeitig am Flughafen und dann das. Also heißt es erst mal warten. 13:30 Uhr. Inzwischen werden auch die Passagiere unruhig. Alles um mich herum scheint in Aufregung zu sein, und ich stehe mittendrin, völlig verloren. Niemand scheint so recht zu wissen, was los ist, und ich selbst verliere langsam den Überblick. Zu allem Überfluss sprechen die Leute hier plötzlich alle möglichen Sprachen – nur kein Englisch. Ich verstehe nur noch „Bahnhof“.

Als ich dann endlich an den Schalter komme, erklärt man mir Folgendes: „You can change your booking and take a flight to Legazpi next Tuesday or you can take a flight to Manila tomorrow at 11:55 AM. There are no additional charges.“

Ich habe im Grunde gar keine Wahl. Nächsten Dienstag geht ja schon mal gar nicht. Da bin ich ja schon wieder im Flieger Richtung Heimat. Also muss ich meine Pläne komplett umstellen und das mit dem Mt. Mayon und der Zugfahrt komplett vergessen. Morgen dann nach Manila. Mein Ticket wird einfach umgestempelt und zur Nacht gehe ich eben mal wieder ins Silangan.

Ungeplante Erlebnisse auf Mactan


Nur, was kann man machen an so einem ungeplanten Zwischenstopp auf Mactan Island? Ich soll mir unbedingt den Lapu-Lapu- und den Magellan Shrine ansehen, sagt man mir, und den Maribago Beach und die Alegre Guitar Factory.

Lapu-Lapu-Denkmal und Magellan’s Shrine


Der Lapu-Lapu Shrine ist sieben Kilometer entfernt, was mir zu weit zum Laufen ist. Also nehme ich ein Tricycle und bin in 15 Minuten dort. Was für ein Trottel, habe mein Foto vergessen – aber egal! Am Nordende eines Parks steht das imposante Lapu-Lapu-Denkmal direkt am Meer. Es zeigt einen goldenen Krieger mit Schwert und Schild: Lapu-Lapu, ein philippinischer Nationalheld. 1521 soll der spanische Seefahrer Magellan gekommen sein, um die Einheimischen zu bekehren. Während viele Philippinos folgten, lehnte Lapu-Lapu, ein Fürst von Mactan, ab und soll daraufhin Magellan erschlagen haben.

Here on 27 April 1521, Lapu-Lapu and his men repulsed
the spanish invaders, killing their leader Ferdinand Magellan.
Lapu-Lapu thus became the first philippino
to repelled european aggression.

Der Chronist Antonio Pigafetta beschreibt die Ereignisse ganz anders: Zuerst sei Magellan von einem Giftpfeil im Oberschenkel getroffen und dann durch zwei Lanzenstöße schwer verletzt worden. Wie Magellan letztendlich dann doch zu Tode kam, ist nicht überliefert. Etwa 50 Meter südlich vom Lapu-Lapu-Denkmal steht dann auch noch schlichter und etwas kleiner ein Steinobelisk, der an Magellan erinnern soll. Natürlich gibt es hier auch Souvenirshops und den ganzen Kram, was so ein Tourismus-Hotspot eben mit sich bringt. Nach eine dreiviertel Stunde aber hat man alles gesehen.

Maribago Strand


Ich will weiter zum Maribago Strand. Bis dorthin sind es auch wieder fünf Kilometer, sodass ich ein weiteres Mal ein Tricycle brauche. 15 Minuten später bin ich dort. Wenn man aber nicht taucht, schnorchelt, sonst einen anderen Wassersport betreibt, bringt die Maribago Beach gar nichts. Sicher, man könnte Bootsausflüge zur Olango Island Wildlife Sanctuary machen, wo man neben einzigartige Mangrovenlandschaften Zugvögel beobachten kann, oder Caohagan Island, aber für Bootsausflüge ist meine Zeit zu knapp.

Alegre Guitar Factory


Mal sehen, was die Alegre Guitar Factory dann noch bietet. Bis dort hin sind es zwei Kilometer, die lauf ich. Die Alegre Guitar Factory sei berühmt für ihre handgefertigten Gitarren. Allerdings habe ich von Alegre Gitarren noch nie etwas gehört. Berühmte Gitarristen wie Eric Clapton und Johnny Cash spielten beide eine Martin, Bob Dylan und Paul McCartney Gitarren von Gibson. Gitarren aus Mango- oder Jackfruit-Holz sollen, weil das Holz so weich ist, phänomenal klingen. Ich kann das nicht beurteilen. Aber egal, wenigstens kann man hier zusehen, wie Gitarren hergestellt werden. das ist schon interessant.

Virgen de la Regla National Shrine


Die Kirche „Virgen de la Regla National Shrine“ ist nur 15 Minuten mit dem Trike entfernt. Die Herkunft der Statue der Jungfrau von Regla, eine dunkle Holz-Madonna, soll bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen. Sie wurde nach der Reconquista im 13. Jahrhundert wiedergefunden und hierher gebracht. Die Architektur der Kirche beeindruckt mit ihrem strahlenden Weiß und den markanten Türen und Fenstern in Form von abgerundeten gleichschenkligen Dreiecken.

Lapu-Lapu City Market


Nur fünf Gehminuten von der Kirche entfernt liegt der Lapu-Lapu City Market, ein lebhafter Ort, an dem man super feilschen kann – wenn man es kann. Es gibt frischen und getrockneten Fisch, Krabben, Garnelen sowie Obst und Gemüse. Ich kaufe drei Bananen und eine geflochtene Handtasche für Bärbel.

So, das war’s dann mit dem außerplanmäßigen Mactan-Island-Rundgang. Bis zum „Silangan” sind’s dann noch 30 Minuten. Viel ist jetzt nicht mehr viel los.

Feierabend


Ich geh noch was essen, ein Bier trinken und dann ist um halb neun auch schon „Zapfenstreich”.


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