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Montag, 2. Januar 1989


Fahrt nach Moal Boal


Morgens gegen 8:00 Uhr treff’ ich mich wie verabredet mit Marianne und Siegfried vorm „Royal Pension House“. Die beiden Bayern leiden noch mächtig am Jetlag, sind aber eisern: „Versprochen ist versprochen!“

Mit dem Taxi nach Moal Boal

Zu uns gesellt sich Dave, ein Globetrotter aus Irland, der ebenfalls im „Royal Pension House“ wohnt. Und so geht’s kurz danach mit dem Taxi los. Als Preis für die rund 86 km lange Fahrt nennt der Fahrer 20 US-$. Das scheint uns – geteilt durch vier – völlig okay zu sein. Da ich aber schon des Öfteren von philippinischen Taxifahrern übers Ohr gehauen worden bin, will ich das Geld erst rausrücken, wenn wir heil in Moal Boal angekommen sind. Wir zahlen 10 US-$ an, gefällt dem Fahrer nicht so – aber dann fährt er los. Die Straßen sind holprig und die Fahrt dauert länger als erwartet.

Siegfried und Rüdiger im Taxi

Zwischen Naga und Toledo, nach zwei Stunden Fahrt, wissen wir, warum der Fahrer die 20 US-$ gleich wollte: Er hat kein Benzin mehr. Aus, Ende, fertig. Da stehen wir in der Pampa, kommen nicht weiter. Vehement fordert er sein Geld. Ganz wohl ist mir nicht. Was will er hier mit 20 US-$? Benzin gibt’s hier wohl kaum. Aber nach langem Nörgeln zahlen wir doch – und siehe da: Hinterm Rücksitz findet er plötzlich einen Kanister. Ganz schön clever, der Typ. Benzin in den Tank, und weiter geht’s.

Moal Boal – nicht das Erwartete


Gegen 11:30 Uhr kommen wir in Moal Boal an. Doch Moal Boal ist nicht das, was wir uns erhofft hatten. Ich hatte an so etwas wie Boracay gedacht, stattdessen nur Hauptstraße, ein Store und weiter nichts. Ich erkundig’ mich im Store, ob wir auch wirklich in Moal Boal sind. „Ja, schon“ ist die Antwort. Wenn wir allerdings zum Strand wollten, müssten wir ein Tricycle nehmen (etwa 5 km) und dann noch etwa 500 m gehen. Autos kämen wegen „Ruby“, dem Taifun Anfang November (von dem hat auch Rudi in Palawan erzählt) nicht mehr durch bis zum Strand. Wir sind leicht irritiert. das hätte uns der Taxifahrer aber auch sagen können. Doch der meint, er habe davon nichts gewusst. Also beschließen wir, unverrichteter Dinge wieder nach Cebu zurückzufahren. Dafür will der Fahrer weitere 20 US-$. Da machen wir aber nicht mehr mit. Daraufhin macht der Fahrer auf dem Absatz kehrt und ist weg.

Marianne und Rüdiger

Dave meint, er gehe zu Fuß zum Strand. Siegfried, Marianne und ich gehen erst mal in den Store und überlegen das weitere Vorgehen bei einer Tasse Kaffee. Marianne meint: „Wenn wir schon in Moal Boal sind, können wir, wie Dave, auch zu Fuß zum Strand gehen.“ Ich habe meine Bedenken, weil ich nicht weiß, wie wir hernach wieder nach Cebu zurückkommen sollen. Morgen früh um 5:30 Uhr geht auf Mactan-Island mein Flieger nach Legazpi und Mactan Island ist über 130 km weg von hier. „Dann bleib halt hier und flieg ein andermal“, meint Siegfried. Der hat gut reden. Ich hab keine Wahl und so nehme ich erst mal den Vorschlag der Simons an.

Mit dem Trike fahren wir die 5 km bis zum Strand hinaus, Für sie ein Highlight, schließlich sind sie noch nie Trike gefahren. Der Strand gibt aber wirklich nichts her. „Ruby“ hat alles platt gemacht. Überall sehen wir nur blanken Fels und zerstörte Häuser. Mit Übernachten wird’s hier ganz sicher nichts. Also fahren wir mit dem Trike wieder zum Store zurück und warten.

Abenteuerliche Rückfahrt


Allmählich sammelt sich vor dem Store ein Rudel Menschen. Keine Ahnung, wo die alle herkommen, denn Häuser sehe ich in der Umgegend keine. Doch die Dinge, die sie bei sich tragen kenne ich doch von irgendwoher: Zusammengebundene Netze, in Tücher eingeschlagene Einkäufe, ganze Fruchtstände von Bananen und an den Füßen zusammengebundene Hühner. Es besteht kein Zweifel: Die warten auf den Bus.

Und da kommt der Bus auch schon, was heißt Bus? Der Bus ist nichts weiter als ein größerer Jeepney. Aber was soll’s? Schließlich hat er – zu unserer aller Freude – hinter der Frontscheibe ein Schild mit der Aufschrift „Cebu City“. Der Jeepney ist gerammelt voll. Auf den zwei Sitzreihen hinten im Barrio haben sich bereits 2 Dutzend, vor allem ältere Philippinos, Frauen und Kinder hineingequetscht.

Die sitzen dermaßen dicht, dass wir drei dort unmöglich auch noch Platz haben. Marianne wählt die enge Variante und quetscht sich zwischen die schweißnassen Leiber. Sie hat ihren Sitzplatz, dazu noch einen einigermaßen sicheren. Für die anderen werden die Reisebedingungen deutlich schlecht. Der Fahrer holt eine Holzbank vom Dach und schiebt sie mittig zwischen die Zwölferreihen. Auf der sollen wir rittlings Platz nehmen. Nee, nee, nee. Das kenn ich schon. Da kauert man dann wie ein „Affe auf dem Schleifstein“ und versucht sich in jeder Kurve krampfhaft, aber vergeblich, an den innen am Dach angebrachten Haltestangen festzuklammern. Zudem ist man dem Schweiß, der Enge und dem Gestank ausgesetzt. Ein paar Minuten mag man das ja aushalten, aber nicht 4 Stunden!

Auf dem Dach des Busses

„Was nun?“, fragt Siegfried. Ich erkläre ihm, dass es für junge Philippinos immer wieder eine Herausforderung sei, auf dem Dach mitzufahren. Die Bank ist vorher schließlich auch nicht runtergefallen, und die war, so wie ich gesehen habe, noch nicht mal festgebunden. Siegfried und ich steigen also aufs Dach. Dann geht es los. Die Fahrt wird heftig. Auf Rohrleitungen sitzend stemmen wir uns krampfhaft gegen die Fliehkräfte. Der Wind pfeift uns um die Ohren, und jeder Schlag auf der holprigen Straße wird zum Abenteuer für sich. Wie soll ich das bis Cebu schaffen? Schließlich muss ich meine Hände frei haben zum Fotografieren. Wieder mal muss mein Gürtel herhalten. Damit binde ich meinen Unterschenkel an der Dachrehling fest. Zumindest runterfallen kann ich so nicht, aber mir reißt’s während der Fahrt fast das Bein ab. Siegfried und ich fühlen uns wie in einem großen Cocktail-Shaker: Gemixt und durchgeschüttelt. Die Geräusche der Straße, die unablässigen Rufe der Menschen unten und das Rattern der Räder unter uns machen das Erlebnis perfekt. Doch für uns ist diese Art des Fahrens das große Abenteuer.

Nach einem abenteuerlichen „Ritt“ kommen wir abends gegen 18:00 Uhr in Cebu City an. Siegfried ist total begeistert. Für ihn war der Tag trotz der Unannehmlichkeiten mit dem Taxifahrer und dem „weggepusteten“ Strand in Moal Boal ein absolutes Highlight. So was hätt’ er sein Leben lang noch nicht erlebt. Wenn Siegfried jetzt schon so ausflippt, etwas wird er dann erst sagen, wenn er in Boracay ist? „Schad’, dass d’ morgen geh’n musst“, meint er. „des wär’ no a Pfundsgaudi worrn mit uns drei! Aber heut Abend sammer ja no z’samm’n, da trink’ ma no oans.“

Feierabend und Abschied


Die Einladung von Siegfried find ich super. Vor allem, weil sie „ganz von innen“ kommt. Und so beschließen wir, das Bier gleich hier zu trinken, bei Karl-Heinz. Es wird noch lang diskutiert. Die beiden bringen das Neueste von Deutschland mit und ich, ich berichte von meiner bisherigen Reise (immerhin bin ich ja schon 1 Monat da). „Das Schönste, sag ich, „war Boracay.“ Da möchte Siegfried jetzt unbedingt auch hin. Vielleicht kann er ja einen Flug nach Kalibo bekommen? Ich bin sicher, Karlheinz kann ihm dabei helfen. „Karl-Heinz, kommst Du mal?So kann ich mich bei der Gelegenheit auch gleich bei ihm verabschieden und mich für die tolle Zeit in Cebu bedanken. 19:30 Uhr. Jetzt muss ich aber los. Ich wünsch’ den beiden Bayern noch ‘ne Menge Spaß und Abenteuer auf den Philippinen, viel Erfolg für dem Flug nach Kalibo und die Weiterfahrt nach Boracay. Danach versprechen wir uns, uns in Deutschland ganz sicher wiederzuseh’n.

Gegen neun verabschieden wir uns endgültig und ich geh rüber zur letzten Nacht ins Town & Country. Schade, dass es zu Ende ist. Cebu City hat mich von allen drei größeren Städten am meisten beeindruckt. Manila ist ein Moloch und in Davao war – abgesehen vom Adler-Camp – nur Chaos.


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