Dienstag, 27. Dezember 1988
Schlechter Start in den Tag
Ich hab lange geschlafen, habe schlecht geträumt und bin demzufolge entsprechen k.o. In den „Dachlatten-Zimmern“ komm ich einfach nicht zur Ruhe, ich fühl’ mich – auch wenn die andern schlafen – trotzdem beobachtet. Dabei kann ich einfach nicht entspannen.
Ausflug nach Panglao
Ich hab vor, heute noch die Rückfahrt nach Cebu zu buchen und danach, falls die Zeit reicht, nach Panglao Island fahren. Gegen dreiviertel neun steh ich nun am Office der Trans Asia, aber das Schifffahrtsbüro hat noch zu. Dafür steht der Mini-Bus nach Panglao abfahrbereit. Wie gehabt, engstehende Holzbänke, Knie am Kinn und um mich rum nur noch Philippinos mit ihren Einkäufen: Stinkender Fisch, eine Ziege (die kommt aufs Dach), rohes, ungekühltes Fleisch und Fliegen. Über die Dauis Bridge – eigentlich ist’s ja ein Damm und nur im mittleren Bereich ist eine kurze Brücke – geht’s auf die Insel Panglao. Panglao selbst ist Naturschutzgebiet.
Naturschutz auf der Insel – ja, aber wie sieht’s mit dem „Fahrgastschutz“ aus? Die Hitze, der Gestank und die unbequeme Sitzhaltung im Bus machen mich fertig. Nach kurzer Zeit ein Halt. Reis-Säcke werden aufs Dach verladen. Mir wird immer übler. Dann geht’s weiter. Die Schlaglöcher schlagen durch bis zum obersten Halswirbel. Ich hab Schmerzen wie die Sau. Ich kann einfach nicht mehr. Zum Glück ist die Fahrt nach einer halben Stunde vorbei. Auf einem Mäuerchen der St. Augustine Kirche, einer massiven Steinkirche aus spanischer Zeit, setz ich mich nieder. Aber rechtes Bein und der Rücken tun mir immer noch weh. Besser ist es aber, wenn man sich unter den Bäumen – es ist ein kleiner Park hier – einfach auf den Rücken legt und die Beine anwinkelt. Ich weiß echt nicht mehr, wie ich das Abenteuer Philippinen so zu Ende bringen soll.
Endlich geht es wieder. Ich lauf Richtung Alona Beach. Die Sonne sticht erbärmlich. Die Weg ist endlos lang. Schweiß, Dreck, T-Shirt und Rüdiger bilden eine einzige Einheit. Ein stinkendes Etwas wankt durch die Gegend, einen Schritt vor den anderen. Staubtrocken die Kehle.
Nach etwa 1 ½ Stunde erreiche ich an der Südküste. Vor mir liegt in ihrer faszinierenden Schönheit „Alona Beach“. Franzosen unterhalten hier eine Tauchbase und es gibt Cola im Überfluss. Zwei Flaschen und man ist wieder Mensch. Anschließend lauf ich an der Südküste entlang. In Höhe des Bohle Beach Club treff’ ich – wie klein die Welt doch ist – Eike und Wolfgang wieder. Ein guter Grund für ein Bier. Die Zeit vergeht rasend schnell. 16:00 Uhr ist es schon. Ich muss weg, wenn ich heute noch nach Tagbilaran zurück will. Zu Fuß wär’s ja am besten. Das ist deutlich besser als auf den ungefederten Holzbänken in den Mini-Bussen. Aber 15 km?
Sonnenuntergang in Tagbilaran
Trotzdem geh ich los und verlauf mich total. Zum Glück habe ich vom Beach Club was zu trinken mitgenommen, sodass ich nicht verdurste. Dennoch merk’ ich jetzt meine Grenzen. Als ich endgültig die Orientierung verloren hab, hält ein Privatauto an, und der Fahrer fragt, ob er mich nach Tagbilaran mitnehmen soll. Ich bin so fertig und baff, dass ich vergesse, „Danke“ zu sagen. Zurück in Tagbilaran hab’ ich nochmal Glück: Das Office der Trans Asia hat auf, und ich kann mein Ticket nach Cebu kaufen.
Ich bin so fertig, gleichzeitig aber auch so baff, dass ich ganz vergessen habe, „Danke“ zu sagen. Zurück in Tagbilaran hab’ ich dann ein weiteres Mal Glück. Das Office der Trans Asia hat auf und so kann ich mir gleich für morgen mein Ticket nach Cebu kaufen. Dann geh ich nochmal zur Dauis Bridge. Von dort hat man freien Blick auf den fantastischen Sonnenuntergang.
Essen und Kultur
„Horizon“ und noch einmal „Gie Gardens“
Das „Horizon“ gestern war so toll, dass ich da heute gleich wieder hin muss. Bevor ich wieder Bier trinke, order ich zunächst mal ein Riesenglas Calamansi Juice. Dem Kellner fallen fast die Augen raus, als ich den halben Liter auf Ex austrinke und gleich danach ein zweites Glas bestelle.
Irgendwie aber auch verständlich, denn für den halben Liter musste er etwa 35 bis 50 der Mini-Früchte auspressen. Und jetzt das Gleiche nochmal.
Witzig im „Horizon’ finde ich folgenden Spruch an der Wand:
„Why should we take your checks?
Go out and try to get something to eat in a bank.“
„Something to eat“ ist genau das Stichwort. Die Steaks vom heißen Stein im Gie Gardens sind so was von lecker, dass ich so was wohl mein ganzes Leben lang nicht mehr bekommen werde – und morgen bin ich weg. Da gibt es einfach gar nichts anderes: Ich geh’ heute zum dritten Mal hin.
„Travellers Inn“
Nach dem Essen geh ich „nach Hause“, in meinen Verschlag. Eike und Wolfgang sind anscheinend abgereist, jedenfalls sind sie nicht mehr da. Morgen ist ein langer Tag. Bei einem Bier les’ ich noch ein bisschen. In der NEWSWEEK steht ein Gedicht von Robert Fulghum, Villard Books, New York, das mich irgendwie anspricht. Ich schreib es ab:
All You need to know Most of what I really need to know about how to live and what to do and how to be I learned in Kindergarden. These are the things I learned: * share everything * Play fair * Don’t hit people * Put things back where you found them * Clean up your own mess * Don’t take things that aren’t yours * Say you’re sorry when you hurt somebody * Wash your hands before you eat * Flush * Warm cookies and cold milk are good for you * Live a balanced life * learn some and think some and draw and paint and sing and dance and play and work every day some * Take a nap every afternoon * When you go out into the world, match out for your traffic, hold hands and stick together * Be aware of wonder. |
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