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Irland, 14. August 2012

Ring of Kerry – die Erste


Nach dem Tanken bin ich total gereizt und der Ring of Kerry fängt auch gleich schon mal stressig an – Baustelle! Ein Mann mit einem gelben Jäckchen und einem roten Stop-Schild zwingt uns zum Anhalten. Das ist Baustellensicherung auf Irisch. Nach einer Weile dreht der Mann sein Schildchen auf grün. 60 steht drauf. Also fahr´ich rechts rüber, beschleunige auf 60 und versuch´ die Geschwindigkeit zu halten. „Links fahren!“ werd´ ich von links ermahnt. „Oh, Susi! Das ist eine Baustelle! Vielleicht wird links gearbeitet! Vielleicht sind links Löcher!“

Ich müsste jetzt dringend pausieren, Dampf ablassen. Jetzt blockiert auch noch eine Reitertruppe die Straße. Zum Glück biegt biegt die aber alsbald ab. Doch die Diskussion zwischen Susanne und mir geht weiter. Es geht darum, ob vorhin auf dem Schild nun 60, also 60 km/h stand oder doch eher GO, also „fahr zu“. Susanne tendiert ja eher zum Zweiten. Mir ist das auch ehrlich egal. Mich nervt nur alles! Vielleicht war die ewige Fahrerei gestern ja doch zu viel?

Auf der Suche nach Drumore Castle


Aber der Stress geht weiter. Seit Ewigkeiten versuchen wir nun schon das imposante Drumore Castle zu finden, dessen Foto ich aus dem Internet ausgedruckt habe und das etwa 9 km hinter Kenmare an der N 71 liegen soll. So ein Bauwerk kann man nicht übersehen! Aber es ist einfach nicht da. Nirgendwo nicht.

Inzwischen sind wir schon in der Höhe von Rossmore Island. Das ist viel zu weit! Also drehen wir um. „Also wenn Du des Castle net findesch – an mir liegts net!“, gibt Susanne zum Besten und merkt nicht, dass das Fass kurz vorm Überlaufen ist. „Das gibt´s doch net, dass es das Scheiß-Castle nirgendwo gibt! Als Sehenswürdigkeit müsste sowas doch angeschildert sein. Aber die Iren lassen mich einfach in der Gegend rumfahren, als wenn ich ein Volldepp wär.“

Unterwegs fragen wir dann eine Frau und zeigen ihr das Bild, das ich ausgedruckt habe. Sie sagt nicht, dass es so ein Castle hier nicht gibt, sie spricht von einer „wooden door“ und davon, dass das Castle direkt an der Straße, 8 km Richtung Kenmare, sei. Also fahren wir nochmal zurück. Es ist wie vor 21 Jahren, als ich schon mal in Irland war. Damals wusste ich schon: Die Straßenkarten der Iren kannst Du knicken!

„Wooden door“, hat sie g´sagt und „8km“. Inzwischen sind wir bei 9,5. Das stimmt doch vorne und hinten nicht! Das Castle muss in der Karte an einer völlig falschen Stelle eingezeichnet sein. (Anmerkung: Anstatt auf das Drumore Castle zu verzichten, steiger´ ich mich unnötigerweise in eine Sache rein, die´s nicht wert ist. Ich bin total von der Rolle. Wohl doch zu viel gewesen, die Dingle-Fahrt gestern.)

10 km. Da rechts ist endlich ein Holztor. Das muss es sein! Ich bremse ab und wende. Aber viel gibt das Holztor nicht her. Dennoch, das muss es sein. Mit dem Bild aus dem Internet allerdings hat das Ganze hier gar nichts zu tun. Ich befürchte fast, dass der Fotograf, als er sein Drumore-Castle-Bild bei www.flickr.com postete, entweder ein ganz anderes Drumore Castle fotografiert hat oder aber einem völlig anderen Castle irrtümlicherweise den Namen „Drumore Castle“ gegeben hat. Man kann sich eben nicht auf alle Internet-Angaben verlassen.

Nachdem wir jetzt über eine Stunde wegen des Holztors verloren haben, fahren wir auf dem Ring of Kerry im Uhrzeigersinn weiter.

Zwischenbilanz


Es versteht sich von selbst, dass mich der Ring of Kerry bisher nicht überzeugt hat. Bei der Drumore-Castle-Suche waren wir ewig zugange, Hollywood, das neben Parknasilla liegen soll, haben wir gleich gar nicht gefunden und der toll angekündigte „Tidy-Town-Wettbewerb-Gewinner-Ort“ Sneem war auch nicht so der Hit. Sneem war nur vollgestopft, sodass man mit dem Auto fast nicht durchkam. Heute ist Hochzeitstag und bisher sind wir (seit Kenmare) nur rumgekurvt, haben Strecke gemacht und nichts gesehen, was uns vom Hocker riss. Da war die Strecke zuvor über den Caha-Pass (ein paar Kilometer nach Glengariff) deutlich interessanter. Warum fahren nur alle auf den Ring of Kerry ab und den Caha Pass beispielsweise kennt keiner. Der ist den irischen Straßen-Karten noch nicht mal eingezeichnet! Da dreht doch jemand dran, anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Staigue Fort


15 km nach Sneem, im Örtchen Castlecoove, dort wo die 50 km/h-Schilder sind und links D´Oleary´s Service-Station, heißt´s aufpassen. Hier irgendwo muss es rechts zum Staigue-Fort abgehen und tatsächlich, kurz nach dem etwas zurückgesetzten „Curiosity Cove“ gibt´s rechts ein Schild „Staigue Fort“. Haben die Iren tatsächlich mal was angeschildert?

Auf einer extrem schmalen Straße, auf der zwei Autos unmöglich aneinander vorbeikommen, geht´s etwa 4 km bis zu einem großen Parkplatz. Das Fort steht auf einer umzäunten Schafs-Weide und auf dem Weg dorthin kommt man unweigerlich an einem in drei Sprachen verfassten Schild vorbei: „Alle Besucher des Fort haben eine Gebühr von 1 € zu zahlen, wenn sie das Land betreten. Kinder sind frei. Hunde an die Leine. Danke.“ Damit jeder seinen Obolus entrichten, aber keiner die Euros klauen kann, ist rechts neben dem Gatter ein aus mindesten 20 mm dickem Blech gefertigter kleiner Tresor angebracht, oben mit einem kleinen Schlitz. Den 1 € zahlen wir gerne. Immerhin ist das Staigue Fort die erste Sehenswürdigkeit auf unserer Ring-of-Kerry-Liste, die wir auch ohne Umschweife tatsächlich gefunden haben.

Das Staigue-Fort heißt so nach dem gälischen „An Stéig“, was einfach nur „Stück Land“ heißt. Es wurde, so nimmt man zumindest an, in den ersten Jahrhunderten nach Christus gebaut und gehörte offenbar einem sehr wohlhabenden Landbesitzers oder Häuptling, der wohl ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis hatte. Die Wände sind bis zu 6 m hoch und 4 m dick und wurden ganz ohne Mörtel gebaut. Der Durchmesser des Forts liegt bei rund 30 m. Ins Fort kommt man nur durch einen sehr, sehr schmalen Eingang, der manchem „Bauch“ sicher Schwierigkeiten bereitet.

Man nimmt an, dass im Innern des gemauerten Walls des Staigue-Forts Häuser, Nebengebäude und eventuell auch noch Zelte standen. Gefunden hat man davon aber leider nichts. Es bleibt also nur eine Annahme. Ziemlich sicher dagegen ist man, dass um das Fort zusätzlich noch ein Erdwall und ein Graben angelegt war.


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