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Dienstag, 29.5.2012 – abends

Zurück im Villagio dei Fiori


Mein erster Weg zurück im Villagio dei Fiore geht ins Restaurant, wo ja auch das Internet-Café ist. Ich will Susanne unbedingt erzählen, wie toll die Delfinausfahrt war. Doch daraus wird wohl leider nichts. Ausgerechnet heute Abend geht das Internet nicht. Zwei Mitarbeiter der italienischen Telecom (oder wie auf immer die Gesellschaft in Italien heißen mag) schrauben eifrig an den beiden Rechnern. So geh ich eben erst mal in mein Häuschen, duschen und neue Klamotten anziehen.

Anscheinend hat mich die Anstrengung dann doch noch übermannt. Jedenfalls bin ich erst gegen halb acht auf dem Bett liegend aufgewacht. Gerade noch rechtzeitig, um zu Silvia zu gehen, die mir für heute Abend ja eine Überraschung versprochen hat: irgendwas mit Essen. Dazu hatte sie mich gestern Abend vorsorglich noch gefragt, ob ich lieber Fisch oder Fleisch wolle. Das ist doch gar keine Frage! Am Meer natürlich Fisch!

Silvias Überraschung


Kurz vor dreiviertel acht bin ich bei Silvia im Büro. Sie hat noch das eine oder andere zu erledigen, aber gegen acht gehen wir rüber ins Restaurant. Es ist dermaßen angenehm warm, dass wir uns einen kleinen Tisch im Freien nehmen. Was dort (auf einem Campingplatz!) aufgefahren wird, hab ich noch gar nie erlebt:

Als Antipasti gibt´s, übersichtlich angeordnet, verschiedene Fischvariationen: Feingeschnittene Tunfischscheiben (sieht aus wie Lachsschinken) mit einer braunen Marinade, Shrimps mit einer orangefarbenen Marinade und Garnelen-Salat mit Tomatenpaprika und Mais. Kaum ´ne Viertelstunde später kommt das Hauptgericht: In Olivenöl (mit Knoblauch und Chili) angeschwitzte und mit Weißwein übergossene Bandnudeln mit frischen Venusmuscheln. Ohne viel Schnickschnack zubereitet, aber super, super lecker!

Roggero


Das ist alles so lecker, dass ich unbedingt nach dem Koch fragen musste. Ich weiß auch nicht mehr, wie es genau geschah, aber kurze Zeit später steht Roggero neben mir. Ich bin ihm dann gleich bis zur Küchentür gefolgt und hab ihn für meine Seite abgelichtet.

Wer weiß, vielleicht wird er ja mal Sternekoch und dann hab ich das erste Foto des angehenden cuisinier étoilé. Vielleicht ist er aber auch jetzt schon Sternekoch, dann hab ich auf jeden Fall auch mein Foto. Geschmacklich jedenfalls ist das alles hier „Hammer“! Wohlgemerkt, auf einem Campingplatz! Auch Silvias Chef ist inzwischen hinzugekommen und schüttelt mir die Hand. Alle sind begeistert von meinen heutigen Delfin-Bildern und von meinem Engagement für Ligurien, das sich u.a. auch in meinem Reisebericht wiederspiegelt und von dem Silvia natürlich in höchsten Tönen schwärmt.

Gaetano Tella


Die Musik könnte treffender nicht sein. Kaum 5 Meter neben unserem Tisch schmachtet Gaetano Tella seine Version von Andrea Bocellis und Sarah Brightmans „Con te partirò“, danach Domenico Modugnos „Volare“ und viele, viele andere Schnulzen mehr. Dabei verstehe ich Schnulze jetzt überhaupt nicht abwertend, sondern eher als Synonym für ans Herz gehende, sentimentale Lieder. Da hat mir Silvia mit ihrer „Überraschung“ nicht zu viel versprochen. Eine richtig romantische italienische Nacht im Freien. Fehlen eigentlich nur noch Susanne, Silvias Mann Aurelio und eine Karaffe Weißwein.

Leider ist aber auch im Villagio dei Fiori nicht alles möglich, Susanne und Aurelio sind wohl beide in ihrem Zuhause, aber der Weißwein ist augenblicklich da. Damit aber nicht genug!

Wie bloß, um Himmels Willen, isst man Garnelen?


Inzwischen kommt der zweite oder dritte Gang: Garnelen! Dabei hab ich noch niemals im Leben Garnelen gegessen. Das ist jetzt also die Zeit, sich so richtig zu blamieren, zumal Silvia meint, sie sei so satt, dass sie nichts mehr essen kann. Wie bloß soll ich vorgehen? Mit Besteck oder rustikal? Doch da besinn´ich mich auf mich selbst. Ich war noch nie ein Typ, der sich verstellt, also ran ans Werk: Garnele in die Hand nehmen, Kopf abdrehen und weglegen. Nun Rest-Garnele auf den Rücken drehen, Füße abbrechen und Panzer seitlich aufklappen. Fleisch herausziehen und fertig. War ja ganz einfach!

Finale Furioso


Ich kann nicht mehr, aber Silvia lässt nicht locker. „Dolce? Cappuccino?“ „Nee, bitte nichts mehr!“ „Aber einen Grappa möchtest Du doch!“ Eigentlich will ich ja nicht mehr, aber am Nebentisch meint ein Gast aus Baden Württemberg in breitestem Schwäbisch „Den missed Se probiera, o-bedengt.“ Wer kann dazu schon „nein“ sagen?

Wir sitzen noch lange und Gaetono schmalzt noch eine um die andere Schnulze. „Marina“ hör ich, „Nel blu dipinto di blu“ und viele, viele andere Schmachtfetzen mehr. Das ist einfach nur klasse! Voll mein Geschmack!

Es ist schon recht spät geworden und ich bin hundemüde. Silvia und ich machen uns auf den Weg. An der Bar treffen wir noch eine Gruppe aus Baden Württemberg, weitere enge Freunde von Silvia. Es sind Biggi und ihren Mann Christoph, der für mich Thomas D. von den Fantastischen Vier ist. So ähnlich kann man jemandem nicht sehen. Der muss es sein! Als ich ihn nach einem Autogramm frage, will er mir aber partout keins geben. Noch etwas trinken möchte ich jetzt aber nicht mehr. Ich bedanke mich bei Silvia für den wundervollen Abend, verabschiede mich und zieh mich zurück in mein Häuschen. Ein traumhafter Tag geht zu Ende.


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