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Meeresakrobaten auf Delfin-Tour nach Duisburg und Harderwijk / Holländische Mühlen

Frühstück im Landgoed Zonheuvel


Damit ich auch mal etwas Positives zum Hotel sage und nicht immer nur meckere: Die Steckdosen hier, und davon gibt’s reichlich, sind genau gleich wie in Deutschland, sodass man Akkus und Handy problemlos und ohne Adapter aufladen kann. Nach dem Duschen (und Trockenlegen des Sanitärraums mit dem Abzieher) gehen wir um halb acht runter zum Frühstücken. Auch da fällt uns etwas auf, was unbedingt erwähnenswert ist: Die Treppen im Hotel sind dermaßen steil, d. h. die Trittstufen-Tiefe ist im Vergleich zur Trittstufen-Höhe so klein, dass derartige Treppen in Deutschland für Häuser, in denen Publikumsverkehr herrscht, von vornherein schon mal gar nicht zugelassen wären.

Beim Frühstück dann im Landgoed Zonheuvel hat man ständig das Gefühl, dass man irgendetwas Unrechtes tut und dass man hier eigentlich gar nicht erwünscht ist. Geholfen hat uns niemand. Man wusste nicht, ob man den Kaffee selbst aus dem Automaten lassen muss oder ob serviert wird. Die 3 oder 4 Bedienungen standen nur wortlos rum und hatten einen Blick drauf, den ich so interpretierte, als ob sie sagen wollen, „was laufen denn da für unbeholfene Menschen rum“.

Doppelspurige Kreisverkehre und Navis mögen sich nicht



Gegen halb neun fahren wir los. Wir wollen heute ins Dolfinarium Harderwijk und zuvor, wir sind ja in Holland, noch ein paar Windmühlen ansehen. Die Windmühlen liegen ohnehin auf unserem Weg. Bisher hat das mit dem Navi ja immer richtig gut geklappt, selbst gestern in Amsterdam. Massiv Probleme bekommen wir aber jetzt, bei einem dieser ganz speziellen holländischen Kreisverkehre. Das Navi sagt „links“, du kannst in den zweispurigen Kreisverkehr selbst aber nur nach rechts einfahren. Also wählst du eine Spur. Aus der kommst du aber nicht mehr ohne Weiteres raus, weil die zwei Fahrspuren hier durch Begrenzungs-Steine voneinander getrennt sind. Die äußere Spur bedient dann die Ausfahrten 1 und 2, die innere Spur die Ausfahrten 3 und 4. Ich müsste, wenn ich richtungsmäßig also nach links soll, bei der 3. Ausfahrt raus. Da ich mich aber auf der äußeren Spur eingereiht habe, bleiben mir nur Ausfahrt 1 oder 2 und von dort hast du keine Chance, zur Ausfahrt 3 zu kommen. Also musst du weiterfahren, bis irgendwo ’ne Wende-Möglichkeit kommt, und das kann dauern. Nach 5 oder 10 km Umweg kommst du dann wieder zurück an den Kreisel und dann beginnt das Spiel von vorn. Mit diesen zweispurigen Kreisverkehren ist das Navi total überfordert und ich mit ihm, vor allem dann, wenn das Navi keinen Zielort angibt, sondern nur sagt: „links“ oder „rechts“. Vielleicht hat das Navi ja auch gemeint, ich soll mich links bzw. rechts orientieren, also die innere oder die äußere Spur des Kreisverkehrs nehmen. Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind wir jetzt, nach etlichen Versuchen, wieder auf dem richtigen Weg.

Die Nieuwe Molen in Veenendaal


In Veenendaal verlassen wir die A 12, weil wir hier noch die De-Vriendschap Molen (eine Gemeinde-Mühle) und die Nieuwe Molen (von einer Stiftung unterhalten) ansehen wollen. Die De-Vriendschap Molen, sehen wir, auf dem Nieuweweg fahrend, auf der linken Seite, aber es gibt keinerlei erkennbaren Weg zu der Mühle hin. Also parken wir das Auto im Munnikenweg und gehen zu Fuß weiter. Wir sehen die Mühle immer noch vor uns, aber das umzäunte Gelände einer Schule hindert uns durchzukommen. Also gehen wir den Vendelseweg weiter und weiter und stehen dann plötzlich vor der Nieuwe Molen. An die kommt man wenigstens direkt hin. Die Nieuwe Molen steht mitten in Veenendaal, an einer Stelle, an der schon vor 390 Jahren eine Mühle stand. Da Bäume und Häuser jedoch verhinderten, dass man den Wind richtig nutzen konnte, wurde die Mühle 1911 als runde Steinmühle so weit in die Höhe gebaut, dass der Wind nun voll ausgenutzt werden konnte. Um dennoch die Flügel bespannen, die Haube in den Wind drehen und die Radbremse betätigen zu können, baute man dann in entsprechender Höhe rund um die Mühle eine Galerie.

Wir schleichen um die Mühle herum, machen ein paar Fotos und merken dabei gar nicht, dass oben auf eben dieser Galerie und selbst im Flügel Menschen herumklettern. Einer erkennt uns und ruft runter, ob wir die Mühle nicht ansehen wollen. Ich bin zunächst etwas irritiert, weil ich schon wieder an Nepp denke, Susanne sagt aber gleich ja. Hans de Kroon, der als ehrenamtlicher Müller hier arbeitet, begrüßt uns sehr herzlich, obwohl die Mühle um diese Zeit für Publikum noch gar nicht geöffnet ist. Diese Mühle ist erst auf, sagt uns Hans, wenn draußen an der Galerie eine blaue Fahne hängt. Wir dürfen aber trotzdem jetzt schon rein. Auf steilen hölzernen Treppenstufen geht es nach oben ins Stockwerk, wo die Mühlsteine sind. Hier können wir Hans alles fragen und Hans ist so in seinem Element, dass er begeistert erzählt – und das Beste: Hans weiß alles! Auf meine erste Frage hin erklärt er, dass die Mühle bei der mäßigen Brise, die heute ansteht, bei geschätzter Windstärke 4, etwa 40 PS leistet. Das sei die Minimal-Leistung. Bei weniger Wind könne man gar nicht mehr mahlen. Bei gutem Wind kann die Mühle dagegen bis zu einem Doppelzentner mahlen pro Stunde, und wenn’s nur Schrot für Tierfutter werden soll, sogar zwei.

Jetzt geht’s raus! Mann, ist die Galerie hoch! Mir wird ganz schön mulmig. Und wenn ich sehe, dass über mir noch einer in den (durch eine Bremse zum Stillstand gezwungenen) Flügeln klettert, wird mir richtig schwindelig. Doch Hans nimmt mich an der Hand und versichert mir, dass nichts passieren kann. Ich guck einfach nicht mehr direkt runter. Hans erzählt weiter: „Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Mühle dann ihre Blütezeit. Seit 1968 halten freiwillige Helfer einer Stiftung die Mühle instand. Die Mühle ist seitdem im Betrieb. Auch werden hier junge Menschen zu Freizeit-Müllern ausgebildet“(Nachtrag: Wie mir Hans nach dem Urlaub in einer Mail mitteilte, war der Wind am 17.8. so gut, dass sie an dem Tag insgesamt 5 Zentner Getreide mahlen konnten).

Auf einer anderen Ebene der Windmühle erklärt uns Hans anhand von Modellen, die in einer Vitrine stehen, die verschiedenen Windmühlen-Typen, die es in Holland gibt. Wir lernen Bockwindmühlen kennen, Wippmühlen, Weidenmühlchen (Aanbrengertje), Schreckmühlen (Tjasker), Paltrockmühlen, Bodenmühlen, Bergmühlen, Durchfahrtholländer, Turmmühlen, Holländermühlen (eckige aus Holz und konische aus Stein) und schließlich Galeriemühlen, so wie die Nieuwe Molen eine ist.

Der Heilige Victor – Schutzpatron der Mühlen


In der Vitrine steht auch eine Heiligenfigur, ein römischer Soldat, neben ihm eine zertrümmerte Figur des Gottes Jupiter und ein Mühlstein: der Heilige Victor. Victor war der Legende nach römischer Hauptmann, der Jupiter nicht opfern wollte, und deswegen grausam gefoltert wurde. Alle Qualen stimmten ihn nicht um vom christlichen Gott abzulassen und Jupiter zu huldigen. Selbst als ihm der Fuß abgehackt wurde, änderte er seine Meinung nicht. Kaiser Maximian selbst befahl dann, seinen verstümmelten Körper in einer Mühle unter einen Mühlstein zu legen, damit er dort endgültig zermalmt würde. Doch die Mühle blieb auf wundersame Weise stehen. Heute wird Victor deswegen als Schutzheiliger der Mühlen und Müller verehrt.

Holländische Mühlen mahlen nicht nur Mehl


Es gibt so viel zu erfahren, u. a. auch, dass in holländischen Windmühlen nicht nur Mehl gemahlen wird, sondern auch Holz gesägt oder tiefer gelegene, durch Deiche geschützte Gebiete, entwässert werden. Etwa 1½ m Höhenunterschied „packt“ eine Mühle in einer Stufe. Liegt die Polderhöhe (die Lage des zu entwässernden Gebiets) also mehr als 1½ m unter der Entwässerungsspiegel-Höhe (dem Wasserspiegel, der die Deiche umgibt), braucht man eben mehrere Stufen. Je nach Anzahl der Mühlen spricht man von einem Mühlen-Drei- oder Mühlen-Vier-Gang. Sieht man in Holland also eine Reihe Mühlen nebeneinander stehen, kann man ziemlich sicher sein, dass es sich dabei dann um Entwässerungs-Mühlen handelt. Modelle davon, die Mühlen von Kinderdijk, konnten wir gestern in Madurodam sehen. Auch nahezu Unwichtiges bekommen wir zu hören, beispielsweise dass im Sommer die Bespannung der Mühlen weiß sei und im Winter, wenn diese durch Luftfeuchtigkeit und Dreck mit Algen überzogen und leicht schmuddelig werde, von vornherein lieber braun.

Nach dem Eintrag ins Gästebuch müssen wir Hans allerdings verlassen. Wir haben uns schon so lange hier aufgehalten, dass unser Zeitplan für heute schon völlig über den Haufen geworfen wurde. Um trotzdem noch einigermaßen rechtzeitig nach Harderwijk (unserem heutigen Hauptziel) zu kommen, lassen wir die Olden Florus Mühle in Terschuur und die Koe Molen in Ermelo einfach aus. Die nur 200 m entfernte Vriendschap-Mühle allerdings müssen wir aber noch mitnehmen, zumindest von außen.

Die Vriendschap-Mühle in Veenendaal



Die Vriendschap-Mühle wurde im Jahre 1872 gebaut und 1891 von der Müllersfamilie Eden übernommen, deren Vorfahren den Müllerberuf schon seit 1630 ausübten. 1934 wurden zwei Vorratsbehälter und ein Aufzug in der Mühle gebaut, wobei jeder Vorratsbehälter 7 Tonnen Getreide fassen konnte, eine Menge für die damalige Zeit. Mit steigender Industrialisierung wurde die Mühle ohne Flügel betrieben. Erst 30 Jahr später wurde die Mühle wieder in den alten Stand versetzt. Seitdem ist sie, bis heute, ständig in Betrieb.


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MEERESAKROBATEN AUF DELFIN-TOUR NACH DUISBURG UND HARDERWIJK
HAUPTGRUPPE BERICHTE

Eine Reaktion zu “Meeresakrobaten auf Delfin-Tour nach Duisburg und Harderwijk / Holländische Mühlen”

  1. Susanne

    Die Mühlen-Führung von Hans war klasse! Und dass noch so viele alte Mühlen in den Niederlanden in Betrieb sind, finde ich auch toll!