Meeresakrobaten auf Delfin-Tour nach Duisburg und Harderwijk / Amsterdam / Doorn
Amsterdam und seine Grachten
Die unzähligen Grachten, die Amsterdam durchziehen, brachten Amsterdam den Beinamen „Venedig des Nordens“ ein und so ist eine Grachtenfahrt ein unausweichliches Muss, wenn man schon mal in Amsterdam ist; auch für uns. Um 17:12 Uhr kommen wir bei Blue Boat Tours in der Stadhouderskade 30 an. Das ist ein Katzensprung vom Heineken-Parkhaus – und wieder haben wir unwahrscheinliches Glück. In 3 Minuten, um 17:15 Uhr also, geht die nächste Grachtenfahrt los. Wenn wir’s richtig verstanden haben, die letzte für diesen Tag.
Das Grachten-System Amsterdams besteht im Wesentlichen aus 3 konzentrischen, nach Osten hin geöffneten Halbkreisen. Der äußerste Halbkreis ist die Prinsen-Gracht, der mittlere die Keizers– und der innere die Heeren-Gracht. Im Südöstlichen Bereich begrenzt die Amstel das Grachten-System. Zwischen Amstel und den drei Halbkreisen gibt es noch allerlei Verbindungskanäle.
Die Bäume an den Ufern sind übrigens Ulmen. Nur diese Bäume sind hier zugelassen. Ulmen-Wurzeln wachsen nämlich in die Tiefe, so besteht keine Gefahr, dass die Kanalwände zerstört werden.
Grachtenfahrt durch Amsterdam – unvermeidlich für Touristen
Wir starten unsere Tour Ecke Stadhouderskade / Weteringlaan, das ist im Süden, noch ein bisschen weiter außen als die Prinsen-Gracht. Das Fahrgastschiff ist breit und unwahrscheinlich niedrig. Das Boot teilen wir uns dichtgedrängt mit geschätzt 100 Japanern. Sitz man in der Mitte, sieht man trotz des Glasdachs nur relativ wenig; für Fotografen eine unbefriedigende Situation. Zum Glück sitzen wir aber ganz hinten, sodass man wenigstens nach hinten raus Fotos schießen kann. Das Schiff startet, eine Mörder-Rußwolke ausstoßend, gen Norden. Große Rundfahrtschiffe, kleine Miet-Motorboote, Tretboote, alles fährt kreuz und quer durcheinander. Eine Ordnung oder eine Regel scheint es nicht zu geben. Dass da niemand zusammenstößt, grenzt für mich an ein Wunder.
Nach etwa 5 Minuten fahren wir unter der Brücke gegenüber dem Rijksmuseum hindurch und anschließend am Amsterdamer Hard-Rock-Cafe vorbei, was den Kapitän unseres Bootes zur Bemerkung veranlasst: „Hier bekommt der Begriff, ‚gehst Du mit auf ’nen Trip‘ eine völlig neue Bedeutung“.
Das Türmchen (im Bild rechts hinten) ist übrigens keine Kirche o. ä. sondern gehört zum Haus Weteringschans 10, wo meines Wissens ein Autohändler seine Räume hat.
Wir fahren am Holland-Casino vorbei, unter der Leidseplein-Brücke hindurch und dann links in die Prinsen-Gracht. Hier soll irgendwo das Anne-Frank-Haus sein, das ich in in der Vielzahl der für mich alle gleich aussehenden Häuser aber nicht ausmachen kann. Man wird eben, wie bei Stadtrundfahrten üblich, auch hier durchgeschleust. Irgendetwas genauer zu sehen, geht nicht. Da müsste man dann schon zu Fuß unterwegs sein. Für eine erste Orientierung ist eine Stadtrundfahrt, im Falle Amsterdams eine Grachten-Rundfahrt, aber auf alle Fälle zu empfehlen.
An schmalen Häusern vorbei im Zickzack durch die Grachten
Danach geht’s Zickzack über Lelie-Gracht, Heeren-Gracht, einen kleinen Kanal ohne Namen bis hin zur Singel-Gracht. Dort soll in Haus Nr. 7 das schmalste Haus Europas sein, mit einer Front, gerade mal so breit, dass eine „normale“ Haustür reinpasst. Na ja, so ganz stimmt das nicht mit dem schmalsten Haus, das befindet sich nämlich in der Oude Hoogstraat 22, auch in Amsterdam, nur dort führt unsere Grachten-Tour eben nicht vorbei.
Die Häuser in Amsterdam sind alle recht schmal. Ob das daran liegt, dass im 17. Jahrhundert die Steuern für ein Gebäude danach bemessen wurden, wie breit es auf der Grachten-Seite ist oder doch an etwas anderem? Schmal und hoch, nach hinten hin aber recht lang. In so einem schmalen Haus ist kein Platz für ein ausgeprägtes Treppenhaus. Um dennoch Möbel und andere schwere Dinge nach oben bringen zu können, hat man an den Giebeln, die häufig Richtung Gracht hin um 2 bis 2 ½ % nach vorne geneigt sind, Flaschenzüge angebracht. Spontan fällt mir ein: „Schweres Möbel, krummes Haus!“ Es könnte aber auch sein, dass die Häuser im historischen Teil Amsterdams alle deswegen so krumm und schief dastehen, weil die in den Untergrund gerammten Holzpfähle, auf denen sie stehen, im Laufe der Jahrhunderte nachgegeben haben.
Im IJ, dem einstigen Hafen Amsterdams
Wir verlassen jetzt die engen Grachten und sind nun auf dem breiten IJ, dem einstigen Hafen Amsterdams. Zum Glück! Ich weiß nicht, wie oft so ein Boot Kollisionen überlebt (wie vorhin, als es mit dem Heck und einem ganz schönen Rumps an einen Brückenpfeiler schrammte). Ich hab nämlich echt keine Lust, kamera-behängt Schwimm-Übungen zu machen.
Das futuristisch anmutende Gebäude rechts im Bild ist das Nederlands Film Museum. Weiter rechts davon steht der Shell Tower, so genannt, weil das ganze Gelände hier früher mal Shell gehörte. Gleich danach sehen wir das Bimhuis, den Amsterdamer Tempel für Jazz und improvisierte Musik. Der Name Bim ist übrigens eine Abkürzung und leitet sich vom Berufsverband Improvisierender Musiker, kurz Bim, ab.
Das wie der Bug eines grün angestrichenen Schiffs aussehende Gebäude, an dem wir vorhin schon während unserer Auto-Irrfahrt vorbeikamen, ist das Technologie-Museum der Wissenschaften, ein Museum ähnlich dem Deutschen Museum in München, wo insbesondere Kinder mithilfe zahlreicher Experimentier-Möglichkeiten an Biologie und Technik herangeführt werden sollen. Das gelbe Gebäude rechts (hinter den Fahnen) ist das Niederländische Schifffahrtsmuseum und da davor steht der Nachbau der Amsterdam, eines im Jahr 1749 erbauten Handelsschiffs der Niederländischen Ostindien-Kompanie, kurz V.O.C. Ostindien (Batavia) hat dieses Schiff allerdings nie gesehen, da es bereits 2 ½ Wochen nach der Jungfernfahrt an der Englischen Küste auf Grund lief und aufgegeben werden musste. (Das Ganze erinnert mich irgendwie an die WASA in Stockholm, die ihre Jungfernfahrt – allerdings 120 Jahre vorher – auch nicht überlebt hat.)
Wieder zurück in die Grachten
Inzwischen haben wir IJ verlassen und sind auf der Oudeschans-Gracht, wo wir links hinten den Montelbaanstoren sehen, einen historischen Turm, der im 16. Jahrhundert Teil der Amsterdamer Stadtmauer war (allerdings nur der untere braune Teil). Im Volksmund heißt der Turm auch Malle Jaap (oder die Uhr daran? Bei Big Ben in London meint man ja auch manchmal den Turm, manchmal die Glocke) weil die Uhr im 17. Jahrhundert recht ungenau gewesen sein soll.
Amsterdams berühmteste Brücke
Nein, das links ist nicht, wie ich irrtümlich annahm, die Magere Brug, das ist nur eine Brücke, welche die Heeren-Gracht mit der Nieuwen Heeren-Gracht verbindet. Die echte Magere Brug ist die Brücke auf dem rechten Bild, was allerdings auch nicht mehr ganz stimmt, denn im Zweiten Weltkrieg brauchte man das Holz der Brücke zum Heizen, sodass die Brücke, die wir heute sehen, auch nur ein Nachbau ist (aber das habe ich ja schon eine Seite vorher, auf der Madurodam-Seite geschrieben).
Wir nähern uns dem Ende der Amsterdamer Grachtenfahrt
Nur noch kurz unter der Hoge Sluis Brücke hindurch, am Amstel Hotel vorbei und an den Gebäuden der Niederländischen Zentralbank, schließlich vorbei an unzähligen Hausbooten und schon sind wir wieder da, wo vor 75 Minuten unsere Amsterdamer Grachten-Rundfahrt begann.
Fazit
Die Hafenrundfahrt war insgesamt recht interessant, auch wenn die Erklärungen allesamt vom Band kamen, das Schiff hin und wieder mit Schmackes an einen der Brückenpfeiler geschrammt ist, man nur sehr, sehr schwierig fotografieren konnte. Was die Sache am Ende dann so richtig runterzog, war, dass, wie damals bei der Stadtrundfahrt in Hamburg, auch hier in Amsterdam aufdringlich um Trinkgeld gebettelt wurde.
In einer typischen Amsterdamer Kneipe
Wir sind jetzt schon sehr nahe (oder sind wir schon mitten drin?) im berühmten Amsterdamer Stadtviertel De Pijp, in dem vorwiegend Studenten und junge Leute wohnen. Hier finden wir das rustikale Café Berkhout. Der Holzboden ist derb und die Tische und Stühle könnten vom Sperrmüll stammen. Total urig!
Menschen aller Nationen, solche, die hier zu Hause sind und Touristen wie wir, alles mischt sich hier, drin, unter’m offenen Fenster oder draußen vor der Tür. Wer weiß, was hier schon alles abging? Ich denke, dass hier schon mal der Bär steppt, wie man in Berlin sagen würde. Wir fühlen uns total wohl und gönnen uns ein wohlverdientes, alkoholfreies Bierchen (wir müssen ja noch fahren!), was unserer guten Laune aber keinen Abbruch tut.
Abschied von Amsterdam
Man könnte sich in Amsterdam echt festsetzen, aber wir müssen noch 65 km fahren bis zu Landgoed Zonheuvel in Doorn, das heute unser Nachtquartier ist. Also zahlen wir das preisgünstige Bier im Café und die extrem hohen Parkgebühren im Heineken Parkhaus, holen unser Auto und machen uns auf den Weg. Nach all den Anstrengungen für Susanne heute Nachmittag fahr jetzt natürlich ich.
Landgoed Zonheuvel, Doorn
Das Landgoed Zonheuvel habe ich mir ausgesucht, weil das Gebäude auf der Website aussieht, wie ein kleines Schlösschen. Wir haben uns dort für zwei Tage einquartiert. Das Hotel liegt in einem Park in einer wundervollen Umgebung. Das gefällt uns schon. Noch 300 m bis zum Parkplatz, sagt das Navi.
Das Zimmer
Dann die erste Ernüchterung. Das Hotel ist gar nicht das im Internet gezeigte Schlösschen, sondern ein, dem ersten Anschein nach, zweckmäßiger Klinkerbau. Das Zimmer selbst sieht auf den ersten Blick aber richtig gemütlich und schnuckelig aus. Wenn man dann aber anfängt, den Koffer irgendwo hinzulegen, um ihn auszuräumen, merkt man recht schnell, wie mini-klein und unpraktisch das Zimmer ist. Nun, den Koffer kann man zunächst ja mal aufs Bett legen, aber wohin soll man mit den Klamotten? Im schmalen Schrank sind lediglich 4 Kleiderbügel, auf die man etwas hängen könnte, aber nirgendwo Fachböden für T-Shirts, Unterwäsche oder Socken. Den einzigen Fachboden in Kopfhöhe nimmt ein massiger Safe ein. Schubladen oder anderen Stauraum gibt’s hier nicht. Die Klamotten müssen im Koffer bleiben. Bloß wohin mit dem? Um die Betten herum ist kein Platz. Notgedrungen stellen wir ihn an die Tür. Dort muss man ihn dann aber auch wieder weghieven, wenn man raus will.
Die Betten selbst sind riesig, aber das Zimmer ist, wie gesagt, ziemlich beengt. Will man beispielsweise am Fußende der Betten vorbei, muss man sich in dem vielleicht 40 bis 45 cm breiten Gang schon mächtig verbiegen, weil oben in Brusthöhe ja schon der Fernseher 15 cm in dem Raum ragt. Neben den Betten gibt es keinerlei Nachttische oder sonstige Möglichkeiten, um beispielsweise ein Buch hinzulegen oder ein Wein-oder Bierglas abzustellen. Es sind lediglich zwei funktionslose Holzkästen an die Wand geschraubt, an deren Oberseite man im Bett liegend aber nicht mehr hinreicht. Das ist aber auch nicht schlimm, denn zum Ablegen von irgendwas ist die 15 cm tiefe Fläche in 1,20 m Höhe ohnehin nicht geeignet. Wer dieses Zimmer geplant hat, hat wirklich keine Ahnung von Wohnen im Hotel. Alles ist irgendwie Tine-Wittler-like mit Schnickschack und Accessoirs ausgestattet, aber praktisch ist das nicht.
Im Bad geht’s g’rad so weiter: Das Waschbereich ist mini und wo ich dort Rasierer, Kamm oder Haarbürste hinlegen soll, bleibt mir ein Rätsel. In der Dusche, die gemeinsam mit dem WC durch eine Glas-Schiebetür vom Wohnraum abgetrennt ist, gibt es auch nirgendwo Ablage-Möglichkeiten oder Haken. Wohin also mit dem Handtuch, wohin mit dem Duschzeug und dem Haarwaschmittel? Was mich weiter nervt, dass nach dem Duschen der komplette Sanitärbereich patschnass ist. Um das Malheur zu beseitigen, steht dann provokant ein Abzieher in der Ecke.
Das runde, flache Waschbecken selbst hat in sich keinerlei Gefälle, sodass man die Spuren, die beim Zähneputzen zwangsläufig entstehen, nachher „stundenlang“ mithilfe des Zahnputzbechers und etwas Wasser darin Richtung Abfluss jagen muss. Ach ja, der Zahnputzbecher hier ist billigstes Polystyrol und das in einem Hotel, das sich Umweltschutz auf die Fahnen schreibt.
Der Service
Der Service im Restaurant ist (mich überrascht das jetzt nicht mehr) echt mager. Wir haben den Eindruck, dass wir hier überhaupt nicht erwünscht sind. Liegt’s daran, dass wir nur eine Kleinigkeit essen und was trinken wollen? Dann sollen Sie uns doch sagen, dass wir in die Bar sollen. Aber gibt’s hier überhaupt ne Bar? Wir wissen es nicht! Die Angestellten sagen ja keinen Piep. Und wenn dann wirklich mal einer für Sekunden den Mund aufmacht, dann fast ausschließlich in Holländisch. Englisch, Französisch oder gar Deutsch sind hier Mangelware. Schließlich haben wir’s dann aber doch geschafft, obwohl hier eigentlich nur relativ teure Mehr-Gänge-Menüs vorgesehen sind, aus deren Vorspeisen für Susanne eine Bruscetta Italiana und für mich einen Hühnchenbrust-Salat zu bestellen. Als wir dazu zwei Bier ordern, fallen der Bedienung dann fast die Batzel-Augen raus und sie fragt bei Susanne extra nochmal nach, ob sie denn wisse, dass das Bier in ½ Liter-Gläsern serviert werde und dass das Bier kalt sei. Susanne weiß das!
Das Essen kommt dann relativ fix. Mit einer italienischen Bruscetta haben die kalt zusammengemengten Zutaten auf Susannes Teller allerdings nicht viel gemein. Meinen Hähnchenbrust-Salat für 9 € habe ich mir auch etwas anders vorgestellt. Sah aber recht übersichtlich aus auf dem großen Teller. Unwohler habe ich mich beim Essen noch selten gefühlt. Normalerweise fotografiere ich die Speisen in den Reiseländern ja, aber hier hätte man mich deswegen wohl erschlagen.
Ein’s aber ist uns jetzt klar: Morgen werden wir sicher woanders essen!
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HAUPTGRUPPE BERICHTE |
Am 5. September 2013 um 15:01 Uhr
Auch wenn das Zimmer recht unpraktisch eingerichtet war, die Lage des Hotels ist ein Traum!