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Andalusien – 21. August 2018

Und noch einmal Gibraltar


Nach dem vollgestopften Tag gestern wollen wir den heutigen Tag etwas gemächlicher angehen lassen. Eine Delfin-Ausfahrt mit Fiona steht auf dem Plan und – wenn alles klappt – eine Minibus-Tour über Gibraltar.

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel kommen wir gegen 10:00 Uhr in Gibraltar an. Den Parkplatz kennen wir schon, auch das dortige Servicos-Häuschen sowie die Prozedur an der Grenze.

Gibraltar-Rundfahrt


Inzwischen ist Susanne nun schon zum zweiten Mal in Gibraltar und so weiß sie ganz genau, wo´s lang geht, nämlich hier. Auch wenn der „Rock“ heute in Wolken liegt, ist die „Rock-Tour“ von Gibraltar ein absolutes Muss.

Ich habe sie vor zwei Jahren auch gemacht, allerdings in abgewandelter Form. Bei mir war damals anstatt der Siege Tunnels das Moorish Castle dabei. Auch hatte ich damals die Tour von der Cable Car Base Station auf gestartet, weil mir die Anbieter an der Grenze zu aufdringlich und zu nervig waren.

Wie sich damals rausstellte, war das ein Fehler! Gefühlt dauerte es nämlich Stunden, bis wir damals 8 Leute zusammen hatten. Die meisten haben – wenn sie schon vor Ort waren – die Cable Car genommen und so hab ich damals gewartet und gewartet und gewartet.

Aber auch an der Grenze heißt es warten. Die Veranstalter wollen wohl – für mich zumindest nachvollziehbar – irgendwie Gruppen zusammenbringen, die dieselbe Sprache sprechen und die vielleicht auch die gleiche Mentalität haben. Nach etwa einer halben Stunde Warten sind wir komplett: 6 Deutsche und zwei Holländer.

Die Tour im Mini-Bus soll 2 Stunden dauern und vier Stationen (Säulen des Herkules, St. Michaels Cave, den Affenfelsen und die Great Siege Tunnels) umfassen. Sie kostet 35€, was nicht gerade billig ist. Allerdings muss man bedenken, dass wir nur eine Kleingruppe sind, dass wir überall hingefahren werden und dass in den 35 € sämtliche Eintritte enthalten sind.

Die erste Station sind die „Säulen des Herkules“. Die sind zwar nur 4½ km weg, liegen aber auch 200 m höher – wobei man zwischendurch mal einen Höhenrücken von 250 m überwinden muss. Wenn ich mir dazu dann noch die Straße ansehe – kann man den schmalen Weg überhaupt Straße nennen(?), dann möchte ich hier hoch nicht gehen, nicht bei 30°C und nicht, wenn neben in den schmalen Straße dann auch noch die (Mini?)-Touristenbusse hochfahren.

Blick auf die Bucht von Gibraltar / Algericas

Rechts runter hat man einen irren Blick auf die „Bay von Gibraltar“ und auf das nur 9 km entfernt Algeciras. Wegen der Nähe der spanischen Stadt nennen manche die Bucht auch „Bay von Algeciras“.

Säulen des Herakles


Unser erster Stopp liegt auf einem Hochplateau, von dem hat man einen tollen Blick runter in die Bucht von Gibraltar und hinüber nach Afrika hat. Hier steht ein relativ modernes Denkmal.

Das Denkmal besteht aus zwei Säulen, die mit Bändern umwickelt sind, und einer zwischen den Säulen hochkant gestellten kreisrunden, kupferfarbenen Scheibe. Auf der einen Seite der Scheibe ist ähnlich der Prägung auf einer Münze die „alte Welt“ dargestellt, auf der anderen die „moderne“. Die Worte „mons calpe“ und „mons abila“ auf den Bändern weisen auf die beiden Berge nördlich und südlich der Straße von Gibraltar hin.

Aber was hat es mit diesem Denkmal, das „die Säulen des Herakles“ genannt wird, auf sich?

Nun, im Altertum kannte man nur den Mittelmeerbereich und daher man nahm an, dass an der Straße von Gibraltar die Welt zu Ende sei. Wenn man dem griechischen Dichter Pindar glauben darf, war es Herakles, der hier zwischen zwei Säulen persönlich das Schild „Non plus ultra“ (sinngemaß: „nicht mehr weiter!) angebracht haben soll. Damit wollte er allen klar zu machen, dass hier das Ende der Welt sei. Platon, der etwas später lebte, sah das anders. Er war der Ansicht, dass es dahinter doch noch etwas gäbe, nämlich das sagenumwobene Atlantis.

Parallel zu dieser Herakles-Geschichte bezeichnete man die zwei Felsenberge, welche die Straße von Gibraltar begrenzten, auch als „Säulen des Herakles“. Die nördliche Säule ist der heutige Felsen von Gibraltar und der südliche, der Berg Dschebel Musa, der im heutigen Marokko liegt. Um diese Legende am Leben zu halten, hat Gibraltar an dieser exponierten Stelle dann das Denkmal „Säulen des Herakles“ erstellt.

Nach einer Fotopause, für die uns der Fahrer reichlich Zeit lässt, geht es weiter zur zweiten Station, zur St. Michaels Cave, deren Eingang Luftlinie nur etwa 500 m nördlich liegt. Weil dazu aber noch 200 m Höhenmeter dazu kommen, müssen wir über Serpentinen fast den dreifachen Weg fahren.

St. Michael Caves


Die St. Michaels Cave ist die wohl spektakulärste und meist besuchte Kalksteinhöhle auf Gibraltar. Sie liegt etwa auf halben Weg zwischen Talstation und dem Gipfel des Felsens.

Es gibt Quellen, die behaupten, dass hier jährlich bis zu einer Million Besucher herkommen sollen. Ich habe da meine Zweifel, denn 1.000.000 geteilt durch 365 wären 2700 am Tag oder (bei 10 Stunden Betrieb) knapp 300 in der Stunde. Okay, das könnte durchaus sein, zieh ´ich meinen Zweifel also wieder zurück.

Der größte Raum, die „Cathedral Cave“ dient heute als Konzertsaal. Hier soll auch die jährliche „Miss-Gibraltar-Wahl“ stattfinden.

Die „Cathedral Cave“ wie auch alle anderen Höhlenteile werden mit abwechselnden Farben kitschig bunt beleuchtet. Dazu läuft klassische Musik. Für mich ist das „bodenlos“, ein derart schönes Stück Natur so zu verschandeln. Apropo „bodenlos“. Es gibt die Legende, dass das ganze Höhlensystem tatsächlich „bodenlos“ sei und dass – unter der Straße von Gibraltar hindurch – ein 24 km langer Tunnel verlaufe, durch den die Gibraltar-Affen seinerzeit aus Afrika hergekommen seien.

Kommt man aus der St. Michaels Cave raus, dann hocken sie da auf dem Geländer, wie Orgelpfeifen. Die Rentnergruppe der Affen von Gibraltar. Angeblich soll es hier etwa 250 freilebende Tiere geben. Damit wäre Gibraltar der einzige Ort in Europa, in dem wilde Affen leben.

Natürlich darf man die Affen nicht füttern. Mehrere Schilder am „Ape’s Rock“ weisen auf das Fütterungsverbot hin. Bei Nichtbefolgen kann die Strafe bis zu 500 Pfund betragen. Das kümmert aber niemanden.

Affenfelsen


Weiter oben sind die jüngeren Affen und die sind nicht ganz so harmlos. Wir kommen gerade dazu, als ein „Lausbub“ Interesse findet am Zopfband einer Besucherin. „Und wenn ich Interesse an was hab, dann hol ich mir das. Da kannst Du kreischen, wie Du willst.“ Andere Besucher haben den „Lausbub“ dann verjagt.

Vielfach wird behauptet, „Gibraltar ist der einzige Ort Europas, an dem Affen in Freiheit leben“ und in Freiheit leben können. In meinen Augen ist das aber keine Freiheit, wenn die Tiere am sogenannten Affenfelsen einen extra eingerichteten Fress- und Trinkplatz haben, wo sie von der englischen Krone täglich mit Wasser und frischem Obst versorgt werden. Für mich ist das nichts anderes als ein zugänglicher Zoo. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, wenn Affen von Touristen gejagt werden, nur weil sie sich für ein glitzerndes Zopfband interessieren! Ich denke mit dem „freilebende Affen“ wird den Besuchern eine Scheinwelt vorgegaukelt. Auch mit der Marketing-Spruch, dass Gibraltar nur noch solange britisch bleibe, solange die Affen auf dem Felsen leben. In jedem Fall aber bringt der „Affenzirkus“ Gibraltar Geld! Und alle nehmen daran teil. Selbst Mitglieder der britischen Regierung!

1942 soll es ja richtig dramatisch gewesen sein: Das gab es in Gibraltar wohl nur noch 10 Affen. Um Gibraltar für Großbritannien zu erhalten, hat der damalige Premierminister Winston Churchill dann 30 Affen aus Afrika lassen. So was nenn ich eine weltpolitische Entscheidung!

Great Siege Tunnels


Um Gibraltar gab es ja schon immer ein Hickhack. Erst haben es die Mauren den Spaniern weggenommen, dann die Spanier wieder den Mauren und zum Schluss die Engländer den Spaniern.

Während der Großen Belagerung, die von Juli 1779 bis Februar 1783 dauerte, versuchten die Spanier (zusammen mit Franzosen) ein letztes Mal, Gibraltar von den Briten zurückzuerobern. Um dies zu verhindern, bauten die Briten im Nordteil des Felsens von Gibraltar die „Great Siege Tunnels“ oder auch „Upper Galleries“. Da es auf der Nordseite des Felsens in Richtung des Isthmus von Gibraltar einen „toten“ Winkel gab, den man von unten nur schwer verteidigen konnte, kam die Idee auf, man könne doch auf einen Felsvorsprung, der heute auch als „The Notch“ bekannt ist, eine Kanone positionieren. Übrigens: „Siege“ hat nichts mit dem deutschen Wort „Sieg“ zu tun, was ich irrtümlich immer glaubte, sondern ist das englische Wort für „Belagerung“. Es wird auch nicht „Siege“ ausgesprochen, sondern irgendwie wie „sejtsch“.

Die Idee „Great Siege Tunnels“ war ja gar nicht so schlecht, aber um eine Kanone über einen Pfad oder Weg zum Felsvorsprung zu bringen, war die Felswand einfach zu steil. Aus diesem Grund soll General George Augustus Eliott eine Belohnung ausgeschrieben haben, für jeden, der eine Idee hatte, wie man die Kanone dorthin bringen könnte. Ein gewisser Sergeantmajor (später Leutnant) Henry Ince hatte eine Idee. Er schlug vor, einen Tunnel bis zur „Notch“ zu graben. Die Idee kam an und am 25. Mai 1782 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Ob Inch allerdings eine Belohnung bekam, darüber ist nichts bekannt. Nur so viel: Noch heute gibt es auf dem Upper Rock ein Grundstück, das „Ince´s Farm“ heißt. War das die Belohnung?

Wie heißt es so schön: „Gib einem den kleinen Finger und er reißt dir die Hand aus“. Denn als man nach einem Jahr Graben am „Notch“ ankam, war von einer Kanone nicht mehr die Rede. „Wenn man hier Höhlen errichtet, kann man doch viel mehr Kanonen aufstellen.“ Und so entstanden neben der St. George’s Hal, welche die erste war, noch 4 weitere Höhlen, die Windsor Gallery, die King’s Lines, die Queen’s Lines und die Cornwallis Chamber. Und überall positionierte man Kanonen. Schlussendlich gab es Ende des 18. Jahrhunderts im Felsen ein 1200 m langes Tunnelsystem mit Dutzenden von Kanonen, die alle in Richtung des Gibraltaer Isthmus ausgerichtet waren.

Und da sind wir nun und gucken durch die Schießscharten nach unten zum Isthmus von Gibraltar. Auch uns wird heute noch klar, dass die Franzosen und Spanier angesichts dieser „Bastion“ keine Chance haben konnten. Noch eine interessante Sache, von der hier auf Tafeln zu lesen ist: Damit die Gegner die Schützen nicht sehen konnten und damit auch kein Rauch oder gar Funken in die Kammern zurückgeblasen wurden, hat man die Schießscharten mit Tüchern und Gardinen zugehängt. Zusätzlich lag über jeder Kanone noch ein nasses Tuch, das verhindern sollte, dass – falls doch mal ein Funke irgendwo entstand – dieser auf keinen Fall das in den Kammern gelagerte Schießpulver entzünden konnte.

Ich hasse ja Militär, aber hier oben wird man unweigerlich dazu gebracht, im Stechschritt durch die Gänge zu marschieren. Zeit, dass wir rausgehen, bevor uns der Militarismus befällt.

Delfin-Ausfahrt buchen


Nachdem wir die „Rock-Tour“ hinter uns gebracht haben, gehen wir erst mal bei Dolphin Safari Gibraltar vorbei, um Fiona zu fragen, ob wir heute denn heute ausfahren können. Am Sonntag hat´s ja aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt mit der 17-Uhr-Tour. Aber heute klappt´s! Das ist super! Wir freuen uns riesig.

Bis die „Goldfin“ um fünf ablegt, haben wir noch genügend Zeit, Gibraltar anzusehen. Am Sonntag, als wir beim Europa Point waren, sind wir mit dem Bus ja nur durchgefahren. Von der Stadt selbst haben wir so gut wie nichts mitbekommen und von der Fußgängerzone schon gleich gar nichts.

Pizza essen


Aber bevor wir uns ins Getümmel stürzen, brauchen wir unbedingt was in´ Magen. Und ihr könnt euch denken, wo! Na klar! Die Pizza am Sonntag im „Pizza Plaza“ war dermaßen lecker, da gibt´s heute gar keine andere Wahl. Wenn der Schwabe sich mal mit etwas angefreundet hat, dann bleibt das auch oder wie man neudeutsch sagt: „Never change a winning team.“ Also wieder Pizza – und wieder beim Pizza Plaza. Das ist ja auch so praktisch, denn das Pizza Plaza bei der Bushaltestelle liegt direkt zwischen Ozean Village, wo wir grad herkommen und Fußgängerzone, wo wir hinwollen.

Wieder im Ort


Geht man an der „Pizza Plaza“ vorbei und lässt den Busbahnhof links liegen, kommt man unmittelbar danach an eine mächtige Mauer mit zwei Durchgängen. Seit je her waren die „Grand Casemates Gates on Site of Water Gate“ (früher „Waterport Gate“) der see-seitige Zugang zur Stadt.

Gleich nach den Durchgängen kommt man quasi in eine andere Welt: torbulent, laut, voll! Wir sind auf dem „Great Casemates Square“, einem der beiden größeren Plätze im Stadtzentrum von Gibraltar. Rings um den gepflasterten Platz, der etwa halb so groß ist wie ein Fußballfeld, kämpfen Pubs, Bars, Fastfood- und „normale“ Restaurants um die unübersehbare Anzahl von Touristen.

Jährlich sollen etwa 3.000.000 Besucher nach Gibraltar kommen. Warum werde ich bloß das Gefühl nicht los, dass die alle heute kamen, und nach der Ankunft dann hier stehen blieben. Jedenfalls, der Platz ist – um es vorsichtig zu sagen – schon sehr voll.

Das ändert sich schlagartig, wenn man den Platz in südlicher Richtung verlässt und sich in die Main Street schiebt. Dort ist es dann nicht mehr „voll“ sondern „bumsvoll“ oder „ rappelvoll“ oder „rammelvoll“. Hier drängt sich alles, was Gibraltar besucht. Gut, es gibt ja nichts anderes: Hier im Westen die Stadt und im Osten der Fels. Da ist nicht viel Platz, wenn man bedenkt, dass die Halbinsel nur 6,5 km² groß ist und der Rock davon die Hälfte, wenn nicht gar zwei Drittel einnimmt.

Uns gemeinsam durch die Menschenmassen zu schieben und wechselseitig aufeinander zu warten, bis der eine seit Foto gemacht oder der andere sich vom Verkäufer mit dem Nippes getrennt hat, ist nicht so unsere Sache. Deshalb trennen wir uns. Susanne und ich wollen uns um halb fünf hier, bei der markanten „Defense Force Statue“ am unteren Ende der „Line Wall Road“ wieder treffen. Das Denkmal, das einen Soldaten in Sommeruniform zeigt, sei allen britischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs gewidmet, gleichwohl, ob sie bei den „Gibraltar Volunteer Corps“, der „Gibraltar Defense Force“ oder dem „Royal Gibraltar Regiment“ dienten. So zumindest übersetze ich die Plakette, die unter dem Denkmal angebracht ist.

Dann geht´s rein in die „Main Street“. Ein Gewimmel überall. Beim „Vinopolis“ sehe ich Susanne noch ein letztes Mal, aber bereits nach wenigen Sekunden in der Main Street habe ich sie in den Menschenmassen verloren.

In der Main Street, der Fußgängerzone von Gibraltar, findet man alles, was man braucht oder auch nicht: Heruntergekommene Pubs, Nobel-Läden, billige Fast-Food-Buden und vornehme Restaurants, gleichwohl aber auch offizielle Gebäude und Kirchen, und alles in jedem nur erdenkbaren Baustil. Ideal für Fotografen. Great Britain komprimiert auf eine Strecke von etwa 1 km.

Lassen Sie uns langsam gehen und hin und wieder etwas ansehen und fotografieren, dann kann man Gibraltar zu Fuß in 2 Stunden gesehen bzw. im Kasten haben.

Am Auffallendsten sind natürlich die roten gusseisernen Briefkästen der Royal Mail und die roten Telefonzellen. Die muss man fotografiert haben …

…und auch die „Union-Jacks“ und was man sonst so für britisch hält, sonst glaubt ja keiner , dass man in der britischen Kronkolonie war.

Okay, ein Selfie hätt´s noch gebraucht, aber Handy hab ich nicht und ein Stativ 3 Meter weg aufgestellt mit Selbstauslöser, hätt´ ich nach meinem „schönsten Lächeln“ in diesen Menschenmassen hernach wohl auch nicht mehr gehabt.

Parlament


Gibraltar ist eine britische Kronkolonie – oder doch eher ein Überseegebiet? Ich kenne den Unterschied leider nicht so richtig, jedenfalls ist Gibraltar eines davon. Und ein solches Überseegebiet muss – schließlich ist es ja weit weg vom Mutterland –natürlich über eine Selbstverwaltung verfügen (außer bei außenpolitischen oder Verteidigungsfragen, da hat dann immer noch das Vereinigte Königreich das Sagen). In Gibraltar obliegt die Selbstverwaltung dem „Gibraltar Parliament“. Das Gebäude, in dem das Parlament tagt heißt ebenfalls „Gibraltar Parliament“ und liegt, wenn man die Main Street runtergeht, nach ziemlich genau einem halben Kilometer rechts.

Da das Gittertor offen stand (was nicht immer der Fall ist) war ich natürlich neugierig und ging rein. Außer ein paar Ehrentafeln kann man dort aber nichts weiter sehen. Geht man jedoch zur Rückseite, sieht man hinter dem John Mackintosh Square das Rathaus von Gibraltar. Die hinteren Tore waren aber leider zu, sonst hätte man gleich links raus zum Tourist-Office gekonnt. So aber muss man eben vorne wieder raus und ums „Gibraltar Parliament“ herum. Den weg ins Tourist-Office empfehle ich jedem, nicht nur wegen der kostenlosen Stadtpläne.

Mary the Crowned


150 Meter nach dem „Gibraltar Parliament“  – in Gibraltar folgt alles dicht auf dicht – kommt links die Kathedrale „St. Mary the Crowned“. Dort, wo die Kathedrale heute steht, war ursprünglich eine Moschee. Die hat man nach der Reconquista auch noch als Kirche benutzt. Königin Isabella I. und ihrem Mann Ferdinand II. war das jedoch ein Dorn im Auge. Sie befahlen die Vernichtung der islamischen Vergangenheit und bauten was Größeres und Prächtigeres. Damit man auch weiß, wer für den Ausbau verantwortlich ist, haben sie auch gleich das Familienwappen im Vorhof angebracht, das heute noch dort zu sehen ist.

Damals ging die Kirche weit bis über die andere Straßenseite der heutigen Main-Street. 1704 wurde Gibraltar dann britisch. Ein dreiviertel Jahrhundert später, bei der „Großen Belagerung“, versuchten die Spanier ein letztes Mal, Gibraltar von den Briten zurückzuerobern. Dabei wurde „Maria the Crowned“ erheblich beschädigt. Die verbliebenen Spanier hatten aber nicht die Mittel, die Kirche wieder herzurichten. Den Wiederaufbau knüpfte der britische Gouverneur Boyd an die Bedingung, dass man die Fassade wieder östlich der heutige Main Street zurückversetzte, sodass man in Gibraltar zumindest eine gerade Hauptstraße hatte. Für mich auch so eine Art „kleines Machtspielchen“.

 

Jedenfalls steht die Westfassade heute so da und wenn man Glück hat, dann sieht man den Eingang für 1/ 250s auch mal ohne Passanten. In der Kirche gleich links nach dem Eingang stößt man auf diese lebensgroße Figurengruppe mit dem gekreuzigten Jesus, Maria und Josef von Arimathäa. Die Kirche ist – nach meinem Empfinden – sehr hell und lichtdurchflutet, sodass es keinerlei Probleme darstellt, aus der Hand zu fotografieren.

Das Bild oben links zeigt den Hauptaltar, bei dem oben im Bogen besonders der als Taube gestaltete „Heilige Geist“ auffällt.

Royal Engineers Denkmal


Genau gegenüber der Kathedrale „Mary the Crowned“, quasi im Schatten des Kirchturms, steht seit März 1994 ein Denkmal der „Royal Engineers“, einer Einheit des britischen Militärs, zu deren ausschließlicher Aufgabe es gehört, Militärtechnik zu entwickeln und die britischen Streitkräfte in technischer Hinsicht zu unterstützen. Die Geschichte der „Royal Engineers“ geht zurück bis zu „Wilhelm dem Eroberer“. Schon damals (11. Jhdt.) haben Ingenieure der Krone gedient. Die Statue soll daran erinnern, dass es mitglieder der „Royal Engineers“ waren, die dafür sorgten, dass Gibraltar seit 1704 britisch ist. Ihr erinnert euch an Henry Ince, auf dessen Idee hin die „Great Siege Tunnels“ entstanden, die wir heute früh besuchten. Ince war einer der ersten Mitglieder der „Soldier Artificer Company“, eines Vorgängers der heutigen „Royal Engineers“. Dort war er zuletzt sogar oberster Unteroffizier.

Hundert Meter weiter – in Gibraltar ist wirklich alles dicht an dicht – kommt man zur „Catedral de la Santísima“ oder „Holy Trinity Cathedral“. Wäre ich nicht über ein Plakat „Welcome – Cathedral of The Holy Trinity“ gestolpert, hätte ich die Kirche glatt übersehen. Die Bauart des Gebäudes mit den blauen Türen erinnert mich nämlich so gar nicht an eine Kirche, aber der Reihe nach.

Bis 1830 hatten die Anglikaner in Gibraltar keine Kirche. Die anglikanischen Gläubigen wandten sich daher an Gouverneur John Pitt, 2. Earl of Chatham, der die Idee einer eigenen Kirche unterstützte, schließlich war die King´s Chapel war ja hauptsächlich vom Militär belegt.

Da die Anglikaner aber kein Geld hatten, sollte die Kirche ohne großen Schnickschnack gebaut werden und dennoch Platz für etwa 1300 Gläubige haben. Weiter sollte die Kirche Merkmale aufweisen, „die dem Auge in diesem Land bekannt sind“. Heraus kam – nachdem man feststellte, dass die Zahl von 1300 Gläubigen wohl ein bisschen zu hoch gegriffen sei –  ein niedriges quadratisches Gebäude im „maurischen Stil“.

Vielleicht kann man den angesprochenen „maurischen Stil“ des Gebäudes an diesem Fenster auf der Ostseite etwas nachvollziehen, welches hufeisenförmig (typisch für den „maurischen Stil“) umrundet ist.

Weitere 150 Meter weiter, bei 285 Mainstreet, kommt man rechter Hand zu diesem Backsteingebäude, dem „Convent“. Franziskaner-Mönche haben sich 1521 hier angesiedelt und blieben dann fast 200 Jahre dort. Als britische und niederländische Streifkräfte 1704 Gibraltar einnahmen, verließen die Mönche Gibraltar und der Konvent stand leer. Das nutzte das Militär, um das Gebäude 1728 als Palast für den Militärgouverneur herzunehmen.

Bis heute residiert dort offiziell der jeweilige Gibraltaer Gouverneur und inoffiziell die „Grey Lady“. Der Legende nach soll man eine spanische Franziskaner-Nonne, die im Konvent mit ihrem Geliebten erwischt wurde hingerichtet oder gar lebendig eingemauert haben. So genau weiß man das nicht. Bis heute hat sich auch noch niemand getraut, die nachts im Convent spukende „Grey Lady“ zu fragen.

King´s Chapell


Gleich rechts neben dem Convent liegt „King`s Chapel“, die Kapelle des Königs, die während der Herrschaft von Königin Victoria auch mal „Queen’s Chapel“ hieß und die ursprünglich auch mal zum Convent gehörte. Von der Kapelle ist heute nur noch der östliche Teil übrig.

Typisch britische Gastronomie


Schräg gegenüber vom Convent und un mittelbar am Platz der Regierungsgebäude liegt die Kneipe „Angry Friar“, die aber – glaubt man den Bewertungen im Internet – dermaßen schlecht sein soll, dass man besser nicht hingeht.

Eien andere Kneipe ist das „Horseshoe“. Das „Horseshoe“ ist so etwas, wie ich mir einen typisch britischen Arbeiter-Pub in den Docks vorstelle. Ich selbst war nicht drin, aber ich denke, das war auch gut so, denn so richtig gut kommt das Lokal bei den Trip-Advisor-Bewertungen sowie bei anderen Bewertungen auch nicht weg.

Das „Royal Calpe“ ist gegenüber dem „Horseshoe“ da schon etwas „gehobener“. Allerdings finde ist, 8,25 £ (9,35€) für einen Cheeseburger auch schon ganz schön „heavy“.

Zusammenfassend glaube ich sagen zu können, dass wir mit der Pizza am Busbahnhof wohl am besten bedient waren und man die andere Lokalitäten – seien sie zu schmuddelig oder zu teuer – getrost vergessen kann.

Delfin-Ausfahrt mit Dolphin Safari Gibraltar


Heute soll’s ja endlich klappen mit „Dolphin Safari Gibraltar“ auszufahren. Am Sonntag ist das Boot von Tim und seiner Crew ja leider nicht gefahren. Rechtzeitig sind wir im Büro von Dolphin Safari Gibraltar, welches man bei GPS 36.148528, -5.352499 finden kann. Das Büro sieht man von der Marine Bay Square aus nicht und so gehen – so sehe ich es zumindest – Fiona, Tim und der ganzen Crew wohl einige Whalewatch-Interessierte verloren.

Egal, Marketing ist deren Sache. Ich denke jetzt erst mal an uns und heute können  wir wohl tatsächlich ausfahren. Bereits nach Kurzer Zeit, wie sind vielleicht 3 oder 3,5 km draußen (die ganze Bucht ist eh nur 7,5 km breit) sehen wir etliche Gemeine Delfine, die für uns nochmal so richtig aufdrehen. Ein würdevoller Abschied von einem Land, das uns enorm viel Spaß bereitet hat. Hier in Gibraltar waren wir sicher nicht das letzte Mal.

Die Schießscharten der Great Siege Tunnels


Auf dem Weg zurück zur Grenze dann nochmal ein kleiner Rückblick auf die Ereignisse von heute Morgen. Bei der Rock-Tour waren wir doch in den Great Siege Tunnels. Geht man von Ocean Village Richtung Grenze und blickt dann kurz vor der Start- und Landebahn des Flughafens nach rechts hinten Richtung Felsen, kann man oben in der Steilwand die Schießscharten des Tunnelsystems sehen. Da von unten angreifen zu wollen, wäre ein Himmelfahrtskommando. Aus militärischer Sicht die Verteidigungsanlage schlechthin.

Gibraltars einzigartiger Flughafen


In diesem Urlaub haben wir wirklich alles gehabt und jetzt auch noch das! Auf dem einzigen Weg zur Grenze schaltet – von uns völlig ungeplant – die Fußgängerampel auf Rot und ein paar Minuten später auch die für die Autos. Dann senkt sich die Schranke. Das ist einfach so, denn wenn in Gibraltar ein Flugzeug starten oder landen will, dann müssen Autos und Fußgänger warten. So wie wir´s vom Bahnübergang kennen. Das dauert dann eben ein bisschen.

Wir haben jetzt 11 Minuten gewartet, von dem Moment an, als die Ampel rot wurde, bis zu dem Moment, an dem Fußgänger und Autos wieder weiter durften. Für uns als Touristen ist das was Besonderes, für die Einheimischen kann das auf Dauer aber schon ganz schön nerven. Deshalb plant man schon seit 2007 einen Entlastungstunnel, aber ob das was werden wird?

Am Abend wollen wir sehen, ob man nördlich von Tarifa – man hat dort schließlich freien Blick über’s Meer genau nach Westen – irgendwie den Sonnenuntergang fotografieren können. Wenn’s dazu dann auch noch einen Sundowner gäbe, dann wär das die Krönung. Als bester Platz, um den Sonnenuntergang mit einem Sundowner in der Hand bewundern zu können, wird im Netz immer wieder die Ozu Bar (GPS  36.042769, -5.627934) genannt. Heute soll das Ereignis um 21:05 Uhr stattfinden, also in rund 2 Stunden. Wenn man bedenkt, dass man von Gibraltar aus bis dorthin etwa 1 Stunde oder 1 Stunde 5 Minuten braucht, müsste das locker reichen.

Und tatsächlich, kurz nach Acht sind wir da.

Die Ozu Bar ist aber nichts weiter als ein Surfladen, der an der Nordseite eine Verkaufstheke hat mit einem kleinen Rasenstück davor, auf dem Holzbänke stehen. Zum Essen gibt’s dort leider nichts. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn nur 100 Meter weiter südlich gibt es das Pachamama.

Pachamama


Das Pachemama ist ein Restaurant, das ganz der Göttin Pachamama, der Mutter Erde gewidmet ist. Hier treffen sich die Surfer um sich nach ihrem anstrengenden Sport zu stärken. Entsprechend sind die Portionen, groß und kalorienreich.

Das Publikum ist jung, das Essen ist superlecker und die Bedienung auch uns Alten gegenüber (wir könnten die Großeltern aller hier sein) superfreundlich. Auch dann, als wir sofort zahlen wollen, als sie das Essen bringen – wir wollen doch den Sonnenuntergang sehen –  zeigen sie Verständnis und wünschen uns toi, toi, toi. Ein echter Geheimtipp also.

Ozu Bar


Gegen 20:45 Uhr gehen wir rüber zur Ozu Bar. Ich wunder mich, dass keine Gäste da sind. Wir bestellen uns Orangensaft und Cola und warten. Jetzt aber – ich mach das 400er drauf und kann ein – an unserem vorletzten Abend in Andalusien – zum Abschied einen wundervollen Sonnenuntergang einfangen.


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