Modellbahnausstellung 2022 in Eresing
Die Modellbahnausstellung der Kaltenberger Eisenbahnfreunde ist für mich immer ein Highlight im Modellbahn-Jahr. Die letzten beiden Jahre sind corona-bedingt ja leider ausgefallen, umso mehr freue ich mich, dass sie heuer wieder stattfindet und zwar am 12. und 13.11.2022 im „Alten Wirt“ des 2000-Einwohner-Dörfchens Eresing 6 km nordwestlich des Ammersees.
Von uns zu Hause ist Eresing gerade mal 26 km weg, einfach auf der Landstraße Richtung Süden.
Der „Alte Wirt“
In Eresing ist um das Gasthaus „Alter Wirt“ und um die benachbarte Kirche St. Ulrich herum kein Parkplatz mehr zu bekommen. Offenbar denken auch andere über diese kleine, aber feine Ausstellung wie ich. Das ist Modellbau vom Feinsten, mit Herzblut anstatt Profitgier. Also ich ziehe diese Ausstellung einer Messe wie beispielsweise der vor zwei Wochen in Friedrichshafen hundert Mal vor. Etwas weiter weg haben wir in der Kaspar-Ett-Straße dann doch einen Platz gefunden, wo wir am Straßenrand das Auto abstellen können. Aber auch das ist nicht weit. Gelbe Wegweiser zeigen uns den Weg zum „Alten Wirt“ und 3 Minuten später sind wir schon da.
Da Erfreuliche: Die Ausstellung kostet – wie auch in all den Jahren zuvor – keinen Eintritt. Wo gibt es so etwas heute noch? Wer jetzt aber denkt. „Was nichts kostet, das ist auch nichts wert“, wird bald eines Besseren belehrt.
Der Flohmarkt
Als wir in den Ausstellungssaal gehen, fällt uns rechts gleich ein Tischchen auf, an dem Kinder zur Aufbesserung ihres Taschengeldes Modellbahnartikel verkaufen, die deren Papa wohl ausgemustert hat. Für wunderschöne Preiser-Figuren wollen die Kinder (wahrscheinlich hat das deren Vater vorgegeben, denn es ist ein Preisschild dran) sage und schreibe 10 Cent pro Stück. Wenn ich dasselbe bei eBay kaufe, verlangen die Anbieter dort für 6 Figuren 8 Euro und dann kommt auch noch ein Schweine-Porto dazu. Ich kaufe alle 15 Figuren und runde auf den vollen Euro-Betrag auf. Dazu kaufe ich noch zwei Päckchen Gleisschotter zu je 2 Euro. Aber nicht nur die Kinder haben Preise wie „anno dazumal“, auch an anderen Ständen ist das ähnlich. Preußischer Reisezugwagen 10 Euro, 3 alpenländische Chalets ebenfalls 10 Euro und „der Lok-Doktor“ repariert dir deine Lok – sofern er keine Ersatzteile braucht – sogar für umsonst.
Ich hab mir hier 2019 für nur 90 Euro einen kompletten preußischen Personenzug gekauft. Fahrzeuge brauche ich heuer aber nicht mehr, dazu ist meine Anlage schon zu weit fortgeschritten.
Ausgewählte Ausstellungsstücke
Jetzt geht es aber nicht um meine Modellbau-Aktivitäten, sondern um die Schmankerln, die hier in Eresing gezeigt werden, und die ich exemplarisch verstellen möchte. Dazu ist letztendlich nichts zu sagen, denn die Bilder sprechen für sich.
Die HO-Modul-Anlage von Alfons Weilbach aus Inning am Ammersee
Der absolute Hammer ist für mich (und auch für Susanne) die HO-Anlage von Alfons Weilbach. Was er hier zeigt, ist unbeschreiblich und – wenn ich mir nur die einzelnen Bäume auf der Anlage ansehe oder die Dachschindeln auf dem Bauernhaus – wahrscheinlich auch unbezahlbar, selbst wenn man die Arbeitsstunden dafür nicht mitrechnet.
Die Koffer-Anlage von Roland Pollack aus München
Wenn ich es richtig verstanden habe, baut Roland Pollack jedes Jahr eine neue, kleine Anlage, die er dann im Schaufenster der Schmuckdesignerin Gabi Green im Münchner Westend ausstellt. Heuer ist es eine Anlage im italienischen Flair. Des besondere daran: Die Fahrzeuge sind selbstgebaut und die Häuser sind aus Papier.
Die Gaststube des „Alten Wirts“
Anlässlich der Eisenbahnausstellung haben die Wirtsleute Piroschka und Dieter Prenzel eine extra Speisekarte aufgelegt. Auch daran sieht man, wie viel Leidenschaft und Herzblut bei der Ausstellung in Eresing vorherrscht. Ich habe mir das Szegediner Gulasch „Der Stationsvorsteher von Hódmezövásárhelykutasipuszta macht Signal“ bestellt, das seinen Namen vom Lilo-Pulver-Film „Ich denke oft an Piroschka“ ableitet, und Susanne ein „Ratatouille mit Schafskäse und kleinen Röstis, das „der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV (Train à grande vitesse) frisch auf den Tisch bringt“. Es gibt aber auch Knoblauch-Suppe, die „Platz im Abteil schafft“, das Menü „Endstation St. Martin“ (Ente mit Blaukraut), ein „Transsibirisches Tagesgericht“ und vieles anderes mehr zu derart moderaten Preisen, sodass nachher auch noch etwas Kleingeld für den Flohmarkt übrig bleibt.
Weitere Ausstellungs-Anlagen
Nachdem wir uns gestärkt haben, gehen wir noch einmal in den Ausstellungssaal, wo auf der Empore auch noch ein paar kleinere Anlage zu sehen sind.
Was mich besonders bewegt hat, ist die Tatsache, dass einige Aussteller Kerzen neben wirklich herausragenden Anlagen ihrer bereits verstorbenen Modellbau-Kollegen aufgestellt aufgestellt haben. Exemplarisch möchte ich davon die Anlage „Mauerfall“ von Joachim Janikowski vorstellen, die einen Zug mit einer Reichsbahnlok BR 118 im Todesstreifen der ehemals innerdeutschen Grenze zeigt.
Heimfahrt
Jetzt waren wir so lange im Warmen (zuerst in der Ausstellung, dann und der Gaststube und dann wieder in der Ausstellung), dass ein paar Schritte an der frischen Luft jetzt sicher angebracht sind. Ein Feldweg kurz hinter Unterbergen Richtung Mering bietet sich für einen Spaziergang geradezu an. Doch dann wird der Nebel immer dichter, sodass wir den Spaziergang nach nur einer halben Stunde beenden. Aber immerhin besser als gar nichts.