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Wenn die Zeit reif ist, ist alles möglich
Inzwischen ist es Sommer geworden im Jahr 2017. Ich lasse die Modellbahn jetzt einfach mal komplett liegen, zu sehr wurde mir nach all den Rückschlägen inzwischen das Bauen verleitet. Okay, meist war es eigene Dummheit, Aber egal! Ich habe jetzt einfach keine Lust mehr und vor allem auch keine Zeit.
In diesem Jahr habe ich Wichtigeres zu tun, als so eine blöde Modellbahnbrücke zu bauen. Ich kriegs ohnehin nicht hin. Dabei gibt es Menschen, die es hingekriegt haben, ganz andere Brücken zu bauen. Diesen Monat nämlich fahren meine Frau und ich nämlich in einen kleinen Ort in der Nähe von Moskau. Wir wollen dort die Verwandten und Freunde unserer russischen Schwiegertochter zu besuchen.
Dass das einmal möglich sein wird, hat Adenauer, der vor 75 Jahren am Aufbau der Bundesrepublik gebaut hat, sicher auch nicht gedacht. Insofern: Man muss nur dran glauben, dann ist alles ist möglich. Alles eben zu seiner Zeit!
Russland
Moskau
In Moskau gelandet, machen uns gleich auf, all die Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Wer kennt nicht die Собор Василия Блаженного (Basilius-Kathedrale) oder das Большой театр (Bolschoi-Theater), das auch den 100 ₽-Geldschein ziert. Und wir haben noch viel, viel mehr gesehen. Aber auch hier bleibt das Thema Bahn nicht außen vor.
Mit dem Vorort-Zug ins Umland
Nachdem wir die russische Hauptstadt ausgiebig besucht haben, sind wir mir der Bahn in einen Vorort gefahren. Schon beim Einsteigen fällt der Unterschied zu den Bahnen in Deutschland auf. Die Wagen der russischen Bahn wirken etwas heruntergekommener als bei uns, aber man hat enorm viel Platz. Mit 3,52 Metern sind sie 17,5% breiter als unsere nur drei Meter breiten Waggons. „Den Platz braucht man auch“, meint unsere Schwiegertochter, denn morgens auf dem Weg nach Moskau sind selbst diese großen Wagen brechend voll. Wir haben Gottseidank das Glück, jetzt in Gegenrichtung fahren zu dürfen.
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach St. Petersburg
Nachdem wir den Vorort-Zug fast schon belächelt haben, setzt der Hochgeschwindigkeitszug nach St. Petersburg Maßstäbe, die wir in Deutschland vergeblich suchen.
Der Сапсан basiert auf dem deutschen ICE 3, ist etwas breiter als der und wird von Siemens gebaut. Der Zug ist voll bis zum letzten Platz. Ohne Reservierung geht da gar nichts. Wir haben im Wagen drei einen Viererplatz mit Tischchen.
Bis St. Petersburg sind es rund 680 Kilometer, das ist genau so viel wie von mir zu Hause nach Paris. In drei Stunden 46 Minuten. Ich halte das für nicht machbar, und doch auf die Sekunde (!) genau, gerade als der große Zeiger oben „Klick“ macht, kommen wir an. An sowas ist bei der DB noch nicht mal zu denken.
St. Petersburg
In St. Petersburg wohnen wir in der Nähe des Griboyedova Kanals (Канал Грибоедова). Zum Winterpalast (Зимний дворец ˈzʲimnʲɪj dvɐˈrʲɛts) ist es auch nicht weit.
Modellbau in St. Petersburg
Für Modellbahner ein absolutes Muss (auch wenn dort keine einzig Bahn fährt), ist Петровская Акватория (übersetzt etwa so viel wie „Wasserwelt Peters des Großen“) , eine 500 m² große, unter der Leitung von Александр Рубин (Alexander Rubin) und Игорь Равич (Igor Ravich) in einer Rekordzeit von nur 1 ½ Jahren erbaute Modellanlage. Man findet sie im sechsten Stock eines Geschäftshauses in der Nähe der Metro-Station Адмиралтейская (Admiralteiskaja). Die Anlage mit über 25.000 Modell-Menschen, 1000 Gebäuden und mehr als 1000 Kutschen und Wagen zeigt das St. Petersburg des 18. Jahrhunderts.
Man sieht die Admiralität St. Petersburgs, die Deutsche Siedlung, die Peter-und-Paul-Festung, die Vasilevsky Insel, Neu-Holland und etliche berühmte Vororte der Stadt wie Peterhof, Kronstadt und Oranien. Neben den architektonischen Besonderheiten zeigt die Anlage aber auch das Leben der Bürger in dieser Zeit.
Man sieht, wie Schiffe gebaut wurden und vieles andere mehr. Und die Schiffe segeln alle! Auf echtem Wasser! 20.000 Liter davon stellen den St. Petersburger Fluss Neva und den Finnischen Meerbusen dar. Ein Wahnsinn!
Auch wenn es keine Eisenbahnen zu sehen gab, die Parkanlagen und die Gebäude sind einfach der Hammer!
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