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3. Wilhelmshavener Schweinswaltage (2019)

Donnerstag 18.4.2019

Fahrt nach Texel


Wenn ihr der Meinung seid, dass wir bisher schon ein „Gewaltsprogramm“ hatten, dann wisst ihr nicht, was wir heute vorhaben. So nahe wie heute waren wir noch nie bei Texel. Dort wollten wir bereits 2013 bei unserer Delfin-Tour nach Duisburg und Harderwijk hin, doch leider hat es damals nicht geklappt.

Das Ecomare in Texel ist so was Ähnliches wie gestern die Seehundstation in Norden, eine Organisation also, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Meeressäuger und -vögel zu retten. Von Wilhelmshaven nach Texel fährt man gut 4 Stunden – tja, wenn man in Den Helder die Fähre erwischt. Wenn aber nicht, kann es schon mal länger dauern, denn die Fähre fährt nur im Stundentakt und das immer um halb. Zum Glück kann man im home hotel bereits ab 6.00 Uhr frühstücken. Das müssen wir heute nutzen.

Die Fahrt über Varel, Westerstede, Leer und Bunde zieht sich, bis wir dann endlich kurz vor der holländischen Grenze auf die holländische A7 kommen. In Groningen dann – wie soll´s auch anders sein? – Megastau. 2 Stunden sind wir schon unterwegs und wir haben streckenmäßig gerade mal die Hälfte hinter uns. Ich denke, die Fähre in Den Helder können wir abschreiben.

Kurz vor dreiviertel neun wird der Verkehr dann wieder etwas flüssiger. Noch etwas mehr als 100 Minuten haben wir Zeit – für 150 km. Oh, oh!!!

Als wir in Zurich (nicht Zürich!) auf den Afsluitdijk (Abschlussdeich) fahren, ist es bereits 9:24 Uhr. In 66 Minuten geht die Fähre.

Der Abschlussdeich wurde 1932 vollendet, besteht aus einem Damm und zwei Tidesperrwerken. Durch diesen Bau wurde aus der gezeitenabhängigen Zuiderzee (Südersee) das Binnengewässer Ijsselmeer.

Auf dem Damm verläuft die A 7 und daneben – glaube ich – auch noch ein Rad- und Gehweg. Die Länge des Damms liegt bei insgesamt 32 km. Die Straße ist – so empfinde ich es – kerzengerade. Nach 15 Minuten und 28 km Fahrt – ich glaube es nicht! – Rot! Muss ausgerechnet jetzt am Stevinsluizen, dem westlichen der beiden Tidesperrwerke ein Schiff durchfahren.

Eine halbe Stunde noch bis Den Helder, sagt mein Navi – und die Uhr daneben 9:47 Uhr. Das schaffen wir nie!

10:20 Uhr, Den Helder. Ich stell das Auto irgendwo ab – Parkplätze gibt´s hier nicht, aber Susanne bleibt ja drin – und geh zu Fuß zum Schalter in der Havenplein. Dort gibt es aber leider nur Tickets für Fußgänger und Radfahrer. „Für Autos müssen Sie die Hoofdgracht runterfahren, dort wenden und dann auf der N 250 zur Fähre fahren.“ (Noch 4 Minuten).

10:27 – noch 300 m bis zur Fähre. Als mir durchs Fenster das Ticket verkauft wird, habe ich bereits aufgegeben, aber mir wird angeheißen, auf Spur 9 weiterzufahren. Ich fahre auf die Fähre und habe den Motor noch kaum ausgestellt, als hinter mir die Heckklappe (oder ist es doch die Bugklappe? Bei Doppelendfähren weiß man das nicht so genau) hochgeklappt wird. Als wir aus dem Auto aussteigen, ist das Schiff schon unterwegs.

Ecomare, Texel


Gegen 10:50 Uhr kommen wir am Veerhaven in Texel an und eine halbe Stunde später sind wir auf dem Parkplatz beim Ecomare in Texel, wo meines Erachtens aber noch erheblich was getan werden muss. Parkplätze sind zwar vorhanden, man kann sie aber nur nutzen, wenn man eine Kreditkarte hat. Bargeld oder EC-Karten nimmt der Automat nicht. Dazu ist im Automat alles ausschließlich in Holländisch – obwohl Sprachen-Auswahltasten da sind, die aber nicht funktionieren. Will der Automat nun meine Autonummer – die man auch eingeben muss – oder meinen PIN?

Das ist alles furchtbar nervig. Insofern stufe ich die Anmerkung „Parken ohne Sorgen?“ oben auf dem grünen Schild als puren Zynismus ein. Nach etlichen Anläufen haben wir´s dann mithilfe eines freundlichen Mitmenschen doch noch geschafft, ein Parkticket zu ziehen.

Nach dem ganzen Stress (Fähre, Parkplatz) brauche ich jetzt erst mal was zu essen. Da ich im Internet die Karte des Ecomare las, bin ich davon ausgegangen, dass es im Ecomare auch tatsächlich ein Restaurant gibt. Gar nicht mal so schlecht, dachte ich mir, denn nach 4 Stunden Fahrt könnte ich schon was vertragen. Es gibt auch tatsächlich einen Gastraum, der wirklich klasse aussieht …

… aber was die hier „Essen“ nennen, verdient diese Bezeichnung nicht. Einen schlimmeren Fraß habe ich noch nirgendwo vorgesetzt bekommen. 1 von 5 Punkten, die man bei Bewertungen üblicherweise geben kann, wären – meiner Ansicht nach – 3 zu viel.

Wenigstens kann man vom Restaurant aus in den Dünen Möwen beobachten. Das entschädigt aber nicht. Der Magen knurrt, die Laune schwindet.

Da wir im Restaurant nichts gewinnen können, besuchen wir Ecomare selbst. Hier sollen verletzte Robben, Schweinswale und Seevögel aufgenommen und professionell versorgt und nach ihrer Erholung wieder ausgesetzt werden. Im Rahmen der Arbeit sollen auch Forschungsprojekte sowie umfangreiche Bildungsprojekte über diese Tiere und ihren Lebensraum gestartet werden.

Seit ein paar Jahren leben auch die beiden Schweinswale Michael und Dennis hier. Sie wurden ursprünglich von der niederländischen Stiftung SOS Dolfijn aufgenommen und versorgt. Beide Tiere hatten gesundheitliche Probleme, zudem wurden bei Dennis Verletzungen durch ein Fischernetz festgestellt. Da Schweinswalen das Fisch-Fressen nicht angeboren ist und sie die Jagd erst langwierig durch ihre Mütter lernen müssen, konnten das die nur ein- bis dreimonatigen Tiere selbstredend nicht. Deshalb musste man sie mit Fischbrei versorgen. Trotzdem, an ein Auswildern war – eben weil sie nicht jagen konnten – nie zu denken. Diese beiden Schweinswale wollen wir nun besuchen. Doch das Licht, das durch die Becken strahlt, ist so gleißend hell, sodass man die Tiere vor dem Hintergrund kaum erkennen kann.

Trotzdem – wann hat man schon mal die Möglichkeit, Schweinswale so nahe zu sehen – schieße ich hunderte Bilder und das, obwohl die Ergebnisse auf dem Display haarsträubend aussehen. Immer wieder drehe ich an den Einstellungen, aber es mag einfach nichts Vernünftiges dabei herauskommen. Nur mit viel Nachbearbeitung am Computer konnte ich dann obige Bilder erstellen.

SOS Dolphin, das früher auf dem Gelände des Dolfinariums in Harderwijk stationiert war, hat – aus welchen Gründen auch immer – seinen dortigen Standpunkt aufgegeben. So kamen die beiden Schweinswale ins Ecomare. Ecomare ist eigentlich spezialisiert auf Robben und Seevögel, während bei SOS Dolphin der Schwerpunkt auf der Versorgung von Walen, Tümmlern und Delfinen liegt. Was SOS Dolphin derzeit macht, ist mir nicht bekannt.

Angeblich werden rehabilitierte Tiere nur dann in ihr natürliches Lebensgebiet zurückgelassen wenn sie eine gute Chance auf Überleben haben und keine Gefahr für wilde Populationen darstellen. Einmal in Freiheit werden die Tiere aber nicht weiter verfolgt. Man kann also – so sehe ich es – nicht sagen, ob eine Aktion erfolgreich war oder nicht.

Außerhalb des Gebäudes kann man die beiden Schweinswale – und auch etliche Seehunde und Kegelrobben – von oben sehen. Hier sind die Fotografierbedingungen dann ideal.

Zweimal am Tag gibt es dann eine kleine Unterrichtsstunde (allerdings nur in niederländisch), innerhalb der die Schweinswale – damit sie nicht einrosten – einfache Aufgaben zu erledigen haben und gefüttert werden.

Wir besichtigen noch die Seehunde-Becken, die meines Erachtens sehr, sehr klein sind, und schießen ein paar Aufnahmen. Sogar von einer Robbe die – glaubt man den Legenden um Marienkäfer – offenbar besondere Glück hat. An dieser Stelle möchte ich meinem „Scout“ Susanne ganz herzlich danken, die Dinge sieht, die ich – trotz einem halben Jahrhundert Fotografier-Erfahrung – einfach übersehen würde.

Zwischen dem eigentlichen Ecomare-Gelände und dem Meer gibt es noch einen Dünen-Wanderweg, den ich ein paar hundert Meter gehe. Hier sieht man unzählige Möwen und auch ein Wohnhaus ehemaliger Küstenbewohner.

Von hier oben sieht man erst, wie winzig Ecomare wirklich ist. Ich schätze alles in allem höchsten 1 ha.

Inzwischen ist es dreiviertel drei. Irgendwie gefällt´s mir – obwohl Texel unbestritten wirklich gute Arbeit leistet – hier nicht wirklich und ich dränge nach Hause. Liegt´s daran, dass ich nichts Vernünftiges im Magen habe? Wie gesagt: Das Restaurant im Ecomare ist eine Zumutung. Wer Ecomare besuchen will, sollte sich – so mein Vorschlag – unbedingt eine Brotzeit mitnehmen, wenn er Ecomare genießen will.

Rückfahrt nach Wilhelmshaven


Ich denke, dass Texel – mit etwas im Magen – wirklich toll ist, gerade jetzt im Frühling. Auf dem Weg zur Fähre sehen wir etliche Jungtiere, sodass ich unbedingt anhalten und fotografieren muss. Jungtiere sind der Schwerpunkt unserer Homepage wutzels.de, die wir in Erinnerung an unseren Hund Chicco 2017 ins Leben gerufen haben.

Wann immer ich an Chicco denke, werde ich sentimental. Man merkt immer mehr, wie alles vergeht und dass die Jugend auch schon ne ganz gehörige Zeit weg ist. Mein Gott, lebten wir noch in einer heilen Welt, als Mieke Telkamp, Roy Black, Heintje u.v.a.m. die Tulpen aus Amsterdam besangen. Zum Glück sind wir – und auch unser alter Panda – aber noch rüstig genug, dass wir wann immer wir wollen unsere Fährtle machen können. Und jetzt stehen wir mittendrin in den Tulpen – zwischen tausend roten, tausend gelben und genießen unseren Urlaub. Doch Erinnerungen allein und Rührseligkeit machen nicht satt.

Im Restaurant „BiJ de Boot“ direkt am Fährhafen gibt’s dann endlich was Brauchbares zu nagen. Obwohl ich was völlig anderes erwartet habe – ich las Frikadellen anstatt Frikandeln – schmeckt diese Bratrolle super lecker. Dazu Pommes mit dick Mayo. Die Lebensgeister kommen wieder.

Aber vor uns liegt noch ein weiter Weg. Um 16:00 Uhr geht die Fähre und viereinhalb Stunden später können wir an der Bar im Hotel endlich unser Feierabend-Bier genießen. Unser letztes an der Nordsee, denn morgen früh geht´s wieder zurück Richtung Süddeutschland. Der Urlaub hier oben war klasse, aber hat sich dieser – aus meiner Sicht – extrem lange Tag zwecks Texel gelohnt? Ich bin am Zweifeln.


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3. Wilhelmshavener Schweinswaltgage (2019) – INHALTSVERZEICHNIS
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