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Mario Barth

Beschwerde über den „Delfinarium-Check in Nürnberg“ innerhalb der RTL-Sendung „Mario Barth deckt auf“ vom 7.10.2015

 

am 11.10.2015 habe ich mich erstmal an die Beschwerdestelle der Landesmedienanstalten gewandt, weil ich die Art und Weise, wie in der RTL-Sendung „Mario Barth deckt auf“ gegen den Tiergarten Nürnberg gehetzt und für das WDSF-Projekt „Dolphin-Care“ einseitig und unwidersprochen Werbung gemacht wurde.

 

 diesem Link[1])

Nach meiner Auffassung wurde in der RTL-Sendung „Mario Barth deckt auf“ zumindest in dem Teil, der sich mit der Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten  beschäftigt, eklatant gegen alle Regeln seriöser Berichterstattung verstoßen und meiner Meinung nach ausschließlich für das WDSF-Projekt „Dolphin Care“ geworben. Was „Dolphin Care“ ist und in welcher Weise geworben wurde, erläutere ich nachfolgend.

Generell sollte es in „Mario Barth deckt auf“ doch darum gehen, absurde Fälle von Steuerverschwendung aufzudecken. Der Bericht über die Delfin-Lagune in Nürnberg weicht von diesem Grundkonzept der Sendung jedoch deutlich ab. Denn Steuerverschwendung gibt es in der Delfin-Lagune in Nürnberg  nach meinem Dafürhalten nicht! Selbst der Bund der Steuerzahler, der mit dessen Präsidenten R. Holznagel regelmäßiger Gast in der Sendung ist, äußerte sich gegenüber einem Facebook-User wie folgt: „Einige Fälle von Steuergeldverschwendung, die bei ,Mario Barth deckt auf‘ gezeigt werden, stammen aus dem alljährlichen Schwarzbuch von uns, der Bericht über Nürnberg aber nicht.”

Es liegt also der Verdacht nahe, dass der Bericht ein anderes Ziel verfolgte.

Meiner Meinung nach ging es nur darum, dem WDSF mit dessen Vorsitzendem Jürgen Ortmüller, Möllerstraße 19, 58119 Hagen, in einem Telemedium eine Plattform zu schaffen, in der er einem breiten Publikum (immerhin ca. 3,5 Millionen) unwidersprochen unbewiesene und falsche Tatsachen auftischen konnte.

 

Nina Heinemann, Ortmüller und das Projekt „Dolphin Care“

Dazu wurde er unterstützt von Nina Heinemann. Nina Heinemann, die den Beitrag über die Delfin-Lagune Nürnberg moderierte, ist bekennende Delfinarien-Gegnerin und seit mindestens 3 Monaten auch Mitglied in Jürgen Ortmüllers Facebook-Gruppe „Dolphin Care“ [2].

Laut eigenen Angaben hat „Dolphin Care“ folgendes Ziel[3]:

Zitat „Das Projekt soll im Roten Meer in Ägypten eine von Experten betreute Anlage einzurichten, um in Not geratenen und in Gefangenschaft befindlichen Delfinen helfen zu können. Die klimatischen Bedingungen sind dafür im Roten Meer optimal. Da Ägypten bisher nicht dem Übereinkommen ACCOBAMS beigetreten ist, sind die rechtlichen Voraussetzungen für eine Auswilderung/Wiederansiedlung von Delfinen im Roten Meer gegeben.“ Zitatende

 

Fahrlässiger Umgang mit Informationen

Wie fahrlässig bei der Vorstellung des Projekts „Dolphin Care“ mit Informationen umgegangen wird, sieht man auch im Interview, welches Heinemann ab ca. 6:47 min mit Ortmüller in der Innenstadt Nürnbergs führt.

Heinemann: „Gibt es denn eigentlich eine Alternative für die Delfine in Nürnberg?“ und Ortmüller antwortet: „Natürlich gibt es Alternativen… Wir haben ja letztes Jahr das Projekt „Dolphin Care“ gegründet und wollen das also im Roten Meer realisieren, wo Delfine untergebracht werden können, ähnlich wie im Dolphin Reef in Eilat in Israel … dort ist eine relativ große Lagune mit mehreren hundert Quadratmetern …“

So, so, mehrere hundert Quadratmeter? Die 1600 m² große Lagune in Nürnberg[4] aber bezeichnet Ortmüller als „Delfingefängnis [5] .

Doch anstatt nachzufragen, übernimmt Heinemann Ortmüllers Aussage naiv hilfsbereit und ergänzt: „Wie man sieht, gibt es Alternativen …!“

Die gibt es aber nicht!

Ortmüller sagte „ …  WOLLEN das also im Roten Meer realisieren…“  und nicht haben wir realisiert.

Heinemann führt mit ihrer Aussage „Wie man sieht, gibt es Alternativen … !“ die Zuschauer also hinters Licht. Bewusst oder ohne zu merken, dass sie ausgenutzt wird, das mag ich nicht beurteilen. Aber ich frage mich, was eine „mehrere hundert“ Quadratmeter große Lagune bringen soll, wenn die 1600 m² große Nürnberger Lagune für die dort weilenden 10 Delfine angeblich jetzt schon zu klein sein sollen.

 

Aktuell gibt es zur Lagune in Nürnberg keine Alternative

Aber zurück zu Heinemann: Am Schluss des Einspielers appelliert sie an die Zuschauer: „Wie man sieht, gibt es Alternativen und es wäre doch wünschenswert, wenn Nürnberg hier seine Millionen in die Hand nimmt und anstatt sie in die Sanierung zu verprassen, einfach die Delfine in eine delfinfreundliche Meeresbucht entlassen würde.“  

So einfach aber geht das nicht, denn bereits in der Planungsphase verstößt das Projekt „Dolphin Care“ gegen die international geltenden Richtlinien der IUCN (International Union for Conservation of Nature) und ist demzufolge, wie es der Biologe Benjamin Schulz nennt, „illegal“.

Eine „Verlegung“ der Delfine ins Rote Meer würde zudem den Tod sämtlicher Tiere bedeuten. Eine derartige Auswilderung (Zootiere der Art ‚Atlantischer Großer Tümmler‘ in ein Gewässer weit abseits des Atlantiks) ist noch nie nachweisbar gelungen. Außerdem würden Tiere, welche im Roten Meer nicht heimisch sind, das dortige Ökosystem nachteilig beeinflussen.

Soll man Geld wirklich in ein möglicherweise „illegales“ Projekt investieren oder es gar einer Organisation zuschießen, die über die Verwendung ihrer Spendengelder niemals Auskunft gibt? Ich denke, nein!

Die meisten Tierschutzorganisationen sind Vereine und Stiftungen, welche die Spender regelmäßig darüber informieren, was mit den Spendengeldern geschieht. Ortmüller (von Haus aus Steuerberater) hat für seine Organisation die Geschäftsform uG (Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt)) gewählt, welche über die Verwendung der Spendengelder keine Auskunft geben muss.

 

Objektive Berichterstattung?

Könnte es nicht sein, dass Heinemanns „Reportage“ gar ein Gefälligkeits-Dienst war? Allein wegen ihrer Mitgliedschaft bei „Dolphin Care“ bin ich der Meinung, dass Frau Heinemann über ein Delfinarium nicht objektiv berichten kann, was man ihrem Beitrag ja auch deutlich angemerkt hat.

Weiter gibt es Fotos, die Ortmüller unmittelbar nach den Dreharbeiten für „Mario Barth deckt auf“ mit dem RTL-Team zeigen. Eines davon, bei dem Ortmüller vor der Lorenzkirche in Nürnberg den Arm um Heinemanns nackte Schulter legend zeigt, kommentiert dieser mit „well done“. Was war „well done“? Die in seinem Sinne abgedrehte Reportage?

 

Falsche Zahlen

Im Bericht über die Delfin-Lagune Nürnberg nennt Frau Heinemann einen Betrag von 31 Millionen, welcher dem Zuseher so dargelegt wird, dass dieser glauben könnte, es handle sich in Nürnberg tatsächlich um 31 Millionen, welche der Steuerzahler für die Lagune aufbringen müsse. Dass es in Wirklichkeit gerade mal etwa 3,5 Millionen an Steuergeldern sind, die in Nürnberg für Lagune UND Manatihaus eingesetzt werden, wird mit keinem Wort erwähnt. Ich sehe auch darin eine bewusste Falschmeldung.

Frau Heinemanns Fantasien gehen aber noch weiter. So sagt sie, dass die Kosten für die Sanierung der lecken Lagune, wie Experten vermuten, weitere 20 Millionen verschlingen könnten. Abgesehen davon, dass es eine solche Experten-Schätzung nicht gibt, wird durch die Art der Darstellung suggeriert, die Stadt bzw. der Steuerzahler müsste tatsächlich die (ausgedachten!) Kosten tragen. Das ist einfach nur falsch! Außerdem ist das Leck auf einen Planungsfehler zurückzuführen, was nicht in der Verantwortung des Tiergartens liegt.

 

Laienhafter Medizin-Exkurs

Die Hetze geht weiter. Im Bericht wurde erwähnt, dass die Delfine in Nürnberg „Diazepam“ bekämen, was ja mit „Steuerverschwendung“, dem eigentlichen Thema der Sendung, nun gar nichts mehr zu tun hat. Warum wird eine medizinische Behandlung der Tiere, welche vom Veterinäramt mehrmals überprüft und für okay befunden wurde, laienhaft und falsch einer Öffentlichkeit präsentiert? Um Stimmung zu machen?

In dieser Passage behauptet Heinemann, eine offizielle Liste des Zoos vorliegen zu haben. Das wird in höchstem Maße angezweifelt! Vielmehr ist anzunehmen, dass Heinemann eine Liste des WDSFs hat, welche dieses bei seiner Akteneinsicht im Tiergarten Nürnberg kopiert hat. Ortmüller selbst gibt auf Facebook selbst zu, das RTL-Team mit Informationen versorgt zu haben.

Um der Meldung zusätzlich den Hauch von Seriosität zu vermitteln, wird ein Fernsehtierarzt befragt, welcher sich (schaut man seine HP an[6]) aber offenbar niemals mit Delfinen, sondern eher mit Kleintieren und Parasitologie beschäftigte.

Warum hat man sich hierbei nicht an einen Delfin-Tierarzt gewandt? Außerdem wird mit keinem Wort erwähnt, dass die angegebenen Dosierungen bei Tieren dieser Größe gerade mal den Appetit anregen. Heinemann aber spricht von „Beruhigungspillen“ und „Aufputschmitteln“, was in der angegebenen Dosierung einfach nicht der Wahrheit entspricht. Außerdem sollte sich Heinemann entscheiden: Entweder beruhigt etwas oder es putscht auf. Beides gleichzeitig ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Auch das zeigt die ganze Inkompetenz der Moderation.

 

Heinemann – Sprachrohr des WDSF?

In einer weiteren Szene meint Heinemann „In freier Wildbahn, da schwimmt son Delfin bis zu 100 Kilometer, teilweise tauchen die bis zu 300 Meter tief“. Diese Aussage ist in Teilen sogar deckungsgleich mit den Aussagen auf den WDSF-Flyern, die aber schon mehrfach von Experten widerlegt wurden (siehe dazu auch Anhörungen im Bundestag [7] und im NRW-Landtag[8]).

 

„Tierschutz-Aufruf“ als Aufruf, die Umwelt zu verschmutzen

Zu guter Letzt wird im Beitrag zur Aktion  „Freiheit für Flipper“ aufgerufen und manche in der Sendung Beteiligte lassen dazu auch tatsächlich (umweltverschmutzende) Delfin-Luftballons fliegen.

 

Ungefragt mit „Fremden Federn“ geschmückt

Ortmüller bringt seine Freude über die gelungene Sendung einen Tag später in Pressemitteilungen[9] zum Ausdruck:

„Sämtliche Promis mit Nina Heinemann, Dieter Nuhr, Ingo Appelt, Christopher Posch, Joachim Llambi, Franz Obst, Florian Schroeder, Annett Möller und Sportmoderatorin Laura Wontorra forderten mit Mario Barth unter dem tosenden Beifall der Studiobesucher „Freiheit für Flipper“.“

Der identische Text findet sich auch noch in etlichen anderen Publikationen, z.B. hier[10].

Sieht man sich den Film und den Einspieler zum Schluss des Beitrags aber genau an, erkennt man, dass diese Behauptung Ortmüllers frei erfunden ist. In keiner Szene der Sendung hatten Dieter Nuhr, Ingo Appelt, Llambi, Franz Obst, Florian Schroeder oder Sportmoderatorin Laura Wontorra „Freiheit für Flipper“ gefordert. Llambi hat mir gegenüber in einer Mail geäußert, dass er in dieser Sache ganz bewusst keine Stellung  bezog.

Diese „Unstimmigkeit“ habe ich in Facebook auf der Seite von Frau Heinemann gepostet, woraufhin Ortmüller die Schuld bei „Unternehmen-heute“ sieht. (Zitat: Die korrekte Pressemitteilung findet sich hier (hat „Unternehmen-heute“ wohl nicht angepasst):) Dabei war es ganz alleine Ortmüller, der die Falschmeldung bzgl. der oben genannten Prominenten in die Welt setzte.

Ortmüller hat seine ursprüngliche Pressemitteilung (möglicherweise unter dem Druck wenigstens eines der Prominenten, die ich angeschrieben habe) also geändert, ohne aber die Änderung kenntlich zu machen. Die ursprünglichen Versionen seiner Pressemitteilungen hat er nicht angepasst, die sind nach wie vor im Netz verfügbar (siehe Links oben).

 

Fazit

Der Beitrag „Delfinarium-Check in Nürnberg“ innerhalb der Sendung „Mario Barth deckt auf“ vom 7. 10. 2015 hatte zu keiner Zeit etwas mit dem Grundkonzept der Sendung „Steuerverschwendung“ zu tun, sondern war von Anfang an darauf ausgelegt, die unbestätigten Parolen einer fragwürdigen „Tierschutzorganisation“, deren Geschäftsführer Steuerberater Jürgen Ortmüller ist, in die Medien zu bringen, für sein Projekt „Dolphin Care“ zu werben und möglicherweise sogar für seine Steuerkanzlei[11], auf die an dieser Stelle der WDSF-Homepage[12] direkt verlinkt wird. Ich sehe in einer derartigen Verquickung eine unerlaubte Werbung für seine Steuerkanzlei.

Wegen der Verbreitung unwahrer Behauptungen, die ebenfalls von Ortmüller stammten, und dem Umgang mit Kritikern, erhielt WAZ-online, welche die Ortmüller-Behauptungen offenbar ungeprüft weiterverbreitete, im Dezember 2014 vom Deutschen Presserat eine Missbilligung[13].

Ich denke, dass auch Sie als Kontrollorgan im Bereich Telemedien, ähnlich wie Ihre Kollegen von der druckenden Zunft, hier aktiv werden und sich äußern sollten.

Rüdiger Hengl
Am Sandberg 9
86415 Mering

 

 

Quellen:

 

[1]           http://www.rtl.de/cms/sendungen/comedy/mario-barth-deckt-auf.html

[2]          https://www.facebook.com/groups/867735719912287/members/

[3]          http://www.wdsf.eu/index.php/aktionen/aktuelle-aktionen

[4]          https://www.nuernberg.de/presse/mitteilungen/presse_29813.html

[5]          http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=461348

[6]          http://dr-wieland-beck.de/dr-wieland-beck/

[7]          https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2013/44669679_kw20_pa_landwirtschaft/212286

[8]          https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.1/Pressemitteilungen-Informationen-Aufmacher/Pressemitteilungen-Informationen/Pressemitteilungen/2014/04/2804_Anhoerung_Delfine.jsp

[9]          http://www.finanzen100.de/nachrichten/pressemitteilung-mynewsdesk-mario-barth-deckt-auf-freiheit-fuer-flipper-tiergarten-nuernberg-in-der-kritik-mit-bildern_H680498290_1-1-4828593744602486890/

[10]        http://unternehmen-heute.de/news.php?newsid=309357

[11]         http://www.stb-ortmueller.de/

[12]        http://www.wdsf.eu/index.php/home/kuratorium

[13]        http://www.slides-only.de/berichte/delfinarien-gegner/ein-fall-fuer-den-presserat/