AHBF-Adventskalender – 01. Dezember 2025
Spur N erhält, was in echt zerfällt
Wie der Plan entstand, durch ein Anhalter-Bahnhof-Modell ein Denkmal zu setzen
Ich bin in einem kleinen Dorf im Schwäbischen aufgewachsen, alles vertraut, alles ruhig. Dann kam das Studium und plötzlich war ich in Berlin. Nichts Vertrautes, nichts mehr gehörte mir. Um die Leere zu vertreiben, fuhr ich – nur um die Stunden zu füllen – nach der Uni den ganzen Tag ziellos mit der Studenten-Monatskarte durch Berlin. Als ich die Ruine Anhalter Bahnhof sah, war das wie ein Schlag ins Herz. Kaum noch etwas übrig von der alten Pracht, Trümmer, Leere – und trotzdem pulsierte hier noch das Leben. Ich sah mich irgendwie selbst darin: Alles, was ich kannte, war hinter mir, und vor mir lag nur Unsicherheit und Neuanfang. Das riss mich total, weil ich spürte, wie verletzlich selbst Größeres sein kann, und ich fühlte mich wie ein kleiner Mensch zwischen den Ruinen der Welt.
Ich weiß nicht warum, aber mit einer Spur von Tränen in den Augen beschloss ich:
Ich muss diesen Bahnhof erhalten, ich baue den Anhalter Bahnhof nach. In Spur N!
Obwohl ich Zweifel hatte, ob mein Vorhaben jemals zu realisieren war, ließ mich der Gedanke nicht mehr los. So viele Details, so viel Geschichte. Als Student hatte ich zwar kein Geld, aber Zugang zum Geheimen Staatsarchiv und dort lagen die Pläne bereit. Plötzlich war das Unmögliche greifbar: Ich konnte mir zumindest vorstellen, das Stück für Stück wiederherzustellen, was die Zeit zerfallen ließ – kleiner zwar, aber mit einem Hauch von Stolz, der in der Realität Berlins längst verloren schien.
Vielleicht kann ich so auch ein Stück meiner eigenen Geschichte wahren.
Am 1. Dezember 2025 um 09:44 Uhr
Deine Motivation, den Anhalter Bahnhof nachzubauen, kann man nach dem Öffnen des 1. Türchens gut nachvollziehen. Ein sehr schöner und vor allem sehr persönlicher Adventskalender.
Am 1. Dezember 2025 um 12:14 Uhr
Das ist sehr schön geschrieben und so ein Anreiz zu haben um ihn dann umzusetzen erfordert viel Geduld und Spucke, das kenne ich zu gut. Toll wie Du das so umgesetzt hast.