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2025-AHBF-Adventskalender-11



Nach endlosem Bauen kommt endlich ein Deckel drauf –
ein gewölbter Deckel


Der Winter steht vor der Tür – und mein Bahnhofsgebäude braucht unbedingt ein Dach. Ein Tonnendach, freitragend, abnehmbar und elegant gewölbt. Klingt einfach. Ist es aber nicht.
Ganz ehrlich: Manchmal glaube ich, wir Modellbahner sind Masochisten. Nichts klappt jemals auf Anhieb, und wenn es klappt, merkt man kurz darauf, dass man etwas Grundlegendes übersehen hat. Der Bau der Hochbahnbrücke war schon so ein Kapitel. Und jetzt? Diese Dachwölbung quält mich.

Wie groß ist die Dachfläche eines Tonnendachs, wenn das lichte Innenmaß 380 mm beträgt – entsprechend 60,7 m im Original – und der höchste Punkt des Dachbogens 93 mm über den Seitenwänden liegt? Ein Ingenieur kann das berechnen. Also: ran an die Formeln. Die alten Kreisbogengleichungen verraten mir, dass die gewölbte Dachbreite 447 mm betragen müsste – 57 mm mehr als die Gebäude-Breite. Klingt logisch. Aber wie sieht die Praxis aus? Die Formel kennt ja die Dicke des Sperrholzes nicht, und ich will keine Überraschungen.

Also baue ich einen „Tonnendach-Teststreifen“: 30 mm breit, 460 mm lang. Millimeter für Millimeter fräse ich ihn, setze ihn ein, messe nach, fräse weiter – bis der Bogen exakt 93 mm Scheitelhöhe erreicht. Wenn es mit dem kleinen Streifen klappt, klappt es auch mit dem 600-mm-Dach. Und tatsächlich: Es funktioniert.

Wie lange mache ich das schon? 30 Jahre? 35? Egal.
Jetzt, da das Bahnhofsgebäude sein Tonnendach trägt, habe ich endlich wieder das Gefühl: Es geht voran. Die Rückschläge, die schiefen Teile, das viel zu flache Südportal, die stundenlangen Spachtelorgien – alles tritt in den Hintergrund. Was zählt, ist dies: Dieser Bahnhof ist meiner. Dieses Gebäude gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt – in genau dieser Form. Natürlich sieht man Fehler. Natürlich ist manches schief. Aber vor der Anlage stehend verschwinden die Unzulänglichkeiten. Man sieht das Ganze. Die Illusion. Die Vision, die mich seit Jahrzehnten antreibt. Und wenn ich mir die Gesamtkomposition anschaue, kann ich mit Stolz sagen: Hinter dem 699-Euro-Bausatz, der derzeit im Netz angeboten wird, muss ich mich beileibe nicht verstecken. Ganz und gar nicht.


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