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Irischer Abend im Lippgarten Mering


Manchmal sind es die (vermeintlich) kleinen Ereignisse, die einen nachhaltig beeindrucken. So auch vergangenen Samstag (15. Juni 2013). Es war ein lauer Sommerabend, das Fernsehprogramm war dürftig und der Katholische Frauenbund Mering lud zu einem irischen Abend in den Lippgarten ein. Warum also nicht dorthin gehen?

Im Lippgarten fanden schon immer hervorragende Feste statt. Ich erinnere mich vor allem an das internationale Fest Mitte der 90er Jahre, das mich – ich war kurz zuvor nach Mering gezogen – wie man neudeutsch sagt, „flashte“. Klein, ungezwungen, unverkrampft dabei aber immer natürlich und informell. Was soll ich sagen, mir gefällt es einfach, wenn jemand seine Sache mit Herzblut macht, da bedarf es dann gar nicht des großen Tamtams.

Der Lippgarten Mering, heute mal irisch


So sind meine Frau und ich also hingegangen, ohne große Erwartungen. Wie gesagt, es war ein lauer Sommerabend und der Lippgarten im Bogen der Klostergasse ist von je her schon ein Kleinod in Mering. Als wir ankamen, waren die Reihen mit rund 200, vornehmlich älteren Gästen schon dicht besetzt. Wir versorgten uns mit Guinness (es gab auch Met)  und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Alles im Lippgarten deutete auf das Thema des heutigen Abends hin. Im Zentrum des Parks stand ein riesiges Blumengebinde in den irischen Nationalfarben grün, weiß und orange, drum herum Nachbildungen der typisch irischen Steinkreise, dazu unzählige Lichttüten, welche am Abend sicher noch für stimmungsvolles Licht sorgen werden. Für die Bildungshungrigen gab es dann auch noch Informations-Tafeln über irische Gräber und Kultstätten, die heute zu lesen mir aber zu viel wurde.

Schwacher Start


Der Beginn des Abends war leider nicht so in meinem Sinne. Eine Dame des Frauenbunds wollte es besonders informativ machen und machte rhetorisch einen großen Fehler, indem sie seitenweise Texte über Irland und irische Mythologie vorlas. Nach spätestens 3 Minuten klappte bei mir der Schalter um und nichts blieb mehr hängen.

Dabei wäre es so einfach gewesen, die Menschen zu fesseln! Kurz muss eine Einleitung sein, kurz und prägnant. Die Zuhörer müssen sich fragen: „Was, schon zuende? Ich will noch mehr wissen!“

Sehr gut klappt das immer mit der Vorstellung eigener Erlebnisse (kann zur Not auch erfunden sein, aber es muss Neugierde wecken). So erzeugt man beim Zuhörer den Eindruck großer Kompetenz (schließlich hat man’s ja selbst erlebt!):

„Was mich in Irland, neben den endlosen grünen Weiden immer am meisten fasziniert, ist die bodenständige Art der Iren und wie sie Übernatürliches als geradezu selbstverständlich hinnehmen. Für uns Kontinental-Europäer gar nicht so einfach. Ich selbst habe mich bei meinen letzten Besuchen öfter dabei ertappt, mich im Nebel Corks nach einem Schatten umzudrehen. War da nicht ein Prinz, eine Fee? Mystische Wesen sind in Irland nämlich allgegenwärtig. Werden wir diesen Zauber, diese Zauberwesen heute Abend auch hier erfahren? Werden wir am Ende des Abends einen Regenbogen sehen und an dessen Ende für uns selbst gar den von Leprechaunen bewachten Topf Gold ausgraben?“

So hätte der Abend auch beginnen können. Vielleicht beim nächsten Mal …

Musica Moringa


Die unmittelbar darauf folgende Musik der Meringer Gruppe „Musica Moringa“ mit Patricia Fleig und Dieter Trautwein machte dann aber alles wieder wett. Man merkte den beiden förmlich an, wie sehr sie der keltischen Musik verbunden sind. Ich weiß nicht, wie viele Instrumente Patricia Fleig an diesem Abend spielte, angefangen von Melodica über  Tin-Whistle und Low-Whistle, bis hin zu irischer Bouzouki und Darbuka-Trommel, die ich eher im arabischen Raum angesiedelt hätte, die aber auch gut zu den keltischen Liedern passte. Begleitet wurde Fleig von Dieter Trautwein meist an der Gitarre. Trautwein überzeugte aber auch mit verschiedenen Dudelsäcken. Gänsehaut pur und Irland pur stellt sich bei mir aber immer dann ein, wenn Fleig mit ihrer melancholisch traurigen Stimme singt.

Ich frage mich ernsthaft, warum man diese Gruppe in Mering nicht öfter sieht.

Tanz und medidative Bewegungen


Nach der Musik waren  nun ach die Gäste gefordert. Ursula Reiser bat die Anwesenden zu bretonischen Reihen- und Kreistänzen (An Dro). Am liebsten wäre ich im Boden versunken, aber zum Glück wurde niemand genötigt, mitzumachen. Wenn ich dazu jetzt noch sehe, wie schnell und leicht es die Akteure unter der fachkundigen Anleitung von Ursula Reiser und der Musik von „Musica Moringa“ schaffen, Grundschritte und an-dro-typische Armbewegungen auszuführen, dann weiß ich, dass es richtig war, sitzen zu bleiben. Ich hätte mich sicher bis auf die Knochen blamiert.

Buddy


Tanzen ist einfach nicht mein Ding. Nicht, wenn ich selber tanzen muss. Zusehen und fotografieren kann ich da schon eher. Und so suche ich immer wieder neue Fotomotive. Den ganzen Abend schon ist mein Blick auf einen außergewöhnlichen Hund gerichtet. Den muss ich haben! Und so nutze ich meine Chance und frage Buddys Frauchen, ob ich darf. Beide sind zu dem Fest offensichtlich aus Hochzoll hergekommen. Ich kann die Gedanken von Hunden zwar nicht lesen, aber wenn ich Buddys Gesichtsausdruck richtig interpretiere, habe ich den Eindruck, dass auch er begeistert ist.

Abermals „Musica Moringa“


Nun haben auch die Tanzbegeisterten eine kleine Pause verdient. Wiederum spielt „Musica Moringa“ wobei ich es weit von mir weise, sie als „Pausenfüller“ zu bezeichnen. Für mich sind eben diese beiden, das Highlight des Abends.

Von Feen und anderen Zauberwesen


Ist es Zufall, dass Dagmar Resch-Anders ausgerechnet ein irisches Märchen aus der Anders-Welt erzählt? Sie erzählt es so anschaulich, dass man glauben könnte, sie war selbst dort. Dagmar Resch-Anders ist eine begnadete Märchenerzählerin. Man kann ihr stundenlang zuhören, wenn es sein muss gar tausend und eine Nacht lang. Obwohl Resch-Anders nichts hat als ihre Stimme, ihre Mimik und ihre manchmal nur angedeuteten Bewegungen, versteht sie es, ihre Zuhörer zu fesseln. Man sieht die Wesen, von denen sie erzählt, förmlich vor sich und auch den düsteren Gang, in den das Mädchen in die Anders-Welt eintritt und mit der Anweisung, sich niemals „umdrehen“ zu dürfen, diese mit einer mystischen Pflanze wieder verlassen kann. Einfach fantastisch!

Solche einzigartigen Ereignisse sollte es öfter geben in Mering


Die Klänge von „Musica Moringa“ holen uns wieder ins Dieseits zurück. Ich würde gerne noch bleiben, um später wenigstens dem Entzünden der Lichttüten beizuwohnen, doch wir müssen nach Hause. Vor Einbruch der Nacht sollten wir mit unserem eigenen Yorkie, den wir leider zuhause lassen mussten, noch eine kleine Runde drehen.

Es war ein klasse Abend und – ich glaube, ich bin nicht der Einzige – der sagt, dass derartige Veranstaltungen im Lippgarten Kult-Charakter haben und viel, viel öfter stattfinden sollten. Diese Ruhe, diese Besinnung, diese Entspannung, das ist es, wonach wir uns in der heutigen, hektischen Zeit sehnen.