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Mittwoch, 14. Dezember 1988

Abschied von Manila


Gegen 6:00 Uhr bin ich, noch ganz beseelt vom gestrigen Abend, aufgestanden. In der Pension schläft noch alles. Ich wecke einen Jungen, der im Hof schläft, dass er mich raus lässt. Bezahlt habe ich ja gestern schon. Anschließend bringt mich ein „Golden Taxi“ zum Domestic Airport. Der Fahrer fährt wie die Sau. Gegen 7:00 Uhr sind wir da. In der Abflughalle wird gerade ein Gottesdienst zu Ehren der „Mutter Maria“ abgehalten. Solange geht am Flughafen gar nichts.

Mit einer dreiviertel Stunde Verspätung geht’s mit einer Propellermaschine dann ab Richtung Panay. Obwohl ich dachte, dass Propeller-Maschinen Klapperkisten sind, war’s ein sehr schöner Flug. Weil Propellermaschinen nur etwa fünf Kilometer hoch fliegen, hat man eine super Sicht auf Marinduque, die Tablas Island und Romblon.

Motorschaden


Vor dem Flughafengebäude steht schon ein „Non-Stopp-Jeepney“ Richtung Boracay. Der müsste so etwa gegen 11:00 Uhr am Caticlan Jetty Port in Nordpanay sein, der Stelle, wo die Schiffe nach Boracay abfahren. Wohl in der Hoffnung, die Verspätung aufzuholen, fährt der Fahrer „wie die Sau“. Da wundert*s mich nicht, dass es uns in Höhe von Ibajay, kurz nachdem die Aklan-West-Road den Ibajay-River überquert hat, den Motor zerreißt. Das war’s dann wohl mit „Non-Stop-Jeepney“.

Etwa 2 Stunden mussten wir auf freier Strecke auf einen Ersatz-Jeepney warten. Das Ganze ist für die Kinder der nahegelegenen „San Jose Elementary School“ natürlich das Ereignis. Mit einem neuen Jeepney geht’s dann gegen Mittag weiter und 1 Stunde später kommen wir schließlich am Hafen in Caticlan an. Das Auslegerboot ist auch schon da. Vom Hafen aus kann man Boracay zwar schon sehen, dennoch dauert die Überfahrt mit dem Auslegerboot ne knappe halbe Stunde.

Ankunft in Boracay


Auf Boracay bringt mich ein Tricycle zunächst von Malay nach Angol und hier beginnt dann der dreieinhalb Kilometer lange Sandstrand „White Beach“, der zu den zehn schönsten Stränden der Welt gehören soll. Ein Junge begleitet mich und bringt mich zur Anlage von Felix de los Santos. Die Anlage ist Traumhaft und es gibt auch noch freie Cottages. Allerdings muss ich – auch wenn ich alleine bin – für ‘ne komplette Cottage zahlen, Aber 140 ₱ pro Tag (9,80 DM), was ist das schon.

Während mir meine Cottage hergerichtet wird, trink ich einen Nescafé und ess dazu frische Ananas. Was noch super ist hier: Felix de los Santos bietet einen „Wasch-Service“. So kann ich meine Klamotten endlich mal wieder etwas ansehnlicher machen lassen. Wenn ich meine Sachen jetzt abgebe, krieg ich die morgen Nachmittag oder Abend gewaschen und gebügelt wieder. Das nutz ich natürlich. Zwei Wochen bei diesem Klima haben meiner Unterwäsche, meinen Socken, den Jeans und den T-Shirts nämlich ganz schön zugesetzt.

Am Tor zum Paradies


Menschenleer – Der White Beach in Boracay

Nachdem alles so weit fertig ist, mach ich mich auf den Weg zum White Beach. Der Strand ist fast menschenleer, aber die Jungs und Mädchen, die da sind, wissen ganz genau, dass sie „schön“ sind. Die laufen da rum mit einer Selbstsicherheit, als gäbe es außer ihnen niemanden. Ich dagegen, immer noch in meinen alten Jeans und dem T-Shirt unterwegs, bin – bis auf Gesicht, Hals und Arme – natürlich schneeweiß wie Kokosnuss-Milch. Aber das hält mich nicht davon ab, hier auch die Sonne mitzunehmen. Es fühlt sich gut an, einfach mal abzuschalten und den Moment zu genießen.

Eben noch hellster Tag, dauert es keine fünf Minuten, bis es so Nacht ist. Um 18:00 Uhr kann man bereits die ersten Sterne am Abendhimmel sehen. Ich gehe zum Abschluss noch ein Bier trinken. Dabei komm’ ich mit einem jungen Philippino ins Gespräch. Er möchte ‘ne Menge wissen. Wo ich her komm’, was ich mach und wie das so ist in Deutschland. Ich erzähl ihm von der Uni, von meinem Werdegang, wie ich da hin gekommen bin, von meiner Schulzeit, meiner Lehre und auch von meiner Militärzeit. Da werden seine Augen ganz funkelnd. Er ist Feuer und Flamme und meint, dort könne man wenigstens zeigen, dass man ein Mann ist. Seine Begeisterung macht’s mir unmöglich, zu widersprechen. Messer, Pistole, Gewehr. Das sind die Dinge, die auf den Philippinen einen Mann ausmachen. Und blickst du ihnen direkt in die Augen und schlägst einen etwas strengeren Ton an, so wie Rolf gestern, dann scheißen sich diese Großmäuler aber durchweg alle in die Hose. Das ist so typisch hier.

Gegen 20:00 Uhr gehe ich dann in meine Hütte und ins Bett. Während ich so daliege, les’ ich noch ein paar Takte Jens Peters Reise-Handbuch:

Boracay ist eine herrlich kleine Insel zum Faulenzen. Sie ist 7 km Lang und an der schmalsten Stelle nur 1 km breit. Die drei größeren Dörfer Yapak, Balabag und Manoc Manoc sowie die mehreren kleineren sind durch ein undurchschaubares Gewirr von Wegen und Pfaden miteinander verbunden. Der Strand an der Westküste ist weiß wie Zucker und im oberen Abschnitt bei Balabag sehr feinsandig. Hier ist das Wasser allerdings sehr flach. Tiefer ist es im südlichen Abschnitt, wo es in Ufernähe auch vereinzelt Korallen gibt. Bessere Schnorchelmöglichkeiten bietet die Ostküste. Allerdings muss man hier mit Strömungen rechnen. Am Strand von Yapak wurden jahrelang Puka-Muscheln in den Sand gebuddelt und verkauft. Man sagt, die Pukas von Boracay seien die qualitativ besten und schönsten der ganzen Welt.

Wenn das alles stimmt, was Jens Peters schreibt, dann entspricht Boracay genau dem, was ich – auch wenn wir geografisch weit davon weg sind – von einer Südsee-Insel erträume. Der White-Beach jedenfalls hat mich bereits heute schon überzeugt. Ich freu mich riesig auf die nächsten Tage.


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