Homepage / Suche / Gästebuch / Impressum

1988 als Backpacker auf den Philippinen


Mittwoch, 14. Dezember 1988

Manila – Hobbit House


Inzwischen weiß ich auch, warum die Stimmung hier so ist, wie sie ist:

Unter Marcos Regime war es streng verboten, dieses Lied zu singen. Wer es dennoch tat und dabei erwischt wurde, der kam in den Knast und so schnell nicht mehr raus. Aber die Stimmung im Land brodelte, es fehlte nur noch der berühmte Tropfen. Nachdem dann auch noch Benigno Simeon (Ninoy) Aquino, einer der schärfsten Kritiker Marcos, hinterrücks erschossen auf dem Flugplatz vom Manila erschossen wurde – man nimmt an, von Marcos-Getreuen, es kam offiziell nie raus – und sich Marcos, am 15.2.1986 zum Sieger einer sehr umstrittenen Präsidentenwahl erklärte, gingen Hunderttausende in Manila auf die Straße, darunter Nonnen, Priester und – glaubt man den Erzählungen – auch ein gewisser Freddie Aguilar, der die Menge beim Singen von „Bayan Ko“ angeführt haben soll. Und jetzt sitzt dieser Mann keine 3 m vor uns.

Obwohl General Artemio Tadiar damals den Schießbefehl gab, musste man keine Toten beklagen. Offiziere und Soldaten ignorierten den Befehl einfach. Die Panzer wurden gestoppt. Als EDSA-Revolution (benannt nach der „Epifanio de los Santos Avenue“, in der die Proteste stattfanden) ging dieser Tag in die Geschichte ein.

Jetzt wird mir langsam auch die Geschichte des „Hobbit Houses“ klar. Seit der EDSA-Revolution – man muss sich klar machen, sie ist gerade mal 2½ Jahre her – ist das „Hobbit House“ Treffpunkt der damaligen Opposition.

Hier treffen sich Studenten, Pädagogen, ehemalige (und vielleicht auch zukünftige) Kongressabgeordnete und Senatoren, Journalisten, Geistliche, ja sogar Vertreter der extremen Linken und eben auch Freddie Aguilar.

Angesichts dieser Hintergründe kann ich mir jetzt auch nicht mehr nicht vorstellen, dass die „Zwerge“ hier zur Schau gestellt werden sollen. Ich sehe es vielmehr so, dass man sie hier als gleichwertige Mitarbeiter sieht, sie hier in die Gesellschaft integriert und ihnen das „Hobbit House – die Angestellten wohnen auch hier – zur Heimat geworden ist.

Ich könnte noch ewig bleiben, Es ist ein einmaliger, ein grandioser Abend, Die 400 ₱ (immerhin 33 Mark) „Cover Charge“ haben sich mehr als gelohnt. Etwas Ähnliches werde ich wahrscheinlich nie wieder erleben. Doch wir müssen irgendwann „nach Hause“, denn morgen gegen 8.15 Uhr geht schon mein Flugzeug Richtung Puerto Galera und Boracay.

< zurückblättern umblättern >

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158