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1988 als Backpacker auf den Philippinen


Freitag, 9. Dezember 1988

Palawan – Mit dem Rucksack nach Norden – Bei den Park-Rangern am „Underground River“


Endlich, nach fast 4 Stunden Marsch erreichen wir die Rangerstation. Ich bin völlig erschöpft und – so fühl´ ich mich jedenfalls – gerade noch mal mit dem Leben davongekommen. diese 15 km waren das Anstrengendste, was ich jemals in meinem Leben gemacht hab.

In der Ranger-Station gibt es jetzt erst mal was zu essen. Nathalie, eine Kanadierin, und Emir, ihr israelischer Freund (ebenfalls Backpacker), servieren weiße Bohnen aus der Büchse und warmes Bier. Mann, tut das gut.

Aber schon kommen mir Gedanken zum Rückweg. Da ich so was nie mehr wieder mitmachen will, frage ich in die Runde, ob es denn wirklich keine andere Möglichkeit gibt, hierher – und vor allem – hier wegzukommen. Für alles Geld der Welt würde ich so einen Fußmarsch wie heute nicht noch mal mitmachen. Nathalie und Emir wollen auch weg in den nächsten Tagen und für sie war der Weg hierher auch recht anstrengend. Wir hocken da und grübeln.

Aragon meint, er könne versuchen, Rogello, einen seiner Freunde zu überreden, dass er uns mit dem Auslegerboot hier abholt und übers Meer nach Baheli bringt. Sei aber bestimmt nicht billig, meint er. Mit fünfhundert ₱ (40 DM) müssten wir schon rechnen. Mir ist fast zum Lachen, 40 Mark, was ist das schon gegen das, was ich heut erleben musste. Für Nathalie und Emir ist das natürlich viel zu teuer, selbst, wenn wir teilen.

Ich aber bin fest entschlossen, die Strecke nie mehr zu laufen und beauftrage Aragon, sein Glück zu versuchen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich alles alleine berappen muss.

Ohne Dämmerung ist die Nacht hereingebrochen. Nach dem Essen verschwindet Aragon wieder im Dunkel des Dschungels. Ich dagegen reiß´ mir die Klamotten vom Leib, schnapp´ mir ´ne Petroleumfunzel und geh´ mich hinter der Hütte an einem Ziehbrunnen waschen.

Ich fang schon an, die Tage bis zum Rückflug zu zählen. Noch 33 Tage. Dann leg ich mich vor der Hütte einfach nur noch flach in den Sand. Mann, tut das gut, jetzt auf ebener Fläche zu liegen, alle Viere weit von mir strecken zu können, ohne irgendwo anzustoßen und ohne irgendwohin wegzurollen. Zu all dem noch das Rauschen des Meeres und das Dach der Sterne. Man kommt sich fast vor wie seinerzeit Robinson, und für wenige Augenblicke vergisst man, dass es noch eine Welt gibt. Das Viehzeug, das rings um uns durch die Dunkelheit schleicht, tut meiner Seligkeit hier, bei Bier und Freunden, keinen Abbruch mehr. Noch lange liegen wir im warmen Sand und reden.

Inzwischen ist aber doch Schlafenszeit. Godfrey, der Ranger, hat mir in der Hütte ein Moskitonetz aufgehängt. Da drunter ist heute Nacht meine Schlafstatt. Matratze oder gar Kissen gibt´s hier nicht. Froh, das heute überlebt zu haben, hau´ ich mich hin und penn´ auch gleich ein.

In der Nacht wach´ ich ein paarmal auf, weil mir alles weh tut. Besonders meine Lymphknoten in der Leiste sind dick angeschwollen und tun weh. Irgendeine Angst kann sich aber gar nicht erst breitmachen, da ich schon wieder vor Erschöpfung eingeschlafen bin.

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