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1988 als Backpacker auf den Philippinen


Mittwoch, 7. Dezember 1988

Palawan – Puerto Princesa – Kinderfest am Mendoza-Park


Am Mendoza-Park geht heute so richtig die Post ab. So viele Menschen auf einmal habe ich zuletzt am 9. Mai 1982 in der Waldbühne in Berlin erlebt, wo – anlässlich des Jahrestages der Befreiung vom Faschismus – unzählige Künstler, darunter Hannes Wader, Udo Lindenberg, Franz Josef Degenhardt, Klaus Hoffmann, Konstantin Wecker u.v.a.m. „für den Frieden“ auftraten. Nur, die Waldbühne war größer!

Ich lass´ mir erklären, dass jedes Jahr ab dem 7. Dezember in Puerto Princesa 1 Woche lang gefeiert wird. Warum? Das konnt ich nicht ´rauskriegen. Jedenfalls gibt es Konzerte, eine Caracol-Boots-Prozession, die Wahl der „Miss United Way“, verschiedene Quiz-Veranstaltungen und, und, und…

Bei einem Kinderfest gehört auf den Philippinen unbedingt das traditionelle „palo sebo“ dazu. Beim „palo sebo“ hat man so etwa 10 m hohe Bambusstangen mit irgendeinem Fett eingeschmiert und am oberen Ende an einer Art „Wagenrad“ Säckchen mit allerlei Gewinnen befestigt (Geld, Süßigkeiten, Plastik-Spielzeuge oder neuerdings auch das Plagiat eines Schweizer Offiziers-Messers). Manchmal ist oben aber auch „nur“ eine philippinische Flagge – was für manche Jungs – zumindest nach offizieller Meinung – der „höchste“ Preis ist.

Das untere Ende des Bambus-Pfahls wird in den Boden eingegraben. Dann beginnen die Teilnehmer nacheinander am Pfahl hochzuklettern. Wer es nicht schafft, ist ein „Looser“ und wird disqualifiziert. Die geschicktesten Jungen, nämlich die, die es schaffen sich – trotz des rutschigen Stamms – oben am Ring etwas „abzupflücken“, sind die „Helden“.

Für die Mädchen ist das „palo sebo“ natürlich nichts. Für sie sind traditionell „beauty peagants“ angesagt. Derartige „Miss-Wahlen“ gibt es überall auf den Philippinen – selbst in der finstersten Provinz und auch schon für kleine und kleinste Mädchen. Da wird dann die „Miss Yellow Rose“ gekürt, die „Miss White Sea“ oder die „Miss ‚was-weiß-ich-was‘“.

Im schönsten Outfit stelzen die sechs- bis zehnjährigen Mädchen über den Laufsteg, lautstark angefeuert von ihren stolzen Familien. Was hier abgeht, kann sich ein Europäer, der sowas noch nie gesehen hat, schwerlich vorstellen. Vielleicht liegt die „Miss-Begeisterung“ darin, dass die erste Frau der philippinischen Mythologie „Maganda“ (schön) hieß, oder daran dass die Präsidenten-Gattin Imelda Marcos ursprünglich auch nur ´ne „Dorfschönheit“ war, dann „Miss Manila“ und schlussendlich „First Lady“ und damit die einflussreichste Frau der ganzen Philippinen. Ihr waren „Miss-Wahlen“ so heilig, dass sie – wenn eine Miss-Wahl anstand –sogar Flugzeuge mit Chemikalien aufsteigen ließ, die dafür sorgten, dass diese woanders abregneten, nur nicht in der Nähe der „Schönen“. Wer weiß, vielleicht träumen die Familien der Mädchen auch diesen Traum vom Macht und Geld?

Eine Zeitlang mach´ ich das Tohuwabohu mit, dann bin ich es leid, gedrückt, geschubst und vom Geplärre der Lautsprecher taub zu werden. Langsam macht sich auch wieder der Durst breit.

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