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Montag, 15.8.2016

In Tarifa


Inzwischen bin ich in Tarifa angekommen. Laut Internet soll man an einem großen freien Platz direkt am Hafen parken können. Den Platz gibt es aber nicht. So kurve ich durch die Gegend und suche und suche. Unterwegs sehe ich in der Calle Alcalde Juan Nunez bereits die beiden Whalewatching-Unternehmen firmm und Turmares. Dazu später dann mehr. Erst mal brauche ich einen Parkplatz. Am Ende der Straße, die direkt zur Isla la Palomas führt, der Insel also, die zwischen Meer und Ozean liegt, werde ich fündig. Blauer Streifen zwar, aber da heute Feiertag ist, gilt das nicht, d. h. ich kann auch den ganzen Tag parken (nicht nur ein paar Stunden) und kosten tut´s auch nichts. Ich stell den Wagen ab und geh – obwohl ein Blick auf Meer und Ozean so verlockend wäre – erst mal zu Turmares, gucken, was Sache ist.

Beim Whalewatching-Unternehmen Turmares geh ich rein …


Ich hab´s geahnt. Die Orca-Tour heute kann wegen dem Sturm leider nicht stattfinden. Ich versteh das und es wäre auch Wahnsinn, da raus zu fahren. Andererseits, wenn sie gefahren wären, ich wär mit, egal, was das Wetter sagt. So aber bin ich erst mal zum Nichtstun verdonnert. Ich glaube, Lucia sieht mir meine Enttäuschung an. „Am Mittwoch, übermorgen, fahren wir ganz bestimmt, morgens um 9:00 Uhr, und heute Abend machen wir eine kleine Tour.“ Mensch Frau, sag das doch gleich! Ich buche beides. Heute noch auf dem Meer! Ich bin total happy! Das hätte ich nach dem Chaos heut früh in Faro de Camarinal nun wirklich nicht erwartet. 8 Stunden noch, dann geht´s aufs Meer. Bis dahin muss ich die Zeit in Tarifa einfach irgendwie rumbringen.

Mit den Tickets in der Tasche lebt´s sich schon viel, viel besser! Da guck ich doch gleich mal, wo es am Mittwoch einen Ganztages-Parkplatz gibt. Mittwoch ist nämlich kein Feiertag und da geht an der blauen Linie nichts, da darf man nur 2 Stunden. Kurz nach Turmares in Richtung Auto gäbe es zwar einen bewachten Parkplatz, nur – der macht erst um 10:00 Uhr auf. Das nützt mir gar nichts, wenn wir um 9:00 Uhr ausfahren.

… beim Whalewatching-Unternehmen Firmm geh ich vorbei – und ich erkläre auch, warum.


3 Minuten später geh ich bei Firmm vorbei – ja, vorbei! Das hat ganz einfache Gründe: Der erste ist, dass Firmm in mindestens einem ins Netz gestellten Film Falschinformationen und Allgemeinplätze postet, wie ich sie sonst nur von falsch informierten oder bewusst Falschinformationen streuenden Tierrechtlern kenne. In diesem Film fallen unter anderem Sätze wie:

  • They (Anmerkung: gemeint sind Delfine) dive 500 meters deep.
  • They live in big families
  • Could they all do this in a pool?
  • NO

und dann wird nachgelegt und zum Boykott generell aller Delfinarien (nicht einzelner!) aufgerufen:

  • Do not support the dolphinarium industry
  • Don’t buy tickets

Renommierte, wissenschaftliche Einrichtungen, von denen die meisten aller Forschungsergebnisse über Wale und Delfine überhaupt erst kommen, werden beim Boykottaufruf nicht ausgenommen. So etwas ist nicht fair und in keinster Weise seriös. Außerdem, was hat dieses gegenüber Delfinarien, aus meiner Sicht geschäftsschädigende Auftreten von Firmm, mit Whalewatching in  Tarifa zu tun? Die sollen ihren Kunden erzählen, welche Delfine und Wale sie bei den Firmm-Ausfahrten eventuell sehen können und nicht so einen Schmarrn gegenüber Delfinarien. Außerdem kann man weder Delfinarien noch Delfine über einen Kamm scheren. Es gibt über 30 Delfin-Arten, in Delfinarien werden aber fast ausschließlich küstennah lebende Große Tümmler gehalten. Die tauchen keine 500 m tief und die leben auch nicht  in „big families“. Das weiß Firmm ganz sicher auch und trotzdem verbreiten sie einen derartigen Unsinn! Warum?

Liegt es daran, dass das Projekt „Firmm-eigenes Delfinarium“ in Marokko geplatzt ist und jetzt wird einfach „ausgeteilt“ so frei nach dem Motto: „Wenn wir kein Delfinarium besitzen dürfen, sollen andere auch keines haben“? Wie komme ich zu solchen Gedanken? Nun, ursprünglich hatte Firmm Geld gesammelt, weil es vorhatte, in Marokko ein sogenanntes „Sanctuary“ zu bauen, in dem Delfine aus Gefangenschaft „in Obhut genommen werden sollten“.

Was soll das? Delfinariums-Delfine (und ich spreche hier insbesondere von den Delfinen im Tiergarten Nürnberg und im Zoo Duisburg) sind bereits in bestmöglicher Obhut. Was sollte da eine „Sanctuary“, die lediglich die Vision einer ehemaligen Schweizer Modedesignerin ist, besser können? Ich bin weiß Gott froh, dass nur das Projekt „gestorben“ ist, so können wenigstens keine Delfine sterben, denen Firmm (mit den beschönigenden Worten „in Obhut nehmen“ das echte Tun vertuschend) ihre Familie, ihren Frieden, ihren gewohnten Lebensraum sowie ihre 24-Stunden-Rundum-Versorgung rauben wollte, um sie dann in eine Meeresbucht zu sperren. Bereits die Frage nach der medizinischen Versorgung der Tier im Meer bleibt unbeantwortet, um mal nur einen Aspekt zu nennen?

Was ich Firmm positiv anrechne ist, dass sie anboten, die nicht verwendeten Spendengelder wieder zurück zu zahlen (viel waren´s ja nicht, 5% waren gezahlt, 19.500 € fehlten noch). Die andere Seite der Medaille aber ist diese unglaubliche Hetze gegen Delfinarien. „Don’t buy a ticket!“ Dieser Aufforderung bin ich bei Firmm nachgekommen und habe einen anderen Anbieter gewählt.

Ein weiterer Grund  für meine Ablehnung von Firmm ist, dass eine Mitarbeiterin von Firmm  – vor zahlenden Kinden! – vor der Ausfahrt in Tarifa noch größeren Unsinn verzapft! Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Hier ein paar Aussagen aus der „Informations-Veranstaltung“ der Mitarbeiterin, zu sehen in einem neueren in Facebook eingestellten Film.

  • „Was meinen Sie, wie viele Delfine müssen gefangen werden, wie viele freilebende Delfine müssen gefangen werden, um 5 Delfine in einem Delfinarium zu halten? Mindestens 100, weil 97 % der Tiere sterben.“
  • „Zwei, drei Delfinarien weltweit benutzen Seewasser alle andern eben Leitungswasser mit reichlich Chlor drin.“
  • „Die meisten Tiere werden schwer krank in den ersten Tagen in Delfinarien mit Antibiotika vollgestopft.“

Ist die Mitarbeiterin zu solchen Falschaussagen von der Stiftung Firmm angestiftet (dann müsste die Stiftungsbezeichnung aber um 2 Buchstaben ergänzt werden) oder erzählt sie solchen Unsinn von sich aus? Das ist mir letztendlich aber egal. Firmm ist der Vertragspartner der Kunden und ich denke nicht, dass Kunden nach Strich und Faden belogen werden wollen. Mich jedenfalls kann Firmm mit einem derartigen Auftreten nicht als Kunden gewinnen und ich hoffe sehr, dass viele andere Tarifa-Besucher, die vorhaben, dort eine Whalewatching-Tour zu machen, dies genauso sehen und auf andere Anbieter ausweichen. (Siehe dazu auch Petra Perrys Beurteilung von Firmm.)

Sturm


Jetzt habe ich mich so über Firmm geärgert, dass ich erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen muss. Wo geht das besser als draußen auf dem Damm, der zur Isla de las Palomas führt, jenem Damm „zwischen Meer und Ozean“ – links das Mittelmeer, rechts der Atlantik. Von Osten, also vom Mittelmeer her, weht ein warmer, steifer Wind, der Levante. Durch die Sierra Nevada im Norden und das Atlasgebirge im Süden wird der Levante regelrecht kanalisiert, durch die Straße von Gibraltar gepresst und entsprechend beschleunigt. Da wird die das Hirn so richtig frei gepustet.

Aber nicht nur, dass der Wind dich fast weg bläst, es ist auch noch so, dass du von der Gischt mächtig nass gemacht und von aufgewirbelten Sand sandgestrahlt wirst. Ich habe das Gefühl, auf der linken Seite auszusehen wie ein Wiener Schnitzel. Leider kann ich davon kein Foto machen, denn für ein Selfie taugt das 24-105 nicht und die Kamera bei dem Wind auf einen Pfosten oder einen Stein legen für ne Aufnahme mit Selbstauslöser, das wäre Kamera-Mord. Da könnte ich die Kamera auch gleich im Meer versenken. Also kein Foto von mir Sturm.

Kite-Surfer


Dachte ich eben noch „Bei dem Wetter ist doch keiner unterwegs“, muss ich sagen, ich habe mich wohl geirrt. Kaum zu sehen, aber doch da, wirft auf der Mittelmeer-Seite ein Petrijünger furchtlos seine Angel aus, wohl in der Hoffnung, dass irgendwann ein fetter Brocken an der Leine hängt. Ein Brocken ganz anderer Art, auch ein Leinen hängend, ist auf der Atlantik-Seite ein – aus meiner Sicht – nahezu schon selbstmörderischer Kite-Surfer.

Als er zum Big Air Jump ansetzte und im Himmel nur noch mit dem 400er-Tele zu sehen war, dachte ich, so, das war´s dann, aber irgendwann kam er wieder, setze aufs Wasser auf, segelte vom Ostwind getrieben, eine mächtige Welle hinter sich herziehend nach Süden. Scheint wirklich ein Profi zu sein. Also für mich wäre das nichts.

So, dem Sportler lange genug zugesehen. ich geh zurück Richtung Stadt, weil ich langsam Hunger hab und einen Parkplatz für Mittwoch muss ich ja auch noch suchen.

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