Montag, 15.8.2016
Zum Whale-Watching nach Tarifa
Der Samstagabend in Jerez de la Frontera, dann gestern Ronda, Sevilla und abends auch noch das Pferderennen in San Lúcar de Barrameda, das waren alles ganz herausragende und ganz tolle Erlebnisse, der Hauptgrund aber, weswegen ich überhaupt in Andalusien und an der Straße von Gibraltar bin, das sind „Meeresakrobaten“ – in zweierlei Hinsicht.
Zum einen hat mich die Betreiberin der wohl größten deutschsprachigen Wal- und Delfinseite „Meeresakrobaten“ (gleichzeitig – und das freut mich besonders – seit fast ¼ Jahrhundert meine Ehefrau) gebeten, ob ich für die Foto-Galerie ihrer Seite nicht Fotos der in der Straße von Gibraltar lebenden „Meeresakrobaten“ mitbringen könnte. Den Wunsch erfülle ich natürlich gerne und die Chancen dafür stehen gut. Immerhin 7 Arten soll es geben, kann man auf S. 285 des Abstracts der im März 2016 abgehaltenen „30 th Annual Conference of the European Cetacean Society in Funchal / Madeira“ nachlesen:
Meeressäuger – Diese Arten kommen in der Straße von Gibraltar vor
Delfine | Wale | |
Meeressäuger – Diese Arten habe ich schon selbst fotografiert
Fünf der in der Straße von Gibralter vorkommenden Wal- und Delfinarten hab ich schon selbst vor der Linse gehabt. Einen Pottwal mal in weiter Ferne, aber einen frei lebenden Orca noch nie. Das wäre ein Traum!
Gemeine Delfine | Streifendelfine | Große Tümmler |
Pilotwale | Finnwale |
Orcas leben jedoch nicht immer hier, sondern nur in den Sommermonaten, dann nämlich, wenn der Rote Thun – ein Leckerbissen für Orcas – vom Mittelmeer her Richtung Atlantik zieht. Das erklärt auch, warum ich in der größtmöglichen Hitze, die Spanien überhaupt zu bieten hat, nämlich im August (!) hierher fahre. Ich will eigene Bilder von Orcas!
Orca-Tour schon Wochen im Voraus gebucht
Um meinem Ziel nahe zu kommen, habe ich mir schon vor Wochen – von zu Hause aus – bei Turmares in Tarifa eine Orca-Tour gebucht. Natürlich konnte man mir damals noch nicht verbindlich sagen, ob die Ausfahrt überhaupt stattfinden kann. Das hängt immer auch vom Wetter ab und manchmal macht das Wetter einem leider einen Strich durch die Rechnung. Deshalb sollte ich gestern auch anrufen, aber das hat ja leider nicht geklappt. Vielleicht war in Sevilla ja nicht nur ich, sondern auch mein Handy überhitzt. Aus diesem fahre ich heute erst mal nach Tarifa und checke vor Ort, was Sache ist. Um kurz nach 7:00 Uhr, ich habe eben mal wieder als einziger im Frühstückraum gesessen (wer steht an Maria Himmelfahrt auch schon so früh auf?) geht’s los. Auf dem Weg nach Tarifa will ich aber noch kurz an die Bahia de la Plata fahren, weil man von dort angeblich den Leuchtturm Faro de Camarinal sehen und und vielleicht auch fotografieren können soll.
Advertencia de viento
20 Minuten bin ich jetzt unterwegs und es sieht gar nicht gut aus. Obwohl ich beim Fahren selbst nichts merke (der Wagen liegt wie ein Brett auf der Straße), steht alle paar hundert Meter auf Leuchtanzeigen auffällig grell über der Autobahn „Advertencia de viento” (Warnung vor Wind). Das ist mir aber so was von egal, ich muss jetzt nach Tarifa und ich muss mit Turmares reden. Falls das heute nichts wird mit der Ausfahrt, bleiben mir immer noch 4 ½ Tage.
Sackgasse
Aber vorher, wie gesagt, ist Bahia de la Plata angesagt. Es ist jetzt 8:20 Uhr. Ich fahr jetzt irgendwo am Strand entlang. Bis zum geplanten Fotografier-Punkt für den Leuchtturm „Faro de Camarinal“ sind‘s noch 20 Minuten. Es stürmt inzwischen extrem. Langsam beschleicht mich ein echt blödes Gefühl. Jetzt um 8:25 Uhr habe ich irgendwie den Eindruck, dass das heute ein „Scheiß-Tag“ wird, ein Tag, den man wohl besser streichen sollte. Ich bin zwar nicht pessimistisch, aber es sieht wirklich nicht gut aus für meine allererste Orca-Tour.
Es geht ja schon los: In Zahara de los Atunes habe ich mich in ein totales Chaos reingefahren. Die Straßen hier sind so eng und steil, dass ich aus dem Labyrinth fast nicht mehr rauskomme – und dann noch die blöde Stimme des Navis „Wenn möglich, bitte wenden“. Ich bin jetzt in der Calle Atlantera und ziemlich verzweifelt, aber das Foto von dem Leuchtturm muss jetzt sein. Aber wenn ich mir das aber so betrachte, muss ich mich wirklich fragen, ob sich dafür der ganze Stress gelohnt hat? Und die Antwort ist eindeutig: NEIN!
Ich muss jetzt irgendwie umdrehen! Nur wie? Nur wo? Nach endlosen Kurvereien, teils 100 m im Rückwärtsgang durch Straßen, die kaum breiter sind als der Wagen selbst, kann ich mich endlich befreien.
Weiterfahrt nach Tarifa
Endlich habe ich wieder ein bisschen Luft. 8:45 Uhr. Nach Tarifa ist es jetzt noch mal ne Stunde. Und was, wenn die jetzt um 9:00 Uhr ausfahren? Das wär dann natürlich richtig kacke.
9:15 Uhr. Ich fahre durch ein Meer von Windrädern. Der Wind ist inzwischen so heftig, dass das Auto, das vorher noch wie ein Brett auf der Straße lag, selbst bei langsamer Fahrt kaum noch in der Spur zu halten ist. Aber dann sehe ich ihn endlich, den Osborne-Stier. Ohne den wäre eine Andalusien-Fahrt doch sicher nicht komplett. Nebenbei muss ich zugeben, dass ich da auch irgendwie inkonsequent bin. Den Osborne-Stier erwähne ich und über den Sherry verliere ich kein Wort, dabei weiß jeder, dass Jerez de la Frontera die Heimat des Sherry ist, aber wenn man mit einem Leihwagen unterwegs ist, möchte ich daran noch nicht mal denken. Außerdem schmeckt mir Sherry nicht und der Osborne-Stier ist ja kein Getränk, sondern „nur“ ein Werbeschild dafür.
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